Donnerstag, 4. April 2019

Madrid, Toledo, Escorial 2019 - Teil 1

Vom Termin her waren wir diesmal sehr früh dran, wir suchten daher ein Reiseziel, bei dem wir dem Frühling etwas näher kommen könnten. Nachdem der Frühling in Europa auf der Iberischen Halbinsel beginnt, fiel die Wahl für unsere Frühjahrsreise daher recht schnell auf Madrid (in Lissabon waren wir bereits 2014). Der Plan ging im wesentlichen auch auf, wie wir auf den Fotos sehen werden. Es war die ganze Woche trocken, die ersten Tage waren mild und warm (23 Grad), lediglich die letzten beiden Tage war es etwas kühler (16 Grad). Die Morgentemperaturen lagen in der höchstgelegenen Hauptstadt der EU (660m) teilweise nur knapp über dem Gefrierpunkt!

Das Programm sah vor, dass wir die Stadt besichtigen (klar), aber vor allem auch den Prado besuchen. Diese Kunstsammlung von Weltgeltung wird normalerweise in einem Atemzug mit dem Wiener Kunsthistorischen Museum und der Eremitage in St. Petersburg genannt! Weiters wollten wir einen Tagesausflug nach Toledo, der alten Hauptstadt Spaniens, unternehmen. Als dritter Schwerpunkt standen ein Besuch in Segovia oder im Escorial zur Wahl; geworden ist es dann der Escorial, der größte Renaissancebau der Welt.

Fotos hab ich schon erwähnt. Einige davon werden direkt in diesem Post zu sehen sein, viel mehr gibt es aber wieder in einem eigenen Online-Album (hier eine kleine Gebrauchsanweisung).

Die "Five Guys" der Reise: Felix, Jutta, Andreas Gundi und Fritz




Freitag, 15. März

Wir kamen am späten Nachmittag in Madrid an. Nach dem Bezug der Hotelzimmer machten wir uns gleich einmal auf den Weg für eine kleine Erkundungstour.

Unser Hotel lag sehr zentral und war sehr stylish eingerichtet

Rezeption. Rechts im Hintergrund ein Kasten mit Schließfächern

Die Rahmen der Betten waren nur zusammengeschweißte Rohre, bespannt mit unbehandelten Hautstreifen

Kleine Hände als Garderobehaken

Unsere Abendrunde führte uns von der Gran Via (die große Straße) zur Puerta del Sol, die calle del Alcalá zum Cibelesbrunnen und wieder zurück. Im Umkreis unseres Hotels gibt es viele Lokale, es war aber trotzdem etwas schwierig einen Platz zu bekommen.

In Madrid ist alles ein paar Nummern größer als in Wien: die Straßen, die Plätze, die Häuser, die Einwohnerzahl und vor allem die unglaubliche Menge an Menschen, die am Abend unterwegs ist!

Das Logo der Stadt. Einmal am Boden aufgemalt ...

... einmal im Glatz eingeätzt.

Gran Via mit Telefonica-Turm

Gran Via

Puerta del Sol (Sonnentor), der zentrale Platz der Stadt

Puerta del Sol, im Hintergrund das Gebäude der Post

Das Wappentier der Stadt: eine Bärin am Erdbeerbaum
Die Früchte sehen aus wie Erdbeeren, sind aber keine. Sie werden zu Marmelade und Likör verarbeitet.

Die Stadt ist sehr hügelig, ständig geht es bergauf und bergab.
Hier werden daher Leihräder mit Elektroantrieb angeboten. Aufgeladen werden sie in diesen Stationen.

In der Calle de Alcalá gibt es einen Turm, von dem aus man eine schöne Aussicht auf die Stadt hätte.
Das wussten aber nicht nur wir ...

... sondern auch noch viele, viele andere. Wartezeit etwa 45 Minuten.
Wir haben's daher bleiben lassen.
Das Thema "Madrid von oben" wird uns noch ein paar Mal begegnen.

