Dienstag, 2. April 2019

Madrid, Toledo, Escorial 2019 - Teil 3

Wir machten noch einmal einen Ausflug zu einem Ziel außerhalb der Stadt; diesmal ging es zu El Escorial, dieser gigantischen, strengen Residenz Philipps II. Am letzten Tag noch ein letzter Spaziergang, dann wartete auch schon wieder das Taxi zum Flughafen.

El Escorial





Dienstag, 19. März

Der Escorial, genauer "Real Sitio de San Lorenzo de El Escorial" (Königlicher Sitz San Lorenzo von El Escorial (= die Schutthalde)), ist der größte Renaissancebau der Welt. König Philipp II. ließ ihn im 16. Jahrhundert  erbauen, nachdem er den französischen König am St. Lorenz-Tag in einer Schlacht besiegt hatte. Der Palast und das Kloster sind nicht nur diesem Heiligen gewidmet, sondern selbst der Grundriss hat einen Bezug zu ihm. St. Lorenz (Laurentius) wurde auf einem Rost über einem Feuer zu Tode gebracht und der Grundriss bildet diesen Rost nach. Aber bei aller katholischen Strenge des Königs: den Ort für diesen Palast haben seine Astrologen bestimmt...

Am einfachsten kommt man von Madrid aus zum Escorial, indem man die Buslinie 661 oder 664 benutzt, die vom Bahnhof Moncloa abfährt. Nach einer kleineren Odyssee in den unterirdischen Gängen von Moncloa haben wir die Station doch noch gefunden, sind eingestiegen und waren 40 Minuten später dort. Der Bus fährt bis auf 200 Meter an den Palast heran, den Rest geht man zu Fuß. Die Richtung gibt dabei das Navi vor, denn Wegweiser gibt es keinen - unglaublich eigentlich!

Auf der Fahrt kommt man auch am "Valle de los Caídos" (Tal der Gefallenen) vorbei.
Diese Gedenkstätte ist das Grabmal für Franco und Wallfahrtsstätte für dessen Anhänger.
Franco soll deshalb verlegt und diese Stätte ein Ort der Versöhnung werden


Wir besorgten uns an der Kassa auch gleich Audio Guides, die sich als Samsung-Tablets herausstellten. Auf diese Weise sind diese Geräte nicht bloß Audio Guides, sondern können das Gesagte mit vielen Bildern auch verdeutlichen, vor allem, wenn auf Details hingewiesen werden soll. Gute Idee, allerdings ist der Bildschirm derart empfindlich, dass man sich bei der kleinsten Berührung des Home-Buttons sofort wieder auf dem Android-Startbildschirm wiederfindet. Dort gibt es zwar nur einen einzigen Icon, was das Neustarten der Führung sehr vereinfacht, allerdings muss man dann wieder mühsam zu der Stelle vorblättern, an der man rausgeflogen ist.

Es gibt eine 2- und eine 3-stündige Führung, wir entschieden uns für Ersteres. Dabei werden alle wesentlichen Teile des Palastes erreicht: Bibliothek, Kreuzgang, Hauptstiege, Königsgruft, Schlachtensaal, königliches Arbeitszimmer, diverse Speise- und Schlafzimmer sowie die Klosterkirche. In den Räumen darf leider nicht fotografiert werden; das eine oder andere heimlich aufgenommene Bild gibt es aber trotzdem...

Gesamtansicht von El Escorial
Quelle: Wikipedia, Lizenz CC BY 2.0

Ich hab im Internet auch ein sehr schönes 3D-Modell des Escorial gefunden. Nach dem Laden der Seite muss man einmal auf das Bild klicken, damit die 3D-Animation gestartet wird, danach ist das Modell mit der Maus dreh- und kippbar; mit dem Mausrad kann man zoomen.

Unser "denk mal"-Reisehase vor El Escorial

Einer der vielen Innenhöfe

Reich verzierte Decke in der Bibliothek. Die Fresken stellen hauptsächlich Allegorien zu den diversen Wissenschaften dar.

