Anfang Oktober verbrachten Jutta und ich eine Woche auf Malta.
Die Entscheidung für diese Reise war recht spontan. Eine günstige Konstellation in meiner Firma ermöglichte mir, endlich meinen Haupturlaub zu arrangieren; das war am Mittwoch. Am Donnerstag Nachmittag buchten wir Flug, Hotel und Mietwagen und am darauf folgenden Montag flogen wir auch schon ab.
Auf Malta atmet jeder Stein Geschichte – und Steine gibt es dort zur Genüge! Uns würde diese eine Woche, die wir dort verbringen würden, ganz sicher nicht langweilig werden.
Und so war es dann auch. Wir sind sehr viele Ziele mit dem Mietwagen angefahren und haben dementsprechend viel gesehen und dementsprechend viele Fotos mitgebracht. Einen kleinen Auszug davon werde ich in diesem Post verwenden; mehr davon gibt es wie immer in einem Online-Webalbum. Wie immer an dieser Stelle der kleine Hinweis auf die ebenso kleine Bedienungsanleitung für so ein Webalbum.
Pflaster mit Malteserkreuz |
Die Karte zeigt, wo wir überall waren. Ein Klick auf einen Pin öffnet ein kleines Fenster mit mehr Details:
Also auf nach Malta, diesem wirklich sehenswerten und geschichtsträchtigen Land!
Allgemeines und Besonderheiten zu Malta
Geschichte und Besiedelung
Die Insel liegt nur 80km südlich von Sizilien; man vermutet daher, dass die ersten Siedler von dort kamen.
Woher auch immer sie kamen, jedenfalls hinterließen diese ersten Bewohner aus der Jungsteinzeit zahlreiche Tempelanlagen, die über die ganze Insel verstreut liegen. Diese Tempel weisen alle eine gewisse Ähnlichkeit in ihrer Bauweise auf: Ein zentraler Gang führt vom Eingang nach hinten; dort, am hinteren Ende sowie seitlich des Gangs finden sich dann halbrunde Apsiden, die, von oben betrachtet, wie Ohren an dieser zentralen Achse hängen.
Beispiel: Grundriss des Tempels von Mnajdra. Gleich zwei Hauptgänge, links und rechts davon sowie hinten die Apsiden |
Je nach Bauzeit sind diese Tempel mal aus gröber mal aus genauer behauenen Steinen aufgebaut. Ursprünglich waren sie auch mit Steindächern versehen, von denen heute aber nichts mehr zu sehen ist außer gerade mal die Ansätze dazu. Die Dachsteine wurden wie bei einem Legohaus zunächst auf die Mauern aufgelegt und dann Schicht um Schicht immer weiter nach innen zur Mitte verlegt.
Dach nach Art eines Legohauses |
Weiters siedelten sich später Phönizier und Römer sowie Araber aus Nordafrika an.
Letztere hinterließen auch ihre Sprache, die heute noch die wesentlichen sprachlichen Elemente (vor allem Grammatik und Wortschatz) im Maltesischen erkennen lässt. Maltesisch ist also wie Hebräisch und Arabisch eine semitische Sprache; gleichzeitig ist sie die Einzige aus dieser Familie, die im lateinischen Alphabet und von links nach rechts geschrieben wird!
Nach 1240 wurden die Araber von den Staufern vertrieben, die Insel wurde christianisiert. Noch später kamen die Spanier, hinterließen aber keine wesentlichen Spuren.
Johanniter-Orden
Allerdings übergab Kaiser Karl V. die Insel 1530 dem Johanniterorden, der seit dieser Zeit bei uns eher als Malteserorden bekannt ist. Sie sollten im Mittelmeer einen "unsinkbaren Flugzeugträger" bilden und das Meer in diesem Raum für das christliche Königreich sichern. Was auch relativ bald wichtig wurde, denn 1565 belagerten die Osmanen die Insel, sie zogen aber erfolglos wieder ab. Ein Jahr später wurde aus dieser Erfahrung heraus die Stadt Valletta gegründet und stark befestigt. Den Namen bekam sie von ihrem Gründer, dem damaligen Großmeister des Ordens Jean de la Valette.
Die Spuren dieses Ordens sind heute in Valletta, der neuen Hauptstadt nach Mdina, nicht zu übersehen. Zahlreiche Paläste zeugen heute noch von Macht und Reichtum der Johanniter.
Geld spielte hier nie eine Rolle. Als Mitglied musste man einerseits adeliger Herkunft sein und entsprechendes Vermögen mitbringen. Andererseits war man als solches ja auch den Ordensregeln unterworfen, vor allem dem Zölibat. Es war also von vornherein klar, dass nach Ableben so eines Mönch-Ritters das eingebrachte Vermögen beim Orden bleiben würde. Nicht zu vergessen, dass der Orden ja von Haus aus mit Gütern ausgestattet war; das Vermögen wurde sogar noch einmal vermehrt, als der Templerorden aufgelöst wurde und im Johanniterorden aufging!
