Montag, 8. November 2021

Malta und Gozo 2021 - Teil 3

Teil 3 enthält einen bunten Querschnitt von Malta. Hier kommen Klippen und Höhlen genauso vor wie prähistorische Tempel; oder Werke von Albrecht Dürer; oder die alte Hauptstadt Mdina, die schon als Filmkulisse diente; oder ein Aussichtspunkt, von dem aus man die halbe Insel überblickt; oder eine Rotunde, die aussieht wie das Pantheon in Rom!

Die Blaue Grotte


Freitag, 8. Oktober

Am Freitag fuhren wir wieder ein paar Ausflugsziele an: Dingli Cliffs, die Tempel von Hagar Qim und Mnajdra und die Blaue Grotte. Den Nachmittag ließen wir dann noch einmal an "unserem" Strand bei Marsaxlokk ausklingen, den wir schon ein paar Tage zuvor besucht hatten.


Die Dingli Cliffs liegen auf einem Bergrücken an der Westküste von Malta. Diese Erhebung ist die höchste Stelle der Insel und hier gibt es auch ein wenig Wasser. Daher ist es hier auch ein wenig grüner als sonst auf Malta. Die Gründer der Stadt Valletta planten die Wasserversorgung gleich mit (ebenso eine Kanalisation!) und leiteten das Wasser von hier nach Valletta. Die Rohre liegen großteils unterirdisch.

Dingli Cliffs

Alte Autos wurde früher offenbar gleich über die Klippe entsorgt

Hier gibt es auch ein wenig Landwirtschaft


Auf Malta finden sich wirklich einige Tempel aus der Jungsteinzeit. Unser nächstes Ausflugsziel bietet gleich zwei davon, die nur ein paar hundert Meter voneinander entfernt liegen: Hagar Qim und Mnajdra. Sie sind so aufgebaut wie die anderen, die wir schon gesehen haben; beide sind etwa 5000 bis 5500 Jahre alt. Die von/bis-Angaben kommen daher, dass in der Zeit, in der sie in Verwendung waren, auch ständig weiter- und umgebaut wurde.




Wenn die Sonne genau durch das Loch im Stein rechts unten fällt, dann ist Sommersonnenwende.

Zwei pilzförmige Altäre

Der relativ weiche Sandstein ließ sich leicht bearbeiten; so wurden Türen, Löcher und Schalen (Vertiefungen) möglich.

Kleine Beschreibung ...

... der Megalithen. Allein der hier wiegt 20 Tonnen


Filfla, eine der kleinsten Inseln der Malta-Gruppe

Erinnerungen an Zypern werden wach: Heiß und kein Schatten weit und breit

Das Besondere an diesem Tempel: Er steht so da wie er erbaut und gefunden wurde. Es gibt hier keine neuzeitlichen Ergänzungen oder Restaurierungen.

Der linke Tempel diente auch als Kalender. Sonnenwenden und Tag-Nacht-Gleichen konnten so ermittelt werden.




Kleines Holzkabäuschen in praller Sonne.
Was hat der Kollege ausgefressen, dass er hier Dienst tun muss?


Letzte Station dieses Tages war dann die Blaue Grotte. Man kann diese Höhle mit einem Boot befahren – aber nicht, wenn wir dort sind. Zu windig, um in die Grotte einzufahren, Strömung und Wellengang wären zu gefährlich.

Heute leider keine Tickets

Taucher sind dennoch zahlreich unterwegs

Die Taucher mögen bitte nicht mir ihren nassen Sachen das Lokal betreten!

Bei der Blauen Grotte steht der Xutu-Turm. Er war ein Wach- und Signalturm. Bei Gefahr wurden Leuchtzeichen von einem Turm zum nächsten gesendet, bis die Botschaft in der Hauptstadt ankam.

Sehr steile Sambatreppe im Inneren des Turms

Blick vom Turm in Richtung Blaue Grotte. Die Höhle selbst ist von hier aus aber nicht zu sehen.


