Dienstag, 14. August 2018

Bayreuth - Nürnberg - Teil 3

In Bayreuth fehlte uns nur noch das Neue Schloss mit seinem Garten; dafür nahmen wir uns am Samstag Vormittag Zeit. Am Nachmittag fuhren wir dann zu einem Mühlen-Freilichtmuseum; und als wir dann immer noch etwas Zeit hatten, fuhren wir auch noch nach Tüchersfeld in die Fränkische Schweiz.

In Nürnberg blieb am Freitag für das Reichsparteitagsgelände einfach keine Zeit mehr. Wir verschoben den Besuch daher auf den Sonntag, den Tag unserer Heimreise und "machten" dieses Gelände sozusagen im Vorbeifahren.


Hier auf dem Zeppelinfeld hielten die Nazis ihre Massenveranstaltungen ab

Samstag, 4. August

Von den bedeutenderen Sehenswürdigkeiten fehlte uns in Bayreuth nur noch das Neue Schloss. Es wurde Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet, nachdem ein Brand das Alte Schloss weitgehend zerstört hatte. Das bot Wilhelmine, die ja den Potsdamer Hof gewohnt war und nach Bayreuth strafverheiratet wurde, eine schöne Gelegenheit, in dieser Provinz was Ordentliches und Angemessenes hinzustellen. Die Prunkräume und zahlreiche weitere Ausstellung wären dort zu besichtigen, was wir allerdings nicht machten. Wir gingen gleich weiter in den dahinter liegenden Barockgarten.

Das Neue Schloss mit dem Markgrafenbrunnen. Der hier dargestellte Markgraf Christian Ernst war bei der Befreiung Wiens von den Türken dabei.
Der Brunnen stand früher auf dem Platz vor dem Alten Schloss und wurde später hierher versetzt. Das Neue Schloss wurde erst hinterher hier errichtet!

Hofgarten







Die Villa Wahnfried liegt gleich neben dem Hofgarten; es gibt sogar einen Durchgang.


Dieser Chor zog an diesem Vormittag durch Bayreuth und gab an mehreren Stationen ein paar Lieder zum Besten.

Am frühen Nachmittag fuhren wir nach Weidenberg, wo es ein Freilichtmuseum gibt. Im Mittelpunkt steht die Scherzermühle, die zwar noch funktionsfähig ist (sie wird etwa vier Mal pro Jahr für ein Schau-Mahlen in Betrieb genommen), der aber seit etlichen Jahren das Wasser fehlt. Die Warme Steinach wurde nämlich etliche Meter nach unten verlegt, weil es immer wieder Probleme mit Hochwasser gab. Für das Schaumahlen wird ein kleiner Abschnitt des alten Baches mittels Pumpe mit Wasser gefüllt, sodass die beiden Mühlräder wieder angetrieben werden können. Die Mühle kann besichtigt werden; sie ist im Wesentlichen so eingerichtet, wie es eben früher war.


Die Scherzermühle. Rechts die Stallungen




Der zentrale Antrieb für die Mühle



Bettwärmer ("Priester") links, rechts ein Bügeleisen, das mit heißer Kohle befüllt wurde.

Stallungen

Zwei Mühlräder für zwei Mühlstränge

Der alte, jetzt trockene, Bach, der nur für das Schaumahlen mit Wasser befüllt wird.


Da wir immer noch etwas Zeit übrig hatten, suchten wir uns ein weiteres Ausflugsziel in der Nähe und kamen so nach Tüchersfeld in der Fränkischen Schweiz. Dort gibt es einzelne, steil aufragende, Felsnadeln, an die die Häuser drangebaut sind. In der Romantik wurde alles, was irgendwie mit Felsen verziert war, als "Schweiz" bezeichnet (vgl. Sächsische Schweiz bei Dresden), daher der Name dieser Region.

Es muss schon irgendwie ein seltsames Gefühl sein, in einem Haus zu leben, über dem ständig Felsen schweben. Das hat schon was von einem Damoklesschwert. Aber schön anzuschauen ist es schon!




