Montag, 7. August 2017

WhatsApp und ich

Jahrelang habe ich mich gewehrt, am Samstag hab ich endlich meinen Widerstand aufgegeben. Nicht gerne, aber doch: ich hab mir WhatsApp auf meinem Smartphone installiert!

Quelle: pixabay
Fast alle meine Bedenken und Vorbehalte sind immer noch vorhanden. Aber seit dem ersten Erscheinen dieser App bzw. der Übernahme durch facebook hat sich doch einiges geändert, was letztlich den Ausschlag für WhatsApp gegeben hat.

Bisher habe ich ausschließlich Hangouts verwendet, das Google bei android standardmäßig mit ausliefert und somit mehr als 80% aller Smartphone-Usern zur Verfügung steht - so hoch ist nämlich der Marktanteil von android.

Ich werde in weiterer Folge also immer wieder einen Vergleich mit Hangouts ziehen.

Architektur

WhatsApp hat einige systembedingte Schwächen und ein paar hausgemachte.

Einerseits ist die Identifizierung per Telefonnummer unheimlich praktisch, weil sie jeder Smartphone-Benutzer hat, auf der anderen Seite ist eine Telefonnummer eben ein Merkmal eines Telefons und nicht eines Messengers. Denn damit bin ich bei der Verwendung schon einmal stark eingeschränkt, weil an das Telefon gebunden. Es gibt zwar inzwischen auch eine Lösung zur Verwendung auf dem Desktop, sie ist aber etwas umständlich. Und um die App auf dem Handy kommt man trotzdem nicht herum - wie denn auch ohne Telefonnummer...

Hangouts ist dafür im Vergleich dazu überall verfügbar, auch auf dem Desktop und auf dem Tablet, dafür braucht man dazu aber einen Google-Account.

Außerdem ist WhatsApp so voreingestellt, dass sämtliche Fotos und Dokumente, die an mich gesendet werden, auf dem Handy gespeichert werden, was den Speicher mehr oder weniger schnell zumüllt. Erst unter
Einstellungen / Datennutzung / Medien Auto-Download
kann man dieses Verhalten abstellen. Sollte man ein Foto dauerhaft speichern wollen, kann man das immer noch auf Anforderung tun.

In Hangouts liegen die Bilder prinzipiell auf dem Server und belegen keinen Speicherplatz auf meinem Gerät, und Google verwendet sie nicht für kommerzielle Zwecke (s. unten).

facebook

2014 hat facebook richtig viel Geld in die Hand genommen und WhatsApp übernommen. Kaufpreis damals 19 Mrd Dollar! Aber sie wussten, was sie taten: das  Wertvolle an WhatsApp ist nicht der Messenger an sich, sondern die Daten, die er liefert. So werden unmittelbar nach Installation sämtliche Kontakte auf den WhatsApp-Server geladen. Eine sinnvolle Verwendung von WhatsApp ist nur möglich, wenn man ihm den Zugriff auf die Kontakte gewährt.

Es war also 2014 vollkommen klar, dass sich hier die zwei größten Datenschleudern, die das Internet kennt, zusammentaten. Damals hat facebook auch hoch und heilig versprochen, dass die Daten selbstverständlich immer bei WhatsApp bleiben und nie-nie-niemals bei facebook landen würden.

Zwei Jahre später war dieses Versprechen vergessen. Heute landen selbstverständlich sämtliche Kontaktdaten (also das gesamte Telefonbuch) bei facebook! Erst so machen die 19 Mrd. Sinn.

Diese Tatsache war immer mein Hauptargument gegen WhatsApp.

Inzwischen hat aber praktisch jeder WhatsApp und mein Name und meine Telefonnummer sind bereits x-fach bei facebook bekannt. Das wiederum hat mich dann letztlich davon überzeugt, dass es eh schon egal ist, ob ich jetzt dabei bin oder nicht. Da kann ich gleich auch selbst mitmachen.

AGBs

Die Allgemeinen Geschäftsbedingungen von WhatsApp/facebook sagen, dass sie jedes Foto kommerziell verwenden dürfen! Man tritt also seine Rechte an den eigenen Bildern an diese beiden Unternehmen ab.

Das ist an sich schon starker Tobak. In Deutschland und Österreich ist das nicht soo schlimm, weil hier die sogenannte Panoramafreiheit gilt. Aber in vielen Ländern der Welt (selbst in der EU, zB. Frankreich, Italien oder Griechenland) gilt sie nicht. Vereinfacht bedeutet das, dass bei uns jeder Außenaufnahmen von Gebäuden und sonstigen Objekten machen darf, ohne sich um Urheberrechte von Architekten oder Künstlern kümmern zu müssen. Aber die nächtliche Beleuchtung des Eiffelturms ist etwa urheberrechtlich geschützt. Wenn ich also ein selbstgeschossenes Bild vom nächtlichen Eiffelturm per WhatsApp versende, verletze ich bereits das Urheberrecht, weil facebook dieses Foto kommerziell verwenden darf! Sollten sie das tatsächlich irgendwann tun, könnten die Rechteinhaber der Beleuchtung bei mir anklopfen und mir die Hölle heiß machen! Ich persönlich werde also sehr sparsam mit dem Bilder-Verschicken per WhatsApp umgehen und in solchen Fällen bei Hangouts bzw. bei meinem Blog bleiben.

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Meine Vorbehalte zu WhatsApp sind also weitgehend geblieben. Neben den genannten Problemen gibt es noch eine ganze Reihe anderer, nachzulesen etwa in der Wikipedia. Nur meine Paranoia mit den Kontaktdaten bei facebook hat sich aufgelöst.

Den Ausschlag für WhatsApp hat dann nur seine Verbreitung gegeben, sowie die Tatsache, dass es auch auf anderen Plattformen (iPhone etc.) verfügbar ist. Die Verbreitung bzw. die Nicht-Verbreitung von anderen Messengern (Telegram, Signal etc.) spricht dann ebenfalls gegen diese, sodass eigentlich nur WhatsApp übrig bleibt. Conversations wäre zwar die sauberste Messenger-Lösung, aber die ist wirklich nur was für Freaks.

Ich bin jetzt also erst Mal dabei; die Zukunft wird zeigen, wie sich die Dinge entwickeln und ob ich auch längerfristig dabei bleibe.

2 Kommentare:

  1. Hangouts kann man auch am iPhone installieren. Und einen Google Account haben schließlich auch fast alle iPhone Benutzer. Ich kenne 3 Leute, die das gemacht haben.
    KTH

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  2. ... und weil immer mehr Leute bei WhatsApp sind, machen immer mehr Leute dabei mit. Schade!

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