Samstag, 4. Juni 2022

Neapel und Umgebung 2022 - Teil 4

In vierten und letzten Teil geht es einmal tief nach unten und einmal hoch nach oben.

Das unterirdische Neapel ist noch einmal eine Stadt unter der Stadt. Und von San Martino, das so markant auf dem Hügel thront, hat man tolle Aussichten auf Neapel und den Golf!




Freitag, 6. Mai

Galleria Borbonica

Am Vormittag besuchten wir im Rahmen einer Führung die Galleria Borbonica

Dem Bourbonenkönig Ferdinand II. dürfte nicht ganz wohl in seiner Haut gewesen sein, denn er wollte unbedingt einen Tunnel haben, der zwei Aufgaben erfüllen sollte. Einerseits sollten im Fall des Falles schnell Soldaten von einer naheliegenden Kaserne in den Palast kommen können, andererseits sollte die königliche Familie einen geschützten Fluchtweg von eben jenem Palast zum Hafen bekommen.

Der Bau war etwas abenteuerlich, da man beim Tunnelvortrieb zwei Mal auf Wasserzisternen traf, die jeweils überbrückt werden mussten; außerdem war das Material, in das der Tunnel gegraben wurde recht unterschiedlich, sodass man vor allem gegen Ende die Tunnelwände mit Gewölben stützen musste.

Der Tunnel wurde nie ganz fertig gestellt. Der König starb (1859), bevor er ihn benutzen konnte oder musste. 



Einschub: Unterirdisches Neapel

Zu den Häusern an der Oberfläche gibt es sozusagen ein Spiegelbild im Untergrund.

Zum Bau dieser Häuser wurde der Boden gleich als Steinbruch verwendet. Aus dem leicht zu bearbeitenden vulkanischen Tuffstein wurden Blöcke gehauen, die dann gleich für den Hausbau verwendet wurden. Unter praktisch jedem Haus im alten Neapel gibt es also solche Höhlen.

Die Höhlen / Zisternen waren zum Teil riesig groß und hoch!


Früher wurde in diese Gruben auch Wasser eingeleitet, sodass jedes Haus seinen eigenen Brunnen hatte. Bis ins 19. Jhdt. wurden diese Brunnen genutzt. Als danach kein Wasser mehr eingeleitet wurde und die meisten Zisternen trocken fielen, wurden sie praktischerweise gleich als hauseigene Mülldeponie verwendet.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde Neapel sehr stark bombardiert. Da war man dann froh, diese Höhlen als Schutzbunker zu haben. Ich schreibe bewusst nicht Luft-Schutzbunker, denn sie hatten keine Frischluftzufuhr. Wenn die Atemluft verbraucht war, wurde es eng. Wer schon einmal ein Bergwerk besichtigt hat, weiß, dass die "Bewetterung", also die Frischluftversorgung, eine der wichtigsten Maßnahmen unter Tage ist. Dazu kam noch der Elendsgestank von den unterirdischen Toiletten, der ebenfalls nicht abziehen konnte. Medizinische Versorgung gab es nur sehr eingeschränkt; so gab es etwa große Probleme, weil eine Spritze für zig Patienten verwendet werden musste. Kurz: Die Umstände dort unten waren katastrophal.

Nach dem Krieg gerieten diese Zisternen ein wenig in Vergessenheit, wurden teilweise zugeschüttet, als Müllhalde oder als städtisches Depot verwendet.

In den letzten Jahren wurden die Zisternen und der Tunnel wieder freigelegt und sind heute Touristenattraktionen. 



Die Galleria Borbonica bietet heute unterschiedliche Führungen an: Von Standard bis zu Abenteuer (mit Floßfahrt und allem Drum und Dran). Wir nahmen die Standard-Tour.

Nicht so schnell! Bis zur Führung ist es – wortwörtlich – noch ein weiter Weg.

Denn blöderweise hat die Galleria Borbonica mehrere Eingänge. Je nach Tour-Typ werden unterschiedliche Eingänge verwendet. Die Standard-Tour beginnt jedenfalls nicht in der Via Domenico Morelli, auch wenn die Website das behauptet!

