Sonntag, 4. Dezember 2022

"Das weite Land" im Akademietheater

Ende November besuchten wir das Akademietheater, gegeben wurde "Das weite Land" von Arthur Schnitzler. Wir hatten das Stück vor Jahren schon einmal in einer anderen Inszenierung gesehen. Ich halte es für sein gelungenstes, daher kann man es sich im Abstand von ein paar Jahren schon wieder einmal anschauen.

Es war gar nicht einfach, Karten für diese Vorstellung zu bekommen, weil der Spielplan immer nur zwei Monate im Voraus veröffentlich wird; und die wenigen Vorstellungen, die es davon gibt, immer recht gut gebucht waren.

Aber letztlich haben wir es ja doch geschafft – und das Warten wurde belohnt! Wir hatten einen sehr interessanten, dichten, intensiven Theaterabend!


Das Ehepaar Hofreiter hat sich auseinander gelebt
Foto: Burgtheater / Andreas Pohlmann


Und noch dazu einen witzigen – zumindest an ein paar Stellen! Mir war gar nicht bewusst, dass Schnitzler auch witzig sein konnte. Aber dieser Inszenierung ist es gelungen, trotz aller Abgründe, die sich auftaten, auch diese witzigen Pointen herauszuschälen. Vor allem beim sarkastischen und zynischen Friedrich Hofreiter ist das gelungen.

Den detaillierten Inhalt kann man wunderschön in der Wikipedia nachlesen. Kurz gesagt geht es um das Fabrikanten-Ehepaar Hofreiter, das sich schon ordentlich auseinander gelebt hat und einander nichts schuldig bleibt. Sie weiß um seine Affären, er um die ihren; und alle spielen sich mehr oder weniger im Freundeskreis der beiden ab. Das schafft ein recht dichtes Netzwerk von Beziehungen – von gewesenen und gerade laufenden.

Friedrich sieht zufällig, wie nachts um halb zwei der junge Otto aus dem Schlafzimmerfenster von Genia Hofreiter steigt. Das ist ihm dann doch zu stark ("Man will doch nicht der Hopf sein"). Als tagsüber wieder alle versammelt sind, beleidigt Friedrich Otto, sodass diesem nichts anderes übrig bleibt, als Friedrich zum Duell zu fordern.

Friedrich hat gar nicht vor, Otto zu verletzen. Aber als er ihm dann tatsächlich gegenüber steht, steigt die Wut noch einmal derart hoch, dass er Otto doch erschießt. Friedrich kommt aus dem Wald nach Hause, wo gerade Ottos Mutter Genia besucht. Als sie gehen möchte, verabschiedet er sich noch höflichst von ihr, erwähnt aber mit keinem Wort, dass er gerade ihren Sohn erschossen hat.

Da war es dann mucksmäuschenstill im Saal.

Das Bühnenbild war sehr minimalistisch: Nur drei Stühle, im Hintergrund ein Vorhang mit etlichen Durchlässen statt der Türen, sodass das ständige Kommen und Gehen recht einfach und geräuschlos möglich war. Das reicht, denn das Stück ist text- und dialoglastig, sodass kaum weitere Requisiten notwendig sind.

Die letzten paar Szenen spielen in einer Tunnelbaustelle! Im Hintergrund die riesige Tunnelbohrmaschine, die gerade den Durchschlag geschafft hat, davor ein paar Sessel (s. Szenenfotos). Hmm, nicht nur die Seele ist ein weites Land, manchmal auch ein Bühnenbild.

Darstellerisch war die Inszenierung top besetzt. Hier gab es nur gute und sehr gute Leistungen. Unter die sehr guten fallen natürlich die beiden Hauptpersonen Genia und Friedrich Hofreiter (Katharina Lorenz und Michael Maertens). Aber besonders hervorheben möchte ich noch Dr. Mauer, den Itay Tiran wirklich großartig rüber brachte.

Alles in allem also ein sehr gelungener Abend. Sehr zu empfehlen!



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