Freitag, 19. Juni 2015

Küchen/Möbel. Design und Geschichte im Hofmobiliendepot

Im Wiener Hofmobiliendepot läuft derzeit eine Sonderausstellung zum Thema Küche / Kochen: von der Feuerstelle bis zur Hightech-Küche.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 26. Juli, wir waren aber heute schon dort.



Die Schau beginnt bei den Mühen des Feuermachens in der Steinzeit, geht weiter zu den Wohn- und Rauchküchen, bis endlich zu den sogenannten Sparherden. Diese Herde hatten kein offenes Feuer mehr, es war also im Raum nicht mehr verraucht und verrußt; und die größte Errungenschaft dieser Herde war eben ihr sparsamer Umgang mit Holz und Kohle. Die weiteren Fortschritte waren dann Gas- und noch später die Elektroherde.

Weiters werden einige Puppenküchen gezeigt, die mitunter ziemlich groß und detailliert ausgeführt sind.

Ein ganz großer Schwerpunkt liegt aber in der Entwicklung der Möblierung der Küchen im Laufe der Zeit. So sieht man große Werktische aus der Hofküche, an denen gleich mehrere Köche arbeiten konnten. "Köche" ist hier richtig verwendet, es waren fast ausschließlich Männer am Werk. Ganz anders im privaten Bereich: da war die Küche wiederum fast ausschließlich Frauensache.

Hofküche ist das eine, aber private Küche ist was ganz anderes. Mit der zunehmenden Verstädterung und den damit verbundenen engeren räumlichen Verhältnissen mussten nach den Herden auch die Möbel kleiner werden - einerseits. Andererseits musste man aber doch alles unterbringen, was eine Küche so braucht - bis hin zum Besenkasten und Bügelladen. Einige Tischlereien haben sich auf Küchenmöbel spezialisiert, die diese Anforderungen erfüllen sollten, der richtige Durchbruch kam aber erst mit dem Bauhaus in Weimar und Dessau.

Dort hat man sich nach dem ersten Weltkrieg erstmals wissenschaftlich mit dem Arbeitsplatz Küche beschäftigt. Herausgekommen sind dann etwa verbessertes Layout mit optimierten Arbeitswegen und die Modularisierung und Standardisierung der Küchenmöbel.

Den letzten großen Schritt zur Moderne machte dann aber die junge Architektin Margarethe Schütte-Lihotzky mit ihrer berühmten blauen Frankfurter Küche. Sie hat nicht nur die Küche an sich betrachtet, sondern das gesamte Umfeld der Wohnung. So muss zum Beispiel die Küche nicht mehr so groß sein wie früher, weil in ihr wirklich nur noch gearbeitet, nicht aber gewohnt wird. Gewohnt wird jetzt in einem Wohnzimmer. Möglich wurde das, weil es nicht mehr nur einen geheizten Raum (eben die Küche) gab, sondern weil das ganze Haus bzw. die ganze Wohnung beheizt werden konnte!

Der weitere Weg bis heute ist weitgehend bekannt, an einiges können wir uns ja noch selbst erinnern. So kamen nach dem 2. Weltkrieg die "amerikanischen Küchen" mit den Oberschränken auf; und elektrische Kühlschränke wurden Standard. In der Ausstellung werden auch deren Vorgänger, zwei richtige "Eiskästen", gezeigt: sie haben einen Raum für das Kühlgut und oberhalb einen zweiten, in den  man Eis einfüllt, das dann schön langsam vor sich hin schmilzt. Das Schmelzwasser wird entweder in einer Lade gesammelt oder es gibt einen Ablass-Hahn dafür. Von außen sieht das ganze aus wie ein normales Küchenmöbel aus Holz.

Schade, dass man nicht fotografieren darf: ich hab daher keine selbst geschossenen Bilder. Aber das Museum bietet immerhin einige auf Instragam.

Die Ausstellung kommt nicht ganz an die vom Vorjahr heran ("Böse Dinge"), aber sehenswert ist sie durchaus!

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