Teil 3 führt uns zunächst kurz nach Pozzuoli und zum Vulkankegel Solfatara.
Der Großteil ist aber den beiden Inseln Procida und Capri gewidmet.
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Procida |
Mittwoch, 4. Mai
Solfatara in Pozzuoli
Neapel liegt am Rand der Phlegräischen Felder (campi flegrei / brennende Felder). Gemeint sind nicht abgeerntete Getreidefelder, bei denen jemand das Stroh angezündet hat, sondern ein Gebiet, das sozusagen von innen, von unten brennt. Dieses Gebiet gilt als einer der Supervulkane, derer es nur ein paar wenige weltweit gibt; recht bekannt sind etwa der Yellowstone in den USA oder der Taupo auf der Nordinsel Neuseelands. Solche Supervulkane haben in der Vergangenheit schon gigantische Ausbrüche hervorgebracht, wobei sie nicht Vulkankegel wie der Vesuv hinterlassen, sondern großflächige, mehr oder weniger ringförmige Trichter (Calderen). Innerhalb des Rings bewegt man sich dabei auf einem relativ dünnen Deckel, der diesen Trichter verschließt; ziemlich unmittelbar darunter befindet sich die riesige Magmakammer – ein echter Tanz auf dem Vulkan also. Auf diesem Deckel können sich dann kleinere Vulkankegel bilden; und einer von diesen in den Phlegräischen Feldern ist die Solfatara in Pozzuoli.
Genug der Theorie. Dort wollte ich jedenfalls unbedingt hin. Die Anreise erfolgte mit der U-Bahn-Linie L2, die wieder vom Bahnhof Garibaldi in Neapel abfährt (in der artecard inkludiert). Nicht wundern! Wenn man am Bahnsteig der L2 steht, ist von einer U-Bahn, wie man sie erwarten würde, weit und breit nichts zu sehen! Es handelt sich vielmehr um eine ganz normale Vororte-Bahn, die man aus uns nicht erfindlichen Gründen als U-Bahn deklariert hat!
Ich hatte im Vorfeld schon einmal irgendwo aufgeschnappt, dass der Zugang zur Solfatara wegen eines Unfalls nicht möglich ist. Aber die Website spricht immer noch von Öffnungszeiten und was es dort nicht alles zu sehen gäbe.
Ich hätte genauer lesen sollen.
Als wir nach 20 Minuten Fußmarsch beinahe am Ziel waren, sprach uns ein Kellner, der gerade auf der Terrasse eines Lokals stand, direkt an: "Solfatara? Sorry, it's closed".
Er hatte leider recht. Ich ging dann noch ein wenig die Straße hinauf, die entlang des Absperrzaunes läuft und hab ein paar Fotos aus der Ferne aufgenommen.
Hinterher nahm ich mir noch einmal den Artikel in der Wikipedia vor. Da steht es eh klipp und klar! 2017 fiel ein Kind in den heißen Schlamm und kam dabei ums Leben. Die Eltern wollten natürlich rettend eingreifen, fielen diesem Schlammloch aber ebenfalls zum Opfer. Drei Tote waren einfach drei Tote zuviel. Seither ist das Areal gesperrt.
Auf der Webseite der Solfatara wird der Unfall in einem Satz erwähnt, sie tut aber im Übrigen so, als wäre alles so wie zuvor. Im Grunde genommen eine Frechheit. Ich hoffe, die Seite wird irgendwann einmal richtiggestellt. Sollte das wirklich einmal passieren, hab ich den Zustand vom Juni 2022 jedenfalls abgespeichert.
Es nützte aber alles nix, der Zugang blieb versperrt. Also fuhren wir – ein wenig enttäuscht – wieder nach Neapel zurück, bestiegen die nächste Fähre und fuhren zur Insel Procida.
Procida
Diese kleine Insel zwischen dem Festland und der Nachbarinsel Ischia, hat nicht allzuviele Sehenswürdigkeiten zu bieten; was sie aber hat, ist aber schon eine Wucht. Vor allem das Häuser-Ensemble selbst und die Aussicht darauf!
Procida ist 2022 die Kulturhauptstadt Italiens (nicht Europas); damit verbunden sind große Geldflüsse, die hauptsächlich in die Renovierung der Häuser fließt. Wir werden noch sehen, dass Procida dieses Geld dringend brauchen kann!
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Kulturhauptstadt Italiens 2022 |
Vom Hafen haben wir uns Richtung Festung gehalten und sind zunächst einmal bei einer historischen Häusergruppe aus dem 16. Jhdt. namens Casale Vascello vorbeigekommen. Hier sieht man, dass einige Häuser bereits renoviert wurden, einige aber noch auf ihre warten.
