|
Kein Cover verfügbar |
Seit 1961 rumorte es in den afrikanischen Kolonien Portugals. Die Aufständischen konnten immer mehr Land zurückerobern. Die Kolonialmacht antwortete mit erbittertem Krieg, der sowohl menschlich als auch materiell unglaubliche Opfer forderte. In den letzten Jahren waren 80% der portugiesischen Soldaten in Afrika stationiert und der Krieg verschlang unbeschreibliche 60% des Wirtschaftsaufkommens. Zum Vergleich: Deutschland bemüht sich seit Jahren, die Verteidigungsausgaben auf 2% zu heben. Von Österreich reden wir an dieser Stelle lieber gar nicht.
60% sind für jedes Land Irrsinn. Aber für das verarmte und rückständige Portugal umso mehr. Diese Armut kam hauptsächlich daher, dass die Salazar- (und später Caetano-) -Diktatur ihre Bewohner bewusst von Bildung fern hielt und damit jeglichen Fortschritt und Innovation unmöglich machte. Gewünscht waren ungebildete, willfährige Untertanen. Falls das mit dem "willfährig" nicht so klappen sollte, gab es wie in jeder Diktatur noch Gefängnis und Folter. Einschränkung der Pressefreiheit war ebenfalls hilfreich.
Es war aber letztlich das Militär selbst, das 1974 diese Diktatur stürzte. Die menschliche und finanzielle Last war eben unerträglich und der Krieg in Afrika trotzdem nicht zu gewinnen.
In der Nacht des 25. April 1974 ertönte im Radio das Lied, das als Startsignal für die Revolution vereinbart war. Militär und Volk standen gleichermaßen dahinter, sodass dieser Umsturz praktisch unblutig (mit ganz wenigen Ausnahmen) über die Bühne ging. Er sollte später als Nelkenrevolution in die Geschichtsbücher eingehen.
|
Wir waren im Juni 2014 in Lissabon. 40 Jahre nach der Nelkenrevolution war die Stadt voll mit Wandmalereien ... |
Die Übergangsregierung begann sofort, das zentrale Versprechen umzusetzen: Einstellung des Krieges in Afrika und Entlassung von Mosambik und Angola in die Unabhängigkeit.
Für die portugiesischen Kolonialisten war das das Signal, in das "Mutterland" zurückzukehren – und das taten sie auch. Und so setzten sich innerhalb weniger Monate 500.000 Menschen in Bewegung, um auf ein völlig verarmtes Portugal mit 11 Millionen Einwohnern zu treffen.
Dulce Maria Cardoso (*1964), die Autorin dieses Buches, war selbst eine dieser Rückkehrerinnen. Ihre Eindrücke von damals hat sie hier verarbeitet; Eindrücke, die sie sowohl von Angola als auch nach ihrer Ankunft in Portugal mitgenommen hat.
Das ist ihr ganz ausgezeichnet gelungen! Ein sehr bewegendes und aufwühlendes Stück Zeitgeschichte, das da heraus gekommen ist!