Mittwoch, 31. Januar 2018

Was vom Tage übrig blieb. Monatsrückblick Jänner 2018

Nach einem relativ ruhigen Jahreswechsel hat sich im Jänner aber doch so Einiges ereignet. Ich wundere mich oft über mich selbst, wie schnell Ereignisse wieder aus dem Gedächtnis verschwinden, obwohl sie doch erst ein paar Wochen her sind.

Aber um dem entgegen zu wirken, gibt es ja diesen Monatsrückblick.


Tanker "Sanchi" gesunken (Symbolfoto)
Quelle: pixabay



Politik

An erster Stelle muss ich leider berichten, dass am 19.1. Ute Bock verstorben ist. Wir verlieren mit ihr eine unbedingte und vor allem völlig selbstlose Unterstützerin von Flüchtlingen jeder Art. In einem Interview meinte sie einmal, dass ihre persönliche Habe in zwei Plastik-Einkaufstaschen passen würde, die die Nachkommen dann eines Tages ohne schlechtes Gewissen einfach entsorgen könnten. Ihr Einsatz brachte sie oft an finanzielle Grenzen, aber selbst ein Schlaganfall vor ein paar Jahren konnte sie nicht bremsen.

Ihr Einsatz brachte ihr nicht nur Freunde. Um so erfreulicher ist daher, dass sich das offizielle Österreich würdig von ihr verabschiedet hat und von den üblichen Krakeelern nicht sehr viel zu hören war. Die Nachrufe in den meisten Medien waren jedenfalls sehr positiv!


Im Iran gab es einige Tage lang Proteste gegen die herrschenden Verhältnisse. Der relativ gemäßigte Präsident meinte zwar, man möge die Ursachen nicht einfach nur im feindlichen Ausland, sondern auch bei sich selbst im Inland suchen, letztlich aber vergebens. Die Hardliner schickten ein Vielfaches von Gegendemonstranten auf die Straße - und das war's dann wieder.


Auf Hawaii verlebten die Menschen bange 38 Minuten, als sie auf ihre Telefone eine SMS erhielten, dass eine Rakete Kurs auf sie nimmt; die SMS war ausdrücklich als "ernsthaft" gekennzeichnet ("this is not a drill"). Und so abwegig ist der Gedanke ja nicht, wenn man daran denkt, dass zwei Narzissten gerade darüber streiten, wessen Atomknopf der größere ist. Bis sich nach eben jenen 38 Minuten herausstellte, dass es glücklicherweise doch ein Fehlalarm war. Die Erklärung: ein Mitarbeiter habe den falschen Knopf gedrückt. Behörden in anderen Ländern beeilten sich zu erklären, dass bei ihnen so etwas selbstverständlich nicht passieren könne. Klar doch.


In Deutschland hat sich die SPD-Führung an einem eigens dafür einberufenen Parteitag das grüne Licht für Verhandlungen für eine Große Koalition mit CDU/CSU geholt. Die Zustimmung war aber eher dünn und wahrscheinlich nur der feurigen Rede von Andrea Nahles zu verdanken. Kommentatoren meinen ja, dass sich die Delegierten so vor ihr fürchteten, dass sie lieber doch zustimmten. Sonst wäre das Ergebnis noch knapper geworden.


In Niederösterreich gab es letzten Sonntag Landtagswahlen. Der Wahlkampf war eher ruhig und kaum wahrzunehmen, bis bekannt wurde, dass der Spitzenkandidat der FPÖ Mitglied einer Burschenschaft ist (oder war, so genau weiß das keiner), in der ein Liederbuch mit widerlichen antisemitischen Texten aufliegt (Zitat "Gebt Gas, ihr alten Germanen, wir schaffen die siebte Million"). Da hat selbst der Bundespräsident sehr klare Worte gefunden, obwohl sich Bundespräsidenten meistens sehr zurückhalten, wenn es ums Tagesgeschäft geht. Offenbar wieder ein "Einzelfall" mehr in der Liste.

Gesellschaft

In Kalifornien hat mit Anfang des Jahres der legale Verkauf von Cannabis begonnen. Es gibt ja in den USA schon mehrere Staaten, in denen das erlaubt ist, mit Kalifornien beginnt jetzt aber einer mit wirklich vielen Einwohnern. Allerdings könnte die Freude nur kurz währen. Denn es gibt ein Bundesgesetz, das den Verkauf nach wie vor verbietet, das bisher aber nicht zur Anwendung kam. In Washington wurde aber bereits angekündigt, dieses Gesetz in Zukunft verstärkt durchzusetzen.


In Berlin wurde das größte Puzzle der Welt gestoppt. 1989 versuchte die Stasi, massenhaft Akten zu vernichten, indem sie die Papiere einfach zerriss - für echtes Shreddern war keine Zeit mehr. Die Schnippsel konnten aber großteils gerettet werden und lagern seither in rund 16.000 Säcken. Das Frauenhofer-Institut hat dafür extra eine Spezial-Software entwickelt, die diese Schnippsel automatisch wieder zu ganzen Seiten zusammen setzt. Voraussetzung dafür ist aber, dass die Stücke vorher eingescannt werden - und daran ist das Projekt vorerst gescheitert.

