Montag, 17. Juli 2017

Bad Tatzmannsdorf und Oberschützen

Letztes Wochenende verbrachten wir in Bad Tatzmannsdorf. Normalerweise würde ich von einem kurzen Wellnessaufenthalt zwischendurch nicht berichten. Aber auf den beiden Wanderungen in der Umgebung war doch die eine oder andere Besonderheit zu sehen; insbesondere gleich zwei "verlassene Orte" (lost places), die sich die Natur schön langsam wieder zurückholt.




[Update 2020-07-06: Inzwischen waren wir wieder einmal in Bad Tatzmannsdorf. Was sich seither verändert hat, kannst du im neuen Post nachlesen]


Bahnhof Bad Tatzmannsdorf

Auf dieses Gebäude sind wir rein zufällig beim Vorbeigehen gestoßen. Von außen würde man meinen, es handle sich hier eben um den aufgegebenen Bahnhof Bad Tatzmannsdorf. Was ihn aber noch einmal ein ordentliches Stück interessanter macht, ist seine Tafel über dem Eingang. In kyrillischen Buchstaben ist da von einer "Grenzstation" die Rede.

Aufgelassener Bahnhof Bad Tatzmannsdorf

mit russischer Beschriftung.


Wörtliche Übersetzung "Grenzstation Wolochisk" (Stadt in der Ukraine). Sofort beginnt da die Fantasie zu arbeiten. Was könnte da für eine Grenze gemeint sein? Von wann ist die Tafel? Hat das was mit den Besatzungszonen ab 1945 zu tun? Das Burgenland war russisch, die Steiermark britisch besetzt. Bad Tatzmannsdorf liegt jetzt nicht direkt an dieser Grenze, aber allzu weit ist sie nun auch wieder nicht.
Oder hängt es mit der Grenze Österreichs zu Ungarn zusammen? Ungarn gehörte ja später zum Sowjetimperium. Und wie spielt die Ukraine da mit?

Im Internet findet man nicht allzu viel dazu, aber ein paar Eisenbahn-Freaks dürften die richtige Antwort haben: 1987 wurde hier ein Film gedreht, bei dem man eine Grenzstation brauchte; und das, was wir heute noch davon sehen, ist schlicht und einfach Filmkulisse, die nie abgebaut wurde. Der richtige Bahnhof war auf der gegenüber liegenden Seite der Gleise und von dem ist heute nichts mehr zu sehen!








Anschlussdenkmal Oberschützen

Kurz bevor wir nach Oberschützen kamen, fiel uns ein Steingebäude auf, das mitten in den Feldern steht. Aus Zeitgründen konnten und wollten wir nicht dorthin gehen, ich hab daher auch keine eigenen Fotos. Eine kleine Recherche führt recht rasch zum "Anschlussdenkmal Oberschützen", das die Nazis dort kurz nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland errichtet hatten. Angeblich die größte derartige Anlage, die in Österreich noch erhalten ist.

Bahnhof Oberschützen

Bis vor wenigen Jahren war auch der Eisenbahn-Fachmann und -Freak der Familie in Oberschützen tätig. Ein lokaler Verein durfte dort das Gelände nutzen und F. war dort mit Feuer und Flamme dabei, wenn es darum ging, eine alte Dampflokomotive oder den einen oder anderen Wagen wieder in Schuss zu bringen. Uns war schon bewusst, dass er dort nicht mehr tätig ist, aber offenbar sonst auch niemand mehr - und das schon mehrere Jahre lang! Die Gebäude und der eine Wagen, der noch dort steht, verfallen schön langsam und Gras und Büsche brauchen nicht mehr lange, um das ganze Gelände wieder in Besitz zu nehmen!

Die Zeit vergeht also doch schneller als wir glauben. Denn wenn uns wer gefragt hätte, wie lange F. schon nicht mehr bei dem Verein tätig ist, hätten wir vielleicht zwei oder drei Jahre geschätzt. Der Dschungel dort sagt uns aber, dass das schon länger her sein muss...












4 Kommentare:

  1. Wie sich die Natur alles zurück erobert sieht echt toll aus. Wie wärs mit der Bezeichnung "verlassene Orte"?

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    1. Ja, passt besser als "aufgegebene Orte". Hab's entsprechend korrigiert!

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  2. Ja ja der gute alte F., glaub er trauert dieser Zeit noch heute nach ;-). Schöner Bericht, Grüße HaWe

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  3. Sehr schöner Bericht, gefällt F. sicher auch gut :-).
    Grüße HaWe

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