Sonntag, 9. Juni 2019

Israel 05-2019 - Teil 1

Seit Beginn des Jahres lebt Kathi in Jerusalem; Sie hat dort eine Forschungsstelle an der Hebrew University angenommen. Die Forschung ist dabei in unmittelbarer Nachbarschaft zum Krankenhaus Hadassah im Stadtteil En Kerem angesiedelt - dazu später noch mehr.

Kathi zu sehen war natürlich der Anlass, Israel überhaupt zu besuchen. Das Land und die gesamte Region kommen zwar täglich in den Medien vor, letztlich ist es aber für die meisten von uns nach wie vor ein fremdes Land - für uns war das jedenfalls so. Wir nahmen uns eine Woche Zeit, einen groben Überblick zu bekommen und haben in der Vorbereitung auch einen Besuchsplan erstellt. Selbstverständlich war der wieder einmal äußerst dicht; so dicht, dass wir uns einfach damit übernommen hätten, hätten wir nicht kurzfristig umdisponiert. Tel Aviv ist nun einmal nicht an einem Tag zu bewältigen, und so hängten wir noch einen weiteren Tag dran. Dafür musste der Ausflug in den Süden (Wüste Negev) entfallen, der für den einen geplanten Tag ebenfalls viel zu viel gewesen wäre. Der Negev wurde also auf einen späteren Besuch verschoben, und wir wissen inzwischen, dass wir dafür 2-3 Tage werden vorsehen müssen.

Was haben wir also in dieser einen Woche gesehen? Schwerpunkt waren natürlich Jerusalem und Tel Aviv, wir machten aber auch einen Ausflug nach Bethlehem und in den Osten an das Tote Meer. In dieser einen Ost-Tour besuchten wir Masada, die Oase Ein Gedi sowie das Tote Meer selbst. Kathi hat sich in dieser Woche frei genommen, sodass wir alle Touren zu dritt absolvierten!

Der Reisebericht wird sich also um diese Stätten drehen; dazwischen werde ich immer wieder Besonderheiten dieses Landes beschreiben, derer es doch einige gibt.

200 - das ist normalerweise die Obergrenze an Fotos, die man jemandem, der nicht dabei war, zumuten darf. Diese Grenze war diesmal aber einfach nicht einzuhalten, und so ist das Webalbum diesmal etwas größer ausgefallen als sonst. Wie man in so einem Online-Album navigiert, hab ich einer kleinen Gebrauchsanweisung beschrieben. Etliche Fotos aus diesem Album werde ich auch hier in diesem Post verwenden, aber eben bei weitem nicht alle!

Also auf nach Jerusalem! Im Gegensatz zu dem bekannten Spiel, findet hier jeder seinen Platz!

Die Reisegruppe auf dem Tempelberg




Sonntag, 19. Mai

Man muss nur mit einem Schritt den Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv verlassen, schon wird man  von Fahrern von Sammeltaxis (Sherut) in Empfang genommen. Diese Sheruts fahren von hier aus in alle Richtungen ins Land Israel, natürlich auch nach Jerusalem. Diese Art der Weiterreise ist vielleicht nicht die schnellste und billigste (absolut leistbar, ca. EUR 15,-- pro Person), aber die absolut bequemste: die Fahrer bringen dich bis vor die Hoteltür. Für Nicht-ortskundige, so wie wir zunächst, also die Wahl der Fortbewegung. Zunächst wird zusammengewartet, bis die 8 Plätze des Taxis besetzt sind, dann geht die Fahrt los.



Besonderheiten
Es gibt auch eine Zugsverbindung nach Jerusalem, dafür braucht man aber die sogenannte Rav-Kav, um darauf das Ticket buchen zu können. Die Rav-Kav ist eine Karte in der Größe einer Kreditkarte und nimmt Tickets oder Schekel-Beträge elektronisch auf. Die Rav-Kav ist ein absolutes Muss, wenn man in Israel mit Öffis unterwegs ist (die Karte selbst kostet etwa EUR 1,--). Kathi hatte für uns schon solche Karten besorgt, bei der Ankunft in Tel Aviv hatten wir sie aber noch nicht. Wir haben sie mit nach Hause genommen, sodass wir beim nächsten Mal gleich mit dem Zug fahren können. Bei jedem Einstieg in ein Öffi ist diese Rav-Kav an den Entwerter zu halten (funktioniert kontaktlos), auch nach einem Umstieg in die gleiche Fahrtrichtung. Es gibt sehr viele Kontrollen; wer die Rav-Kav nicht an den Entwerter gehalten hat, den erwartet eine ordentliche Schwarzfahrerstrafe!

