Freitag, 30. August 2019

Wochenende in Düsseldorf - Teil 3

Am Samstag hatten wir eine geführte Tour durch die Stadt; wieder einmal eine free walking tour und wieder einmal sehr erfolgreich. Danach fuhren wir mit dem Schiff in den malerischen Stadtteil Kaiserswerth, der einen sehr schön erhaltenen Stadtkern hat.

Und der Sonntag war dann dem Medienhafen gewidmet, einem relativ neuen Stadtteil mit Gebäuden, die das Zeug dazu haben, zu Wahrzeichen von Düsseldorf zu werden. Und als Höhepunkt (wörtlich) fuhren wir den Rheinturm hinauf und genossen eine tolle Rundumsicht!



Samstag, 24. August

Um 12 Uhr war Treffpunkt für unsere Stadtführung. Bis dahin hatten wir also noch ausreichend Zeit für Besichtigungen auf eigene Faust.

Wir begannen mit den UBahn-Stationen der Wehrhahn-Linie. Das sind sechs Bahnhöfe, die zwischen 2007 und 2016 errichtet wurden und die alle unter einem bestimmten Gestaltungs-Motto stehen. Wir begannen mit der Station Graf Adolf-Platz, weil sie unserem Hotel am nächsten lag, fuhren dann eine Station nach Süden zum Kirchplatz und hantelten uns dann weiter nach Norden über die Benrather Straße, die Heinrich Heine-Allee, die Schadowstraße bis zur Pempelforter Straße. Ich hab versucht, die wesentlichen Elemente von jeder Station mitzunehmen.

Graf Adolf-Platz. Motto "Achat"



Kirchplatz. Motto: Spur X (an Decke und Wänden)

Die Peterskirche auf dem Kirchplatz

Benrather Straße. Motto: Himmel oben, Himmel unten.
Die Noppen an  den Wänden erinnern an Blindenschrift

An einer Videowand im Verteilergeschoß ziehen die Sterne vorbei

Die Rolltreppe kann in beide Richtungen fahren. Wenn sie stillsteht, fährt sie wieder an, sobald jemand auf das Trittbrett am Beginn der Treppe steigt. Je nachdem, ob das zuerst oben oder unten geschieht, fährt sie dann eben rauf oder runter.

Heinrich Heine-Allee. Motto: Drei Modellräume
Ehrlich gesagt, hat sich uns dieses Motto nicht so recht erschlossen.


Schadowstraße. Motto: Turnstile

Grundtenor: blau

Über dem Tunnel, in dem der Zug verschwindet, befindet sich ein großer Bildschirm, der das Geschehen auf der Oberfläche nach unten überträgt. Die Personen und Objekte sind nicht gleich erkennbar, weil das Bild elektronisch verfremdet wird.

Leider gerade eingerüstet; jedenfalls ein interessantes Konzept!

Pempelforter Straße. Motto: Surround

Schwarze Felder und weiße Streifen
Das Muster an den Wänden ist ein Hingucker; echt toll!

Viele Züge sind offensichtlich ganz neu; überraschenderweise sind sie aber -nicht- klimatisiert! Dafür sind es manche Stationen.

Dass der Zug "sofort" kommt, klingt in unseren Ohren etwas harsch.
Aber das sind halt die sprachlichen Unterschiede. Das Wort "ersuchen" ist bei uns eine ganz höfliche, völlig unbedenkliche Formulierung, in Deutschland aber ein absolutes NoGo! So unterhalten sich zwei Anwälte in Drohhaltung kurz vor Einbringen der Klage!

Bei manchen Stationen der Wehrhahn-Linie ist das Motto deutlicher, bei manchen weniger deutlich ausgeprägt. Wirklich stark hervor treten sie nirgends, sie sind eher leise. Zur Erinnerung: Ganz anders die neue Linie M4 in Budapest!


Wir hatten immer noch etwas Zeit bis zur Tour, also schlenderten wir noch durch den Markt am Carlsplatz, und machten uns danach gemütlich auf den Weg Richtung Musikpavillon.

Eingang zum Markt


Ein Bayer in NRW!

Hier werden nicht nur Damen und Herren, sondern auch Schuhe repariert!

Auf dem Weg zum Musikpavillon kamen wir auch beim Schneider Wibbel-Haus vorbei.
Der Schneider Wibbel ist eine Figur aus einem Theaterstück und in Düsseldorf recht bekannt.

Punkt 12 Uhr trafen wir dann Ruth Schleyer, deren free walking tour wir schon von zu Hause aus gebucht hatten. Wie schon so oft bei free walking tours sind wir auch hier mit einer sehr informativen und ausführlichen und vor allem kompetenten Stadtführung belohnt worden. Viele Informationen aus dieser Tour habe ich schon in meinen Bericht einfließen lassen, sodass jetzt nicht mehr allzuviel zu berichten übrig bleibt. Aber ein bisschen was ist es schon noch!

