Mittwoch, 3. Oktober 2018

Zypern 2018 - Teil 1

Mitte September verbrachten Jutta und ich auf Zypern. Die Insel im Nordosten des Mittelmeeres ist ja zwischen Griechenland und der Türkei aufgeteilt, wir haben uns ausschließlich im griechischen Südteil aufgehalten.

Unser Hotel hatten wir etwas östlich von Limassol, das liegt einerseits an der Südküste, andererseits halbwegs in der Mitte in Ost-West-Richtung. Die Lage war ideal, um die Insel mit einem Mietwagen zu erkunden; denn unser Plan war, Besichtigungen auf der Insel und Strandaufenthalt zu kombinieren. Dieser Plan ist auch voll aufgegangen; im Nachhinein betrachtet hätten wir aber einen Monat später fliegen sollen: im September ist es auf Zypern noch glühend heiß! 35 Grad (gefühlt noch weitaus mehr) und kaum Schatten, zumindest im Süden und somit in Küstennähe. Einen Tag waren wir im Troodos-Gebirge, da war es dann deutlich kühler und außerdem erwischte uns ein ordentlicher Regenguss!

Zypern ist seit Jahrtausenden besiedelt, es gibt also jede Menge zu sehen. Die Karte zeigt wie immer, wo wir uns aufgehalten haben:




Klarerweise gibt es wieder jede Menge Fotos. Einige davon werde ich direkt im Blog zeigen, viele weitere sind wie immer in einem Online-Album zu sehen. Selbst die Bilder in diesem Album sind nur ein kleiner Auszug aus der Gesamtmenge; aber knapp 900 Bilder kann man niemandem zumuten, der selbst nicht dabei war. Ah ja, hier der obligate Hinweis, wie man das Online-Album bedient, und welche Informationen zu jedem Bild vorhanden sind.


Im Archäologiepark Paphos






Samstag, 8. September


Nach einem ruhigen Flug nach Larnaka hatten wir noch einen Transfer zu unserem Hotel bei Limassol. Aber warum steigt der Chauffeur auf der Beifahrerseite ein? Und warum fahren die alle auf der falschen Seite? Aua, stimmt ja, Linksverkehr auf Zypern! Eines der Relikte der langen britischen Herrschaft!

Ansonsten aber keine weiteren Besonderheiten. Wir kamen am späteren Nachmittag beim Hotel an und nutzten die Zeit bis zum Abend für einen kleinen Erkundungsspaziergang in der Nähe.

Das Hotel war voll belegt. Geschätzte 50% der Gäste waren Russen, geschätzte 40% Briten, der Rest waren ein paar versprengte Deutsche, Österreicher und Italiener. Das Haus hat übrigens keine Wintersperre, sondern das ganze Jahr geöffnet!


Blick aus dem Hotelfenster

Das Haus war ganz modern eingerichtet. Für die Nomaden des 21. Jahrhunderts gab es sogar USB-Wandauslässe, sodass die Ladegeräte im Koffer bleiben konnten.



Sonntag, 9. September


Am Vormittag übernahmen wir unser Leihauto, das uns zum Hotel gebracht wurde. Schön, dass es ein Automatikgetriebe hatte, sodass ich mich zusätzlich zum Linksverkehr nicht auch noch mit dem Schalthebel herumschlagen musste.

Das war die einzige nennenswerte Aktivität an diesem Sonntag. Der Rest des Tages war "liegen und wenden" [1] am Strand.

liegen und wenden am Strand



Montag, 10. September


Irgendwann musste es ja kommen, und so hatte ich an diesem Montag meine erste Ausfahrt im Linksverkehr. Ehrlich gestanden, hatte ich zuvor schon ein etwas seltsames Gefühl, wenn ich daran dachte, wie denn das so sein würde. Aber es war dann halb so schlimm. Was ich mir immer wieder (eigentlich bis zum Schluss) an Kreuzungen vorsagen musste, war, dass der Querverkehr von rechts kommt. Es kostete mich zu Beginn auch immer wieder etwas Überwindung, nach einem Rechtsabbiegen wieder auf die linke Spur zu wechseln. Aber ansonsten hatte ich nicht wirklich ein Problem damit.

Damit die erste Ausfahrt nicht zu lange würde, haben wir Ziele ganz in der Nähe gewählt. Wir begannen mit der alten Johanniterburg in Kolossi.

Die Burg von außen




Blick hinunter auf die Antoniuskirche.
Im Vordergrund erkennt man noch den Aquädukt, der die Burg und ...