Aber klar, wir waren zunächst einmal dort, steht ja auch so auf der Homepage. Aber gefunden haben wir den Eingang trotzdem nicht. Weil er nämlich etwas versteckt neben der Einfahrt eines Parkhauses liegt und nicht wirklich gut gekennzeichnet ist.

Nicht sehr deutlich, eher blass, und ein Firmenschild unter mehreren.
Wir waren drauf und dran, die Garageneinfahrt nebenan zu benutzen – als Fußgänger.

Nochmals sei's betont: Das ist der falsche Eingang für die Standard-Tour! Das erfuhren wir aber erst, als wir schon an der Kassa standen.

Der richtige Eingang nennt sich "Vico Grottone" und liegt in einer kleinen Seitengasse der Via Gennaro Serra, hinter der Kuppel der Franziskanerkirche auf der Piazza del Plebiscito. Die Wegbeschreibung, die wir an der Kassa bekamen, war etwas diffus, also verließ ich mich lieber auf das Fußgänger-Navi auf dem Handy.

Hat auch super funktioniert. Wir näherten uns immer mehr dem Eingang Vico Grottone, als das Navi in der Via Chiaia darauf bestand, rechts abzubiegen. Aber da gab es keine Gasse, in die wir hätten einbiegen können, auch 30 m davor und danach nicht. An dieser Stelle stand nur eine Art Triumphbogen oder Stadttor.


Da, wo dieser Bogen steht, sollten wir rechts abbiegen.


Das Navi hatte schon recht! Irgendwann hab ich dann doch das Geländer oben auf diesem Bogen entdeckt. Das ist also nicht bloß ein Bogen, das ist eine Brücke! Drum heißt das Ding ja auch "Ponte di Chiaia"! Wir müssen nur irgendwie da rauf kommen und dann eben rechts weiter gehen!

Man muss von der Via Chiaia nicht nach oben springen.
Es gibt auch eine Treppe und sogar einen Lift!
Dieser Eingang führt zu beiden.

Oben in der Via Monte di Dio angekommen war es dann nur noch eine kleine Links-/Rechts-Kombination und schon waren wir am Ziel. "Schon" ist gut!


Hier beginnt unsere Führung wirklich

Die junge Dame im Vordergrund war unser tour guide. Ihr Englisch war nicht so toll, dazu kam noch die schlechte, hallige Akustik, sodass ich leider manche Teile gar nicht verstand.


Reste aus der Schutzraum-Zeit.
Hier ein Bad ...

... hier ein Bett. Viel ist vom Holzgestell und von den Lederriemen, die als "Lattenrost" dienten, nicht mehr da.

Puppenwagen


Wenn man genau schaut, erkennt man an der hellen Wand Elektroinstallationen.

Der königliche Fluchttunnel.
Hier sieht man schön die Grenze zwischen selbsttragendem Gestein und gemauertem Stollen



Dieses Telefon stellte die Verbindung nach oben her

Die Höhlen, die nahe genug zum Eingang waren, dienten der Stadtverwaltung als Depot für Fahrzeuge, die aus verschiedensten Gründen eingezogen wurden. Sie wurden beanstandet, aber weil sich ihre Besitzer weigerten, einen gesetzeskonformen Zustand herzustellen, wurden sie ihnen dann irgendwann abgenommen und deponiert.





Getunte Roller



Aurelio Padovani war ein früher Weggefährte Mussolinis, der schon den Marsch auf Rom mitorganisierte.

An seinem Namenstag 1926 brachte ihm eine Menschenmenge unter seinem Balkon ein Ständchen dar. Er und weitere Kameraden traten hinaus – und plötzlich brach erst die Balustrade ab, dann auch gleich der ganze Balkon. Neun Menschen kamen bei diesem Sturz aus dem vierten Stock ums Leben, darunter eben auch Padovani.