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Hier wurde bereits renoviert |
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Hier wird gerade renoviert |
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Hier wartet man noch ... |
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... auf die Renovierung |
Vom Platz vor der Kirche Santa Maria hat man schon einmal einen schönen Ausblick nach unten. Aber wirklich fantastisch wird es, wenn man noch bis zum Aussichtspunkt geht, der noch vor dem Eingang zur Festung liegt. Der Blick von hier auf den Stadtteil Corricella ist einfach atemberaubend!
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Santa Maria |
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Aussichtspunkt vor der Festung |
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Corricella |
Die Festung war zuletzt ein Gefängnis, danach ließ man sie aber weitgehend verfallen. Heute bietet sie einen ziemlich traurigen Anblick.
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Auf dem Platz vor der Festung wurden alte Umzugswagen abgestellt, ... |
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... die hier zerlegt ... |
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... und verbrannt wurden. Die giftigen Dämpfe wurden selbstverständlich fachgerecht gefiltert und entsorgt. Nein, war nur Spaß! |
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Die hier warten noch auf ihre Entsorgung. |
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Eingang in den Festungsbereich |
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Der Wachturm zeugt noch von der Vergangenheit als Gefängnis |
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Wirklich verfallen ist nur der eigentliche Festungsteil |
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Innerhalb der Mauern gibt es aber auch schön hergerichtete Bereiche |
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Die Kirche San Michele ist derzeit leider wegen Renovierung geschlossen. Der Eingang zwischen den Häusern ist aber völlig unscheinbar und nur schwer zu finden. |
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Twizy als Einsatzfahrzeug |
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In diesen engen Gassen sicher ideal |
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Der hier tut sich da schon schwerer. Aber es ging sich aus! |
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Originelle Sitzgelegenheit bei der Fähr-Kassa |
Donnerstag, 5. Mai
Wieder eine Insel, diesmal aber im Süden, am anderen Ende des Golfs – Capri. Ich nehme es gleich einmal vorweg: Von den drei Inseln, die wir besuchten (Ischia, Prodica und Capri) war die vielbesungene Capri sicherlich die interessanteste und schönste!
Capri hat in seiner Mitte einen markanten Sprung in der Höhe. Der Ort Capri liegt zwar gegenüber dem Hafen auch schon so erhöht, dass eine Standseilbahn dorthin führt. Aber dann gibt es eben diese markante Stufe, die man schon von Weitem sieht, und so liegt der Ort Anacapri eben 130 m höher als Capri.
Anacapri und Monte Solaro
Wir nahmen unten am Hafen gleich einmal den Bus und fuhren nach Anacapri hinauf. Diese Fahrt ist an sich schon ein Erlebnis: Die Straße ist so eng, dass nur kleine, schmale Busse bzw. PKWs dort fahren können. LKWs auf dieser Strecke sind völlig undenkbar; für Lasten gibt es ebenfalls spezialisierte, schmale Fahrzeuge. Und trotzdem kommt der Verkehr immer wieder ins Stocken, weil es eben an engen Stellen oder in Kurven zu kleineren Blockaden kommt.
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Gleich am Hafen bieten viele Cabrio-Taxis ihre Dienste an |
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Das ideale Fahrzeug für die engen Straßen und Gassen |
Oben angekommen, war es uns aber immer noch nicht hoch genug! Anacapri musste noch ein wenig warten, zuerst fuhren wir noch mit dem Einer-Sessellift nach wirklich ganz oben, zum höchsten Punkt der Insel, dem Monte Solaro (Empfehlung: Wieder den Google Übersetzer die Arbeit machen lassen).
Wir waren von der Fahrt mit diesem Sessellift begeistert! Wirklich tolle Sicht von oben auf diese wirklich sehr schöne Insel! Allen, die Anacapri besuchen, würden wir diese Fahrt, und natürlich den Monte Solaro selbst, dringend ans Herz legen!
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Ja, ist noch ein Einser-Sessellift! |
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Wieviele Handys werden wohl schon in den Gärten darunter liegen? |
Oben gibt es ein paar Aussichtspunkte, die praktisch in jede Richtung den Blick freigeben. Man überblickt den gesamten Golf von Ischia über Neapel und den Vesuv bis nach Sorrent. Auf der anderen Seite der Milchberge sieht man an klaren Tagen bis Salerno!
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Eine der Aussichtsterrassen auf dem Monte Solaro
| Im Hintergrund erkennt man Sorrent |
| vlnr: Aussichtsterrasse, Sorrent, Tiberius-Statue |
| Tiberius |
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Wieder in Anacapri angekommen, schlendert wir durch den Ort, wobei wir letztlich die Kirche San Michele anpeilten.
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Das Rote Haus |
In San Michele gibt es ein ganz außerordentliches Kunstwerk zu bestaunen. Der gesamte Boden der Kirche ist ein einziges Bild von der Vertreibung aus dem Paradies, ausgeführt als Majolika, also aus Fliesen. Jede Fliese ist ein Einzelstück, denn es stellt nur einen kleinen Teil des Gesamtbildes dar. Majolika erinnert sehr stark an die Azulejos aus Spanien und Portugal, allerdings ist der farbliche Grundton hier nicht blau, sondern gelb.
