Mitte Juni verbrachten wir ein langes Wochenende in
Steyr. Anlass der Reise war die diesjährige oberösterreichische
Landesausstellung "Arbeit, Wohlstand, Macht", aber wir wollten natürlich auch Steyr selbst ein wenig kennenlernen.
Auf der Hinreise machten wir noch Halt in Böhlerwerk, wo
Walter Gstettenhofer in seiner Buchbinderei arbeitet. Wie wir dort dann feststellen durften, ist das nicht bloß eine international bekannte Buchbinderei; sondern Walter Gstettenhofer nutzte den allgemeinen Corona-Stillstand, um seine ungeheure Kreativität auch auf andere Weise auszuleben.
Beides möchte ich nun im Anschluss dokumentieren. Wie immer hab ich dazu zahlreiche Fotos, die alle
in einem Webalbum zur Verfügung stehen. Wer diese Webalben noch nicht kennt, sei wieder einmal auf meine
kleine Gebrauchsanweisung dafür hingewiesen.
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Klassische Ansicht von Steyr Direkt von unserem Hotel aus aufgenommen!
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Die bewährte Reisegruppe in Steyr
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Donnerstag, 17. Juni
Walter Gstettenhofer, Böhlerwerk
Gundi kannte ihn bereits, weil sie sich vor ein paar Jahren ein Buch bei ihm binden ließ. Damals sprach er auch eine Einladung auf eine Führung durch seine Werkstätte aus. Diese Einladung haben wir jetzt gerne angenommen.
Aber große Überraschung! Das ist nicht bloß eine Buchbinderwerkstätte, sondern Walter Gstettenhofer nutzte die Zeit während der Corona-Lockdowns seine überschäumende Kreativität auch auf andere Weise auszuleben. Und so standen wir plötzlich vor Bildern, in denen er Metall und Acrylharz verbindet sowie vor Skulpturen, die er allesamt aus Metallabfällen zusammenbaut. Das Metall wird dabei nicht erhitzt oder geschmiedet, sondern ausschließlich kalt verarbeitet!
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Walter Gstettenhofer vor einer seiner Skulpturen
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Virus. Ganz aktuell. Metallspäne in Acrylharz eingegossen
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Gästebuch in einer Kassette
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Zu der Zeit arbeitete er gerade an einem Bild "um die Ecke"
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Klassische Buchbinderei
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Dieses Buch wartet noch auf seine Renovierung
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Materialien für Buchhüllen
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Kleine Notizbücher. Die Buchhüllen waren ehemals Bierdosen
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Der Reichtum und die Bedeutung der Stadt Steyr leiten sich von der
Eisenverarbeitung her, die dort seit Jahrhunderten Tradition hat. Das Erz wurde zunächst rund um den
Erzberg verhüttet und kam auf dem Land- und Wasserweg als Roheisen nach Steyr. Die Stadt hatte das Privileg, dass dieses Roheisen hier drei Tage lang den Verarbeitern angeboten werden musste, bevor es weitertransportiert werden durfte. Die Steyrer suchten sich natürlich das beste aus und schickten die mindere Qualität dann weiter.
Steyr war aber nicht die einzige Stadt, die Eisen verarbeitete. Ein weiteres Zentrum war die Mur-/Mürzfurche (Leoben, Donawitz). Der Erzberg war daher geteilt in "
Vordernberg" und "Innerberg". Das Vordernberger Eisen wurde nach Süden (Leoben) transportiert, das Eisen aus "Innerberg" (
dem heutigen Ort Erzberg) kam nach Steyr. Vom Innerberg hat der Stadel daher auch seinen Namen. Durch eine Verordnung war aber nicht nur der Berg geteilt, sondern auch die Absatzgebiete der Fertigwaren: Leoben lieferte nach Süden, Steyr nach Norden.
Produziert wurden vor allem Sensen und Messer, später auch Waffen, noch später Fahrräder und Autos. In Venedig hatten die Steyrer später ebenfalls eine eigene Niederlassung; von dort gingen ihre Sensen und Messer in die ganze Welt. [
Quelle und weitere Details,
sowie hier]
Am Abend nahmen wir noch an einer "Nachtwächterführung" teil. Die stellte sich als ganz normale Stadtführung heraus, die Verkleidung des Tourguides als Nachtwächter hatte keine zusätzliche Bedeutung. Neu war für mich allerdings, dass der Nachtwächter als "unehrlicher Beruf" (im Sinne von "ohne Ehre") galt und somit auf der gleichen Stufe stand wie ein Abdecker oder Henker! Das ist insofern überraschend, da seine Tätigkeiten ja vielfältig zur Sicherheit in der Stadt beitrugen. Von polizeilichen Aufgaben bis zu Objektschutz und Feuerwache!
Die Tour begann auf dem Stadtplatz, zu dem ich aber oben bereits das Meiste gesagt habe.
Wir gingen dann weiter zur Pfarrkirche. Sie ist den Heiligen Ägidius und Koloman gewidmet und hat eine bewegte Geschichte, was den Turm betrifft. Nach einem Blitzschlag geriet der Turmhelm in Brand und wurde zerstört. Der Architekt Friedrich Schmidt, der schon in Wien das Rathaus entworfen hatte, gestaltete einen neuen Turm in gotischer Bauweise. Und seither hat der eben eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Wiener Rathaus. Das Uhrwerk der Turmuhr wird übrigens manuell aufgezogen, es gibt hier keine Automatik! Alle zwei bis drei Tage muss das Werk aufgezogen werden. Unser Guide ist einer von mehreren, die diese Tätigkeit übernommen haben. Zeitaufwand jedesmal etwa 30-45 Minuten!
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Unser Nachtwächter-Tourguide
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Früheres Turmkreuz, das nach dem Blitzschlag abstürzte
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Neugotischer Turm der Pfarrkirche im Abendlicht
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Portal der Pfarrkirche
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Wappen von Steyr
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Namentlich zugeordnete Sitzplätze
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Sitzplatz mit besonders außergewöhnlicher Sicht
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Uhr an der Kirchendecke
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Spielecke für die Kleinsten
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Mesnerhaus links; rechts der Abgang zum Stadtplatz
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Von der Pfarrkirche führt eine Promenade direkt zum Schloss Lamberg, unserer nächsten Station.
Das Schloss Lamberg liegt auf einer Erhöhung genau in dem Keil zwischen der Steyr und der Enns. Früher stand hier die Styraburg, von dem die Stadt ihren Namen hat, ebenso wie das Land Steiermark, dessen Hauptstadt Steyr früher war. Erst 1254 wird Steyr von der Steiermark getrennt und dem "Land ob der Enns" zugeschlagen; gemeint ist damit "das Land, das längs der Donau gesehen oberhalb der Mündung der Enns in die Donau liegt". 1666 übernehmen die Grafen Lamberg die Burg. Nach deren Zerstörung durch einen Brand (1727) wurde das Schloss neu errichtet, so wie wir es heute kennen.
Das Schloss ist Schauplatz des Teiles "Macht" der Landesausstellung; dazu später mehr.
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Waffenschmied |
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Tischler |
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Schloss Lamberg im Abendlicht
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Abgang vom Schloss zur Steyrmündung
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Bei Beginn der Engen Gasse war die Führung dann zu Ende. Wir gingen nur noch über die Ennsbrücke und ließen den Abend bei einem Cocktail ausklingen.
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Im nächsten Teil werden wir dann Steyr noch ein wenig mehr kennenlernen und die Teile "Arbeit" und "Macht" der Landesausstellung besuchen.
Teil 2 >>
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