Nach seinem Tod wurde auf dem Friedhof eine kolossale Statue errichtet. Nach dem Krieg allerdings wollte man sie möglichst schnell verschwinden lassen. Jahrzehntelang galt sie als verschollen. Erst 2010, als man die heutige Galleria Borbonica freischaufelte, kam sie unter vielen Trümmern wieder zum Vorschein. 


Reste der Statue

Zeitungsausschnitt mit Porträt Padovanis

Die Führung endete in dieser Höhle, nahe dem Ausgang, den wir zunächst als Eingang nutzen wollten.



Stadtspaziergang

Nach der Galleria Borbonica machten wir einen Stadtspaziergang, hauptsächlich durch die Teile der Stadt, die wir noch nicht kannten.

Das war in etwa unsere Route. 


Der Pin zeigt noch auf den Eingang zur Galleria Borbonica, danach gingen wir zur Küste hinunter, die Promenade entlang, vorbei am Castel dell'Ovo und hinauf auf die Piazza del Plebiscito. Danach durch das Spanische Viertel nach Norden, um ein bisschen neapolitanisches Flair aufzuschnappen. Wir besichtigten noch die sehenswerten U-Bahn-Stationen Toledo und Dante, bevor wir schön langsam wieder zum Hotel zurückschlenderten. Dazwischen waren natürlich ein paar Pausen mit guter italienischer Küche und Kaffee.


Blick auf das westliche Neapel



Das Castel dell'Ovo (Eierburg) heißt so, weil der Dichter Vergil in den Grundstein der Burg ein Ei mit eingemauert haben soll. Die Legende sagte, solange das Ei unversehrt ist, so lange geht es auch der Stadt gut. Jeder Regent musste zumindest einmal in seiner Regierungszeit dieses unversehrte Ei der Bevölkerung zeigen. Hat ein bisschen was vom Blutwunder San Gennaro. Also, abergläubisch ist diese Region schon, das muss man so sagen!

Castel dell'Ovo



Im Castel lief gerade eine Sonderschau zu Tutanchamun


Das Brautpaar promenierte ebenfalls hier entlang.
Eine Schulklasse spendete spontan Applaus

Die Braut als Straßenkehrerin




Denkmal für König Umberto I.

Umberto I.

Der Palazzo Reale von der Seite

1860 fand eine Volksabstimmung (plebiscito) statt, die Neapel in das neue Vereinte Königreich Italien eintreten ließ. Der riesige Platz zwischen Königspalast und Franziskanerkirche ist in Erinnerung daran benannt (Piazza del Plebiscito).

Wir stehen bereits auf der Piazza del Plebiscito.
Auf dem Hügel erkennt man Sant Elmo und San Martino,
am rechten Bildrand ist noch der Palazzo Reale zu erkennen; dieser steht ...

... auf der Piazza genau gegenüber der Franziskanerkirche ...

... mit ihrer markanten Kuppel ...



... und dem halbrunden Säulengang

Hier noch einmal der Palazzo Reale von vorne


Gambrinus. Das Café in Neapel

Bei einem Vergleich mit Wien: Eher an das Sacher denken anstatt an das Hawelka



In diesem Lokal wurde 1889 die Pizza erfunden.
Ab da hat sie einen Siegeszug um die Welt angetreten.


Gedenktafel zum 100. Geburtstag im Jahr 1989

Aufgenommen in unserem "Stammlokal" gleich neben unserem Hotel.
Wir hatten ein paar Mal Pizza, jedesmal ausgezeichnet. In Neapel gibt es, glaub ich, keine schlechte Pizza.


Klar, dass wir da rein mussten. Und schau mal, ein freier Tisch!
Wir hatten aber kaum die Sessel in die Hand genommen, wurden wir auch schon wieder verscheucht.
Anmeldung Tage im Voraus erforderlich!

Na schön, sind wir halt ein Haus weitergegangen.
Im Spanischen Viertel (westlich der Via Toledo) ist ein Lokal neben dem anderen!

Wir hatten (mit einer Ausnahme) nie ein Problem mit der Qualität,
hier im Spanischen Viertel kann man kaum was falsch machen!






