Ende April / Anfang Mai besuchten wir Neapel und Umgebung. Die Umgebung nennt sich Region Kampanien, und ihre Hauptstadt ist eben Neapel.
Wir standen vor der Entscheidung, ob wir sieben oder zehn Tage dort verbringen möchten. Die Vorbereitungen der Reise machten aber schnell klar, dass es zehn Tage sein müssten; sieben wären schlicht und einfach zu wenig, soviel wie es dort zu erleben gibt.
- Die Inseln Procida, Ischia und Capri
- Sorrent und die Amalfiküste mit ihren Hauptorten Amalfi und Positano
- Die Vulkane Vesuv und Solfatara
- Die archäologischen Stätten Herculaneum und Pompeji
- Und natürlich Neapel selbst
- Eine geführte Tour durch die Stadt
- Spaccanapoli, das Spanische Viertel, ein Blutwunder, Krippengasse, Maradona-Café
- Gesu Nuovo und Kloster Santa Chiara
- Vomero-Hügel mit der Festung Sant Elmo und dem Kloster San Martino
- Das unterirdische Neapel mit der Galleria Borbonica und Napoli Sotterranea
- Und viele sonstige Eindrücke, die sich halt ergeben – wie südländischer Verkehr, Lebensweise etc.
Donnerstag, 28. April
Anreise am Abend, Fahrt vom Flughafen zum Hotel mit dem Taxi, Zimmer beziehen. Keine weiteren Ereignisse.
Freitag, 29. April
Für diesen Tag haben wir uns gleich einmal die Insel Ischia vorgenommen. Beim Ticketkauf haben wir auch gleich die Rückfahrt mitgebucht, weil wir nicht einschätzen konnten, wie groß der Andrang zu den Fähren sein würde.
Abfahrt aus Neapel Im Vordergrund Castel Nuovo, im Hintergrund auf dem Hügel Festung Sant Elmo und Kloster San Martino |
Steile Klippen |
Einer der ersten Eindrücke auf Ischia: Zitronen, überall Zitronen. |
Am Hafen von Ischia haben wir uns ein Tages-Ticket für den Bus besorgt, was dort nur ein paar Euros kostet. Auf der Insel gibt es eine Straße, die rund um die Insel führt und die von den Bussen im und gegen den Uhrzeigersinn befahren wird; die Busse sind entsprechend beschriftet (s wie sinistra/links bzw. d wie destra/rechts). Sie fahren so alle 20-30 Minuten, sodass man unterwegs ohne Weiteres einmal aussteigen und später dann mit einem nächsten Bus weiterfahren kann.
Einschub: Englisch
Die Englischkenntnisse sind in Neapel und Umgebung nur sehr eingeschränkt vorhanden. Besonders erschreckend ist, dass selbst junge Leute in Tourismusgegenden nicht besser sind als die älteren Generationen. Es schleppt sich so holprig dahin, wir begegneten nur an wenigen Stellen Menschen mit gutem Englisch. Positive Beispiel waren etwa Alessio, der uns durch Neapel führte; Tiziana, unsere Reiseleiterin auf der Amalfi-Tour; die Ticketverkäuferin beim Vesuv; der junge Kellner in einem Lokal (Lazzaro); ein weiterer Kellner im Donna Elvira.
Der Ticketkauf auf Ischia war besonders mühsam. Wir kamen so recht und schlecht zu unseren Tickets; als ich dann aber eine Zusatzfrage stellte, kam vom Verkäufer keine Antwort mehr. Gar keine. Genug Englisch für einen Tag! Und jetzt ciao!
Die Landschaft, die an uns vorbeizog, wurde mit der Zeit immer interessanter und schöner, sodass wir in Serrara spontan ausstiegen und zu dem Aussichtspunkt zurück gingen, an dem wir eben vorbeigefahren waren.
Dieser Aussichtspunkt in Serrara verdient seinen Namen wirklich! |
Blick auf die Insel Sant Angelo Angeblich Angela Merkels Lieblingsort auf Ischia |
In den engen Gassen in den Orten und den Plantagen ist das das ideale Fahrzeug |
Schon etwas in die Jahre gekommen |
Der Acquedotto del Buceto ist nicht antik, sondern wurde erst im 17. Jhdt. errichtet. Er brachte Wasser in das Castello Aragonese |
Recht bald nach dem Aquädukt kam die Kreuzung mit der Straße, die zum Castello Aragonese führt. Diese Festung thront auf einer kleinen Insel neben Ischia; beide Inseln sind mit einer schmalen Brücke (früher aus Holz, heute gemauert) verbunden.
