Mittwoch, 29. Juli 2020

Semmering: Bahnwanderweg, Looshaus und Südbahnmuseum. Baden: #dubistkunst

Eigentlich waren für Mitte Juli zwei Vorstellungen bei den Festspielen Reichenau vorgesehen; verbunden mit einem Abendessen in der Loosvilla am Kirchberg (Semmering). Doch Corona hat einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht, und so mussten die Aufführungen leider abgesagt werden.

Wir haben aber trotzdem noch was draus gemacht, nämlich einen Kürzesturlaub am Semmering. Anreise am Donnerstag, kleine Wanderung entlang des Bahnwanderweges, das schon besagte Abendessen im Looshaus sowie Übernachtung dort. Am Freitag Besuch des Südbahnmuseums in Mürzzuschlag und zuletzt noch Besuch der besten Beiträge von #dubistkunst, die derzeit in Baden ausgestellt sind.

Ordentliches Programm für eineinhalb Tage!





Donnerstag, 16. Juli


Wir fuhren mit dem Auto direkt zum Bahnhof Semmering. Dort beginnt der "Bahnwanderweg Semmering", der im Wesentlichen der Trasse der Semmeringbahn folgt. Wer mag, kann also entlang den Gleisen von Semmering bis Gloggnitz wandern.

Gewandert sind letztlich Gundi, Jutta und ich, allerdings nicht bis Gloggnitz sondern nur bis Breitenstein. Fritz setzte uns in Semmering ab, fuhr zu unserem Quartier im Looshaus und schleppte all unser Gepäck nach oben (warum das so erwähnenswert ist, zeigen später dann die Fotos vom Looshaus).

Bahnwanderweg Semmering


Zunächst aber zum Bahnwanderweg. Er geht, wie gesagt, entlang der Trasse, macht aber auch Abstecher zu lohnenswerten Aussichtspunkten. Der Abschnitt Semmering bis Breitenstein enthält fast alle Schlüsselstellen dieser ältesten Gebirgsbahn Europas (Eröffnung 1854), die seit 1998 eine UNESCO-Welterbestätte ist: Fleischmannbrücke (Viadukt über den Adlitzgraben), Viadukt Kalte Rinne, Pollereswand und Krauselklause. Markantester Aussichtspunkt ist der "20-Schilling-Schein-Blick"; von ihm aus sieht man genau das Panorama, das auf der 20-Schilling-Note (vorletzte Serie, 1968-1989) abgebildet war.


Unser Wanderweg, ziemlich genau 9 km lang


Denkmal für Carl Ritter von Ghega, den Erbauer der Semmeringbahn am Bahnhof Semmering

Der Weg geht großteils entlang der Trasse

Die Doppelreiterwarte

Die Weinzettelwand liegt auf dem Weg bereits nach Breitenstein



Panorama, aufgenommen auf der Doppelreiterwarte

Der Aussichtspunkt "20-Schilling-Schein-Blick"

Wenn man durch diesen Rahmen schaut, hat man genau den Blick, der auch auf der 20-Schilling-Note zu sehen war.


Der 20-Schilling-Schein-Blick: links der Viadukt "Kalte Rinne", die markante Pollereswand und der Viadukt "Krauselklause"


Ein weiterer Rahmen für diesen Blick

Die Wandergruppe

Die Fleischmannbrücke überquert den Adlitzgraben

Es stellte sich bald heraus, dass die Fleischmannbrücke zu schwach dimensioniert war. Also baute man seitlich noch Stützen dran und verstärkte die Bögen innen mit einem weiteren Ring.

Bei der Fleischmannbrücke sind auch noch zwei Arbeiterbehausungen zu sehen.


Ein paar steile Meter nach oben hat man einen schönen Blick auf die Fleischmannbrücke.

Dieses Wohnhaus war früher eine Groß-Wäscherei, in der die Wäsche der Semmeringhotels gewaschen wurde.


Der Weg geht nicht immer der Bahntrasse entlang, sondern auch die Hügel rauf und runter. Gutes Schuhwerk ist durchaus angemessen!

Im Gegensatz zum oberen Bild: beinahe eine Autobahn.

Wir nähern uns dem Viadukt Kalte Rinne und der Pollereswand

Kurz vor dem Viadukt gibt es ein kleines Ghega-Museum


Viadukt Kalte Rinne

Infotafel, gestaltet von Christian Ludwig Attersee

Viadukt Krauselklause

Noch so eine Attersee-Tafel, diesmal mit Pollereswand und Krauselklause

Breitenstein in Sicht!