Aber hier ist sie jetzt: Die Blaue Grotte. Sehr gut sichtbar von einem eigens angelegten Aussichtspunkt entlang der Straße

Von der Befestigungsmauer, auf der die beiden stehen, geht es sehr steil und sehr weit in die Tiefe



Samstag, 9. Oktober

Für den Samstag haben wir uns ein besonderes Ziel vorgenommen; ein unbedingtes Muss, wenn man auf Malta ist, jeder Reiseführer betont das: Das Hypogäum von Hal-Saflieni. Ein Heiligtum und Bestattungsstelle, in deren Nischen immerhin 7000 menschliche Skelette gefunden wurden! Begonnen wurde der Bau vor etwa 5500 Jahren, wurde aber vor 4000 Jahren mysteriöserweise abrupt gestoppt.

Also nix wie hin!

Die gute Nachricht: Das Gebäude war offen und wir sind bis zur Kassa gekommen. Dann war allerdings Schluss. Wir erfuhren: Es dürfen immer nur maximal 10 Personen die Stätte betreten, bitte daher rechtzeitig reservieren. Der nächste freie Termin ist am 22.10.2021, also in zwei Wochen!

In unserem Fall hätten wir also mindestens eine Woche vor Abflug die Tickets online kaufen müssen. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir aber noch nicht einmal, dass wir nach Malta fliegen würden; ja nicht einmal, dass ich da Urlaub haben würde! Was lernen wir daraus? Das Hypogäum ist nichts für Spontanbucher!

Na, wenigstens ein Foto von außen gibt es


Das war also schnell erledigt. Wir gingen dann zu Fuß weiter, wie geplant aber eben früher, zu unserem letzten Tempel dieser Reise: Tarxien. Der Tempel stammt aus der gleichen Zeit wie die anderen, ist also etwa 5500 Jahre alt. Einzigartig an ihm ist, dass der mittlere Bau gleich drei Apsiden auf jeder Seite des Hauptganges hat (statt nur zwei). Durch die räumliche Nähe wird ein Zusammenhang mit dem Hypogäum vermutet: Tarxien, der Tempel für die Lebenden; das Hypogäum die Stätte für die Toten.

Diese Infotafel gibt einen guten Eindruck der maltesischen Sprache

Hier sind die Apsiden schön erkennbar.
Der Mauerkranz auf der rechten Apsis ist schon mit recht genau behauenen Steinen gebildet

Die Außenmauern bestehen aus nebeneinandergestellten Megalithen

Das nenn ich ein massives Pflaster!

Nein, ist es nicht.
Diese Grube war eine Vorratskammer. Der Deckel liegt dahinter.

Der Tempel ist reich verziert. Die Doppelschnecke im Vordergrund ist allerdings eine Nachbildung.
Manche Steine wurden mit Beton überzogen, um sie zu stabilisieren (rechter Eingangspfosten)

Die Kuppelbildung mit überkragenden Steinen hab ich weiter oben schon versucht, zu erklären (Dach eines Legohauses).
Hier eine schöne Zeichnung dazu

Von der Kolossalstatue "Magna Mater" sind leider nur noch die Beine und der Rock erhalten

Ach, Corona! Eine Maske ist in allen Innenräumen verlangt. Was tun also, wenn ein Band abreißt und keine Reservemaske mit ist? Genau, man näht das Band wieder an!


Jetzt bleiben nur noch zwei Ausflugsziele übrig, für die wir den Mietwagen brauchen.

Da wäre einmal Mdina, die alte Hauptstadt der Insel. Sie ist heute noch Bischofssitz und hatte daher immer schon eine Kathedrale. Aber falls sich der Bischof doch einmal in die neue Hauptstadt begibt, braucht er dort natürlich auch eine. Und daher gibt es dort eine Co-Kathedrale, eben die St. John's Co, die uns schon in Valletta untergekommen ist. Die Altstadt von Mdina wirkt wie eine Filmkulisse, und tatsächlich war sie das schon etliche Male.