Zentralbank

Einer der zentralen Plätze Madrids, die Plaza de Cibeles.
Im Hintergrund die ehemalige Hauptpost, heute ein Kulturzentrum und Sitz der Stadtverwaltung.
Im Vordergund der Cibeles-Brunnen, eines der Wahrzeichen der Stadt.
Der Brunnen ist nicht wirklich zugänglich, weil er von zahlreichen großen und verkehrsreichen Straßen umflossen wird.

Die Puerta de Alcalá, eines der erhaltenen Stadtore, in Sichtweite von Cibeles.

Der Cibeles-Brunnen. Er ist der griechischen Göttin Kybele (Erde, Landwirtschaft, Fruchtbarkeit) gewidmet.


Der Cibeles-Palast mit Mond

Letzter Blick auf den beleuchteten Palast

Einmündung der Gran Via in die Calle de Alcalá, an der Ecke das Metropolis-Haus

Den Rest des Tages verbrachten wir dann noch mit Futtersuche und einem Abschluss-Cocktail.


Samstag, 16. März

Wir begannen den Tag mit einem geführten Spaziergang durch die Stadt. Treffpunkt war der zentrale Platz Puerta del Sol und von dort führte uns Tatjana durch Madrid.

Tatjana erklärt zunächst das Wappen Madrids

Reiterstandbild Karl III.
Er war kein Habsburger mehr, sondern Bourbone. Sein Hauptaugenmerk galt weniger dem Gesamtstaat als der Stadt Madrid selbst. So sorgte er vor allem für angemessene Infrastruktur - insbesondere Kanalisation.

Kilometerstein Null. Von hier aus gehen alle Straßen radial ins Land hinaus.

Geschäfte, die 100 Jahre durchgehend erhalten sind, bekommen von der Stadt so eine Plakette (im Boden vor dem Geschäft eingelassen).

etwa dieser Uhrmacher

Ohne den Spanischen Schinken (Jamón) geht gar nichts.

Der Weg führt uns weiter zur Plaza Mayor, einem weiteren zentralen Platz Madrids. Dieser rechteckige Platz war früher Markt- und Lagerplatz für die wichtigsten Waren: Fleisch auf der Südseite (wird von der Sonne nicht beschienen), Brot und Mehl auf der Nordseite, sowie Tabak auf der Ostseite. Während der Inquisition war das auch der Platz der Autodafés, der Verbrennung von vermeintlichen Ketzern auf dem Scheiterhaufen zum Gaudium der Öffentlichkeit.

Von oben betrachtet sieht die Plaza Mayor aus wie aus dem Häusermeer herausgestanzt.

Plaza Mayor

Reiterstandbild Philipp III. mitten auf der Plaza Mayor

Panoramabild

Weiter geht's zum ältesten Restaurant der Welt, das durchgehend bewirtschaftet wird (lt. Guiness), sowie zum Mercado de San Miguel.

Das Sobrino de Botín (Botíns Neffe) ist angeblich das älteste Restaurant der Welt.
Vor seiner Karriere als Maler arbeitete Goya hier als Tellerwäscher.




Der Mercado de San Miguel ist von Touristen völlig überlaufen

Die Waren sind aber sehr schön und aufwändig hergerichtet


Artischocken-Blüte

Die Ellenbogen-Straße heißt so, weil sie in der Mitte einen 90-Grad-Knick macht.
In dieser Straße befindet sich das Kloster der unsichtbaren Nonnen. Zum Lebensunterhalt backen sie und verkaufen ihre süße Ware. Ein ausgeklügeltes Verfahren sorgt dafür, dass Geld und Ware so getauscht werden, dass der Kunde die Nonnen nie zu sehen bekommt!