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San Michele |
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Über eine Wendeltreppe kommt man in das Obergeschoß, ...
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... von dem aus man einen besseren Überblick über den Boden bekommt. Den Boden darf man nicht betreten, man kann aber auf einem schmalen Holzsteg um das Bild herumgehen. |
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In diesem Paradies gibt es witzige Löwen mit Menschengesichtern |
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oder ein Einhorn |
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Der Elefant ist auch nicht schlecht |
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Im Baum der Erkenntnis wartet schon die Schlange |
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Zu spät. Wer vom Baum der Erkenntnis nascht, wird aus dem Paradies vertrieben. |
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Selbstverständlich gibt es auch hier eine Krippe, in der es lustig zugeht! |
Wir haben dann noch kurz die Kirche Santa Sofia gestreift, sind danach aber an unzähligen Lokalen entlang gegangen, bis wir auf die Menschentraube vor dem Eingang der Villa San Michele des Promi-Arztes Axel Munthe gestoßen sind. Wir haben die Villa selbst aus Zeitgründen nicht besichtigt, obwohl sie absolut sehenswert wäre (insbesondere der Garten mit der Aussicht auf Capri), sondern sind den gleichen Weg wieder zurück gegangen und mit dem Bus nach Capri hinunter gefahren.
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Santa Sofia |
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Die Orgel ist hier in den Altar integriert |
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Es gibt keinen Chor, wo sich die Orgel sonst überlicherweise findet |
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Wieder einmal Majolika |
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Sollte auch einmal gesagt sein! |
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Eingang in die Villa San Michele des Arztes Axel Munthe |
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Blick nach oben. Hinter den Säulen befindet sich die Gartenanlage der Villa |
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Eingang zur Villa |
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Und das ist nur der Blick von neben der Villa. Vom Garten aus muss er echt toll sein! |
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Die antike Scala Fenicia verbindet den Hafen mit Anacapri! Die "Bergstation" ist unmittelbar neben der Villa San Michele. 1,7 km lang, 921 Stufen. Derzeit wegen Renovierung leider gesperrt.
Tipp 1: oben verlinkten Wiki-Artikel anklicken; enthält sehr schöne Bilder! Tipp 2: Google Übersetzer arbeiten lassen |
Capri, Arco Naturale, Punta Tragara, Augustusgärten
In Capri hatten wir dann einiges zu Fuß zu gehen, weil wir drei etwas weiter auseinander liegende Sehenswürdigkeiten anstrebten: Den Arco Naturale, einen vom Meerwasser geformten Felsenbogen; den Punta Tragara mit einem sehenswerten Ausblick auf Küste und Meer; und die Augustusgärten.
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Capri |
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Mondschaukel |
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Ein sehr schmaler Weg führt zum Arco Naturale |
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Gigantischer Gummibaum |
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Zitronen überall |
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Der Bogen ist leider von Bäumen verdeckt |
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Nächstes Ziel: Punta Tragara |
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Tolle Ansichten von hier oben |
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Hier sind wir den Augustusgärten schon sehr nahe |
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Der deutsche Industrielle Friedrich Alfred Krupp verbrachte regelmäßig die Wintermonate auf Capri. Er finanzierte den Großteil dieser Straße, die die Augustusgärten mit der Küste verbindet. Nach seinem Tod wurde sie nach ihm Via Krupp benannt. |
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Aussichtsterrasse in den Gärten |
Zuletzt gingen wir von den Augustusgärten wieder zurück ins Zentrum von Capri, nahmen die Standseilbahn und fuhren damit wieder hinunter in den Hafen.
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Die Standseilbahn verbindet die höher gelegene Stadt Capri mit dem Hafen |
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Wie im Flugzeug, ist aber auf der Fähre. Der Monitor zeigt uns die Einfahrt in den Hafen Neapel |
Was wir nicht besuchten
Die Blaue Grotte
Die Anreise, der Umstieg auf kleine Boote und die Wartezeit waren es uns einfach nicht wert. Die Grotte hätte so viel Zeit beansprucht, dass für das übrige Capri zu wenig Platz gewesen wäre.
Villa Jovis
Von dieser Villa des Kaisers Tiberius aus wurde das Römische Imperium regiert!
Allerdings ist sie zu Fuß nur schwer erreichbar, andererseits gibt es aber außer ein paar Grundmauern nichts mehr zu sehen. Also wie bei der Blauen Grotte: Aus Zeitgründen ausgelassen.
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Ein toller Tag auf Capri ging damit zu Ende. Ein Tag, der vor allem die Gier "zu sehen" wirklich voll befriedigte!
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Teil 3 kommt damit zu (s)einem Ende.
Im 4. und letzten Teil erwarten uns noch das unterirdische Neapel sowie die beiden Klosteranlagen Santa Chiara und San Martino; beide mit ganz speziellen Sehenswürdigkeiten!
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