Mittwoch, 23. Oktober 2024

Viktor Jerofejew: Der Große Gopnik ★★★★☆

 Viktor Jerofejew: Der Große Gopnik ★★★★☆

Cover: Matthes & Seitz

"Sputnik" kennt wohl jeder. Eines der wenigen Wörter aus dem Russischen, die weltweit bekannt sind.

Aber was ist ein "GOPnik"? GOP ist eine russische Abkürzung und steht für "Staatliches Wohnheim für das Proletariat" und seine Bewohner sind eben die Gopniks. Es entwickelte sich darin eine Subkultur, die sich durch Kleinkriminalität und Schlägertypen auszeichnete. Der Begriff Gopnik verselbständigte sich mit der Zeit und steht heute eben für einen Hinterhof-Schlägertypen.

Und einer aus St. Petersburg hat es im Kreml bis nach ganz oben geschafft – der Große Gopnik eben.

Viktor Jerofejew hat es lange ausgehalten im Land des Großen Gopniks, aber mit dem Überfall auf die Ukraine wurde ihm der Boden zu heiß; seine Familie und er flüchteten über Estland und Polen nach Deutschland.

Sein Bestreben ist es seither, den Begriff "Großer Gopnik" international bekannt zu machen und zu etablieren. Er soll so geläufig werden wie der "Sputnik".

In diesem Buch schildert er den Werdegang und die Gedankenwelt des Großen Gopniks. Aber nicht nur das, sondern das Buch ist sehr viel mehr!


Montag, 12. August 2024

Festspiele Reichenau 2024

Juli ist Reichenau-Zeit! Auch dieses Jahr wieder.

Heuer waren es gleich vier Veranstaltungen, die wir besuchten; wobei eine davon kein klassisches Theaterstück war, sondern ein "Interview" oder "Doppelconferance" oder ... von und mit Maria Happel und Michael Niavarani.

Im Vorjahr gab es mit Werner Schwabs "Die Präsidentinnen" einen klaren Sieger. Ein derart überragendes Ereignis hatten wir diesmal nicht, die drei Theater-Nachmittage waren einfach guter, gehobener Durchschnitt:

  • Tag eins hatten wir am Nachmittag Ödön von Horvaths Stück "Der jüngste Tag" auf dem Programm
    Und am Abend das schon angesprochene Interview
  • Tag zwei waren wir aufgeteilt: Gundi und Fritz sahen vier Einakter aus Arthur Schnitzlers "Anatol". Ihre Begeisterung nach der Vorstellung hielt sich aber in Grenzen.
    Jutta und ich hatten den schon beinahe obligaten Nestroy, diesmal mit dem "Lumpazivagabundus".
  • Tag drei war dann dem frühen Stück "Der Ignorant und der Wahnsinnige" von Thomas Bernhard gewidmet.

Besonders erwähnen möchte ich noch die Werkseinführungen, die wir bekommen haben. Angelika Messner, die Dramaturgin Reichenaus, hat uns in etwa 15-20 Minuten die Stücke näher gebracht und sie in den historischen Rahmen gesetzt. Diese Vorträge hielten wir für besonders gelungen! Hoffen wir, dass das für die Zukunft beibehalten wird!




Sonntag, 11. August 2024

Vor 25 Jahren: Totale Sonnenfinsternis

Mittwoch, 11. August 1999: Totale Sonnenfinsternis über Mitteleuropa!

Das war für uns und viele viele andere ein Großereignis! Wochenlang vorher war dieses Geschehen der Superklasse in den Medien präsent, es gab wahrscheinlich niemanden in ganz Österreich, der davon nicht gehört oder gelesen hatte. Man konnte ihm einfach nicht entgehen.

Quelle: pixabay


Sonntag, 23. Juni 2024

Das Ende des Personal (Windows-) Computers naht

Ein etwas reißerischer Titel, geb ich zu. Aber ich meine es ernst.

Für Mitte Juni hatte Microsoft (MS) ursprünglich geplant, eine neue Windows-Funktionalität (auf neudeutsch: Feature) auszuliefern. Zunächst nur für PCs neuesten Typs, aber im Herbst flächendeckend für alle Windows-11-Geräte. Anmerkung: Windows-10-Rechner sind generell nicht betroffen.

Was ist das nun für ein geheimnisvolles neues Feature? Es nennt sich "Recall", auf deutsch soviel wie "Erinnerung". 

Dabei wird alle fünf Sekunden (!) ein Abbild des gerade angezeigten Bildschirms (screenshot) gespeichert. Anschließend fährt eine Künstliche Intelligenz (KI) über diese screenshots drüber und versucht dabei, möglichst viel Inhalt (Texte, Bilder etc.) zu "verstehen". Diese Inhalte werden dann in einer Datenbank gespeichert.

Ich glaube, schön langsam dämmert es, warum ich diesen Titel für diesen Post gewählt habe.