Nebeneingang zum Kloster

Die Calle del Codo mündet in die Plaza de la Villa (dem Rathausplatz).
Vor den Verwaltungsgebäuden steht ein Denkmal für Álvaro de Bazán, den Planer der Armada. Nach dem Überfall auf die halbfertige Flotte durch Francis Drake musste der Start der Armada verschoben werden - den Bazán dann nicht mehr erlebte.

Wir gehen weiter auf der Calle Mayor (Hauptstraße) und nähern uns langsam der Almudena-Kathedrale und dem königlichen Palast.

Die separatistischen Tendenzen der Katalanen sind nicht neu. Am 31. Mai 1906 heirateten der spanische König Alfons XIII. und Prinzessin Victoria Eugénie von Battenberg. Auf dem Hochzeitszug auf der Calle Mayor warf ein katalanischer Separatist eine Bombe in Richtung des Brautpaares, verfehlte es aber. Stattdessen rollte sie in die Zuschauermenge und riss 23 Menschen in den Tod.

Dieses Denkmal erinnert an das Attentat

Wir sehen bereits die Almudena-Kathedrale, werden sie aber erst später besuchen.

Von der alten Kirche gibt es nur noch Reste unter Glas, auf die diese Bronzefigur schaut.

An dieser Stelle stand früher der alte Alcázar, der 1734 durch einen Brand zerstört wurde.
Der Neubau (Palacio Real) ist bis heute Sitz der Spanischen Monarchie.

Lange Schlangen für die Sicherheitskontrollen

Samstag Mittag, Zeit für die Wachablöse.
Clownhaftes Kasperltheater wie überall.

Plaza de Oriente mit dem Opernhaus

Reiterstandbild Philipp IV auf der Plaza de Oriente

Hier endete die Tour nach etwas mehr als 2,5 Stunden. Tatjana hat ihre Sache gut gemacht; mit viel Enthusiasmus und einem sehr klaren Englisch.

* * *

Nach einer kleinen Pause machten wir uns dann auf den Weg zur Almudena-Kathedrale und zum Cervantes-Denkmal auf der Plaza de España. Danach waren wir von den langen Wegen schon etwas müde und gingen zum Hotel zurück.

Die Almudena-Kathedrale wurde erst im 20. Jahrhundert fertiggestellt und ist innen eher modern und abstrakt bemalt.



Der Chor, den man hier im Vordergrund sieht, war übrigens fürchterlich grässlich.

Ein richtiger "Hoch"-Altar

Wie gesagt, die Kirche ist sehr modern! Der "Draht nach oben" ist anscheinend nicht mehr notwendig, seit es wireless auch geht!

Inmitten des Parks auf der Plaza de España steht ein richtig mächtiges Monument für Miguel de Cervantes und seine beiden Protagonisten Don Quijote und Sancho Pansa. Dahinter steht das Edificio España, das eine Aussichtsterasse hätte, wäre es nicht eingerüstet. Wir haben es also wieder nicht nach oben geschafft.

Cervantes thront hinter ...

... seinen berühmten literarischen Figuren Don Quijote und Sancho Pansa

Absperrband in Augenhöhe eines Riesen auf dem Weg zum Hotel

Danach eben kurze Erholung im Hotel, bevor wir wieder ausmarschierten, um ein Lokal für das Abendessen zu suchen.

Wir fanden auch eines; darin waren zahlreiche Gäste mit einer gelben Schleife, wie man sie von AIDS- oder Brustkrebs-Vorsorge kennt. Hier ging es aber weder um das eine noch das andere, sondern das waren Teilnehmer einer Demonstration für die Abspaltung Kataloniens von Spanien - in Madrid. Wir selbst haben von der Demo nichts mitbekommen, sie fand in einem anderen Teil Madrids statt.

* * * * * * *

Teil 2 des Reiseberichts erzählt dann von unserem Ausflug nach Toledo, einem Besuch im Prado, weiteren Spaziergängen durch die Stadt und einer Fahrt zum Escorial.



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