Kreuzgang

Die Große Treppe wird von einem riesigen Fresko überdacht

Das Fresko ist von Luca Giordano und verherrlicht die Spanische Monarchie
Viele, viele Treppen führen in das Pantheon der Infanten und das Pantheon der Könige hinunter. Diese Gruft ist vergleichbar mit der Kapuzinergruft in Wien.
Dieses Foto ist von unten nach oben aufgenommen und ist das Äußerste, was möglich war. Im Pantheon selbst ist man von Wärtern umringt.

Im Pantheon der Könige
Quelle: Wikimedia Commons


Saal der Schlachten (hauptsächlich von der Reconquista). In diesen Raum ließ man Besucher (vor allem Diplomaten) warten, um sie mit diesen Bildern zu beeindrucken.

Unglaublich kleinteiliges und detailliertes Wimmelbild
Sehenswert ist auch das Arbeitszimmer Philipps II. Nicht weil es so prunkvoll ausgestattet wäre, sondern ganz im Gegenteil! Das Zimmer ist vergleichsweise winzig und bietet gerade einmal Platz für einen größeren Schreibtisch mit Bücherschrank plus Sessel; der Schreibtisch steht an der linken Wand. Im Rücken des des Königs waren noch zwei Sessel für Besucher, die stehen aber  bereits an der rechten Wand. Es ist eher dunkel gehalten, wird aber nur von einer Kerze beleuchtet, die an einer astronomischen Uhr befestigt ist. Insgesamt also sehr einfach und spartanisch, ganz im Gegensatz zum riesigen Palast rund um dieses Zimmerchen. Fotografieren war hier wärterbedingt unmöglich.

Arbeitszimmer Philipps II.
Quelle: Wikimedia Commons


Speisesaal

Wohnraum. In den meisten Wohnräumen findet man neben einem Kamin auch diese Kohlebecken (Brasero), die am Boden stehen und wahrscheinlich für warme Füße sorgten.

Hauptschiff der Basilika

Hochaltar

In einer Seitenkapelle befindet sich das Marmorkreuz von Benvenuto Cellini.
Sowohl das Kreuz und die Figur sind aus Marmor und sind insgesamt so schwer, dass es den Soldaten, die es erbeuten wollten, eben zu schwer war.
Die Christus-Figur hat ein marmornes Lendentuch um die männlichsten Stellen, das erst nachträglich angebracht wurde und abnehmbar ist.
Und ja, Cellini ist auch der Schöpfer der Saliera

Es war inzwischen Nachmittag geworden und im Lokal, wo wir unsere Rast hielten, war es recht gemütlich; sodass wir einiges später von El Escorial wieder zurück fuhren, als wir das ursprünglich gedacht hatten.

Im Asador del Rey war es bei Span-Ferkel und -Lamm und Rotwein und einem gut gelaunten Kellner recht gemütlich!

Der "Faro de Moncloa" (Leuchtturm) ist ganz in der Nähe des Busbahnhofs (aufgenommen bei der Rückfahrt).
Wäre wahrscheinlich zu dieser Zeit geöffnet gewesen und somit eine Möglichkeit für den Blick von oben. Haben wir aber nicht genützt...


Was uns immer noch fehlte, war ein "Blick von oben" auf Madrid. Ganz in der Nähe von Moncloa fährt eine Seilbahn auf einen benachbarten Hügel (parque casa del campo), von dem aus man einen solchen Blick hat. Das mit "ganz in der Nähe" stimmte dann auch nicht so ganz, denn wir waren doch einige Zeit unterwegs dorthin. Als wir dann von Weitem die Seile der Bahn sahen, schöpfte Fritz bereits Verdacht: eine Gondelbahn ohne eine einzige Gondel ist seltsam. Er sollte leider recht behalten. Als wir bei der Talstation ankamen, mussten wir feststellen, dass die Seilbahn wegen Wartungsarbeiten außer Betrieb war. Meine Schuld, denn ich hab am Vortag den Hinweis auf diese Wartungsarbeiten einfach überlesen, als ich im Internet Informationen zur Seilbahn einholte. Wieder nichts mit "Blick von oben".