Das Stadttor kommt in einer Episode von "Game of Thrones" vor.
Siehe Kapitel drei in dieser Übersicht

Malteserkreuz als Pflaster im Innenhof des Vilhena-Palastes

Playmobil hat seit langem auf Malta eine Produktionsstätte. Playmobil-Figuren kommen einem daher öfter unter

Relief des Großmeisters Antonio Manoel Vilhena über dem Eingang seines Palastes
Auf ihn gehen in Valletta auch das Manoel-Theater sowie das Fort Manoel zurück.

Das Kathedralmuseum liegt genau gegenüber der Kathedrale

Im Museum: Riesige Silber-Monstranz

Orgel, schon etwas älter.

Ohne Restaurierung wahrscheinlich nicht bespielbar

Der Löwe mit den traurigen Augen steht auf dem Stiegengeländer

Die Kathedrale ist St. Paulus gewidmet.

Dieses Altarbild zeigt das Damaskuserlebnis, in dem Saulus zum Paulus wird.

Im Museum gibt es eine umfangreiche Sammlung von Holzschnitten und Kupferstichen von Albrecht Dürer


Wer vom Baum der Erkenntnis isst, ...

... wird aus dem Paradies vertrieben.
Klar, Religionen haben immer schon ein Problem mit Wissenschaft gehabt – bis heute.

Die Kathedrale zu St. Paul


Wieder die schon bekannten Marmorböden




Hier gibt es einen Aussichtspunkt, von dem aus man die nordöstliche Hälfte der Insel überblicken kann

Man sieht von der Mitte der Insel bis zur Küste

Panorama


Das letzte Ziel, bei dem wir das Auto brauchten, war dann Mosta mit seiner monumentalen Kirche zur Himmelfahrt Marias, auch genannt Rotunde. Sie ist dem Pantheon in Rom nachempfunden und wurde 1860, nach beinahe 30 Jahren Bauzeit, fertiggestellt.

Am 9. April 1942 wurde die Kirche von einer deutschen Fliegerbombe direkt getroffen. Sie durchschlug die Kuppel, blieb aber auf den Kirchenboden liegen, ohne zu explodieren. Dieses Wunder von Mosta rettete wahrscheinlich 300 Menschen das Leben, die sich gerade in der Kirche befanden! Das (entschärfte) Original der Bombe ist heute im Kriegsmuseum Valletta ausgestellt; eine Kopie davon gibt es in der Sakristei in Mosta. Da gerade eine Messe stattfand, als wir dort waren, konnten / wollten wir in der Kirche nicht herumwandern. Foto hab ich von der Sakristei also nicht, aber im Wiki-Artikel gibt es ein sehr schönes.






Am Abend fanden wir noch ein wenig Zeit für einen kleinen Spaziergang durch Sliema (den Stadtteil, in dem wir wohnten).

Zwei Häuser neben unserem Hotel liegt die Dominikanerkirche (die mit dem morgendlichen Glockenspiel). Am Samstag fanden wir endlich Zeit, die Kirche von innen zu sehen.

Das letzte Spitzel der Halbinsel nennt sich Tigné Point. Hier gibt es auch einen Strand, der aber nicht wirklich sehr einladend ist. Für eine kurze Abkühlung ok, aber einen halben oder ganzen Tag möchte ich hier nicht verbringen.

Das Einkaufszentrum mit seiner vorgesetzten "antiken" Fassade hat etwa den Charme des Designer Outlet Centers Parndorf.

Die Wohnungen rundherum sind aber alle recht neu und sehen eher teuer aus.

Nächtlicher Blick von unserem Balkon nach Valletta



Sonntag, 10. Oktober

Sonntag Vormittag wurde zunächst einmal der Weltuntergang geprobt. Es war recht stürmisch und gewittrig, und hin und wieder gab es einen Wolkenbruch.

Der dichte Regen lässt Valletta verschwinden. Links kann man noch die Karmeliterkirche erahnen

Der Regenbogen teilt den Himmel in zwei Zonen

Doch nach Regen kommt Sonnenschein. Zu Mittag klarte es auf. Wir fuhren noch einmal nach Valletta, setzten uns zunächst in ein Lokal und anschließend auf eine Bank in den Lower Barrakka Gardens, und ließen den Urlaub ausklingen.

Dem Park gleich gegenüber steht das Monument, das an die schwere Belagerung während des zweiten Weltkrieges erinnert.