Die Rav-Kav und viele viele andere Besonderheiten, Informationen, Ausflugsziele etc. sind auf der ganz hervorragenden Seite Israel-Magazin beschrieben!

Die lokale Währung heißt New Israel Shekel (NIS) und steht zum Euro ganz grob 4:1, also 4 NIS sind rund 1 EUR.

Die lokale Zeit in Israel ist eine Stunde vor unserer Zeit. Wenn es bei uns 10:00 Uhr ist, ist es in Israel also bereits 11:00 Uhr.

In Jerusalem gibt es zwischen Mitte April und Mitte Oktober keinen Regen. Wettervorschau zu beachten ist in diesem Zeitraum relativ sinnlos, es hat jeden Tag +/- 30 Grad Celsius! Wesentlich feuchter ist es in Tel Aviv (s. später).

Straßenschilder und Wegweiser sind konsequent in drei Sprachen ausgeführt: hebräisch, arabisch und englisch. Sehr angenehm.

Israel ist bekanntlich nicht in der EU - selbst wenn es am Eurovisions Song Contest teilnimmt. Das heißt, dass Daten-Roaming nicht so behandelt wird wie im EU-Ausland, sondern so richtig schön teuer werden kann. Bei Ankunft in Tel Aviv (oder besser noch: vor Abflug) also sofort die Internet-Dienste über die SIM-Karte abschalten und nur WLAN im Hotel oder Restaurants benutzen!


Als wir mit dem Sherut abfuhren, schickte ich Kathi eine SMS, sodass sie sich bereits auf den Weg zu unserem Hotel machte und uns dort in Empfang nahm.

Nachdem wir das Zimmer bezogen hatten, machten wir uns gleich auf, um eine kleine Stadtbesichtigung vorzunehmen. Unser Hotel lag gleich an der Jaffa Street, der Einkaufsstraße in Jerusalem. Das war auch gut so, denn ich hatte die falschen Schuhe mitgenommen und brauchte daher neue, die auch auf steinigem oder sandigem Untergrund taugen. 

Die weitere Runde ging zunächst zum Markt Mahane Yehuda, dann die Jaffa Street runter Richtung Altstadt, vorbei am Rathaus, zum Jaffator, durch die Altstadt bis zur Klagemauer, Richtung Süden bis zum Misttor (dung gate), mit dem Bus zurück zum Jaffator und durch die Gassen wieder zurück zum Hotel. Ganz guter Überblick für den ersten Nachmittag!

Vor dem Hotel. Im Hintergrund sieht man bereits die ...

... Jaffa Street. Ein Geschäft neben dem anderen

Durch die Jaffa Street führt auch die einzige Straßenbahnlinie Jerusalems

Die Kippa ist ein Muss für den gläubigen jüdischen Mann.

Der Markt Mahane Yehuda ist der größte in Israel.


Religiöser Jude in typischer Kleidung; sieht man in Jerusalem sehr häufig, wesentlich öfter als in Tel Aviv.
Rathaus Jerusalems

Auf dem Rathausplatz steht ein öffentliches Klavier, von dem auch ausgiebig Gebrauch gemacht wird.

Gleich neben dem Klavier an der Wand: eine alte Weltkarte. Auf diesen ist Jerusalem immer in Zentrum zu finden und der Rest der bekannten Welt rundherum.

Gleich hinter dem Rathausplatz ein kleiner Park mit einladenden Polstern.

Die sind allerdings aus Beton und nicht so weich wie sie aussehen.

Wir bewegen uns schön langsam auf das Jaffator zu. Es liegt im Westen der Altstadt und hat seine Entsprechung im Jerusalemtor in Jaffa.

Jaffator, Außenseite

Auf der Innenseite des Jaffators öffnet sich zunächst ein großer freier Platz.