Napoleon, Briten und Unabhängigkeit
1798 wichen die Johanniter den französischen Revolutionstruppen unter Napoleon. Die Plünderungen unter ihnen dürften so schlimm gewesen sein, dass maltesische Aufständische die Briten um Hilfe riefen. Die blockierten zunächst die Häfen und konnten so die Franzosen vertreiben.
Aber wie das halt so ist mit Hilferufen: Die Briten sind gekommen um zu bleiben und machten aus Malta eine Kolonie. Im zweiten Weltkrieg wurde die Insel von den Deutschen belagert und bei Luftangriffen arg zerstört. Mit vereinten Kräften gelang es, den Belagerungsring aufzubrechen. Parallel dazu wurde von hier aus die Rückeroberung Europas vom Süden her geplant und durchgeführt.
Die Kolonie bekam mehr und mehr Freiheiten und wurde 1964 endlich in die Unabhängigkeit entlassen. 2004 trat Malta der EU bei, bereits 2008 übernahm es den Euro als Währung.
Die lange Zeit der britischen Herrschaft hinterließ Spuren, die bis heute nachwirken.
Da sind einmal die Briten selbst, die auch nach der Kolonialzeit in Malta blieben sowie die zahlreichen britischen Touristen. Das wirkt sich leider auch auf die Hotels aus, deren Küche (Frühstück) noch ziemlich britisch wirkt (baked beans auf Waffel; der Kaffee war sicherlich der übelste, der uns je untergekommen ist).
Englisch ist daher neben Maltesisch die zweite Amtssprache. Viele Schulen aus ganz Europa schicken ihre Schüler heute noch nach Malta zu Sprachaufenthalten. Das macht aber nur Sinn, wenn sie bei englischen Familien unterkommen. Denn die Englischkenntnisse der übrigen Bevölkerung sind mittelprächtig und etwa der Situation bei uns zu vergleichen. Wir waren jedenfalls darauf eingestellt, dass wir mit Englisch überall durchkommen würden. Im Großen und Ganzen stimmte das auch, wir merkten aber auch, wie sehr sich die meisten damit plagten. Das hat uns ziemlich überrascht.
Historische Zeitleiste Maltas |
Und zweitens ist da noch der Linksverkehr auf den Straßen.
Verkehr und Infrastruktur
Verkehr
Der Mietwagen ermöglichte uns, recht flexibel unsere zahlreichen Ziele anzusteuern und auf diese Weise jede Menge Zeit zu sparen; denn die Alternative wäre gewesen, alles mit dem Bus zu bewältigen. Man kann damit zwar praktisch jeden Punkt der Insel erreichen, ist aber halt doch an gewisse Buszeiten angewiesen. Ich empfehle einen Mietwagen mit Automatikgetriebe; wenn das manuelle Schalten entfällt, ist das schon einmal ein Stressfaktor weniger. Es bleiben noch genug andere.
Die beiden Hauptinseln Malta und Gozo sind vergleichsweise klein. Die gesamte Republik Malta ist flächenmäßig kleiner als Wien!
Nach den paar Tagen auf Zypern hatte der Linksverkehr in Malta bereits keinen Schrecken mehr für mich. Es gibt nur ein paar Schlüsselmomente, bei denen man besonders aufpassen muss. Erstens muss man bei einer Kreuzung vor allem auf den Verkehr von rechts achten, denn der ist auch dann relevant, wenn man bloß nach links abbiegen möchte. Und zweitens muss man sich dazu zwingen, nach dem Rechtsabbiegen auf der linken Spur weiterzufahren. Aber ansonsten ist der Linksverkehr völlig unproblematisch.
Probleme machte mir da mehr die Fahrweise der Malteser, die ich, im Vergleich zu Zypern oder Griechenland, wesentlich aggressiver und ungeduldiger empfand. Wenn man eine Straße entlang fährt, um einen Parkplatz zu suchen, kann man sicher sein, dass sie dir bis auf die Stoßstange auffahren und zu blinken und hupen beginnen.
Die Überkopfwegweiser auf den Hauptstraßen sind sehr klein beschriftet und noch dazu auf maltesisch (klar). Die Orientierung fiel mir da sehr schwer. Ohne Navi wäre ich mir sehr verloren vorgekommen. Aber auch mit Navi hab ich mich oft genug verfahren, weil meine Spur plötzlich zu einer Abfahrt wurde und ich mich ebenso plötzlich auf einer falschen Straße wiederfand. Aber glücklicherweise gibt es so viele Kreisverkehre (noch viel mehr als bei uns), sodass ein Wenden relativ schnell möglich ist.
Die Straßen innerstädtisch sind sehr schmal, und selbst da wird noch auf einer Seite geparkt. Wo man Parken kann ist wiederum sehr klar ersichtlich. Bodenmarkierungen in unterschiedlichen Farben zeigen an, ob ein Parkplatz für alle zur Verfügung steht (weiß) oder nur Einheimischen (gelb). Manchmal gibt es noch blaue Markierungen. Diese Parkplätze stehen tagsüber (bis 19:00 Uhr) allen zur Verfügung, in der Nacht aber nur den Anwohnern. Bodenwellen und Schlaglöcher sind jederzeit für eine Überraschung gut!
