In Teil 2 kommen wir endlich zu
Günther Domenig und seinem
Steinhaus.
Er und sein Zwillingsbruder Herbert hatten in
Steindorf am Ossiacher See ein recht großes Grundstück geerbt. 1977 begann Günther, der Architekt, in ersten Zeichnungen Ideen für sein "opus magnum" festzuhalten. Sie begannen mit dem Steg, der vom Ufer ins Wasser führt. Und schon sieben (!) Jahre später sollte dieser Steg fertiggestellt sein. So lange dauerte es, bis alle Bewilligungen beisammen waren.
Im Zuge dieses Steg-Projektes zerstritten sich die Brüder aber und Günther machte allein weiter.
Seine Ideen kreisten um Steine und Hütten aus dem Mölltal, wo er aufgewachsen war. Sein Haus sollte ein Haus aus Steinen und Schluchten sein. Aber nicht einfach aneinander gefügt, sondern dekonstruktivistisch, die einzelnen Teile des Hauses sollten wie auf einer
Explosionszeichnung zu erkennen sein.
Da aber Steine und Gebäudeteile nicht wirklich im freien Raum schweben können, besteht die besondere Kunst darin, es zumindest so aussehen zu lassen.
1986 war es endlich soweit: Der Hausbau sollte beginnen und ganze 22 Jahre lang dauern; 2008 wurde das Haus fertig gestellt. Es wurde in eine Stiftung eingebracht, die es auch heute noch betreibt. Kurz nach dem Tod Günther Domenigs wurde das Haus unter Denkmalschutz gestellt. Außerdem ist es in der Liste der "
iconic houses" enthalten, und ist somit eines der 150 dort verzeichneten Häuser des 20. Jhdts., die einen ganz speziellen Charakter aufweisen.
Die 22 Jahre waren aber natürlich nicht nur reine Bauzeit. Die meiste Zeit verging wohl mit der Einholung der entsprechenden Bewilligungen, denn alltäglich ist an diesem Haus gar nichts.
Das Ergebnis kann sich jedenfalls sehen lassen! Und es soll auch gesehen werden. Ich empfehle einen Besuch des Steinhauses jedem, der ein wenig an Architektur interessiert ist!
Die Hand spielt in Günther Domenigs Leben eine besondere Rolle. Bei einer Sportveranstaltung verletzte er sich die rechte Hand nämlich schwer, was für einen Architekten, der ständig an Zeichnungen arbeitet, natürlich ein traumatisches Erlebnis war. Der
Steg stellt daher auch eine Hand dar, die vom Ufer ins Wasser reicht.
Der Bau des eigentlichen Hauses begann 1986. Die Großbaustelle und das, was da entstand, zerrte ziemlich an den Nerven der Gemeinde und der Nachbarn. Als erste Teile erkennbar waren, ging es so weit, dass aus den Werbebroschüren der Gemeinde bzw. des benachbarten Campingplatzes das Haus
raus retuschiert und durch Bäume ersetzt wurde. Aus heutiger Sicht ein Eingriff, der an Engstirnigkeit und Borniertheit kaum zu überbieten ist. Im damals stark national geprägten Kärnten (
Jörg Haider war damals bereits Parteiobmann der FPÖ) war das Haus offenbar ein unerhörter Affront.
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Steinhaus heraus retuschiert und durch Bäume ersetzt.
screenshot aus diesem Video | |
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Wenn man vom Steg durch den Garten zum Haus geht, fallen vor allem zwei Objekte auf: der
Schwarze Hügel und der
Stein-Iglu.
Unter de Schwarzen Hügel verbergen sich ein Geräteschuppen sowie eine Dusche. Abgedeckt ist der Hügel dann mit schwarzen (dunkelbraunen) Steinen.
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Der Schwarze Hügel. Der Eingang befindet sich links zwischen den Bäumen und der Stützmauer. |
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Der Stein-Iglu hat keine Funktion und ist nur Dekoration. |
Wir sind dann vom Garten zunächst in den Keller gegangen. Kaum betritt man diesen, befindet man sich schon im sog.
Spiralraum, dem Mittelpunkt des Hauses. Von hier zieht sich eine durchsichtige Säule bis nach oben, die etwa 60 cm Durchmesser hat. Diese Säule stellt quasi die Wirbelsäule des Hauses dar und kann mit Wasser geflutet werden. Das Ganze sieht dann aus wie ein durchsichtiger Brunnen. Das Wasser kommt von außen in das Haus und kann per Pumpe in die Säule gebracht werden. Um die Säule sind Stufen gebaut, die wie ein antikes Theater wirken. Dieser Raum ist der kühlste im ganzen Haus, mit jeder Etage, die man weiter nach oben geht, steigt die Temperatur an.
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Auf dem Weg in den Keller. Links kann man bereits ... |
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... dieses Element erkennen, genannt "Finger". Hier ist also das Thema "Hand" noch einmal umgesetzt |
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Hier beginnt der schmale Gang, der zum Keller führt.