Einige U-Bahn-Stationen der Linie L1 sind künstlerisch speziell gestaltet. Hier eine kleine Auswahl der sehenswertesten.

Toledo






Materdei





Dante


Mit einem Dante-Zitat


Samstag, 7. Mai

Das war der einzige Tag, der etwas verregnet war. Egal, wir nutzten ihn für Besichtigungen unter Dach oder gleich unter Tag.


Napoli Sotterranea

In Teil 1 hab ich es schon angedeutet: Es gibt zwei Unternehmen gleichen Namens, und die noch dazu das Gleiche anbieten. Ebenfalls erwähnt hab ich schon, dass beide Unternehmen die artecard nicht akzeptieren, obwohl sie auf der Website der artecard als Partner gelistet sind. 

Der Nachteil in der Spaccanapoli ist, dass man die Tickets nicht online oder im Voraus bestellen kann. Sondern man muss sich in der Schlange anstellen, weiß aber dann nicht, ob man wirklich drankommt.

Also haben wir das Unternehmen gesucht, dessen Eingang in der Vico S. Anna di Palazzo 52 liegt (Homepage). Da hatten wir schon am Tag zuvor unsere Karten reserviert und mussten sie am Samstag nur noch abholen. Alles bestens!

Einiges kannten wir natürlich schon von der Galleria Borbonica, es gab aber auch einiges Neues für uns. Das Englisch unseres tour guides ging so, man hat aber trotzdem einige Teile nicht verstanden – rein akustisch. Da war zum einen der Hall der Felswände; andererseits aber auch die Theatralik in der Stimmführung des guides: Mal laut, mal leise – und manchmal eben zu leise.


Es begann leicht zu tröpfeln.
Hoffentlich bleibt der Balkon oben. Es sollen schon welche runtergekommen sein, 1926 zum Beispiel...

Die Wäsche wird wegen der paar Tropfen nicht rein geholt. Abdecken genügt.


Aber jetzt ist es soweit: Die Führung beginnt!

Zunächst geht es einmal 40 m in die Tiefe.

Hier gibt es keine unterirdischen Brücken oder Fluchttunnel, sondern es dreht sich fast alles um die Geschichte während des Zweiten Weltkrieges, als diese Grotten als Schutzbunker benutzt wurden. Natürlich erfuhren wir auch wieder etwas über die Entstehung und die weitere Geschichte dieser Höhlen.

Auch für das Seelenheil wurde gesorgt

Hier gibt es sehr viele Zeichnungen / Ritzungen an den Wänden.
Hier ein Porträt

Die Gänge können schon auch einmal sehr niedrig und eng sein.
Wir haben uns alle brav da durchgequetscht. Dass es daneben noch einen gemütlichen Gang gegeben hätte, hat uns der guide erst hinterher verraten!

Toiletten

Panzer

Fußball

Zur Orientierung

Kalender


Noch ein Größenvergleich, ...

... um zu veranschaulichen, wie schmal und niedrig der Gang ist



Die amerikanischen Truppen in der zerstörten Stadt (1943).
Das im Hintergrund könnte der Ponte di Chiaia sein (s. oben: Da, wo man rechts abbiegen muss)

Das waren künstliche Riesenohren. Damit wurde der Luftraum nach feindlichen Flugzeugen abgehört!

Wir sind durch!
Der Aufstieg ist statt der 40m von vorhin aber nur 24m.

Das eingeritzte Dreieck an der Hand unseres guides ist die Erklärung für diese Differenz. Wir haben uns unterirdisch ja weiterbewegt.
Durch die oberirdische Hanglage haben wir eben diese 16m gewonnen!

Man kommt in einem Hof eines Wohnhauses an die Oberfläche. Hier sieht man noch einen Brunnen, der in das Höhlensystem darunter führt.


Wir sind dann in einer relativ trockenen Phase Richtung Santa Chiara marschiert. Dabei sind wir wieder abseits der Via Toledo gegangen, weil es uns dort einfach zu laut und zu viel los ist. Vor allem der Autoverkehr ist in dieser relativ schmalen Straße ziemlich störend.

