Donnerstag, 28. Juni 2018

Schweizer Gletscherbahnen 2018 - Teil 3

Die dritte Bahnfahrt geht nach Westen. Zunächst mit dem Galcier-Express von Chur nach Andermatt; von dort weiter nach Göschenen und zum Vierwaldstättersee nach Flüelen. Der Raddampfer "Uri" bringt uns nach Brunnen, von wo es per Bus weiter nach Schwyz und Einsiedeln geht. In einem großen Nord-Ost-Süd-Bogen kommen wir am Abend wieder in Chur an.

Andermatt

Samstag, 23. Juni


Die modernen Panoramawagen sind ja gut und schön und bequem und alles. Nur beim Fotografieren sind die Scheiben eher störend, weil sie leicht eingefärbt sind und weil sie vor allem stark reflektieren; an einigen Fotos wird man das leider deutlich sehen.



Die Route führte also zunächst den Rhein entlang bis nach Disentis. Dort ist ein Lokwechsel notwendig, weil die nun folgende Strecke Abschnitte hat, die für eine Adhäsionsbahn einfach zu steil sind; da ist eine Zahnradbahn gefragt. Die in Disentis vorgespannte Lok kann eben beides. Genau genommen endet hier die Rhätische Bahn und die Matterhorn-Gotthard-Bahn beginnt.



Kloster Disentis


Die eine Lok wird abgekoppelt ...

... und die neue wird vorgespannt


Der Oberalppass liegt auf über 2000m Höhe. Von hier ...

... geht es steil nach unten ...

... bis nach Andermatt, das dann 600m weiter unten liegt.



In Andermatt hatten wir nur ein wenig Zeit, um uns die Beine zu vertreten, für einen Besuch des Ortes selbst reichte es leider nicht.

Denn die nächste Fahrt stand bereits kurz bevor. Wir fuhren mit der Schöllenenbahn von Andermatt nach Göschenen. Diese Bahn verbindet den in Ost-West-Richtung verlaufenden Glacier-Express mit der in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Gotthardbahn. In Andermatt befindet sich diese aber tief unter der Erde, sodass man eben bis nach Göschenen fahren muss, um einen Anschluss zu bekommen. Die Strecke hat eine Maximalsteigung von 179 Promille, sodass auch sie als Zahnradbahn ausgeführt ist.

Die Fahrt nach Göschenen dauerte nur kurz (4km), dafür war sie aber wirklich sehenswert. Die Schöllenenschlucht war seit jeher ein großes Hindernis, Namen wie "Teufelsschlucht" und "Teufelsbrücke" sprechen Bände. Das Tal ist sehr eng, daher windet sich die Bahn sehr knapp am Fluss Reuss entlang.

Die erste Teufelsbrücke gibt es nicht mehr, aber die zweite und dritte sind noch da

Bahn und Straße direkt an der Reuss. Mehr Platz ist nicht.

Ankunft in Göschenen


In Göschenen bestiegen wir wieder den Bus, der uns nach Flüelen und somit an den südlichsten Zipfel des Vierwaldstättersees brachte. Mit dem Schaufelraddampfer "Uri" ging es zickzack über den See bis nach Brunnen.

Dieses Horn "thehOrn" ist tatsächlich in Gebrauch. Anlässlich der 750-Jahr-Feier von Flüelen wurde es hier aufgebaut. Wann immer es eine Veranstaltung anlässlich dieses Jubiläums gibt, ertönt dieses Horn. Zu hören bis in 4km Entfernung!

thehOrn

Blick über den Hafen und den See

Die Uri fährt ein



Die "Uri" ist tatsächlich ein Dampfschiff und die Maschine treibt tatsächlich Schaufelräder an! Der Dampf wird aber nicht mehr aus Kohle erzeugt, sondern der Kessel wird heute mit Schweröl befeuert. Als besondere Attraktion hat man von Deck aus Sicht in den schweizerisch-blitzblank geputzten Maschinenraum; die Kurbelwelle ist wirklich zum Greifen nah!

Eine Reling verhindert, dass Passagiere in den Maschinenraum fallen.
Die Maschine ist so blank geputzt, dass man meint, sie käme direkt aus dem Werk!

Die Welle treibt direkt die Schaufelräder an

650PS bei der Arbeit

Schweizerisches "Büro"


Ah ja, es gab nicht nur den Maschinenraum, der See und seine Ufer waren ja auch noch da!



Die Alpen sind ein junges Faltengebirge. Hier kann man die Faltung sehr schön am Felsen sehen.

Wir laufen in die Station "Rütli" ein. Oberhalb davon befindet sich die sagenumwobene Wiese, auf der sich Vertreter von Uri, Schyz und Unterwalden gegen die Habsburger verschworen haben. Gründungslegende der Eidgenossenschaft.