Wir sind bei der erwähnten Kreuzung aus dem Bus gestiegen und sind zu Fuß zur Festung gegangen (ca. 20 Minuten). Wir haben sie aber nur von außen bewundert und sind nicht rein.
Auf dem Weg zur Festung |
Castello Aragonese |
Danach sind wir gemütlich durch die Gassen und entlang des Strandes wieder zum Hafen zurück geschlendert.
Noch ein Blick auf das Castello |
Mit solchen Löchern muss man jederzeit rechnen |
Weg hinunter zum Strand |
Kurze Temperaturprobe |
Naja, bis zu den Knöcheln geht's Ich hab's erst gar nicht versucht – zu kalt. |
Als wir herumrätselten, ob die Fähre, die schon im Hafen lag, die unsrige nach Neapel wäre, sprach uns eine Schweizerin auf deutsch an und bestätigte uns, dass das die Richtige wäre.
Diese Möwen warteten offenbar auf die Eröffnung des Ringelspiels |
Die Zeit bis zur Abfahrt der Fähre haben wir dann mit einem Aperol überbrückt.
Knabberzeug gibt es fast immer dazu |
Einschub: Deutsch
Die genannte Schweizer Dame klärte uns auf, dass Ischia eine Pensionisteninsel für deutsche Rentner ist, und dass man hier daher mit Deutsch wesentlich besser voran kommt, als mit Englisch! Wenn wir das ein paar Stunden früher gewusst hätten, hätten wir uns mit Englisch nicht so abmühen müssen!
Angela Merkel kam in ihrer aktiven Zeit als Bundeskanzlerin jedes Jahr zu Ostern hierher. Möglich, dass sie jetzt längere Phasen hier verbringen wird!
Samstag, 30. April
Dieser Tag begann mit einer geführten Tour durch Neapel. Wieder hat das Konzept der "free walking tour" super funktioniert. Alessio, unser guide, war sogar einer der besten, die wir je hatten! Sein Englisch war klar und deutlich, überhaupt kein Problem. Das muss nicht immer so sein, wie wir später bei anderen Touren noch sehen werden.
Alessio, unser tour guide |
Einschub: Spaccanapoli
Diese Straße, die "Neapel spaltet" und somit in zwei Teile teilt, findet man auf keiner Karte, sie existiert nur virtuell. Dennoch ist sie jedem in Neapel bekannt, und auch die Touristen werden mit ihr vertraut gemacht.
Man sieht sie selbst dann nicht, wenn man mitten drinnen steht, man wird sich ihres Spaltcharakters einfach nicht bewusst.
Man sieht sie nur von oben, wenn man von der Festung Sant Elmo oder vom Kloster San Martino auf die Stadt hinunter schaut – dann aber ganz deutlich als feine schwarze Linie, die eben die Stadt in zwei Teile spaltet.
Spaccanapoli als schwarzer Strich erkennbar. Er zieht sich diagonal von links unten nach rechts oben. |
Die Tour führte uns (ganz grob) von der Piazza Dante über die Spaccanapoli mit ihren zahlreichen Sehenswürdigkeiten bis zur Piazza Bellini und wieder zurück zur Spaccanapoli.
Nach zwei Stunden war die Tour zu Ende, wir belohnten Alessio sehr angemessen für seine tolle Führung! Nach einem kurzen Mittags-Snack gingen wir aber praktisch die gesamte Tour noch mal ab, weil natürlich auf Fotgrafen keine Rücksicht genommen wird. Bis der seine Kamera in Position gebracht hat, ist die Herde längst weiter gezogen.
Dante-Denkmal Hier war Treffpunkt für die Tour |
Die Porta Alba war ein Tor der früheren Stadtmauer. Von hier führte eine Straße (die heutige Via Toledo) direkt zum Hafen hinunter |
Alessio schwärmte von dieser wichtigen Buchhandlung Neapels |
Giuseppe Moscati
1943 schlug eine Bombe in Gesu Nuovo ein, die aber nicht explodierte. Warum sie hier aber geöffnet präsentiert wird, entzieht sich meiner Kenntnis. |
Gesu Nuovo
Die Kirche Gesu Nuovo war nicht immer eine Kirche. Früher war sie der Palast der Familie Sanseverino, die sich aber Mitte des 16. Jhdts gegen die Inquisition stellte. Es ging hin und her, aber letztlich musste sie Ende des Jhdts ins Exil und ihr Besitz wurde konfisziert. Vom Palast blieb nur die Fassade stehen, dahinter wurde alles neu gebaut – diesmal als Kirche, denn der Besitz ging an die Jesuiten.