Basar in den engen Gassen der Altstadt

T-Shirt mit dem bekannten Schriftzug, diesmal auf hebräisch

Gasse in der Altstadt.

Wir bewegen uns langsam aber sicher der Klagemauer zu (englisch überall als "West Wall" angeschrieben). Die Klagemauer ist der westliche Teil der Stützmauer für den Tempelberg (künstlich aufgeschüttetes Plateau), auf dem die Al-Aqsa-Moschee sowie der Felsendom zu finden sind (dazu später mehr). Früher stand dort oben aber der zweite Tempel (Herodischer Tempel), der im Jahre 70 n.Chr. von den Römern zerstört wurde.


Besonderheiten
Vor zahlreichen öffentlichen Einrichtungen, die eine gewisse Menschenmenge anziehen, gibt es Sicherheitskontrollen, ähnlich wie auf einem Flughafen. Die Taschen werden elektronisch durchleuchtet oder manuell durchsucht und man muss durch einen elektronischen Sicherheits-Kontrollbogen gehen. Beispiele sind eben der Zugang zur Klagemauer oder zum Tempelberg; aber auch Einkaufszentren oder Bahnhöfe werden so gesichert.

Die Klagemauer und der Platz davor gelten als Synagoge, daher ist der Zugang zur Klagemauer strikt nach Männlein und Weiblein getrennt. Zwischen den beiden Bereichen ist ein Zaun errichtet, geschätzte 1,7m hoch.


Security vor dem Zugang zur Klagemauer

Blick auf die Klagemauer.
Rechts kann man den braunen Zaun zwischen den beiden Bereichen erkennen.

Gebete und Wünsche werden auf Zettel geschrieben und in die Ritzen der Mauer gesteckt.
Von Zeit zu Zeit werden die Zettel wieder entfernt und rituell begraben.

Der Platz vor der Klagemauer gilt als Synagoge. Daher finden hier auch zahlreiche Bar Mitzwas statt, bevorzugt entlang des Zaunes, damit auch die Mütter der jungen, nun erwachsenen, Männer daran teilnehmen können.



Die Frauen müssen drüben bleiben, auch bei der Bar Mitzwa ihrer Söhne, Brüder und Neffen

Die gleiche Szenerie, diesmal von der Frauenseite aus betrachtet
Panoramaaufnahme des gesamten Platzes.
Rechts im Bild die Rampe zum Marokkanertor, dem einzigen Zugang zum Tempelberg für Nicht-Muslime.


Wir verlassen den Platz vor der Klagemauer und gehen nach Süden bis zum Misttor. Es wurde in früheren Zeiten tatsächlich dazu benutzt, den Müll aus der Stadt zu bringen. Von dort geht es weiter per Bus bis zum Jaffator und ab da wieder zu Fuß zurück zum Hotel.

Südliches Ende der West Wall mit Ausgrabungen

Blick auf den Tempelberg links und auf den Ölberg rechts.

Beinahe typisches israelisches Fahrzeug beim Misttor: etwas angerostet, verbeult, gerade noch fahrbereit.
Untypisch sind die Vergitterungen der Fenster; das dürfte einmal ein Polizeifahrzeug gewesen sein.
Ebenso untypisch: die noch vorhandenen Seitenspiegel...

Noch einmal der Tempelberg mit der charakteristischen Kuppel des Felsendoms

Straßenmusiker in der Jaffa Street

Spezialkonstruktion für die elektrische Versorgung der Verstärker und Boxen


Montag, 20. Mai

Für den Montag war eine geführte Stadtbesichtigung vorgesehen. Da die aber erst um 11:00 begann, machten wir zuvor noch einen Spaziergang auf der alten Stadtmauer. Es gibt zwei Wege auf dieser Stadtmauer, wir entschieden uns für den Nordteil. Der führt vom Jaffator nach Norden und dann nach Osten bis zum Löwentor; wir gingen allerdings nur bis zum Damaskustor im Norden und dann wieder durch die Altstadt zurück zum Jaffator, bei dem der Treffpunkt für die Stadtführung war.