Quelle: pixabay


Donnerstag, 6. Juni 2024

Jarka Kubsova: Marschlande ★★★★★

Jarka Kubsova: Marschlande  ★★★★★


Cover: S. FISCHER

Britta zieht mit ihrem Mann und den beiden Kindern aus der Stadt Hamburg in deren Umland. Genauer in den Südosten, dort wo sich die Elbe in viele viele Nebenarme aufspaltet. Seit Jahrhunderten sichern Deiche dieses wertvolle und äußerst fruchtbare Land (die titelgebenden "Marschlande") vor Fluten der Nordsee.

Bei einem Spaziergang stößt Britta auf ein Straßenschild mit der Aufschrift "Abelke Bleken-Ring". Sie wird neugierig und beginnt zu stöbern.

Die Autorin Jarka Kubsova lässt Britta immer tiefer in die Geschichte dieser Abelke Bleken eintauchen. Sie muss dabei erfahren, wie diese starke, selbstständige Frau Ende des 16. Jhdts.  erst um ihren Hof gebracht, dann gebrochen und zuletzt – wortwörtlich – zerbrochen wird.


Dienstag, 14. Mai 2024

Robert Menasse: Die Erweiterung ★★★★☆

Robert Menasse: Die Erweiterung ★★★★☆

Cover: Suhrkamp

Nach seinem ersten EU Roman "Die Hauptstadt" war ich schon sehr gespannt, was sich Robert Menasse zum Thema EU-Erweiterung hat einfallen lassen; zumal mir "Die Hauptstadt" damals recht gut gefallen hat.

Wieder ist ein Buch herausgekommen, das in der Entstehung unglaublich aufwändig gewesen sein muss. Dass er die EU und ihre Institutionen sehr gut kennt, hatte er ja schon beim ersten Roman bewiesen. Klar, dass er dieses Wissen hier ebenfalls wieder gut gebrauchen konnte.

Aber diesmal kam noch Albanien dazu, ein bei uns immer noch recht unbekanntes und fremdes Land. Und genau um die Aufnahme dieses Landes in die EU und um den Prozess, der da dahinter steht, geht es in diesem Buch.

Wie immer mit dem Robert Menasse eigenen Humor und Sarkasmus. 

Mittwoch, 24. April 2024

Marokko-Rundreise 2024 - Teil 1

Mitte März machten wir eine Rundreise durch Marokko. Wir, das war diesmal eine etwas kleinere Runde, nämlich Gundi, Jutta und ich.

Vor der Kulisse von Tinghir

Wenn man sich nach so einer Rundreise umsieht, wird praktisch immer die gleiche Tour angeboten: Einerseits die klassischen Königsstädte Marrakesch, Rabat, Meknès und Fes im Norden. Und andererseits die Schönheiten des Südens wie Wüste, lehmgebaute Kasbahs und Schluchten.


Rechts oben im grauen Bereich ist ein Rechteck-Symbol zu finden: "Größere Karte ansehen".
Ein Klick darauf öffnet eben – eine größere Karte.


Wir haben das Angebot von GTA gebucht und sind damit sehr gut gefahren - in jedem Sinne des Wortes. Der Bus war modern und klimatisiert, wir waren eine kleine Gruppe von 18 sehr angenehmen Zeitgenossen. Und wir hatten einen tollen Reiseleiter, der uns Land, Leute und Gebräuche näher brachte.

Die gesamte Tour dauerte nur 8 Tage, daher war das Programm (wieder einmal) äußerst dicht gedrängt. Bei so vielen Stationen, Anlaufstellen und Fotostopps kommen klarerweise auch Unmengen Fotos zusammen. 

Von den ursprünglich 1600, die Gundi, Jutta und ich in einen gemeinsamen Topf warfen, blieben letztlich noch 1200 übrig. Das ist eine Menge, die man niemandem zumuten kann, der nicht dabei war. Daher hab ich davon dann 550 Fotos in eine kleinere Auswahl übernommen; die ist für uns Teilnehmer plus ein paar Freunde, die das Land ebenfalls kennen, gedacht. Und davon wiederum etwa die Hälfte ist dann für die Öffentlichkeit bestimmt. 

Von der Anzahl her ist das gerade noch vertretbar; außerdem sind in dieser Auswahl außer uns keine Personen mehr zu sehen, um keine Persönlichkeitsrechte zu verletzen. 

Apropos, ich geb's lieber gleich zu: Ich musste dazu eine Handvoll Fotos retuschieren, sprich: Personen im Hintergrund entfernen. Ich bin kein Spezialist in diesen Dingen (das hab ich wohl mit der Herzogin Kate gemeinsam). Diesen paar Fotos sieht man ihre Manipulationen also mehr oder weniger deutlich an. Bitte um Nachsicht!