Apropos Verkehr. Höchste Zeit für den ...



Einschub: Verkehr

Auf den Straßen gibt es keine Bodenmarkierungen für Fahrspuren. Autos fahren einfach überall. Und dort, wo wirklich kein Auto mehr Platz findet, fahren die Roller. Die bemerkt man zunächst nicht, plötzlich poppen die aus dem Boden und stehen neben dir. Und unter all dem Gewirr dann auch noch die Fußgänger.


Ja, Helmpflicht gäbe es zwar. Aber was soll's, wir sind im Süden!





Neapel ist ein einziger riesiger shared space, eine einzige Begegnungszone. Es gibt an den Straßenrändern noch Reste von Zebrastreifen, die irgendwann vor 50 Jahren dort aufgepinselt wurden, in der Mitte der Fahrbahn sind sie längst abgefahren. Aber man braucht sie eh nicht. 

Als Fußgänger darf man sich nicht scheuen, einfach drauf los zu marschieren, um die Straße zu überqueren. Warten am Straßenrand ist sinnlos, es bleibt niemand für dich stehen; außerdem bist du sofort als Tourist entlarvt. Einfach gehen. Das kostet jemandem aus dem Norden am Anfang etwas Überwindung, aber es funktioniert! In den anderen Spuren vor dir und hinter dir fließt der Verkehr weiter, aber jeder Autofahrer, sogar jeder Rollerfahrer, bleibt stehen und lässt dich weiterziehen. Bei uns entwickelte sich ein running gag: Wir nannten diese Methode "die Straße südländisch überqueren".

Die Straße / Gasse kann noch so schmal sein – ein Roller fährt hier immer noch! Selbst im Spanischen Viertel mit seinen wirklich engen Gassen fahren sie und wuseln durch die ziemlich unbekümmerten Fußgänger.

Andererseits: Weil die Straßen so eng sind, wird praktisch alles per Roller transportiert, man kann ja nicht alles zu Fuß nach Hause schleppen; es leben ja zahlreiche Menschen hier.

Betonüberlager.
Mit Zementsäcken kam auch einer vorbei, den hab ich aber fototechnisch leider nicht erwischt!

Die Arbeiter haben bestimmt auch gewaltig Durscht!

Und geparkt wird auch überall, vorzugsweise auf Gehsteigen. Unser erster Eindruck auf der Fahrt mit dem Taxi vom Flughafen zum Hotel war: Warum gehen die alle auf der Straße, wo es doch eh Gehsteige gibt? Am nächsten Tag wussten wir es und machten es genauso. Gehsteige sind wunderbare Abstellplätze für Roller und Mülltonnen!





Kreuzgang Santa Chiara

Santa Chiara hab ich früher schon erwähnt. Zur Erinnerung: Die Kirche wurde im Krieg schwer zerstört, nach dem Krieg aber sehr schnell und billig wieder aufgebaut. Vom alten Glanz blieb also leider nicht sehr viel.

Aber der Kreuzgang! Der blieb erhalten und ist eine echte Sehenswürdigkeit mitten in Neapel!

Im Hintergrund der Eingang zum Kreuzgang und zum Museum

Zum einen sind an den Wänden zahlreiche biblische Szenen in Freskotechnik dargestellt. Einige davon sind relativ leicht zu erkennen, andere schon schwieriger, viele (oder die meisten) konnten wir nicht zuordnen. 

Der Kreuzgang ...

... mit den Fresken biblischer Szenen

Hier ein paar Beispiele, die wir erkannt haben:


Judith und eine Gehilfin packen den Kopf des Holophernes in einen Plastiksack

Franz von Assisi predigt den Tieren

Der verlorene Sohn.
Interessante Darstellung von mehreren Ereignissen, die Jahre auseinander liegen (Weggang und Wiederkehr), die aber auf einem Bild dargestellt werden.

Moses treibt in einem Weidenkörbchen auf dem Nil ...