Tagestour


Weg zum Jaffator von oben

Auf der Stadtmauer

Blick in die Gärten

Wollmispel



Früchte der Säulenzypresse

Blick zum Italienischen Krankenhaus. Der Turm ist dem Palazzo Vecchio in Florenz nachempfunden

Beim Damaskustor verließen wir die Stadtmauer und landeten damit im arabischen Viertel der Altstadt

Markt

Überall wurden frisch gepflückte Weinblätter angeboten.
Die gelben Früchte daneben sind Wollmispeln


Die Stadtführung war wieder eine free walking tour, bei der der guide am Schluss per Trinkgeld bezahlt wird. Wie schon so oft, haben wir auch hier wieder die besten Erfahrungen damit gemacht.

Avishai wird uns die nächsten vier Stunden durch die Altstadt führen

Die Tour begann um 11:00 Uhr beim Jaffator und führte uns zunächst vorbei am Davidsturm bis zur Armenierkirche, weiter bis zum Zionstor, zum Abendmahlsaal und zum Grab Davids; weiter durch den Cardo (Säulengang aus römischer Zeit) zur Klagemauer und zu einer Mittagsrast in der Nähe des Österreicherhospizes. Nach dieser kurzen Pause gingen wir die Via Dolorosa bis zur Grabeskirche, in der wir uns dann eine Weile aufhielten. Zuletzt noch durch ein paar enge Gassen wieder zurück zum Jaffator, wo die Tour dann auch endete.

Wie bei so einer Tour üblich, hat man es als Fotograf etwas schwer. Der Guide lässt üblicherweise nicht viel Zeit für Fotos, sondern treibt seine Gruppe unermüdlich zur nächsten Station. Diesmal hätte ich "Einzelschaf" beinahe den Anschluss an die Herde verloren, wenn mich nicht "Hirtenhund" Kathi noch rechtzeitig eingefangen hätte. Ich brauche nach so einer Tour dann einen "Nachlauf" auf eigene Faust, in dem ich die wichtigsten Stationen noch einmal besuche und in aller Ruhe meine Fotos mache. Das traf diesmal besonders auf die Grabeskirche zu, die untertags derart überlaufen ist, dass man die Fotoobjekte kaum sieht. Avishais Tipp, die Grabeskirche nach 18:00 zu besuchen, weil es dann ruhiger wäre, passte also genau in mein Schema.
Ich werde im Bericht aber trotzdem so tun, als hätte ich sämtliche Fotos gleich während der Tour gemacht, um die Themenblöcke nicht unnötig zu zerreißen.


Besonderheiten
Mit Religionen ganz allgemein hab ich's nicht so. Um das nicht jedesmal erwähnen zu müssen, werde ich bei allen religiösen bzw. biblischen Themen so tun, als wäre das tatsächlich so abgelaufen wie es in der (römisch katholischen) Bibel und von der Kirche beschrieben wird.
Das Abendmahl hat also tatsächlich im Abendmahlsaal stattgefunden und Maria ist tatsächlich an der Stelle der späteren Dormitio-Kirche gestorben.





Links der Turm Davids, rechts das Jaffator, dazwischen fehlt ein Stück Stadtmauer.
Es gibt die Legende, dass diese Bresche anlässlich des Besuchs des deutschen Kaisers Wilhelm II. geschlagen wurde, weil er auf einem Einzug bestand, der eines deutschen Kaisers würdig wäre: Die Bresche bestand allerdings schon vorher. Dahinter befindet sich eine Zufahrtsstraße, die genau zu dieser Bresche führt.

Der Davidsturm hat keinen Bezug zum biblischen König, die Bezeichnung ist rein willkürlich von den Kreuzfahrern vergeben worden.

Armenierviertel mit Jakobskirche




Diese Tafel erinnert an den Genozid an den Armeniern 1915.
Die Karte zeigt die Wege der Verschleppung; Ziel war die syrische Wüste.

Zionstor von innen, wir verlassen also gerade die Altstadt

Ein bisschen eng, wird aber trotzdem befahren

Abschlussfeier einer Bar Mitzwa.
Hier hätte ich beinahe den Anschluss an die Herde verpasst.

Die katholische Dormitio-Kirche auf dem Berg Zion.
Hier soll Maria entschlafen sein, daher auch der Name (dormitio Mariae).

Hier hat das Letzte Abendmahl stattgefunden.
Bei meinem Nachlauf auf eigene Faust war der Raum leider schon geschlossen, sodass ich davon nicht mehr Fotos habe.

