Montag, 25. September 2017

Apulien - Teil 2

Am Dienstag kommen wir nach Lecce und Gallipoli und erreichen damit die südlichsten Punkte unserer Reise. Mittwoch haben wir besonders viele Stationen: Martina Franca, ein Weingut, Ostuni und auch noch eine Ölmühle. Jede Menge Eindrücke und Informationen also.

Ostuni, die weiße Stadt


Dienstag, 5. September

An diesem Tag saßen wir am längsten im Bus, denn die Tour führte uns zunächst nach Lecce und dann noch weiter nach Gallipoli, das ganz im Süden des Salento liegt.

Lecce und Gallipoli


Lecce ist die Stadt des Barocks in Süditalien. Er begegnet uns in den Straßen, beim Neapeltor und natürlich ganz besonders bei der Kathedrale sowie bei der Basilika Santa Croce.

Das Neapeltor verweist auf das Königreich Neapel und dessen Zugehörigkeit zur Spanischen Krone

Spanisches Wappen mit den beiden Säulen des Herakles.
Details dazu gibt es im Reisebericht zu Andalusien.

Die Rückseite des Portals ist komplett ungeschmückt. Sobald man das Tor durchschritten hat, ist es nicht mehr interessant.

Straße, gesäumt von Hausern mit barocken Balkonen

Der Domplatz mit der Kathedrale San Cataldo und dem Bischofssitz

Die Kathedrale

Portal mit Bronzetür. Oben sind zwei Gläser eingesetzt, die Sonne und Mond darstellen

Das Tor von innen

Innenraum

Solche Einlegearbeiten aus Marmor werden uns noch öfter begegnen

Lecce ist ganz besonders stolz auf einen seiner Söhne, den Sänger und Komponisten Tito Schipa. Er war zu seiner Zeit (Anfang des 20. Jahrhunderts) sehr berühmt und ihm zu Ehren erklingen zu Mittag in Lecce nicht die Kirchenglocken, sondern ein Lied, gesungen eben von Tito Schipa; ausgestrahlt vom Rathaus - in einer ohrenbetäubenden Lautstärke!

Das Wappen von Lecce ist auf dem Boden des Rathausplatzes eingelassen.
Der Name Lecce leitet sich vom lateinischen "lupiae" her (Wölfinnen).

San Oronzo auf dem Rathausplatz.
Er war der erste Bischof von Lecce

Auf dem Rathausplatz befindet sich auch das teilweise freigelegte Amphitheater. Teile davon sind unter den umstehenden Häusern verborgen.


Al Bano Carrisi ist nicht nur Sänger, sondern heute vor allem Winzer.
Auf dem Weg zu Santa Croce kommen wir an einer seiner Weinhandlungen vorbei.

Die Fassade von Santa Croce wird gerade renoviert; schade, dass das ausgerechnet dann sein muss, wenn wir dort sind!

Das Innere ist sehr barock. Santa Croce ist aber keine barockisierte romanische Kirche, sondern sie wurde erst Mitte des 16. Jahrhunderts errichtet.


Mit Gallipoli erreichen wir den südlichsten Punkt unserer Reise. Die malerische Altstadt hat sogar einen eigenen Strand.

Gallipoli ist die Stadt der Tarantella. Dementsprechend oft begegnet uns diese Spinne - zumindest auf Souvenirs

Kirche der Heiligen Agatha

Strand



Mittwoch, 6. September

Auf dem Weg nach Martina Franca kommen wir auch bei Locorotondo, der "runden Stadt", vorbei. Wir besuchen die Stadt selbst nicht, sondern bekommen bei einem kurzen Halt Gelegenheit für ein paar Fotos.

Interessant dabei ist die ehemalige Befestigung der Stadt. Sie bestand aus zwei Mauerringen; Teile davon wurden wiederverwendet, indem zwischen diese beiden Ringe Wohnungen gebaut wurden.

Rund um Locorotondo gibt es ein ausgedehntes Weinbaugebiet; eine sehr bekannte Weinsorte wurde nach der Stadt benannt.

Sehr markant gelegen




In Martina Franca besuchten wir zunächst einen sehr großen Wochenmarkt, der sehr viele und sehr lange Straßenzüge belegt.


Diese Frucht wird Carosello genannt und ist eine Mischung aus Gurke und Melone. Sie wird ähnlich wie bei uns die Gurken als Gemüse verwendet.

Kaktusfeigen

Der Klassiker unter den Kaffeemaschinen

Nach dem Markt besuchten wir das Rathaus, das eine Art Volkskundemuseum beherbergt. Gezeigt wird das Leben früherer Jahre anhand von Möbeln und Gebrauchsgegenständen.

Eingang zum Rathaus

Bügeleisen, Besen und Kohlebecken (braciere)

Trauungssaal im Rathaus

Dieser Vorhang ist nur aufgemalt!

