Samstag, 3. Juli 2021

Steyr – Arbeit, Wohlstand Macht. - Teil 3

Am Samstag schlenderten wir ganz gemächlich durch den Wehrgraben und setzten zur großen Steyrinsel über. Dort ging es durch die Werndlgasse durch eine Arbeitersiedlung, die zu Werndls Zeiten errichtet wurde. Darauf wieder zurück zum Innerberger Stadel für einen ausführlichen Besuch des dritten Teiles der Landesausstellung. Über den rostigen Ennssteg zurück zum Hotel auf eine kleine Verschnaufpause. Und zuletzt darf eine kleine Abkühlung in der Enns nicht fehlen.

Am Sonntag machten wir einen kleinen Abstecher nach Christkindl, bevor wir dann nach Grünburg fuhren, nur um mit einem Dampfzug wieder nach Steyr zu kommen... Und wieder retour.




Samstag, 19. Juni


Der Wehrgraben liegt am Südrand des Stadtteils Steyrdorf. Ein schon bestehender Seitenarm der Steyr wurde vertieft und mit zahlreichen Wehren und Rädern versehen – daher der Name. Hier entstanden auch die Fabriken Werndls, bevor sie aus Platzgründen abgesiedelt wurden; Anfang des 20. Jhdt. kehrte hier Ruhe ein. Heute ist das ein sehr malerischer Stadtteil, der zum Bummeln einlädt.


Wir kommen noch einmal beim Museum Arbeitswelt vorbei, denn hier beginnt der Wehrgraben










Kraftwerk ...

... und Wehr "zur Direktionsbrücke"

Am Wehrgraben gibt es bis heute die Schwimmschule, die einst Josef Werndl für seine Arbeiter und deren Familie bauen ließ.

Außerdem ließ er zahlreiche Arbeiterwohnungen errichten, etwa auf der großen Steyrinsel im Stadtteil "Voglsang". Diese Arbeitersiedlungen bestehen ebenfalls bis heute.


Arbeitersiedlung in der Werndlgasse.
Die Vorgärten sind nicht eingezäunt, dadurch wirkt sie Siedlung sehr offen und einladend.

Vor fast jeder Wohung findet sich so eine Sitzgruppe.
Und auf jedem Haus ist noch das Steyr-Logo zu sehen.


Anschließend machten wir einen großen Bogen und kamen letztlich bei der Pfarrkirche wieder in die Innenstadt. Wir mussten nur noch den Treppenabgang beim Mesnerhaus runtergehen und waren damit wieder beim Stadtplatz/Grünmarkt unten.

Ein paar Häuser weiter und wir standen vor dem Innerberger Stadel (kennen wir bereits), der dritten Station der Landesausstellung mit dem Thema "Wohlstand".

Der erste Raum präsentiert Auf- und Abstieg der Stadt Steyr entlang einer Zeitleiste.

Es sind zahlreiche Zunftzeichen ausgestellt. Hier das der Bohrerschmiede.

In einem Obergeschoß wurde eine historische Sensenschmiede eingebaut.
Esse mit großem Blasebalg (links)

Mit diesem wasserbetriebenen Hammer wurde der Block Roheisen zur Sense geformt.

Frontalansicht des Hammers

Der Hammer wurde durch diese Zapfen auf der Welle angehoben und sauste dann durch sein Eigengewicht auf das Werkstück.

Werdegang einer Sense von rechts nach links. Ganz rechts der Block Roheisen.

Der Hammer wurde von diesem Wasserrad angetrieben.

Flößer auf der Enns. Soweit ich das erkennen kann, dürften sie da Barren an Roheisen geladen haben.
Im Vergleich zu heute irrsinnig aufwändig. 5 Mann Besatzung und so wenig Ladung.

Wie anstrengend und gefährlich die Flößerei war, kann man auf diesem Video erahnen, das eine Floßfahrt auf der Salza zeigt (um 1928)

Geldkassen mit ...

... ordentlichem Schloss!

An diesem heißen Nachmittag ging dann nicht mehr viel. Wir wollten unter die Dusche und ein wenig rasten, bevor wir dann zur Abendrunde aufbrechen würden.

Das beste Eis der Stadt gibts in der Engen Gasse

Wie schon erwähnt: Corten-Stahl ist in Steyr oft zu sehen.
Hier der Ennssteg ...

... der zu einer in den Hang gebauten Garage führt. Verkleidung ebenfalls mit Corten-Stahl.

Ennssteg

Vor dem Abendessen noch eine kleine Erfrischung in der Enns

Die Häuser entlang von Steyr und Enns sind seit jeher von Hochwasser bedroht.
Die oberste Linie ist von 1572. Der 12.8.2002 ist auf Höhe der Blumenkisterln im ersten Stock!

Viele Häuser haben daher inzwischen wasserdichte Fensterläden bis hinauf in den ersten Stock.