Farbige Bodenmarkierungen zeigen an, wer wann wo parken darf |
Wasser
Wasser ist generell Mangelware auf Malta. Ein größeres Vorkommen gibt es rund um Dingli Cliffs, der höchsten Erhebung Maltas. Das Wasser wird in unterirdischen Röhren bis nach Valletta transportiert, die noch aus der Zeit des Ordens stammen.
Für die heute viel größere Bevölkerung ist das aber viel zu wenig. Und so wird ein großer Teil des Wassers (irgendwo hab ich einmal die Zahl 85% aufgeschnappt) aus Sizilien per Schiff importiert!
Montag, 4. Oktober
Nach dem völlig problemlosen Flug übernahmen wir gleich am Flughafen Valletta unseren Mietwagen. Ich montierte noch an der Seitenscheibe die Halterung fürs Handy, dessen Navi uns die nächsten Tage durch die Insel führen sollte. Unser Hotel lag in Sliema, gleich gegenüber der Hauptstadt Valletta, die von hier aus mit der Fähre in 5 Minuten zu erreichen ist.
Bei unserer Ankunft im Hotel hatten sie gleich die erste Überraschung für uns: Im ganzen Viertel ist der Strom ausgefallen, somit war auch der Lift außer Betrieb. Also gleich einmal 6 Stockwerke zu Fuß nach oben klettern. Eine Stunde später war der Strom dann wieder da und wir konnten unser Gepäck nach oben bringen, das wir in der Zwischenzeit an der Rezeption ließen. Es gab zwei Lifte, die noch aus den 1960er-Jahren stammen mussten. Sie waren etwas schwierig zu rufen und wenn sie dann einmal da waren, fuhren sie nur sehr langsam.
Den Rest des Nachmittags machten wir einen ersten kleinen Spaziergang durch Sliema und machten uns auf die Suche nach einem geeigneten Strand. Denn wir wollten es in Malta so anlegen, wie wir das üblicherweise immer machen: Tagsüber Besichtigungen und am späteren Nachmittag den Strand besuchen. Rund um das Hotel gibt es allerdings keinen geeigneten Strand, obwohl wir das Hotel eigentlich danach ausgesucht hatten. Wir waren also etwas enttäuscht. Dafür lag die Station für die Fähre nach Valletta mehr oder weniger direkt vor dem Haus. Und vom 6. Stock hatten wir eine herrliche Aussicht auf die Stadt.
15min Fußmarsch vom Hotel bis zu diesem Strand |
Ausblick von unserem Hotelbalkon aus rüber nach Valletta |
Zwei Häuser neben dem Hotel befindet sich die Dominikanerkirche. Jeden Tag punkt 8:00 Uhr begrüßte diese Kirche den neuen Tag mit diesem Glockenspiel:
Dienstag, 5. Oktober
Aber Strand und Meer mussten unbedingt sein. Auf unserer ersten Ausfahrt nach Marsaxlokk fanden wir zufällig einen kleinen Felsstrand mit kleinen Liegebuchten, bei dem wir dann auch Halt machten.
Der felsige Abhang war unser Liegeplatz. Gleich daneben führte eine Leiter ins Wasser |
Blick von unserem Liegeplatz nach Marsaxlokk |
Nach einiger Zeit fuhren wir dann weiter nach Marsaxlokk, einem kleinen malerischen Fischerdorf, das für seine bunten Boote bekannt ist.
Wir hielten uns dort aber nicht sehr lange auf, sondern fuhren noch weiter bis zur Höhle Ghar Dalam. In dieser Höhle fanden sich zahlreiche Fossilien vor allem von Flusspferden und kleinen Elefanten. Während des zweiten Weltkrieges wurde in dieser Höhle Treibstoff gelagert.
Flusspferd-Schädel ... |
... und Backenzähne sind im angeschlossenen Museum ausgestellt |
Nach der Rückfahrt zum Hotel machten wir mit der Fähre noch einen kleinen Abstecher nach Valletta und lernten so die Stadt schon ein wenig kennen. Vor allem wollten wir wissen, wo am nächsten Tag die Stadtführung beginnen würde.
Anlegestelle der Fähre in Valletta |
Innenraum der von außen sehr dominanten Karmeliterkirche |
2018 war Valletta Kulturhauptstadt Europas. Üblicherweise nutzen die Städte diese Gelegenheit, um sich besonders herauszuputzen; so auch Valletta. Da wo heute das neue Parlament steht, war früher ein Riesenparkplatz.
Parlament beim Stadttor |
Hier startet am nächsten Tag die Stadtführung |
Mächtige Festung beim Stadttor |
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Vieles bleibt noch übrig für weitere Besichtigungen, wir haben ja grade einmal angefangen.
Da sind vor allem die Hauptstadt Valletta mit ihren imperialen und imposanten Palästen des Johanniterordens. Und die ebenso imposanten Tempel aus der Jungsteinzeit. Naturdenkmäler, wie Höhlen und Klippen kommen ebenfalls noch.
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