... und wird gerettet.
Auch hier werden wieder zwei Szenen in einem Bild vereint.

Das Salomonische Urteil

Aber wirklich fantastisch sind dann die Säulen, Wände und Bänke, die mit Majolika verziert sind! Ich lass jetzt die Bilder einfach so stehen und wirken:












Hier noch ein Stück, das im Museum ausgestellt war

Selbstverständlich gibt's auch hier eine Krippe!
Neben der in San Martino eine der größten, die wir sahen.



Hier haben wir uns eine ganze Weile aufgehalten und die Zeit verging, sodass nichts Erwähnenswertes noch übrig bliebe.

Doch, eines noch! Wir waren schon ein wenig müde und machten uns auf die Suche nach einer Futterstelle. Der Regen hat die Auswahl an trockenen Plätzen im Freien doch ein wenig eingeschränkt, aber wir wurden fündig!

Es war ein Feinkostladen, der halt so nebenbei auch zwei, drei Tische hat, und der hat uns angesprochen. Die Wirts- bzw. Kaufleute waren wirklich rührend um uns bemüht, haben einen Tisch unter die kleine Markise gestellt, zwei Sessel getrocknet und uns rundum verwöhnt. Klein aber oho, ein echter Volltreffer!


Die Vorfreude ist groß
Und fast das Beste daran: Wegen der Stufen war das eine auto- und rollerfreie Gasse! Kaum zu glauben, dass es das hier gibt! Eine Oase der Ruhe!

Top. Italien vom Feinsten!
Das Warten hat sich gelohnt.

Zufriedene Gesichter!

Klar, dass wir dort auch gleich noch ein paar Souvenirs eingekauft haben.


Sonntag, 8. Mai

Unser Abreisetag, kaum zu glauben. Der Flug ging aber erst am Abend, sodass wir noch bis etwa 15:00 für Neapel zur Verfügung hatten.

Wir nutzten die Zeit, um das Kloster San Martino auf dem Hügel zu besuchen.


San Martino

Die Klosteranlage ist sehr groß und weitläufig. Es gibt einen Garten mit einer Aussichtsplattform, die einen tollen Blick über die Stadt und den Golf freigibt. In der Kirche und vor allem in der Sakristei gibt es unglaubliche Kunstschätze und die ehemalige Bibliothek ist auch gleichzeitig ein Astrolabium mit integriertem Sonnenkalender im Fußboden! 

Ja, und eine Krippe gibt es natürlich auch! Das war eine der größten, die uns untergekommen ist. Die Beleuchtung hat sogar den Tagesrhythmus simuliert; es wurde also ständig heller und dunkler. Ein Tag dauerte hier circa drei Minuten.

Diesmal hatten wir keine geführte Tour, wir sind aber auch so ganz gut zurecht gekommen.



San Martino liegt gleich neben der Festung Sant Elmo

Eingang zur Kirche



Marmor-Intarsien





Riesige Kutsche, sozusagen ein barockes SUV

Terrasse und Gärten

Von hier oben ist die Aussicht natürlich gewaltig.
Blick Richtung Piazza del Plebiscito

Westliches Neapel

Martinsdarstellungen ...

... gibt es hier natürlich recht viele

Blick zum Vesuv und über den Golf

Links sieht man das Castel Nuovo, die Kuppel rechts gehört zur Galleria Umberto

Auf dieses Foto musste ich 6 Minuten warten ...

... bis der Bogen endlich einmal frei war.

Noch ein Martin mit Bettler

Kreuzgang

Beschreibung, wie der Kalender am Boden funktioniert

Auf dem Foto leider nicht sehr gut zu sehen. Man erkennt gerade noch den markanten schwarzen Strich

Im Türsturz ist ein kleines schwarzes Quadrat zu sehen, das in der Mitte ein Loch hat.
Durch dieses Loch wird ein dünner Lichtstrahl auf den Boden projiziert, der dann auf dem schwarzen Strich den aktuellen Monat anzeigt.