Wir verlassen Rathaus und Museum wieder gehen weiter zur Kirche des Heiligen Martin.




Die Basilika San Martino

Das Relief über dem Tor zeigt die Szene, in der Martin seinen Mantel mit einem Bettler teilt

Wieder sehr barock ausgestaltet

Eine Seitenkapelle ist der lokalen Heiligen Comasia gewidmet

Selbstverständlich wieder mit den passenden Reliquien

Artischocken gelten als Fruchtbarkeitssymbol

Brautpaaren schenkt man sie, damit sie soviele Kinder bekommen mögen, wie die Artischocke Blätter hat.

Weinverkostung in Cisternino


Wie schon erwähnt, erstreckt sich rund um Locorotondo und Martina Franca ein ausgedehntes Weinbaugebiet. Unsere nächste Station war also ein Weingut mit Besichtigung, Erklärung und anschließender Verkostung.

Signore Semeraro ist nicht irgendein Winzer, sondern er ist auch Musiker; sein Barockensemble spielt im Dezember 2017 immerhin im Wiener Musikverein. Diese musikalische Tätigkeit ist wahrscheinlich auch Hintergrund für die Art und Weise, wie er die Maische und den fertigen Wein behandelt: er gibt ihnen nämlich Mozart zu hören! Richtig gelesen! Täglich sechs Stunden bekommt der Wein Mozart zu hören, und zwar alle 626 Werke des Komponisten. Wenn alle durch sind, wird wieder mit dem ersten Stück begonnen. Die Musik hat auf den Wein eine ähnliche Wirkung wie auf den Menschen: er fühlt sich einfach wohler damit und das wirkt sich natürlich auch auf den Geschmack aus.

Bei diesen Vergleichen zwischen der komplett intelligenzbefreiten Flüssigkeit Wein einerseits und Mensch mit einem Bewusstsein andererseits musste ich mich schon sehr zurückhalten. Aber glücklicherweise begannen wir mit der Weinkost, bevor die Ohren bei so viel Esoterik-Geschwurbel wirklich zu bluten begannen. In solchen Situationen frage ich mich dann immer: "Glaubt er das eigentlich selbst?" oder ist das eine Marketingmasche mit dem Wissen, dass viele Kunden darauf abfahren?

Die sechs Kostproben waren wirklich sehr gut, vier davon trafen auch unseren Geschmack; besonders der Notturno, der geschmacklich sehr einem Sherry ähnelt. Wird wohl an Mozart gelegen sein...


Der Winzer (2.v.r.)


Verkostung

Ostuni


Wenn man auf der Schnellstraße zwischen Brindisi und Bari unterwegs ist, fällt einem plötzlich eine weiße Stadt am Bergrand auf: Ostuni.

Die Stadt ist einerseits sehr malerisch: viele enge Gassen, viele steile Wege, viele Stufen. Das ist aber gleichzeitig der große Nachteil von Ostuni: für den Alltag ist sie denkbar ungeeignet. Der tägliche Einkauf oder Möbellieferungen müssen eine Qual sein; dementsprechend viele Häuser und Wohnungen der Altstadt stehen leer. Aber den Touristen - und somit auch uns - gefällts!






In Ostuni gibt es ein archäologisches Museum, das sich hauptsächlich um Delia, die Frau von Ostuni dreht. Sie wurde in Ostuni vor etwa 27.000 Jahren begraben und ist sehr gut erhalten. Besonders interessant ist, dass die junge Frau schwanger war, als sie starb und das Ungeborene ebenfalls erhalten ist.

Das Museum

Delia. Fundstelle und Rekonstruktion auf einem Foto im Eingangsbereich.

Wir waren allerdings nicht im Museum, sondern sind zum Dom weiter gegangen.

Platz vor dem Dom

Die Rosette des Doms ist innen zugemauert, um sie vor Zerstörung bei Erdbeben zu schützen

Wieder eine Barockkirche

Die ursprünglichen Säulen wurden mit Marmor verkleidet

Zuletzt besuchten wir noch die Piazza della Libertá

Rathaus

Piazza della Libertà vor dem Rathaus


Ganz in der Nähe des Weinguts Semeraro gibt es auch noch eine Ölmühle, die man besichtigen und deren Produkte man verkosten kann.

Ein wirklich altes Exemplar von einem Olivenbaum

Aber er trägt immer noch Früchte

Ernte

Alles vorbereitet für die Verkostung

Weinblatt mit Gesicht als Tischdeko

Der Mittwoch war ein langer Tag mit besonders vielen Stationen und Informationen. Ich hoffe, ich hab alles Wesentliche berichtet - und das auch noch richtig!


Ende von Teil 2 des Reiseberichts. Hier geht's zu Teil 3!

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