Chronik / Panorama

In Kalifornien hat ein Ehepaar seine 13 Kinder jahrelang im Haus festgehalten und teils an die Betten gekettet. Die Kinder sind im Alter von 2 bis 29 Jahren, wurden aber zunächst für viel jünger gehalten, weil sie derart dünn und abgemagert waren. Einem 17-jährigen Mädchen gelang es, die Polizei zu rufen. Als die dann beim Haus eintraf, fand sie das Elend dort vor. Da fehlen einem einfach die Worte.


Vor der ostchinesischen Küste rammte ein Getreidefrachter den iranischen Öltanker "Sanchi". Auf dem Tanker gab es gewaltige Explosionen und daraufhin einen Brand, der tagelang anhielt. Nach mehr als einer Woche brach das Schiff auseinander und sank. Die 32-köpfige Besatzung konnte nicht gefunden werden, sie kam ziemlich sicher dabei ums Leben. Die chinesischen Behörden meinten zunächst, dass die Umweltschäden eher gering ausfallen würden, weil das Leichtöl wahrscheinlich komplett verbrannt wäre. Später stellte sich heraus, dass die Schäden wahrscheinlich größer sind als bei der legendären Exxon Valdez.


Im türkischen Trabzon kam ein Flugzeug nach der Landung plötzlich von der Landebahn ab und machte eine scharfe Linkskurve Richtung Schwarzem Meer. Auf einem Abhang machte die Maschine nur 25m vor dem Wasser halt. Die Ursache ist noch Gegenstand der Forschung; die Piloten gaben an, dass das rechte Triebwerk plötzlich Schub gab. Besatzung und Passagiere hatten jedenfalls unglaubliches Glück im Unglück!


In den USA hat ein österreichischer Forscher einen künstlichen Muskel entwickelt, der Robotik und Medizin revolutionieren könnte. Der Muskel ist relativ klein aber trotzdem kräftig und er besteht nur aus billigen Materialien.


Was sonst noch geschah
  • In Kärnten gab es einen Minitornado (sehens- und hörenswertes Video). 
  • In Berlin wurde ein bisher unbekanntes Stück der Berliner Mauer entdeckt. 
  • Auf den Philippinen fliehen die Bewohner vor dem Vulkan Mayon (beeindruckende Bilder). 
  • In Frankreich verkaufte ein Supermarkt Nutella um 70% verbilligt, worauf sich Szenen wie in einem Hungerland abspielten (verstörendes Video).

Computer / Informationstechnologie

In Las Vegas fand die alljährliche CES (Consumer Electronics Show) statt. Bei heise gibt es eine Fotostrecke mit den Tops und Flops dieses Jahres. Schwerpunkte waren (noch) höher auflösende und größere Displays und autonome Autos. Was heute bereits möglich ist und bereits verkauft wird, wollte Nissan mit diesem Video veranschaulichen.


Die herausragende Negativ-Schlagzeile gehört aber den Sicherheitslücken, die wir den Prozessorherstellern verdanken: Meltdown und Spectre. Betroffen sind praktisch alle Hersteller (Intel, AMD und ARM) und somit auch alle Geräte (PCs, Smartphones, Tablets, ...) und alle Betriebssysteme (Windows, iOS, Linux,...). Ja, auch apple-Geräte sind betroffen, obwohl apple das zunächst so gar nicht glauben wollte.

Das Unangenehme dabei: der Fehler liegt in der Hardware und ist per Software nicht so ohne Weiteres zu beheben. Dennoch haben alle Hersteller von Betriebssystemen komplizierte und aufwändige Updates bereit gestellt - mit mehr oder weniger Erfolg; Microsoft etwa schaffte es erst auf den zweiten Anlauf.

Die Probleme sind auch trotz Updates noch nicht vollständig behoben. Es ist aber dringend angeraten, die bereits vorhandenen Korrekturen einzuspielen. Für Windows (vor allem Version 10 Home) und apple-Systeme geschieht das eh großteils automatisch, somit ist also ein großer Userkreis bereits erfasst. Danach bleibt uns nur, auf weitere Updates zu warten und auch diese wieder einzuspielen, und so weiter.

Wie: Echt jetzt? Kurioses, Skurriles

Noch eine Schwachstelle in einem Computersystem, diesmal werden die Auswirkungen aber gleich Null sein. Der Passwort-Schutz der 14-Zoll-Disketten (ja, liebe Kinder, sowas gab es in der Steinzeit einmal) auf dem Xerox Alto lässt sich ganz einfach aushebeln! Xerox hat bisher nicht darauf reagiert und wird das auch nicht: das Gerät stammt aus dem Jahre 1973! Es war das erste System mit einer grafischen Benutzeroberfläche und es kam zum ersten Mal eine Maus zum Einsatz!


Die Hochschule Luzern bietet ab dem Wintersemester 2018/19 Jodeln als Hauptfach an! Abschluss als Master of Arts inklusive! An dieser Stelle muss jetzt einfach Loriots Jodeldiplom kommen, geht gar nicht anders! Viel Spaß/Spass!




1 Kommentar:

  1. Diese Monatsrückblicke waren eine super Idee!
    Die Zeit vergeht so schnell und doch ist es erstaunlich was in einem einzigen Monat so alles passiert.
    KTH

    AntwortenLöschen