... die angeschlossene Zuckermühle mit Wasser versorgte.
Zucker (aus Zuckerrohr) war früher ein wichtiges Exportgut der Insel

Nach der Burg besichtigten wir noch die Antoniuskirche, die nur ein paar Schritte von der Burg entfernt lag.

Auf dem Weg zur Antoniuskirche kamen wir noch an einer "orthodoxen Hundehütte" vorbei

In der Antoniuskirche

Danach fuhren wir noch weiter in das nahegelegene Kourion, einer Ausgrabungsstätte aus römischer Zeit. Dort kamen uns bereits die ersten Mosaike unter.

Amphitheater

Apsis der Basilika

Bad mit doppeltem Boden zwecks Beheizung

Mosaik im "Haus der Gladiatoren"

Die Reste des Eustolios-Hauses sind durch ein aufwändiges Dach geschützt

Weil wir immer noch etwas Zeit hatten, fuhren wir auch noch in das Dorf Anogyra. Dort gibt es ein kleines Museum, das sich dem Johannisbrotbaum (engl. carob) widmet. Dieser Baum ist auf Zypern weit verbreitet. Die Früchte (Schoten) dieses Baumes sind stark zuckerhältig, sodass man daraus allerlei Säfte (Sirup) und Zuckersachen (Bonbons) herstellt. Pulverisiert sind sie auch als Kakaoersatz zu verwenden.

Für all das braucht man wie gesagt die Schoten. Die darin enthaltenen Kerne variieren nur sehr wenig in ihrem Gewicht, sodass sie früher für Waagen verwendet wurden - die Einheit Karat hat von ihnen ihren Namen.

Carob-Museum

Johannisbrotbaum

Blütenstände des Baumes.
Es dauert etwa ein Jahr, bis die Schoten erntereif sind. Ein Baum hat im Herbst daher Blüten (des aktuellen Jahres) und Früchte (des Vorjahres) gleichzeitig.


Nach diesen drei Zielen gingen wir für den Rest des Tages wieder zu "liegen und wenden" über.


Dienstag, 11. September


Nachdem der erste Tag Linksverkehr gut verlaufen war, wurden wir am Dienstag schon mutiger und machten eine Rundfahrt durch das Troodos-Gebirge. Es entstand durch Hebung und Faltung eines alten Meeresbodens und erreicht heute eine Höhe von nicht ganz 2000 Metern. Die höchste Erhebung heißt übrigens ebenfalls Olymp (wie in Griechenland), auf dem es sogar einige Schipisten gibt. Man kann dort bis in den März hinein Schi fahren! Wer also Schladming, St. Moritz, Chile, Alaska und Neuseeland schon hinter sich hat, könnte ja einmal auf Zypern Schi fahren - das wäre wirklich exotisch!

Wir steuerten zunächst einmal den Ort Troodos an und besuchten dort das kleine Museum, das sich mit Flora und Fauna Zyperns beschäftigt. Auf der Insel gibt es nämlich zahlreiche endemische Tier- und Pflanzenarten.


Der Ort Troodos besteht hauptsächlich aus Souvenir-Ständen

Noch ein Relikt der britischen Besatzung

Im Museum des Naturparks werden vor allem die endemischen Tiere und Pflanzen hervorgehoben

Nicht weit von hier liegt der höchste Berg der Insel, der Olymp. Man kann mit dem Auto fast bis ganz nach oben fahren, nur der letzte Kilometer ist zu Fuß zu gehen. Oben angekommen erwarten einen eine gigantische Flugüberwachungsanlage des britischen Militärs (ein weiteres Überbleibsel) sowie die Bergstation eines Schiliftes.


Auf den letzten Metern zum Olymp.
Die Landschaft ist hier bereits sehr felsig, aber ein Baum da und dort geht schon noch.

Britische Flugüberwachung und Bergstation gleich nebeneinander

Die Pistenraupe in der Sommerpause

Es gibt tatsächlich einen Zypriotischen Ski Club!


Im Troodos-Gebirge verstreut finden sich sogenannte Scheunendachkirchen. Das sind orthodoxe Kirchen (klar), deren Dach aber noch einmal mit einem Pultdach überdeckt sind, sodass die Kirchen eben wie Scheunen aussehen. Neun dieser Kirchen stellen zusammen eine UNESCO-Welterbestätte dar, zwei davon haben wir besucht: zunächst "Agios Nikolaos tis Stegis" bei Kakopetria, die aber leider nur von außen zu fotografieren war.