Es beginnt gleich beim Treffpunkt Musikpavillon bzw. beim Carsh-Haus. Im Zuge des UBahn-Baus sollte das Kaufhaus abgerissen werden, es konnte aber als Denkmal erhalten werden - zumindest teilweise. Das alte Haus wurde zwar abgerissen und ein neues einige Meter weiter Richtung Rhein gebaut, die Fassadensteine des alten Hauses wurden aber übernommen und sind eben noch heute auf dem Carsch-Haus zu sehen, wie wir es heute kennen. Für die Einheimischen ist es immer noch das Carsh-Haus, obwohl es längst von Kaufhof übernommen wurde; und der nun auch wiederum aufgekauft wurde, nämlich von der Wiener Signa Holding.

Apropos Wien. Nur ein paar Schritte weiter, zwischen Heinrich Heine-Allee und der Kö, steht das Kaufhaus Galeria Kaufhof - vor kurzem eben von der Signa übernommen. Es gibt aber einen noch älteren Wienbezug, denn der Architekt war Joseph Maria Olbrich, der auch das Secessionsgebäude in Wien konzipierte! Während in Wien noch der zierliche Jugendstil vorherrschte (wienerisch "goldenes Krauthappel" genannt, was man mit "goldener Weißkohlkopf" übersetzen würde), dominiert beim Kaufhaus eher der Trutzburgen-Stil. Kaum zu glauben, dass da der gleiche Architekt dahinter steckt!

Das Carsh-Haus

Auch die Familie Horten hat da einmal mitgespielt

Das Kaufhaus erinnert eher an eine Festung

Detail an der linken Fassade. Wenn man noch näher dran geht, ...

... erkennt man, dass das Gesicht aus einzelnen Figuren zusammengesetzt ist!

Die weitere Tour führte uns zu Stationen, von denen ich bereits berichtet hab; ich möchte mich an der Stelle also nicht wiederholen.


Einen wichtigen und guten Tipp haben wir aber bei der Tour schon noch bekommen! Den Vorschlag, doch mit dem Schiff statt mit der Bahn nach Kaiserswerth zu fahren, haben wir gerne angenommen und haben es sehr genossen! Vielen Dank!

Von der Zeit her hat es perfekt gepasst: runter zum Rhein, Ticket gekauft, an Bord gegangen und abgefahren!

Diesmal hat uns unsere Enkelin einen Elefanten mitgegeben, "damit wir immer an sie denken"!
Er war natürlich auch in Kaiserswerth dabei!

Kurz nach dem Ablegen: das Panorama der Düsseldorfer Altstadt.
Links die Lambertuskirche, in der Mitte der weiße Schlossturm.

Die Flughafenbrücke

Nach nicht einmal einer Stunde hat man Kaiserswerth erreicht.

Dieses Relief gleich bei  der Anlegestelle in Kaiserswerth stellt das Treideln eines Schiffes dar. Vor der Motorisierung waren Bergauf-Fahrten immer ein Problem.

Kaiserswerth liegt für eine Festung recht günstig: das Land ist flach und der Rhein ist weit einsehbar. Schon die Merowinger bauten hier eine kleine Burg, so richtig bedeutend wurde der Ort aber, als Kaiser Friedrich Barbarossa den Rheinzoll hierher verlegte. Kaiserswerth wurde zu einer starken Pfalz ausgebaut, deren Reste noch heute zu sehen sind.

Die Stadt ist heute in Düsseldorf eingemeindet und ist ein beliebtes Ausflugsziel. Kein Wunder, denn es gibt viele alte, gut erhaltene Häuser und der Wald rund um die Pfalz ist ein Naherholungsgebiet.

Marktplatz in Kaiserswerth


Rathaus

Die Anker, die das Haus zusammenhalten, sind als Jahreszahlen erkennbar.

Turm der alten Stadtmühle, teilweise mit Holzschindeln verkleidet.

Fliednerhof

Fliednerhofschule

Die Inschrift lautet: "Durch nie erhörte Eiswasserfluth bin ich umgestürzt. Und von Kurfürst Carl Theodor wider aufgerichtet"

Suitbertusplatz

Eingang zum Marienkrankenhaus

Hof vor dem Krankenhaus

Panoramaaufnahme des Suitbertusplatzes

Die Suitbertuskirche ist dem Hl. Suitbertus geweiht, dem Gründer und ersten Abt des Klosters Kaiserswerth

Dieses Relief an der Fassade der Kirche erinnert an Friedrich Spee, einen Jesuiten, der sich gegen die Hexenprozesse wandte.

In der Suitbertuskirche
In der Apsis rechts hinten erkennt man einen goldenen Schrein; er enthält Reliquien des Hl. Suitbertus


Orgel

Reste der Kaiserpfalz

Biergarten im Burghof

Der Elefant war natürlich auch dabei!