Sakristei

Kapelle neben der Sakristei

Wieder sehr schöne Intarsien, diesmal in Holz

Die Reliquienschreine dürften weitgehend leer sein, ich weiß es aber nicht mit Bestimmtheit


Großformatiges Gesangsbuch (eine Seite geschätzt 40x80 cm)




Auf diesen Buchhalter wurde das Gesangsbuch aufgelegt.
Es war ja handgemalt, daher gab es nur dieses eine Exemplar. Damit alle aus der Entfernung mitlesen konnten, wurde das Buch eben extra groß hergestellt.



Kleine Pause nach den vielen Eindrücken

Am Nebentisch hatte ein junger Italiener eine alte zweiäugige Rolleiflex stehen.
Ich sprach ihn darauf an. Er erklärte mir in ausgezeichnetem Englisch, dass die Kamera Baujahr 1929 ist und er sie immer noch benutzt.

Hier die entfaltete Kamera.
Mit seiner Erlaubnis durfte ich ein Foto von ihr machen 


Piazza Dante

Jetzt war nur noch wenig Zeit, bis wir unser Gepäck im Hotel abholen und zum Flughafen mussten. Etwas Neues anzufangen, lohnte sich nicht mehr.

Wir suchten uns daher auf der Piazza Dante einen Tisch, bestellten noch ein wenig Aperol, ließen Tag und Urlaub ausklingen und genossen das Schauspiel, das sich uns darbot.

Ein paar Burschen, alle so um die 10 Jahre herum, spielten auf dem freien Platz Fußball. Sie hatten ein gemeinsames Tor, auf das sie spielten, nämlich ein Gitter, das zu einer Schule gehört; das Gitter war vielleicht 3 m hoch.

Es kam, wie es kommen musste: Der Ball flog über das Gitter und war nicht mehr erreichbar. Zu ihrem Glück hatte der Boden ein leichtes Gefälle zum Gitter hin, sodass der Ball immer wieder zu ihnen her rollte. Aber er war immer noch hinter dem Gitter.

Nach mehreren Versuchen und mit vereinten Kräften gelang es ihnen tatsächlich, den Ball wieder heraus zu bekommen! Spiel gerettet!





Zwischendurch kam auch einmal die Polizei vorbei und postierte sich auf der Piazza Dante – also auf dem Spielfeld. Die Jungs ließen sich in ihrem Ballspiel aber dadurch nicht stören, die Polizei interessierte sie rein gar nicht. Und umgekehrt, die Polizei ließ sie einfach weiterspielen. Obwohl der Ball sicher eine mögliche Gefahr für ihr Auto war. Wir sind im Süden.

Diese Gelassenheit auf beiden Seiten würde ich gerne einmal in Wien erleben...



Jetzt war es wirklich höchste Zeit, zum Hotel zu gehen, bevor uns dieser Regenguss erwischen würde!
Ging sich alles aus, wir blieben trocken.
Aber schon auf der Taxifahrt zum Flughafen begann es zu regnen!

* * *

Der Flug nach Wien war dann eher dünn besetzt (was in Corona-Zeiten ja kein Nachteil ist), ruhig und problemlos.

Über den Wolken



Spannend war es dann in Wien, als wir überraschenderweise 40 Minuten auf unser Gepäck warten mussten. Unser Taxifahrer wurde schon ungeduldig und wollte beinahe zu seiner nächsten Fuhr übergehen und uns sitzen lassen.

Aber auch das ging sich noch aus. Er fuhr halt dann entsprechend flott mit uns.

* * * * * * *


So, das waren also 10 Tage Neapel und Golf!

Wir hatten – wie immer – ein volles Programm, haben viel gesehen und erlebt und das südländische Flair genossen. Vielleicht ist Neapel nicht das erste Ziel, das einem für einen Städtebesuch einfällt. Aber es lohnt sich, bei dieser Suche noch einen zweiten Gedanken zu investieren und bei dieser tollen Stadt mit ihrer wunderschönen Umgebung zu landen! Ich sag nur: Capri, Amalfi, ...


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