Gesu Nuovo; im Moment leider eingerüstet |
Die Steinfassade ist abweisend wie der Palazzo Pitti in Florenz. Das gemauerte "Du kommst da nicht rein" Quelle: Wittylama, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons |
So schöne Marmor-Einlegearbeiten werden uns noch öfter begegnen |
Kirche Santa Chiara und Mariensäule
Gleich gegenüber steht die Kirche Santa Chiara. Sie wurde im Krieg fast völlig zerstört und wurde nach dem Krieg recht schnell, einfach und billig wieder aufgebaut.
Die Kirche selbst ist also nicht so toll. Aber das dahinter liegende Kloster! Ein echtes Schmuckstück Neapels.
Aber davon später mehr.
Freistehender Glockenturm von Santa Chiara |
Rechts die Kirche, im Hintergrund der Eingang zu Kloster und Kreuzgang |
Mariensäule, im Hintergrund Santa Chiara |
Piazza Nilo und Diego Maradona
Nil-Allegorie |
Einschub: Diego Maradona
Diego Maradona war sicherlich ein Ausnahme-Fußballer, wie sie nur ganz selten geboren werden. 1984 wurde er vom Verein SSC Napoli engagiert, der bis jetzt eher am Tabellenende rangierte. Mit seiner Hilfe gelang es aber, den Verein sogar zum Meister zu machen – und das gegen die millionenschweren Clubs aus dem Norden Italiens. Neapel war aus dem Häuschen.
Kurz darauf begann allerdings der Abstieg Maradonas. Immer mehr Drogen und Eskapaden führten 1991 schließlich zur Trennung im Streit.
Aber alle seine Drogen, Prostituierten, Verbindungen zur Camorra und sonstigen Kapriolen rüttelten nicht an der Verehrung durch seine Fans – bis heute.
Weitere Eindrücke von der Spaccanapoli
Hier sieht man die gerade Linie der Spaccanapoli recht schön |
Pulcinella, eine Figur aus dem neapolitanischen Volkstheater |
Krippengasse, San Gennaro und das Blutwunder
Neapel und Umgebung sind verrückt nach Krippen. Unglaublich, welche Riesen-Gebilde man da zu sehen bekommt! Und die Krippen machen bei der Geburt Jesu nicht Halt! Rund um den Stall findet der südländische Alltag statt. Da gibt es Fleischereien, Käsereien, Spanferkel, Picknick und und und. Und viel Prominenz! Krippenfiguren gibt es von Diego Maradona über die Queen bis zu Donald Trump (und vielen anderen), in allen Größen.
Krippen werden uns also noch öfter unterkommen. Hier in Neapel gibt es sogar eine eigene Krippengasse: Ein Geschäft neben dem anderen mit nichts anderem als Krippen plus Figuren plus Zubehör!
Nicht weit von der Krippengasse entfernt findet sich die Kathedrale von Neapel, die der Himmelfahrt Marias geweiht ist.
Platz vor der Kathedrale |
Außerdem werden hier die Reliquien von San Gennaro (Januarius) aufbewahrt; insbesondere eine Ampulle mit dem Blut des Märtyrers, das jemand um das Jahr 305 aufgefangen hat. Januarius war Bischof in Neapel und ist heute der Patron der Stadt.
Und jetzt kommt's: Jedes Jahr am 30. April, sowie am 19. September und am 16. Dezember verflüssigt sich das Blut in dieser Ampulle! Ein Wunder! Der Heilige ist so freundlich, das Wunder pünktlich zu vollbringen. Wir waren am 30. April um 16:00 dort, das Wunder selbst war für Punkt 17:00 angesetzt. Um 16:00 war die Seitenkapelle aber schon recht gut besucht und vor der Kirche sammelten sich schon Blaskapellen, Carabinieri und Offizielle aus Kirche und Stadt, um das Wunder gebührend zu empfangen.
Eingang zur Seitenkapelle, in der das Wunder stattfinden wird |
Die Ampulle mit dem flüssigen Blut wird in diese Monstranz gesteckt. Die wird dann in einer feierlichen Prozession durch die Stadt getragen. |
In manchen Jahren bleibt das Wunder aus, was als extrem schlechtes Omen gilt. Da kann dann schon einmal der Vesuv ausbrechen oder es gibt eben eine andere Katastrophe; irgendeine wird man schon finden, die Stadt ist groß.