Wir gingen noch eine große Runde durch den Ort bis zur Station der Straßenbahn, die uns dann direkt bis zum Hauptbahnhof brachte. Von dort hatten wir es ja nicht mehr weit bis zum Schumacher und zum Hotel.


Sonntag, 25. August

Schon wieder der Tag der Rückfahrt! Unser Flug ging aber so spät, dass wir noch gemütlich den Medienhafen besichtigen konnten.

Wir waren uns nicht recht klar darüber, wieviel Andrang beim Rheinturm an einem Sonntag Vormittag sein würde, und haben daher vorsorglich ein "early bird"-Ticket online bestellt. Im Nachhinein betrachtet wäre es wahrscheinlich nicht notwendig gewesen, denn um 10.00 Uhr war praktisch nix los dort.

Wir checkten früh aus dem Hotel aus, deponierten die Koffer in einem Schließfach am Bahnhof und fuhren also zum Medienhafen. Von der Zeit her ging sich ein kleiner Spaziergang durch den Medienhafen bis zum Rheinturm noch aus, selbst ein paar erste Fotos waren drinnen.

Bürogebäude in allen Farben und Formen, Beispiel "trivago"


Denkmal für Hans Albers

Der Rheinturm in Sicht

Der Lift bringt einen in weniges Sekunden auf 168m Höhe

Der Elefant war wieder mit

Wir selbst waren aber schon auch oben!

Von hier oben hat man natürlich einen fantastischen Ausblick!


Blick direkt nach unten

Blick auf den Medienhafen mit dem alten Hafenbecken und der Marina.
Links im Vordergrund das Haus des WDR, dahinter ein erster Blick auf die Frank Gehry-Häuser

Blick auf Oberkassel am gegenüberliegenden Rheinufer


Der Landtag von NRW

Blick auf die Tonhalle sowie die Altstadt und das Rheinufer

Gleich neben dem Rheinturm steht das WDR-Studio Düsseldorf und davor sind ein paar Plätze für Außenaufnahmen eingerichtet.
Wir bauten uns auch für ein kurzes Interview dort auf.

Die alten Kräne stehen unter Denkmalschutz

Antrieb für die Vor- und Rückwärtsbewegung des ganzen Krans auf seinen Schienen

Ehemaliger Getreidesilo ...

... mit Getreidepumpe davor

Relikt aus alten Zeiten

Im Gegensatz dazu das moderne Haus des Magazins "FOCUS". Das Düsseldorfer Büro ist aber inzwischen geschlossen.

Auf dem ruhigen Seitenarm des Rheins waren sehr viele Ruderer unterwegs


Noch einmal der Rheinturm, rechts davon ...

... die Frank Gehry-Häuser (Neuer Zollhof)

Der amerikanische Architekt (geboren in Kanada, lebt in den USA) Frank Gehry ist für seine geschwungenen Fassaden und kühnen Konstruktionen bekannt. Einige seiner Werke haben wir schon in natura gesehen (Tanzendes Haus in Prag, El Peix in Barcelona), einige würde ich noch gerne sehen (Guggenheim in Bilbao, Biodiversidad-Museum in Panama etc.) und jetzt eben den "Neuen Zollhof" in Düsseldorf mit seinen drei Häusern. Oft wurden seine Bauwerke Wahrzeichen der jeweiligen Stadt, so auch hier. Die Häuser sind echt faszinierend, deshalb haben wir uns auch eine ganze Weile dort aufgehalten!

Noch eine Anmerkung vorab: meine Kamera hat eine eingebaute Wasserwaage und sämtliche Fotos sind genau an der Horizontalen ausgerichtet! Auch wenn's vielleicht nicht danach aussieht!



Das mittlere Haus mit seiner spiegelnden Oberfläche ist besonders interessant!

Wie im Spiegelkabinett!

Allein die Fenster sind sehenswert!



Wir beschlossen, schön langsam durch die Stadt Richtung Bahnhof zu gehen und die Fahrt zum Flughafen anzutreten.

So sieht der NRW-Landtag aus der Froschperspektive aus

Eine stark befahrene Straße wurde in einen Tunnel verbannt, übrig blieb ein Behelfstunnel aus dieser Bauzeit, der heute die "Kunst im Tunnel" beherbergt. Wir haben uns den Tunnel nur kurz angesehen, sind aber gleich wieder gegangen.

* * * * * * *

Das war also unser Besuch in Düsseldorf. Eine sehr sehenswerte Stadt mit altem Stadtkern einerseits und modernen Bauten andererseits. Beide Elemente sind an sich schon Grund genug für einen kleinen Städtetrip.

Bei uns kam eben noch die Ai WeiWei-Ausstellung dazu, die wirklich tief beeindruckend war und uns super gefallen hat!

Wetter hat auch mitgespielt, wir sind nicht ein einziges Mal nass geworden; die Flüge sind ruhig verlaufen, das Hotel war eine sehr gute Wahl.

Ein schönes langes Wochenende also!

Ende des Reiseberichts




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