Immerhin sieht man von hier aus sehr schön zur Almudena-Kathedrale


Wir gingen weiter bis zum Tempel Debod, der jetzt wirklich nicht mehr weit entfernt lag. Dieser Tempel wäre in Ägypten bei der Assuan-Flutung verloren gegangen. Er wurde dort daher ab- und in Madrid wieder aufgebaut. Im Tempel hätte es noch eine Ausstellung gegeben, uns war aber wieder einmal die Warteschlange zu lang.

Debod-Tempel

Debod-Tempel

Müdigkeit machte sich breit; wir gingen daher nicht zu Fuß zum Hotel zurück, sondern benutzten die U-Bahn. Auf der Gran Via, ganz in der Nähe unseres Hotels, steht das Gebäude der Telefónica - angeblich mit Besucherterrasse. Wir fragten dort an, mussten aber erfahren, dass der Zugang nur bis zum vierten Stock möglich wäre - das war uns für einen "Blick von oben" dann doch etwas zu niedrig. Enttäuscht zogen wir wieder ab und gingen zum Hotel; das war unser letzter derartige Versuch, leider gescheitert wie die anderen davor.

Telefónica-Turm in der Gran Via.



Mittwoch, 20. März


Unser Taxi war für 14:30 Uhr zum Hotel bestellt, der Vormittag stand uns aber noch zur Verfügung. Felix, Gundi und Fritz entschieden sich für das Museum Reína Sofia, weil sie dort vor allem das berühmte Picasso-Gemälde "Guernica" sehen wollten (Link zum Bild). Von diesem Besuch kann ich leider nichts berichten.

Denn Jutta und ich machten noch einen letzten Spaziergang durch die Stadt, im wesentlichen durch das Viertel Malasaña. Das hat noch das Flair des alten Madrid mit kleinen Läden, Lokalen und Plätzen, obwohl es gleich neben der Durchzugsader Gran Via liegt. Aber die paar Meter genügen, um in eine ganz andere Stadt-Stimmung einzutauchen!


Kleine schmale Gassen

Mitte März setzten die Kastanien bereits Blüten an

Dieses Spielwarengeschäft hat einen Eingang für große und kleine Kunden

Spezialitäten aus Baumwolle

In diesem Laden sind die Linsen und Kichererbsen nicht einzeln in Plastikfolie eingeschweißt, sondern man bekommt sie offen - wie früher.



Der Rest ist jetzt schnell erzählt. Das Taxi war pünktlich (wie übrigens alle vier Taxifahrten von und zum Flughafen), der Rückflug war etwas ruhiger als der Hinflug und am Abend waren wir wieder wohlbehalten in unseren Behausungen.

* * * * * * *

Madrid ist eine sehr abwechslungsreiche Stadt. Einerseits pulsierendes Leben auf den großen Plätzen und Boulevards, andererseits gleich angrenzend gemütliche Viertel mit sehr viel Charme und Gelassenheit.

Lokale und kleine Bars gibt es Unmengen, man muss sich als Mitteleuropäer aber erst in den spanischen Lebensrhythmus ein wenig einleben. Wer um 18:00 Uhr Abendessen erwartet, kann nur enttäuscht werden; vor 20:00 spielt sich da gar nix ab, eher noch später. Kinder - auch ganz kleine - sind um diese Zeit nicht zu Hause beim Babysitter, sondern mit im Lokal. Dementsprechend viele Menschen sind auch noch in der Nacht auf den Straßen, während bei uns bereits die Gehsteige hochgeklappt werden. Jetzt, nach Umstellung auf Sommerzeit, ist wahrscheinlich sowieso die ganze Nacht hindurch Betrieb; insofern ist das ähnlich wie New York eine "city that never sleeps".

Alles in allem also wieder eine gelungene Frühjahrsreise in einer sehr netten und harmonischen Gruppe!



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Ende des Reiseberichts!

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