Was vom Tage übrig blieb. Monatsrückblick Dezember 2018

Schon wieder ein Jahr um, also letzter Monatsrückblick des Jahres! Was hat sich so ereignet?

• Brexit or no Brexit? Or which Brexit?
• Sorgen der Wiener Diplomatie
• Annegret Kramp-Karrenbauer ist neue Vorsitzende der CDU
• Volksbegehren im Parlament. Ein Trauerspiel in drei Akten.
• Die Ukrainische Orthodoxe Kirche gibt es jetzt auch offiziell
• "Kein Einzelfall" - bis jetzt ein Einzelfall. Oder doch nicht?
• Klimakonferenz in Katowice und der Einfluss des Menschen auf die Erderwärmung
• männlich / weiblich / divers
• Rechtes Netzwerk in der Frankfurter Polizei
• Plastikmüll soll weniger werden
• Märchenhafte Geschichten im "Spiegel"
• Steinkohleförderung in Deutschland ist zu Ende
• Schafskopf in Bayern
• Aufräumen nach den Waldbränden in Kalifornien
• Tsunami in Indonesien
• Mozart und die Käsereifung
• Schokolade auf der Straße
• Kann denn "Bambi" Strafe sein?

2012 besuchten wir das Ruhrgebiet. Hier ein Blick vom Bottropper Tetraeder auf die Kokerei Prosper-Haniel

Politik

Der Brexit rückt näher. Im November wurde ja der entsprechende Vertrag zwischen GB und EU ausverhandelt und zumindest von der EU abgesegnet. Im britischen Parlament war für Anfang Dezember die Abstimmung darüber angesetzt, wobei von vornherein klar war, dass der Vertrag dort nicht angenommen würde. Daher hat Theresa May die Abstimmung einen Tag davor abgesagt und auf Jänner verschoben. In der Zwischenzeit reiste sie noch einmal nach Brüssel, um eine Nachverhandlung (insbesondere zum backstop) zu erreichen, was von der EU jedoch kategorisch zurück gewiesen wurde. Diese Verschiebung und der Wunsch nach weiteren Verhandlungen lösten allgemeines Kopfschütteln aus, denn ob der Vertrag nun im Dezember oder im Jänner durchfällt, wäre auch schon egal. Erst ein paar Tage später wurde dann der Plan dahinter sichtbar: die Regierung traf umfangreiche Vorbereitungen für den No-Deal-Brexit und mobilisierte dafür sogar das Militär. Der Bevölkerung und den Abgeordneten sollte so vor Augen geführt werden, was es hieße, ohne Vertrag aus der EU auszuscheiden. Diese Vorbereitungen werden im Jänner sicherlich noch intensiviert, wir werden aber erst im Jänner erfahren, ob diese Taktik aufgehen wird oder nicht; derzeit sieht es eher nicht danach aus. Was dann geschieht, ist völlig offen. Immerhin hat der EuGH festgestellt, dass GB von sich aus den Brexit noch stoppen könnte, ohne auf die Zustimmung der anderen 27 Länder angewiesen zu sein.

Auch der Neujahrsempfang der Wiener Diplomatie beim Bundespräsidenten rückt näher. Normalerweise ist das Routine, denn die Delegation wird traditionell vom Nuntius des Vatikans angeführt. Nur: seit der Pensionierung des alten gibt es bis jetzt noch keinen neuen. Und so wäre protokollgemäß der Botschafter von Nordkorea der Delegationsleiter, der auch eine kleine Ansprache halten würde. In der Hofburg ist man also schon ein wenig nervös...

Nach dem Abgang von Angela Merkel als CDU-Vorsitzende hat die Partei endlich eine neue Chefin. Der Parteitag entschied sich für Annegret Kramp-Karrenbauer, einer engen Vertrauten von Angela Merkel. Da der Name der Neuen etwas sperrig ist, wird er üblicherweise mit AKK abgekürzt. Der Name bereitet auch international schon einige Kopfzerbrechen, wie man diesem Video entnehmen kann.

Im Dezember wurden im Parlament die drei Volkbegehren (Nichtraucher, Frauen und ORF/GIS) behandelt; und zwar so, wie vorhergesagt, nämlich einfach vom Tisch gewischt. Bei der Debatte um das Frauen-Volksbegehren war die Regierung überhaupt geschlossen abwesend.


Nachdem der Patriarch von Konstantinopel im Oktober entschieden hatte, dass sich die Ukrainische Kirche vom Moskauer Patriarchat lösen dürfe, wurde diese Abspaltung nun auch formell umgesetzt; es gibt also jetzt eine eigene Ukrainische Orthodoxe Kirche.

Einzelfälle

Ich hatte ja vor, auch dann zu berichten, wenn es einmal keinen Einzelfall gibt. Diesmal ist es soweit: im Dezember ist mir nichts Derartiges untergekommen! Jedenfalls nichts, das es an die breitere Öffentlichkeit geschafft hätte.

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Das war die ursprüngliche Meldung.
Aber dann gibt es doch noch einen Fall, in dem sich ein Vertreter dieser Partei wieder einmal hervortun musste und der Abgeordneten Alev Korun eine Vergewaltigung auf den Hals wünschte (s. Kommentar). Unglaublich. Mir war dieser Vorfall, wie gesagt, entgangen.