Sieht wirklich mehr wie eine Scheune aus

Dach über Dach

Auf dem Weg zur zweiten Kirche fuhren wir durch Kakopetria, das in unserem Reiseführer als Top-Ziel angepriesen wurde. Tatsächlich gibt es dort irrsinnig viele Lokale, sodass wahrscheinlich wirklich viele Reisebusse hier Halt machen. Aber es blieb uns ein Rätsel, was an diesem Ort (übersetzt: unnützer Fels) so besonders sein soll. Immerhin haben wir uns für einen Kaffee in einen Gastgarten gesetzt und kamen anschließend gerade noch rechtzeitig zu unserem Auto, bevor der Regenguss einsetzte. Es hat dann so heftig geregnet, dass danach irrsinnig viel Geröll auf den Straßen lag.


Kakopetria liegt an den Hängen eines tief eingeschnittenen Tales

Die Wendeltreppe führt von der Brücke nach unten zum Fluss

Kakopetria


Die zweite Kirche, die wir ansteuerten, war "Panagia Asinou" bei Nikitari; in der durfte man auch innen fotografieren. Wir fuhren durch Nikitari, anschließend noch eine kleine schmale Straße bis zur total einschichtig gelegenen Kirche und kamen ca. 15.15 Uhr dort an. Wir holten uns von dem Wächter dort die Erlaubnis zu fotografieren und schauten uns die Kirche eben von außen und innen an. Plötzlich spricht uns der Wächter auf griechisch an, immer wieder: "Nikitari? Nikitari?" und macht Handbewegungen, als würde er ein Auto lenken. Unsere Antwort auf Englisch "Yes, Nikitari, Nikitari" war eher so gemeint, dass wir - ja - über Nikitari hierher gekommen sind. Gespräch beendet.
Wir verlassen den hinteren Raum der Kirche: die Lichter gehen hinten aus. Wir verlassen die Kirche, um sie außen zu fotografieren: er packt seinen Rucksack, versperrt die Kirche und scheint irgendwie zu warten. Inzwischen war es 15.30 Uhr. Irgendwann fiel bei uns dann doch der Groschen: er wollte nicht wissen, ob wir von Nikitari gekommen sind, sondern ob wir wieder nach Nikitari zurück fahren! Er erkundigte sich nach einer Mitfahrgelegenheit! Denn um 16.00 Uhr wäre sowieso Schluss, und um diese Zeit würde sich bei diesem Regenwetter auch niemand mehr da heraus verirren. Klar haben wir ihn mitgenommen, ließen ihn in Nikitari aussteigen und alle gingen oder fuhren ihres Weges. In unserem Fall war das der Weg zurück zum Hotel. Unten an der Küste hatte natürlich niemand etwas von dem heftigen Regen mitbekommen.

Panagia Asinou liegt komplett einsam, abseits von allem

Hier wird die Kirche bereits abgesperrt

Altarraum

Blick in die Kuppel

Auf diesem Weg zurück spielte das Google-Navi plötzlich verrückt. Die Angaben und Ansagen waren jetzt nicht mehr Kilometer, sondern Meilen. Hinterher sind wir draufgekommen, dass wir soeben durch britisches Hoheitsgebiet gefahren sind - ein weiteres Überbleibsel der britischen Besatzung. Tatsächlich haben sich die Briten zwei Exklaven vorbehalten, ohne die sie 1960 Zypern nicht in die Unabhängigkeit entlassen hätten! Kaum hatten wir die Exklave Akrotiri verlassen, schaltete Google Maps auch wieder auf Kilometer um.

Mittwoch, 12. September


Besichtigungspause. Nur liegen und wenden.



* * * * * * *


[1] Hier schlägt meine katholische Vergangenheit durch. In den alten Gesangsbüchern der Katholischen Kirche gab es die sogenannte 1er- und 2er-Messe, die eben die Nummern 1 und 2 hatten (im aktuellen Gotteslob für Österreich sind das die Nummern 710 bzw. 711). Das Eingangslied der 1er-Messe beginnt mit "Hier liegt vor deiner Majestät..." und das der 2er-Messe mit "Wohin soll ich mich wenden...". Diese Messen werden intern daher auch "Liegen- und Wenden-Messen" genannt - daher der Ausdruck "liegen und wenden"; passt auch für Steaks oder eben den Strand.

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