Einige dieser für die Öffentlichkeit bestimmten Fotos werde ich direkt in diesem Bericht verwenden, die Gesamtheit ist wie immer in einem Web-Album zu finden. Ebenfalls wie immer an dieser Stelle möchte ich auf die Anleitung hinweisen, die beschreibt, wie die Möglichkeiten so eines Web-Albums genutzt werden können.

So, genug der Einleitung. Beginnen wir also in Marrakesch und fahren die Runde im Uhrzeigersinn!

Dienstag, 23. April 2024

Marokko-Rundreise 2024 - Teil 2

In Teil 2 besichtigen wir ausführlich Fes. Anschließend verlassen wir das grüne Marokko und fahren über den Hohen Atlas in den trockeneren Süden. In Erfoud erleben wir die Sandwüste und Kamele. Weiter nach Westen, aber immer noch südlich des Hohen Atlas geht es nach Tinghir, besuchen dort die Todra-Schlucht und eine Teppich-Manufaktur. Auf der "Straße der Kasbahs" sehen wir zahlreiche Lehmhäuser (viele davon in leider keinem sehr guten Zustand); bis wir letztlich in Ouarzazate ankommen und die beachtliche Kasbah Taourirt sehen.


Montag, 22. April 2024

Marokko-Rundreise 2024 - Teil 3

Der dritte Teil des Reisetagebuches führt uns in das Dorf Aït-Ben-Haddou und über den Tichka-Pass wieder zurück nach Marrakesch. Dort besuchen wir noch einmal den Gauklerplatz: Diesmal bei Nacht, als dort richtig viel los war. Der letzte Tag ist dann dem wunderschöne Bahia-Palast gewidmet.



Samstag, 17. Februar 2024

Lea Ypi: Frei ★★★★★

Lea Ypi: Frei  ★★★★★

Cover: Suhrkamp

Es kommt nicht oft vor, dass ich für ein Buch mehr als fünf Sterne vergeben möchte. Das hier ist so eins!

Eines der besten Bücher der letzten Monate und definitiv die beste Autobiografie, die ich je in der Hand hatte!

Lea Ypi (*1979) ist in Albanien aufgewachsen. Das war noch die Zeit, als das Land völlig abgeschottet vom Rest der Welt war: Vom bösen kapitalistischen Westen natürlich, später sogar von Jugoslawien, der Sowjetunion und China. 

In der Schule musste sie jedes Jahr erklären, dass die Namensgleichheit mit dem faschistischen Ministerpräsidenten Xhafer Ypi, der seinerzeit Mussolini und die Faschisten Albanien übernehmen ließ, rein zufällig war und er mit ihrer Familie rein gar nichts zu tun hätte.

Andererseits gehörte ihre Familie nicht gerade zu den glühenden Verehrern von Onkel Enver Hoxha (so wurde er allgemein genannt); wenn es in der Familie um Vergangenheit und Verwandtschaft ging, wurde sehr oft geheimnisvoll herumgedruckst. 

Als dann 1990 die Wende in Albanien ankam, wurde sie endlich aufgeklärt.


Samstag, 10. Februar 2024

Sebastian Barry: Tage ohne Ende ★★★★★

Sebastian Barry: Tage ohne Ende  ★★★★★

Cover: Steidl Verlag

In den Western-Filmen kämpfen Cowboys und Indianer; meist gegeneinander, oft untereinander. Aber sie behandeln in den meisten Fällen nur Einzelereignisse. Nur wenige – und gute – Ausnahmen beschäftigen sich mit dem Thema "Landnahme der Weißen im Westen" und allen Problemen, die damit in Zusammenhang stehen. Einer, der sich damit eingehender auseinander setzte, war "Der mit dem Wolf tanzt". Super Film, nur leider viel zu lang.

In diesem Buch hier von Sebastian Barry wird hingegen ganz genau hingeschaut. Der Autor lässt seine beiden Protagonisten die Zeit durchleben, die von den Indianerkriegen über den USA-Bürgerkrieg bis in die Nachkriegszeit reicht und sich etwa 1850 bis 1870 erstreckt.

Die Sprache und Erzählweise sind dabei so mitreißend, dass man das Buch kaum zur Seite legen kann: Mittendrin, statt nur dabei!


Dienstag, 30. Januar 2024

DMA und DSA. Zwei tiefgreifende Gesetzeswerke im Anmarsch

Nein, in diesem Post wird es nicht um Gentechnik gehen, auch wenn es so klingen mag.

Vielmehr sind zwei EU-Verordnungen gemeint, die in wenigen Wochen in Kraft treten und bereits jetzt ihre Schatten voraus werfen.

Sie werden uns alle betreffen, die wir im Internet unterwegs sind oder die wir ein Smartphone verwenden.

Was verbirgt sich also hinter diesen kryptischen Kürzeln?

Bild: pixabay