Mittwoch, 27. September 2017

Ian McEwan: Nussschale ★★★★☆

Ian McEwan: Nussschale 


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Das Buch beginnt ganz harmlos. Ein Ungeborenes (38. Woche) erzählt aus seiner Sicht, was um ihn herum so passiert. Da hab ich mich schon gefragt: "Warum schreibt der ein derartiges Buch? So eines der Klasse 'Hallo, hier bin ich'". Aber es wäre nicht Ian McEwan, wenn nicht nach kurzer Zeit die Handlung gehörig anziehen sollte!
Denn wir haben es hier mit einem klugen Kerlchen zu tun. Seine Mutter hört stundenlang Radio und Podcasts und gibt sich Wissenschaftssendungen zu den unterschiedlichsten Themen. Außerdem ist er inzwischen ein Weinkenner geworden, denn seine Mutter ist dem einen oder anderen Glas nicht abgeneigt.

Er hat auch mitbekommen, dass seine Mutter in einem Haus am Rande Londons lebt, das gut und gerne 5 Millionen Pfund wert ist. Allerdings lebt sie da nicht mit seinem Vater (den hat sie vor die Tür seines eigenen Hauses gesetzt), sondern mit ihrem Liebhaber. Später werden wir erfahren, dass das der Bruder seines Vaters ist, somit sein Onkel; und dass die beiden vorhaben, den Vater zu beseitigen, das Grundstück zu verkaufen und sich mit dem Erlös ein schönes Leben zu machen.

Hamlet für Ungeborene also!

Alles geht soweit nach Plan, bis es zu einer überraschenden Wende kommt.

* * * * * * *

Das ist jetzt nicht sein allerbester Roman, da hat er schon ganz andere geliefert. Es ist auch nicht immer alles plausibel, was der Kleine schon so alles weiß; aber darum geht es auch gar nicht, darüber kann man hinwegsehen.
Aber sprachlich ist das Buch wie immer bei Ian McEwan auf sehr hohem Niveau und es bedeutet großen Lesegenuss; daher also doch 4 statt nur 3 Sternen.



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