Der Vorraum zum Grab Davids und das Grab selbst bilden eine Synagoge, daher wieder die Geschlechtertrennung

Dieser Schrein wird als Grab Davids verehrt.
Tatsächlich dürfte er aber 700m weiter östlich begraben worden sein, nämlich in der Davidsstadt.

Gleich neben dem Abendmahlsaal befindet sich diese relativ neue Synagoge

Das Eisengerippe wurde frisch gestrichen, ohne das Glas dahinter abzudecken. Eher lieblos.


Der Cardo ist ein römischer Säulengang, der früher Teil der Hauptstraße in Nord/Süd-Richtung war. Er führte vom Damaskustor im Norden bis zum Misttor im Süden.
Für uns lag er auf dem Weg zur Klagemauer.

Cardo

Unsere nächste Station im Rahmen der Führung war bereits die Klagemauer. Die Fotos dazu sind aber bereits weiter oben zu sehen.

Der weitere Weg führte uns zu unserer Mittagsrast in der Nähe des Österreicher-Hospizes. Nach dieser Pause gingen wir die Via Dolorosa entlang bis zur Grabeskirche.

Solche Schilder sieht man sehr häufig an arabischen Häusern. Es zeigt an, dass der Bewohner dieses Hauses an der Hadsch in Mekka teilgenommen hat.

An der Via Dolorosa sind die Kreuzwegstationen extra gekennzeichnet.
Hier die Station 6 "Veronika reicht Jesus das Schweißtuch"

Station 7 "Jesus fällt zum 2. Mal unter dem Kreuz" und
Station 8 "Jesus begegnet den weinenden Frauen"

Dieses Tor gehört zur alten Stadtmauer. Jesus hat an dieser Stelle also mit dem Kreuz die Stadt verlassen.

Wir sind bereits kurz vor der Grabeskirche. Sie wurde über der Kreuzigungsstelle, der Salbungsstelle und dem Grab errichtet. Innen ergibt das ein Gewirr von Gängen, Kapellen und Gebäuden im Gebäude, wobei jeder Teil einer anderen Konfession zuzuordnen ist.

Die diversen christlichen Konfessionen liefern sich in und um die Grabeskirche seit Jahrhunderten einen ständigen Kampf. Dieser Kampf ist wohlgemerkt rein innerchristlich, Muslime oder Juden sind daran nicht beteiligt! Hauptdarsteller in diesem Gerangel sind vor allem die katholische Kirche und die diversen orthodoxen Kirchen (russisch, griechisch, armenisch). Jede Partei belauert die andere, auf dass sie ja nicht irgendwelche unabgestimmte Eingriffe durchführt, was die Renovierung und Instandhaltung natürlich dementsprechend schwierig macht.

Es beginnt bereits im Eingangsbereich. Da gibt es oberhalb der beiden Tore eine Leiter, die seit Jahrzehnten dort lehnt, weil sich die Konfessionen nicht darauf einigen können, wer die denn nun entfernen darf. Diese Geschichte gehört meiner Meinung nach aber inzwischen zur Folklore, denn Renovierungsarbeiten finden sehr wohl auch heute noch statt. Und wenn die Leiter doch entfernt würde, wäre die Grabeskirche um eine Episode ärmer.

Eingangsbereich. Oberhalb des zugemauerten Tores sieht man die berühmte Leiter lehnen

Die Leiter

Die Kirche wird über Nacht zugesperrt. Die Konfessionen können sich aber nicht einigen, wer die Schlüssel behalten soll. Also haben sie sie vor Jahrhunderten an die muslimische Familie Joudeh übergeben, die dafür zuständig ist. Mönche aller Konfessionen lassen sich über Nacht in der Kirche einsperren und belauern einander. Das Grab selbst gehört der Orthodoxie, die muss das Grab aber täglich räumen, um den Franziskanern (als Vertreter der Katholiken) ihre Prozession zu ermöglichen. Und und und.

