Das Programm der Festspiele Reichenau sprach uns 2025 nicht so großartig an wie in den letzten Jahren. Ausnahme war nur Yasmina Rezas "Der Gott des Gemetzels".
Wir blieben deshalb auch nicht über Nacht in Reichenau, sondern besuchten lediglich die Nachmittagsvorstellung und fuhren am Abend gleich wieder zurück.
Die Fahrt hat sich gelohnt, wir wurden mit einem sehr unterhaltsamen Stück belohnt!
Zunächst brachte uns wieder Angelika Messner das Stück und die Autorin ein bisschen näher, bevor es dann wirklich losging.
Die Ausgangssituation: Zwei Jungs kommen sich beim Spiel im Park in die Wolle, einer greift zu einem Stock und schlägt dem anderen damit einen Zahn aus. Die Eltern des Angreifers kommen zu denen des Angegriffenen, um die Sache zu besprechen und letztlich beizulegen.
Doch es kommt anders.
Der Wortwechsel beginnt höflich und zivilisiert, man merkt aber schnell die Anspannung auf beiden Seiten. Jedes Wort wird auf die Goldwaage gelegt und die Wortwechsel werden mit der Zeit immer gereizter.
Es ist auch nicht hilfreich, dass der Vater des Angreifers ständig von seinem Klienten angerufen wird und alle an dem Gespräch zwangsweise mitlauschen dürfen bzw. müssen. Gut, die Angelegenheit ist wichtig und dringend, aber er geht damit allen ziemlich auf die Nerven.
Auch zwischen den Eheleuten tun sich Widersprüche auf, es kommt dadurch zu ständig wechselnden Allianzen, bis zuletzt jeder gegen jeden kämpft. Der zivilisatorische Lack ist ab, übrig bleibt ein Gemetzel, dessen Gott wieder einmal triumphiert.
Die Inszenierung ist flott und sehr klar, schauspielerisch sind die vier auf der Bühne auf hohem Niveau.
Allerdings fand ich das häufige Gekreische unnotwendig und sehr störend. Stellenweise war der Text dadurch nicht mehr zu verstehen und ich brauchte nach so einer Kreischeinlage immer mehrere Sekunden, bis ich wieder ins Stück zurückfand.
Bewegung auf der Bühne ist ja gut und schön, aber. Das übertriebene Herumgefuchtel und Herumgehopse von Maria Köstlinger ging mir mehr und mehr auf die Nerven, je länger die Vorstellung dauerte. Weniger wäre hier mehr gewesen.
Alles in allem also durchaus eine Vorstellung, die die Fahrt dorthin rechtfertigt, allerdings mit deutlichen Abstrichen.
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