Das riesige, braune Stahlblatt ... |
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... schneidet sich wie eine Säge in den Beton |
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Durch diesen schmalen Gang gelangt man zum Spiralraum im Keller |
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Das Regenwasser wird draußen gesammelt und durch das Rohr links ins Innere geleitet. |
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Mittels Pumpe kann dann dieses Wasser in den "durchsichtigen Brunnen" gebracht werden. |
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Stufen und Sitzgelegenheiten wie bei einem antiken Theater |
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Blick von einer oberen Etage in den durchsichtigen Brunnen |
Die beiden Brüder wurden sehr streng erzogen. Dargestellt wird das durch eine stählerne
Peitsche, die von der
Sammelschale ausgeht und nach oben bis zum
Grabmal seines Bruders Herbert reicht. Die Peitsche zeigt nach
Feldkirchen, auf dessen Friedhof das Familiengrab zu finden ist.
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Das Regenwasser wird in dieser Stahlschale gesammelt und nach innen geführt.
Die Peitsche beginnt hier ... |
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... und endet über dem Grabmal von Herbert Domenig.
Begraben sind aber beide nicht hier, sondern in Feldkirchen. |
Durch das Haus ist ein
Keil aus Beton getrieben, der beim
Huckepack-Raum beginnt und in einem spitzen Teil im Garten endet. Das Haus ist im Inneren außerdem zweigeteilt, zwischen den beiden Teilen öffnet sich die
Schlucht.
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Eingangsbereich. Der Keil beginnt mit dem großen Betonblock links oben ... |
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... und zieht sich durch das ganze Haus. Hier ist die verglaste Spitze des Keils gut zu erkennen.
Oberhalb des Keils sind die Schwebenden Steine zu sehen, die die Ateliers beherbergen. |
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Keil mit verglaster Spitze |
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Innenansicht der Keilspitze |
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Die Schlucht |
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Das Sternobjekt schwebt in der Schlucht |
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Dieser Vogel, der an die alte Concorde erinnert, hat keinerlei Funktion. Folgerichtig hat er daher auch den Namen Nix-Nutz-Nix |
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Blick in den Garten |
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Die Schlucht, diesmal von der anderen Seite aufgenommen (Eingang im Hintergrund) |
Wir gingen im Rahmen einer Führung anschließend weiter durchs Haus bis nach oben. Die folgenden Fotos versuchen, das Gewirr von Stufen und Räumen wiederzugeben, allerdings ohne roten Faden.
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Modell des Hauses |
Die Brüder wurden, wie schon erwähnt streng und nationalistisch erzogen. So wurde etwa Günther in die
HJ gesteckt. Dort wurde ihm die sportliche Aktivität empfohlen, mit einer Last auf dem Rücken (Huckepack) die umliegenden Berge im Mölltal rauf und runter zu laufen.
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Der Huckepack-Raum ist eine graue und düstere Schlafstätte. Nur am Kopfende kommt Licht von oben in den Raum. |
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Huckepack-Raum |
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Der Huckepack-Raum ist einer der wenigen, bei denen der Sichtbeton verkleidet ist. |
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Besprechungsraum |
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Es gibt praktisch keine geraden Wände oder rechte Winkel. Daher ist jede Tür eine Sonderanfertigung. |
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Noch einmal der Blick in die Schlucht, Richtung Eingang (links unten). |
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Aufgang zu den Schwebenden Steinen und somit ... |
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zu den Ateliers |
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Die Küche ist auf das Notwendigste beschränkt. Kochstelle, Abwasch.
Der Hausherr hat wohl die meiste Zeit auswärts gegessen. |
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Eingang zu einem weiteren Atelier. |
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Atelier in einem Schwebenden Stein |
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Bett, ohne rechte Winkel |
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Das Bettzeug gibt es nicht bei IKEA, sondern ist Sonderanfertigung. |
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Anschließend das Badezimmer mit einer Nirosta-Badewanne. Komplett dunkel, die Badewanne hat eher etwas von einem Sarg. |
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Blick in den Garten. Rechts ist der Schwarze Hügel zu erkennen. |
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Treppengewirr ... |
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... in der Schlucht |
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Schiebetür, natürlich Sonderanfertigung |
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gebogene Schiebetür |
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Modell im Atelier. |
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Vortragsraum |
Die Fotos bisher zeigten eher Details der Innenräume. Ich möchte zum Schluss noch einige Bilder bringen, die das Haus von außen darstellen.
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Ostseite |
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Platz vor dem Eingang (Norden).
Links der wuchtige Keil, rechts die Schwebenden Steine |
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Skulptur vor dem Eingang |
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Westseite |
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Eingang |
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Nordostseite |
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Südostseite |
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Südostseite |
Weiterführende Links:
Wir waren von dem Haus jedenfalls tief beeindruckt! Trotz der vielen Ebenen und Treppen verliert man aber trotzdem nicht die Orientierung, es ist keine Problem, da auch wieder herauszufinden.
Selbst wenn ich mich wiederhole: Der Besuch des Hauses ist
jedenfalls einen Umweg wert! Großartiger Bau! Und wenn man schon dort ist, sollte man sich auch eine Führung gönnen, man hat dann auf alle Fälle mehr davon, als wenn man nur auf eigene Faust durchgeht! Alles das, was ich hier beschrieben hab, hab ich im Wesentlichen aus der Führung mitgenommen (nebst umfangreichen Recherchen im Internet, natürlich)!
Wieder mal ein toller Beitrag, kann mich dem nur anschließen, sehr beeindruckendes Objekt, obwohl ich eher ein konservativer Typ bin.
AntwortenLöschenLiebe Grüße HaWe