Gesellschaft

Im Polnischen Katowice hat eine große Klimakonferenz im Anschluss an das Pariser Abkommen stattgefunden. Nach Verlängerung wurde doch noch ein Abschlussdokument verabschiedet, das ein paar eher weiche Maßnahmen zur Eindämmung der Erderwärmung enthält. Die USA sind aus dem Pariser Abkommen ja ausgestiegen, weil deren Präsident meint, der Klimawandel wurde nicht vom Menschen verursacht. Aber auch in Österreich wird diese Meinung noch vertreten, zum Beispiel vom Parteivorsitzenden der FPÖ; H.C.Strache ist immerhin Vizekanzler der Republik Österreich.

Im Deutschen Bundestag wurde beschlossen, dass das dritte Geschlecht "divers" heißen soll. Diese Gesetzesänderung wurde nach einem Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes notwendig. Auch in Österreich gibt es ein derartiges Urteil, auch hier wird die Eintragung von "divers" ab 1.1.2019 möglich sein. Allerdings ist hier ein ärztliches Attest notwendig, was von der Opposition kritisiert wird.

In Frankfurt wurde eine Anwältin bedroht, die Angehörige von Opfern des NSU vertreten hatte. Sie bekam einen Brief, in dem die Rede vom "Abschlachten ihrer Tochter" die Rede war. Erste Nachforschungen führten zur Frankfurter Polizei, fünf Polizisten wurden bereits suspendiert. An der weiteren Untersuchung, ob es dort ein rechtes Netzwerk gibt, wird noch gearbeitet.

Um den Plastikmüll in den Ozeanen zu reduzieren, haben sich das EU-Parlament und die Mitgliedsländer auf ein Verbot von Einwegplastik (Teller, Besteck, Trinkhalme,...) geeinigt. Umsetzung folgt - hoffentlich.

35 Jahre nach den gefälschten Hitler-Tagebüchern im "Stern" gibt es nun wieder einen ausgewachsenen Zeitungsskandal, diesmal im "Spiegel". Dort hat der Redakteur Claas Relotius jahrelang Geschichten teilweise oder ganz erfunden. Seine Reportagen waren derart erfolgreich, dass er sogar Preise dafür bekam (die er inzwischen zurück gegeben hat). 

Eine weitere Ära geht zu Ende. Nach 200 Jahren Steinkohle-Förderung in Deutschland ist Schluss, die letzte Zeche (Prosper-Haniel in Bottrop) schließt für immer ihre Pforten. Etwa 1000 Bergleute sind nach wie vor beschäftigt, sie haben aber nur noch die Aufgabe, das Bergwerk ordnungsgemäß zu schließen und zuzuschütten. In einem Festakt wurde dem Bundespräsidenten das letzte Stück Kohle übergeben.


In meiner Schulzeit wurde in den Pausen immer Karten gespielt - was allerdings verboten war. Ungezählte Packungen Karten wurden vom Aufsichtspersonal einkassiert. Den umgekehrten Weg möchte man offenbar jetzt in Bayern gehen: dort soll das traditionelle Kartenspiel "Schafskopf" in den Schulbetrieb integriert werden; denkbar etwa in Form eines Tourniers. Der Vorschlag wird von allen Seiten begrüßt, bis hinauf ins Bayerische Kultusministerium, das für Schulbelange zuständig ist!

Chronik / Panorama

Nach den verheerenden Waldbränden in Kalifornien beginnt jetzt das Aufräumen, falls es überhaupt etwas aufzuräumen gibt. Die Bilder in diesem Artikel machen da nicht sehr viel Hoffnung.


Der Indonesische Vulkan Anak Krakatau (Kind des Krakatau) brach aus, und wieder endet es in einer Katastrophe. Durch die Erschütterungen dieser Eruption rutschte eine ganze Bergflanke ins Meer und verursachte einen Tsunami, auf den niemand vorbereitet war. Die Flutwelle überraschte die Menschen an der Küste aus dem Nichts. Hunderte Tote sind bereits sicher, zahlreiche Menschen werden noch vermisst. Erinnerungen an den Mega-Tsunami 2004 wurden wach.

Auf dem Weg zur Verblödung

Nicht nur Wein, sondern auch Käse soll angeblich auf die Musik von Mozart ansprechen. Dass hier immer wieder Äpfel mit Birnen bzw. Lebewesen mit Sensorik und Psyche einerseits und dummen Flüssigkeiten andererseits verglichen werden, ist anscheinend nicht aus der Welt zu schaffen.

Wie: Echt jetzt? Kurioses, Skurriles

Im westfälischen Werl ist eine Tonne flüssige Schokolade auf die Straße ausgelaufen. Die Feuerwehr hat angeblich nicht genascht!

In den USA wurde ein Wilderer zu einem Jahr Haft verurteilt. Wegen des besonders brutalen Vorgehens wurde er zusätzlich dazu verdonnert, sich einmal im Monat den Disney-Film "Bambi" ansehen zu müssen. Die amerikanische Justiz ist ja für ihre Härte bekannt...