An dieser Stelle wurden Jesus die Kleider vom Leib gerissen

An dieser Stelle wurde Jesus ans Kreuz genagelt (katholisch)

Die Kapelle ist komplett mit Mosaiken verziert

Kreuzigungsszene

Gleich links daneben die Kapelle, die über dem Golgotha-Felsen errichtet wurde, auf dem das Kreuz errichtet wurde (orthodox)

Lange Schlangen vor diesem Felsen

Ein Geschoß darunter ist der Fels hinter Glas zu sehen.
Beim Tod Jesu bekam der Fels einen Riss und gab an seiner Basis den Schädel Adams frei. Somit schloss sich der Kreis von der Erbsünde bis zu der Befreiung von ihr.

Nach der Abnahme vom Kreuz wurde Jesus auf dieser Steinplatte einbalsamiert (gemischt orthodox und katholisch)

Die Steinplatte

Jesus wurde in einer Grabeshöhle bestattet. Über dieses Grab wurde dieses Gebäude (Ädikula) errichtet (orthodox)

Kuppel über der Ädikula

Vor der Ädikula wartete eine lange Schlange auf den Einlass. Diese lange Wartezeit wollten wir uns nicht antun, daher gibt es nur einen kleinen Blick durch ein ebenso kleines Fenster

Neben diesen wichtigsten Elementen der Grabeskirche gibt es noch zahlreiche Nebenkapellen, teilweise unterirdisch:

Armenische Kirche im Untergeschoß. Die Armenier sind immer leicht zu erkennen am schneebedeckten Berg Ararat (im Hintergund des Gemäldes).


Noch eine Etage tiefer (armenisch)

Neben der Rotunde, in der die Ädikula mit dem Grab steht, gibt es den Zugang zum Mittelschiff mit Hauptaltar (orthodox). Dieses Mittelschiff (Katholikon) galt im Mittelalter als Mittelpunkt (Nabel) der Welt.

Mittelschiff und Hauptaltar (hinter der Ikonostase)

Der Nabel der Welt mit Opferstock.
Seltsamerweise ist der Nabel der Welt nicht fix montiert, sondern frei beweglich.


Diverse Aufpasser in der Kirche. Hier armenische ...

... hier ein katholischer

Die Grabeskirche ist ganz sicher ein wesentlicher Höhepunkt bei einem Besuch Jerusalems!

Die Tour endete, indem wir durch die Gassen wieder zum Jaffator zurück gingen. Danach machten wir unsere Nachtour auf eigene Faust, von der vor allem viele Fotos aus der Grabeskirche stammen.

Die Grabeskirche wollten wir aber erst um 18:00 Uhr besuchen, wenn es dort ruhiger wäre. Wir gingen daher auch noch zum Österreichischen Hospiz im Norden der Altstadt (Via Dolorosa), um die Zeit zu überbrücken. Von der Dachterrasse dieses Hauses hat man einen fantastischen Rundblick über die Stadt! Außerdem gibt es dort ein österreichisches Kaffeehaus, in dem wir eine längere Rast einlegten.



Auf der Dachterrasse

Blick auf den Tempelberg mit dem markanten Felsendom


Kaffeehaus

Hotelrezeption mit österreichischem Briefkasten

Nach der Grabeskirche gingen wir wieder zurück zum Jaffator. Auf dem Heimweg zum Hotel gingen wir noch durch die Einkaufsmeile Mamilla. Kaufen wollten wir dort nichts, aber in der Straße sind ein paar wirklich gute Skulpturen ausgestellt!

Auf dem Rückweg zum Jaffator kamen wir noch an der Saladin-Moschee vorbei

Saladin-Moschee

Einkaufsmeile Mamilla

Qualitätskontrolle vor dem Ausgehen

Einstein als Rodins Denker



Dieses Haus wurde renoviert. Der Denkmalschutz schrieb vor, dass die Fassadensteine wiederverwendet werden müssen.

Daher wurde jeder Stein beschriftet!

Das war's fürs Erste, was ich über Jerusalem zu berichten habe. In einem weiteren Teil werden wir noch einen Ausflug auf den Tempel- sowie auf den Ölberg machen; außerdem haben wir an einer Führung durch den Wassertunnel Jerusalems gemacht und haben die Fenster Marc Chagalls in der Synagoge Hadassa in En Kerem besichtigt.

Die folgenden Teile führen uns außerdem noch nach Tel Aviv, nach Bethlehem sowie nach Masada, Ein Gedi und zum Toten Meer.




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