Montag, 19. Juni 2017

Wasserleitungsweg und Wasserleitungsmuseum

Am Sonntag machten wir eine kleine Wanderung von Hirschwang nach Kaiserbrunn. Dort führt der "1. Wasserleitungsweg" durch das Höllental, das links vom Schneeberg und rechts von der Rax begrenzt und von der Schwarza durchflossen wird. Ziel war das Wasserleitungsmuseum in Kaiserbrunn, das viel Wissenswertes rund um die 1. Wiener Hochquellen-Wasserleitung zusammengetragen hat.

Zugang zum Wasserleitungsmuseum Kaiserbrunn



Der Einstieg ist am Ortsende von Hirschwang (wenn man von Reichenau kommt), ganz kurz vor der Talstation der Raxseilbahn. Wir hatten uns auf einen gemütlichen Spaziergang entlang der Schwarza eingestellt, einfach immer entlang des Flusses. So beginnt der Weg in Hirschwang auch: man geht da über ein Wehr zunächst über die Schwarza, aber gleich danach kommt der Anstieg. Denn das Tal ist so eng, dass man nicht immer neben dem Fluss gehen kann, sondern der Weg eben manchmal auch weiter oben am Hang entlang läuft. So kommt es, dass es auf den 3,5km bis nach Kaiserbrunn auch die eine oder andere Steigung gibt, gutes Wanderschuhwerk ist schon angebracht! Es kommen in diesem Abschnitt zwar Treppen vor, aber keine Leitern - wie man es gelegentlich lesen kann.

Einstieg in den Wanderweg bei Hirschwang

Wenn schon "Leiter", dann so eine Hühnerleiter

Unter uns die Schwarza





Unser eigentliches Ziel war aber das Wasserleitungsmuseum. Es dokumentiert die 1. Wiener Hochquellenwasserleitung, die 1869-1873 errichtet wurde: deren Vorgeschichte, den Bau selbst, den Betrieb und die Instandhaltung und nicht zuletzt die positiven Auswirkungen auf die stark expandierende Stadt Wien des 19. Jahrhunderts.


Eingangsbereich ...

... zum Museum

Radbrunnen. Das hier geschöpfte Wasser wird einem gleich zu Beginn zur Verkostung angeboten.

Diverse Ventile und Rohrstücke

Größere Gefälle in der Leitung werden auch zur Stromgewinnung genutzt

Es gibt auch einen kurzen Schaustollen

Nur etwa 1,60 m hoch und eng. In so einem kilometerlangen Schlauch zu arbeiten, ist nicht jedermanns Sache!



Im Museum wird ein kurzer Überblick über die Wasserversorgung von Städten im Laufe der Jahrhunderte geboten.

Ein Stück Wasserversorgung des römischen Lagers Vindobona, dem späteren Wien.

Die römischen Wasserbehälter hatten üblicherweise drei Auslässe in verschiedenen Höhen.
Ganz oben der Auslass für Privatgebäude, in der Mitte der für Thermen und ganz unten der für die öffentlichen Brunnen - die hatten also oberste Priorität. Sie wurden auch noch bei niedrigem Pegelstand mit Wasser versorgt. Die Haushalte holten sich von dort immerhin ihr Wasser.
In den Zeiten vor der Wasserleitung wurde Wien hauptsächlich aus Haus- und öffentlichen Brunnen versorgt. Die Qualität war schlecht und Ursache für viele Cholera- und Typhusfälle. Die Versorgung wurde immer prekärer und stand mehrmals an der Kippe, je mehr Einwohner die Stadt während der Industrialisierung bekam.

Wasser wurde auch per Pferdefuhrwerk verteilt. Von dort konnte man sich Wasser abholen, oder es wurde durch "Wasserer" (Wasserträger) zugestellt.

Die Bassena war zu ihrer Zeit ein Riesenfortschritt: sie brachte erstmals Wasser per Rohrleitung ins Haus.

Während des Baus wurde auch so allerhand gefunden

Höhenprofil von den Quellen bis Wien. Leicht zu erkennen, dass das Wasser einfach per Schwerkraft nach Wien fließt und keine Pumpstationen notwendig sind!

Diese Wasserleitung wurde 1873 eröffnet und war ein hygienischer Quantensprung: Typhus und Cholera gingen sofort schlagartig zurück!

Aber auch davor wurde bereits Wasser von Kaiserbrunn nach Wien transportiert. Allerdings nur für allerhöchste Herrschaften am Wiener Hof per "Wasserreiter": Ein paar Pferde wurden mit kleineren Fässern beladen und so wurde das Wasser klein klein über mehrere Tage nach Wien gebracht.

Der Kaiserbrunnen ist eine der Quellen, die im Zuge der Wasserleitung gefasst und durch ein massives Gebäude gesichert wurden. Ein Bediensteter der Wiener Magistatsabteilung 31 (Wiener Wasser) verschafft den Besuchern Zugang zu diesem "Wasserschloss" und erläutert auch, was es da im Inneren zu sehen gibt. Dieser Zugang ist natürlich nur in Begleitung durch diesen Bediensteten möglich; nach Verlassen des Wasserschlosses wird es wieder fest versperrt. Hier beginnt also die 90km lange Reise des Wassers nach Wien, für die es etwa einen Tag braucht. Auf Wunsch kann man auch noch einen 15-minütigen Film sehen, der vor allem die Wartungsarbeiten an und in der Wasserleitung zeigt.

Kaiser Franz Joseph schenkte in einer "allerhöchsten Entschließung" diese Quelle der Stadt Wien, um darauf eine Wasserversorgung Wiens aufzubauen.

Im Hintergrund das Wasserschloss, in dem das Wasser der Kaiserquelle gesammelt und in die Leitung nach Wien eingespeist wird. Sollte zuviel Wasser anfallen, wird es durch den Überlauf in den im Vordergrund sichtbaren Graben geleitet; er mündet ein paar Meter weiter in die Schwarza.


Alles in allem sehr liebevoll und interessant gemacht, ein Besuch lohnt sich! Das Museum scheint aber ein Geheimtipp zu sein, denn der Andrang hält sich in sehr überschaubaren Grenzen: außer uns war nur noch ein zweites Paar dort.

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