Tempel im Park kennen wir auch von Wien (Volksgarten)

An diesen sehr langen und sehr auffälligen Lianen ...

... hängen Blüten des Leberwurstbaumes (heißt wirklich so).
Er gehört zu den Trompetenbaumgewächsen, deren trompetenförmige Blüten man auch bei uns kennt.

Parkbänke im Garten ...

... mit schöner Aussicht auf die Upper Barrakka Gardens ...

... und auf die Häfen gegenüber

Diese Skulptur kennen wir schon vom Belagerungsdenkmal gegenüber

Letzter Blick auf die Lower Barrakka Gardens ...

... bevor wir uns wieder in die Straßenschluchten ...

von Valletta begeben, um zu unserer Fähre zu gelangen.


Mit diesem Sonntag war unser Urlaub auf Malta also beendet. Doch nicht ganz. Am Montag wurde es noch einmal richtig spannend.


Montag, 11. Oktober

Unser Flug ging um 7:00 Uhr Früh. Wenn wir zurück rechnen: Also um 5:00 am Flughafen, Fahrt dorthin inklusive ein paar Mal verfahren, Auto zurückgeben und kleiner Fußmarsch zum Terminal, dann kommen wir auf 4:00 Uhr Abfahrt vom Hotel.

Gut, dass wir Reserven eingeplant hatten! Denn rund um den Flughafen gab es Baustellen und Straßensperren. Das Navi wusste zwar davon, hat uns aber ausgerechnet an diesem Morgen etwas hängen lassen und führte uns in die Irre – wortwörtlich. Denn die Straßen und Gassen, durch die es uns geführt hat, waren zwar keine Sackgassen, aber teilweise so eng, dass wir die Außenspiegel einklappen mussten.

Wir sind da im Kreis gefahren, bis Jutta die kleinen gelben Taferln entdeckt hat. Es stand zwar nicht ausdrücklich drauf, aber es waren offenbar Wegweiser einer Umleitung in den Flughafen. Wir achteten daraufhin nicht mehr auf das Navi, sondern nur noch auf diese gelben Tafeln. Man musste sehr genau schauen, denn sie tauchten manchmal aus dem Nichts auf, aber letztlich hatten sie recht. Mit einiger Verspätung kamen wir also bei der Auto-Rückgabe an.

Noch schnell ein paar Fotos vom unversehrten Auto gemacht, Koffer und Handyhalterung (Navi) herausgeholt, Autoschlüssel in den Postkasten des Vermieters gesteckt und zum Terminal marschiert. 

Geschafft!

Alles andere verlief dann nach Plan. Wir waren so pünktlich in Wien, dass es sich sogar noch ausging, zu Mittag mit Freunden zum Heurigen zu gehen! Der Tag war also gerettet!

* * * * * * *


Das kleine Malta war für uns bis jetzt wirklich eine große Unbekannte. Dabei hat das Land so viel zu bieten! Vielleicht nicht so sehr für Strandlieger (ja, es gibt schon auch Strände) oder für Liebhaber des Großwildes, aber für Freunde der Steinehaufen sind diese Inseln ein Schlaraffenland! Dazu kommen noch die imposanten Gebäude, die der Orden hinterlassen hat, bei dem es an Geld niemals mangelte. Hier wurde echt nicht gekleckert sondern ausschließlich geklotzt!

Von der Temperatur her war es angenehm (25 Grad); der Frühling ist aber wahrscheinlich die noch bessere Zeit, weil da immerhin die Chance auf etwas Grün besteht. Den Hochsommer muss man, glaub ich, als Mitteleuropäer meiden, wir würden dort umkommen.

Corona darf nicht fehlen: Malta hatte bereits Anfang Oktober eine Durchimpfungsrate von über 90%. Die Einreisebestimmungen und Regeln vor Ort sorgen dafür, dass Malta auch weiterhin ein recht ruhiges Land bleibt, was Corona betrifft.

Wenn man das berücksichtigt, ist Malta jederzeit eine Reise wert! War ein sehr schöner Aufenthalt dort!


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