Kurz vor dem Bahnhof Breitenstein holte uns Fritz dann ab und brachte uns zum Looshaus.

Looshaus


Der berühmte österreichische Architekt Adolf Loos baute in den 1930er-Jahren im Ortsteil Kreuzberg am Semmering für die Industriellen-Familie Kuner (damals noch Khuner, Mayonnaise), eine Sommervilla, dort allgemein als das Looshaus bekannt. Nach dem Krieg kam das Haus in den Besitz der Familie Steiner, die es zu einem Hotel und Restaurant umbaute. In zweiter Generation betreiben heute die Geschwister Steiner und Sehn das Haus und haben daraus ein begehrtes Urlaubs- und Ausflugsziel gemacht.

Die Außenwände bestehen aus Holz (Blockbohlen), die Innenwände teilweise ebenfalls aus Holz, teilweise sind sie gemauert. Das Erdgeschoß wird vom zentralen Raum dominiert, der heute das Restaurant darstellt. Eines der Enden ist voll verglast und lässt einen freien Blick nach draußen (Richtung Payerbach) zu. An diesen Raum schließt sich auch noch eine Terrasse an. Im Inneren wird er noch von einer Galerie umfasst, von der aus man auch zu den Zimmern kommt. Sie liegen zum Teil auf dem Niveau der Galerie, zum Teil noch eine Etage höher unter Dach, zu der man über eine recht enge Treppe kommt. Unsere Zimmer waren eben im 2. Stock, und Fritz hat unser gesamtes Zeugs diese Stufen hochgeschleppt! Wir vermuten, dass diese Zimmer einmal von den Dienstboten bewohnt wurden. Sie waren sehr einfach eingerichtet und hatten eine eigene Dusche, die ganz offensichtlich erst nachträglich eingebaut wurde. Es gibt allerdings nur ein WC für die ganze Etage, das sich somit vier Zimmer miteinander teilen. Wenn man's weiß, kann man sich ja darauf einstellen.

Unten der Hauptraum, der heute das Restaurant beherbergt, oben die Galerie.
Am Ende des Raumes eine Glasfront über beide Etagen.

Noch einmal die Galerie

Über diese schmale Treppe kommt man ins Obergeschoß

Fritz hat all unsere Taschen und Koffer da rauf geschleppt, während wir den Bahnwanderweg gegangen sind.

Der Gang ist hier oben ...

... schon ziemlich niedrig

Gangflucht mit Zimmertüren

Und das gemeinsame WC

Unser Zimmer


Die Duschen wurden nachträglich eingebaut

Beim Abendessen


Zuletzt noch ein wenig Food Porn






Das Haus ist absolut sehenswert und aufgrund seiner Lage eine absolute Oase der Ruhe!





Freitag, 17. Juli


Die Wettervorhersage für diesen Freitag war gar nicht gut: Regen den ganzen Tag. Wir waren daher auf der Suche nach einer wasserfesten Sehenswürdigkeit. Ein Tipp brachte uns schließlich nach Mürzzuschlag, wo es ein Museum rund um die Semmering-Bahn gibt.

Südbahnmuseum Mürzzuschlag


Der Bahnhof Mürzzuschlag ist derzeit Großbaustelle. Er wird gerade für den neuen Semmering-Basis-Bahntunnel umgebaut, der ebenfalls gerade in Bau ist. Nach der Fertigstellung werden die Züge kurz vor dem Bahnhof einerseits aus dem Tunnel und andererseits von der alten Bergstrecke herunterkommen, sodass beide Trassen hier aufeinander treffen.

Das Museum besteht aus drei Teilen, wobei ein Teil ein Aussichtsturm ist, der eigens wegen der Baustelle errichtet wurde. Einen weiterer Teil stellt ein alter Lok-Schuppen dar, gleich neben dem Aussichtsturm. Diese beiden Gebäude sind etwas abseits vom eigentlichen Museum; und da das Wetter weitaus besser war als vorhergesagt, beschlossen wir, mit den entlegeneren Teilen zu beginnen – solange es noch trocken war.


Hauptgebäude und Eingang des Südbahn-Museums

Weg zum Aussichtsturm

Der Turm wurde eigens zur Besichtigung der Baustelle errichtet


Das Fernrohr ...

... zeigt im Inneren, wohin der Blick gerade geht.



Das dunkelgraue Tor verschließt den Probestollen, rechts davon wird einmal das Tunnelportal sein.


Erste Ausstellungsstücke gibt es dann in diesem halbrunden Lok-Schuppen.


Laufrad auf einer Schiene

Draisinen ...


... in unterschiedlichsten Bauformen

Streckentelefon

Kranarm ...