An diesem Tag hat aber alles gepasst, wie ich dann später einer italienischen Zeitung entnehmen konnte; das Blut wurde flüssig (Google Übersetzer arbeiten lassen). Es gibt auch ein Video dieser ganzen Veranstaltung:
Der verhüllte Christus
Wenn die Schlange vor dem Eingang nicht sooo lang gewesen wäre, wären wir auch gerne in die Cappella Sansevero gegangen. Denn hier wird ein wirklich einzigartiges Kunstwerk ausgestellt: Der Verhüllte Christus.
Wir kennen die Skulptur also leider nur von Fotos. Aber wenn selbst Antonio Canova sagt, er würde zehn Jahre seines Lebens geben, um so ein Werk zu schaffen, dann heißt das schon was! Man kann gar nicht glauben, dass das Marmor ist!
Der Verhüllte Christus Quelle: David Sivyer from United Kingdom, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons |
Sonntag, 1. Mai
Zu einem Besuch in Neapel gehört die Amalfi-Küste auf alle Fälle dazu, fanden wir. Wer weiß, wann wir wieder hierher kommen.
Wir hatten diesmal kein Leihauto (bin ich heute noch froh drüber), mit den Öffis ist so eine Tour aber auch nicht wirklich zu machen (zu umständlich), also buchten wir eine entsprechende geführte Tagestour. Wir wurden nicht enttäuscht: Die Tour bot alles, was wir uns vorgestellt hatten, und das alles komplett stressfrei. Unsere Reiseleiterin Tiziana war übrigens eines der Positivbeispiele, was Englisch betrifft.
Sie führte uns zunächst nach Sorrent und dann weiter nach Positano und Amalfi. In allen drei Orten hatten wir Aufenthalte und ausreichend Zeit, durch die Gassen zu schlendern. In Amalfi nahmen wir auch noch an einer Bootsfahrt teil, bei der man die Pracht dieser Küste erst so richtig wahrnimmt!
Sorrent
Kirche zu den Heiligen Filippo e Giacomo |
Eine Krippe, erstmals mit fliegenden Engeln |
Sehr schöne Holzintarsien |
Alles Zitrone |
Alles Zitrone. Die großen im Hintergrund haben geschätzt etwa 15-20cm Durchmesser |
Sorrent ist die Geburtsstadt des Dichters Torquato Tasso |
Einschub: Zitronen
Kennst du das Land, wo die Zitronen blühen?
Hier ist es! Zitronen überall: In Gärten, Plantagen, als Sonnenschutz, als ...
Aus den Schalen wird Zitronat hergestellt, das man bei uns hauptsächlich als Backzutat (Weihnachtsbäckerei) kennt. Aber auch Limoncello, den Zitronenlikör, den man in Neapel und Umgebung überall bekommt. In vielen Restaurants reicht man zum Abschied ein Glas Limoncello.
Positano
Santa Maria ... |
... selbstverständlich mit Krippe! |
Straßenabschnitt, vom Bus aus fotografiert |
Hier hatten wir Mittagspause. Dabei lernten wir ein sehr nettes Paar aus Irland kennen, mit dem wir unseren Tisch teilten. |
Wir nähern uns bereits Amalfi |
Amalfi
Aufgang zur Kirche Sant Andrea |
Kreuzgang |
Krypta |
Wieder tolle Marmor-Intarsien |
Oberkirche |
Denkmal für Flavio Gioia |
Hier wird er als Erfinder des Kompasses präsentiert. Hat er zwar nicht wirklich, aber was soll's. |
Die Rückfahrt nach Neapel führte uns über die sogenannten "Milchberge" (Bergrücken zwischen Sorrent und Salerno). Von hier kommen sehr viel Milch und Käse, insbesondere der berühmte Mozzarella Die Assoziation "Milchberge" kriegst du als Mann natürlich nie wieder aus dem Kopf! |
Sehr große Ebene zwischen den Milchbergen und dem Vesuv |
Halb Neapel war an diesem strahlenden Sonntag an der Amalfiküste |
Es war wahnsinnig viel los an diesem Sonntag! Und das in der Vorsaison! Rund um Positano und Amalfi parkten die Autos kilometerlang (ohne Übertreibung!) am Straßenrand; ist zwar offiziell nicht erlaubt, aber es kümmert niemanden. Es geht auch nicht anders, in den Orten gibt es nur für ein paar wenige Autos Parkmöglichkeiten. Wenn man so weit außerhalb parkt, hat man halt auch einen langen Fußmarsch vor sich; und beim Rückweg wieder.
* * * * * * *
So, für Teil 1 ist es erst Mal genug!
Die weiteren Teile behandeln dann Herculaneum und Pompeji, die zwei wichtigen, tragischen Stätten am Hang des Vesuv; die Inseln Procida und Capri; 2x das unterirdische Neapel und zuletzt das Kloster San Martino.
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