Ebenso wasserfeste Eingangstüren


Sonntag, 20. Juni

Christkindl


Das Sonderpostamt Christkindl kennt bei uns jedes Kind – wortwörtlich. Denn dorthin schreiben Kinder ihre Weihnachtswünsche. Aber nicht nur zu Weihnachten ist dort Hochbetrieb, sondern auch an gewöhnlichen Sonntagen ist die kleine Kirche dort gut besucht!







Nach dem kleinen Abstecher nach Christkindl fuhren wir dann weiter nach Grünburg.

 

Steyrtalbahn: Grünburg - Steyr - Grünburg

 

Die Steyrtalbahn war ehemals eine wichtige Linie für Material- und Personentransport. Nach dem Krieg verlor sie aber bald an Bedeutung, da immer mehr auf die Straße verlagert wurde. Immer mehr Abschnitte wurden stillgelegt, bis 1982 der Betrieb endgültig eingestellt wurde.

Aber bereits 1985 nahm die Bahn wieder Fahrt auf, diesmal als Museumsbahn. Dass die Bahn mit viel Liebe betrieben wird, sieht man an jeder Ecke!

Vom zeitlichen Ablauf her war es für uns am Günstigsten, um 11:00 Uhr von Grünburg mit der Bahn loszufahren und eine Stunde später in Steyr anzukommen. Für die Mittagspause hatten wir ganz in der Nähe des Bahnhofs bereits am Vortag reserviert; das war zu dieser Zeit noch notwendig, da coronabedingt in Lokalen noch ein gewisser Abstand zu halten war. Wie sich herausstellen sollte, war die Reservierung auch gut so, denn das Lokal war sehr gut besucht. 14:00 Uhr war dann wieder Abfahrt in Steyr, 15:00 Ankunft in Grünburg und anschließend Heimreise.

 


Unsere Dampflok

Wir fuhren in einem offenen Wagen. Erstens kühlender Fahrtwind, zweitens keine Corona-Maske notwendig!
Andererseits jede Menge Rußpartikel auf der weißen Hose...


Brücke über die Steyr

Solarpanel, neumodisches Zeug.


Kirche zu Christkindl, wir sind also fast am Ziel in Steyr

Noch eine kleine Steigung

Alle 30cm ein Blatt.

Doch plötzlich Halt! Ein Baum ist den Hang heruntergekommen und liegt jetzt quer über dem Gleis!

Sowas kommt jedes Jahr ungefähr 2x vor und kann die Begleitmannschaft nicht erschüttern.
Ausgerüstet mit einer Kettensäge ist nach 20 Minuten der Baum zerlegt und die Strecke wieder frei!

Dampf - Feuer - Funken - Trockenheit. Diese Mischung kann dafür sorgen, dass es entlang der Strecke Flurbrände gibt. Kommt ca. 3x pro Jahr vor. Daher fährt eine Draisine, voll beladen mit Löschmaterial und besetzt mit einem Feuerwehrmann dem Zug hinterher!

Der Baum lag ausgerechnet in einem etwas steileren Abschnitt.
Beim Anfahren hat sich die kleine Lok ziemlich angestrengt. Wenn sie die Räder zum Drehen gebracht hat, haben die sich leider auf der Schiene durchgedreht. Es hat bestimmt 10 Anfahr-Versuche gebraucht, bis der Zug wieder ins Rollen kam!

Der Baum wurde gleich am Straßenrand unterhalb des Bahndammes entsorgt.

Wasser nachfüllen in Steyr

Wir sind bei der Rückfahrt schon beinahe wieder in Grünburg.
Ein folgen ein paar "Schrottfotos"

Die Wagen stehen kurz vor dem Zusammenbruch

Wenn ich sowas sehe, fällt mir unmittelbar Eugen Egners "Aus dem Tagebuch eines Trinkers" ein:

 9.4.
Zwecks Betrachtung des Sonnenunterganges Rangierbahnhof aufgesucht.
Allergrößtes Mitleid für zwei alte D-Zug-Wagen auf einem Abstellgleis empfunden.
Ihr Anblick ließ mich aufschluzchzen und unter konvulsivischen Zuckungen Liter von Tränen vergießen.
Erst lange nachdem man mich in eine Nachtbar fortgeschafft hatte und mir unter stetigem Einschenken gut zuredete, konnte ich nach und nach zur Ruhe kommen.



Blumenbeet, eingefasst mit alten Hektometersteinen

Hier wird bereits für die nächste Fahrt nachgeladen

Schild auf dem Parkplatz

Wieder zurück in Grünburg. Jetzt blieb wirklich nur noch die Heimfahrt. Wurde aber eh noch durch einen Heurigenbesuch unterbrochen!

Beim Gasslwasinger in Gießhübl

* * * * * * *

Das war also unser Kurzurlaub in Steyr! Ich war vor Jahrzehnten das letzte Mal dort und hatte nur noch sehr blasse Erinnerungen daran. Jetzt, nach diesem Wochenende dort, konnte ich sie wieder ordentlich auffrischen. Schön, dass wir dort waren!

 

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Ende des Reiseberichts.

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