Sehr nette Idee

Dieser Ort liegt auf der Strecke nach Bayreuth. Wir sind extra mit dem Auto stehen geblieben, um diese Ortstafel fotografieren zu können!

Am Abend war nur noch etwas Flanieren durch Bayreuth angesagt; danach ließen wir den Abend in einem ausgezeichneten griechischen Restaurant ausklingen.


Sonntag, 5. August

An unserem Abreisetag wollten wir noch einmal nach Nürnberg zum Reichsparteitagsgelände, da sich das am Freitag einfach nicht mehr ausgegangen ist.

Hier wurde nicht gekleckert, sondern geklotzt; fehlten nur noch ein paar Pyramiden. Aber der Krieg und der Zusammenbruch des Nazi-Regimes verhinderten, dass all das, was eigentlich geplant war, auch umgesetzt werden konnte. Zumindest das ist der Nachwelt erspart geblieben; reicht das, was da ist.

Im Nordturm der Kongresshalle wurde ein Dokumentationszentrum eingerichtet (2001 war dessen Eröffnung). Das wäre wahrscheinlich allein schon einen Tag des Besuchs wert. Da wir aber auch noch nach Wien zurückfahren mussten, beschränkten wir uns auf einen Rundgang durch das Gelände, der etwa zwei Stunden in Anspruch nahm.


Das Dokumentationszentrum. Die Handschrift des Architekten Günther Domenig ist eindeutig erkennbar

Im Südturm der Kongresshalle haben die Nürnberger Symphoniker ihre Spielstätte

Innenhof der Kongresshalle. Oben ist noch ein Kranz von Trägern erkennbar, auf denen das Dach aufgesetzt werden sollte.
Heute ist das Innere der Kongresshalle ein Lagerplatz für alles Mögliche.

Auf dem Volksfestplatz hinter der Kongresshalle wird gerade ein Zirkus aufgebaut

Wohnbereich der Zirkusleute

Die Kongresshalle vom Volksfestplatz aus gesehen.

Die Große Straße: 1,5km lang (es sollten eigentlich 2km werden) und 40m breit. Sie bildet die Hauptachse des gesamten Geländes.
Die Pflasterung ist mehrfärbig, sodass die Marschierenden sich leichter ausrichten können.
Die Steine dafür kamen von den diversen Konzentrationslagern.

Südliches Ende der Großen Straße. Heute wird sie als Parklplatz bei Veranstaltungen im Messegelände genutzt.
Gebäude der Nürnberger Messe sind im Hintergrund zu sehen.

Noch einmal die Kongresshalle, diesmal über den Dutzendteich hinweg betrachtet,

Kongresshalle, diesmal ist auch der Innenhof zu sehen.

Wir kommen jetzt zum gruseligsten Teil des Geländes, dem Zeppelinfeld. Diese Tribüne kennt man aus Film und Wochenschauen, von hier aus haben Hitler, Göring, Göbbels, und wie sie alle hießen, zu den Massen gesprochen. Als ich auf dieser Kanzel oben war, stellte sich schon ein seltsames Grummeln in der Magengegend ein...

Zeppelin-Tribüne

Die Redner-Kanzel von unten ...

... und von oben aus der Nähe.
In der Wiese im Hintergrund standen die zuhörenden Massen.
Die weißen Würfel am Rand der Wiese waren Toilettanlagen.

Nach einer kurzen Verschnaufpause bei ein paar Schorlen (ich wiederhole mich: es war wahnsinnig heiß), gingen wir zum Auto zurück und machten uns auf die Rückreise.


* * * * * * *

Das war sie also, unsere Reise nach Bayreuth und Nürnberg. Wenn wir - hoffentlich - wieder dorthin kommen, werden wir sicherlich Gelegenheit für vertiefende Besuche haben, vor allem in Nürnberg.

Aber erstmal heißt es, ein Jahr zu warten.



Ende des Reiseberichts.


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