... und Kranwagen





Walze zum Rütteln des Unterbaus

Büro




Im Hauptgebäude gibt es dann Exponate rund um die Semmeringbahn an sich: Viadukte, Gerüste, behauene Steine, Waggons aus früherer Zeit, kritische Zeichnungen zum Bahnbetrieb und und und.

Eingangsbereich ...

... des Museums

Der venezianische Markuslöwe steht für die Bahnverbindung Wien-Venedig



Alte Schließfächer



Die Anfänge des Schienentransportes: Dieser Bergwerks-Hunt hatte schon Räder mit "Spurkranz"

Aus solchen behauenen Steinen wurden die Viadukte gebaut. Im Hintergrund ein angedeutetes Lehrgerüst für so einen Viadukt

Behauene Steine und Hebewerkzeug

Schraubenschlüssel zum Festschrauben der Schienen, daneben eine Zange, mit der die Schienen in Position gebracht wurden.

Bremsschuh

Im Keller gibt es etliche Zeichnungen ...

... die ausschließlich auf die Gefahren des Bahnverkehrs hinweisen.


Die Zeichnungen trafen den Zeitgeist von damals. Lokomotiven und Tunnel wurden von der ländlichen Bevölkerung äußerst skeptisch betrachtet. In seinem Buch "Als ich noch der Waldbauernbub war" beschreibt Peter Rosegger diese Skepsis in einer Szene, in der er mit seinem Paten eigentlich nach Maria Schutz gehen wollte, plötzlich aber vor diesem neumodischen Loch steht – und dann kommt auch noch ein Zug daher:
»Kreuz Gottes!«, rief mein Pate. »Da hängen ja ganze Häuser dran!« Und wahrhaftig, wenn wir sonst gedacht hatten, an das Lokomotiv’ wären ein paar kleine Kutschen gespannt, auf denen die Reisenden sitzen konnten, so sahen wir nun einen langen Marktflecken mit vielen Fenstern heranrollen und zu den Fenstern schauten lebendige Menschenköpfe heraus, und schrecklich schnell ging’s und ein solches Brausen war, dass einem der Verstand stillstand. Das bringt kein Herrgott mehr zum Stehen!, fiel’s mir noch ein. Da hub der Pate die beiden Hände empor und rief mit verzweifelter Stimme: »Jessas, Jessas, jetzt fahren sie richtig ins Loch!«
[...]
»Die sind hin!«, sagte mein Pate und meinte die Eisenbahnreisenden. »Die übermütigen Leut’ sind selber ins Grab gesprungen!«

 


Modell eines Schneepfluges, von Pferden oder Ochsen gezogen

Das Innere eines Waggons, hier die Holzklasse

Diverse Koffer und Taschen

Im Salonwagen war's um Einiges gemütlicher als in der Holzklasse ...

... oder in der zweiten Klasse


Modell der Semmeringbahn

Dampflok, festlich geschmückt




Weitere Dampflok ...

... mit Führerstand



Heizloch

Das hintere Ende der Lok mit einer Öffnung zum Tender, auf dem die Kohle geladen war.

Geschwindigkeitsregler

Fahrtrichtung ändern

Weichensymbole als Sitzwürfel

Altes Stellwerk



Baden: DuBistKunst


Zur Zeit der schlimmsten Corona-Lock-Down-Depression rief der ORF sein Publikum auf, Kunstwerke nachzubauen oder nachzustellen (#dubistkunst). Gundi hat da mitgemacht, und ist mit ihrem Beitrag prompt unter die besten 20 gekommen. Diese 20 Neo-Kunstwerke werden derzeit im Rahmen des La Gacilly-Foto-Festivals in Baden ausgestellt. 

genau genommen am Südrand des Doblhoffparks (roter Pfeil), denn die Bilder des Foto-Festivals ziehen sich auf einer Länge von 7 km durch ganz Baden!



Klar, dass wir da auf dem Heimweg einen Abstecher hin machen mussten!

Links das Original "Hahns Abendmahl" von Daniel Spoerri
Rechts die Nachstellung mit Knöpfen von Gundi
Davor Gundi mit den aufgefädelten Knöpfen


Weitere ausgezeichnete Werke (Auswahl):









Dafür, dass es eigentlich den ganzen Tag regnen sollte, hat das Wetter wirklich brav durchgehalten, wir sind nirgends nass geworden!

Damit ging unser Kurzurlaub mit seinem dichten und abwechslungsreichen Programm auch schon wieder zu Ende. Waren zwei wirklich schöne, gemütliche und interessante Urlaubstage!



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