Vor Brunnen kann man einen Blick nach Westen Richtung Luzern werfen


Kurz vor Brunnen hatten wir übrigens eine weitere Kantonsgrenze überschritten (die erste war auf der Fahrt nach Andermatt). Wir waren jetzt nicht mehr in Uri, sondern bereits im Kanton Schwyz. In Brunnen bestiegen wir wieder den Bus und der brachte uns in die Hauptstadt dieses Kantons - genau, nach Schwyz. Dort hatten wir aber nur einen kurzen Fotostopp auf dem Hauptplatz: Alle Fotografen raus aus dem Bus, Wilhelm Tell und das bemalte Haus mit der Schlacht am Morgarten fotografieren, und wieder rein in den Bus.

Wilhelm Tell

Haus mit bildlicher Darstellung der Schlacht am Morgarten



Unsere nächste Station, an der wir uns ein wenig länger aufhielten, war Einsiedeln, wo sich auch das gleichnamige Benediktiner-Kloster Einsiedeln befindet. Wir sahen uns dort einen kleinen Film an, der das Klosterleben der Benediktiner beschrieb ("Ora et labora" - "Bete und arbeite"). Anschließend gingen wir in die Klosterkirche, wo die Mönche gerade ihre Vesper hielten.

In der Klosterkirche befindet sich die sogenannte "Gnadenkapelle" mit der Schwarzen Madonna. Die Farbe hat dieses Gnadenbild aber erst über die Jahrhunderte von den vielen Kerzen bekommen, die  vor ihrem Gesicht abgebrannt wurden. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde das Gnadenbild zwecks Restaurierung nach Österreich gebracht. Dem Restaurator gelang es, die ursprüngliche rosa Färbung wieder freizulegen und sandte die Madonna mit reinem Gewissen wieder zurück. Die Bevölkerung dort war allerdings entsetzt über diese ungewohnte Farbe und so wurde das Gesicht eben wieder schwarz übermalt.

Imposante Klosteranlage

Der Brunnen bietet den Pilgern Gelegenheit für Reinigung und Erfrischung

Ein echter Wallfahrtsort braucht Devotionalien

Innenraum der Klosterkirche

Das Kloster geht auf Meinrad, den Einsiedler, zurück


Die Schwarze Madonna ist in einer eigenen Kapelle, die im hinteren Teil der Kirche steht, untergebracht.

Etwa um 18:00 Uhr war die Vesper zu Ende und wir fuhren mit dem Bus wieder weiter. Die Route führte uns nach Norden bis an den Südrand des Zürcher-Sees, darauf in einem weiten Bogen nach Osten und Süden wieder zurück nach Chur zu unserem Hotel.

Damit war auch der letzte Tag mit einer Bahnfahrt schon wieder zu Ende. Bleibt nur noch die Rückfahrt nach Wien.


Sonntag, 24. Juni

Damit diese lange Fahrt ein wenig aufgelockert würde, hatten wir noch zwei Stationen. Zunächst fuhren wir einmal Vaduz, die Hauptstadt Liechtensteins, an.

Es war Sonntag am frühen Vormittag und die Vaduzer waren offenbar noch in ihren Betten. Die einzige menschliche Seele, der wir begegneten, war eine Kellnerin, die die Tische für den kommenden Tag vorbereitete.

Wir hielten uns nicht einmal eine Stunde in Vaduz auf. Wir stiegen bei der Kirche St. Florin aus und schlenderten nur durch die Hauptstraße. Die entpuppte sich aber als wahre Kunstmeile: alle paar Meter war eine Skulptur aufgestellt. Wie es sich gehört, regten die meisten zu Diskussionen an.

Das Landtagsgebäude ...

... und das Regierungsgebäude gleich nebeneinander

Diese Skulptur nennt sich "wir streiten" ...

... und ist eine Art chemisches Periodensystem

Das sind wahre high heels

Fernando Botero: Ruhende Frau
Fernando Botero ist uns schon einmal in Barcelona untergekommen. Im Viertel La Raval gibt es den monumentalen Kater "El Gato Botero"

"Hochsitz"

Am oberen Bildrand erkennt man das Schloss der Fürstenfamilie. Es ist strikt privat und nicht öffentlich zugänglich.

Ein goldener Käfig

Nach diesem kleinen Spaziergang verließen wir Vaduz auch schon wieder. Wir saßen allerdings nicht lange im Bus, denn wir fuhren über den Arlberg-Pass und machten auf der Passhöhe einen kleinen Fotostopp.







Das war jetzt nun wirklich die letzte Station unserer Reise. Die weiteren Stopps waren nur die üblichen Pausen, wie man sie auf jeder Busreise hat. Über das Kleine Deutsche Eck, das Salzach- und das Ennstal, über den Semmering und die Südautobahn ging es wieder zurück nach Wien.

* * * * * * *

Abgesehen von den beiden An- und Abreisetagen hatten wir drei wirklich interessante, erlebnisreiche, schöne Tage in der Schweiz. Das Wetter spielte auch mit, ein wichtiger Faktor bei so einer Reise, bei der es hauptsächlich um's Schauen geht - vor allem in die Ferne.

Wie schon erwähnt, würde uns eine Fahrt über den Bernina reizen, wenn dort Schnee liegt. Das würde das Erlebnis wahrscheinlich noch einmal gewaltig steigern. Zumindest stellen wir uns das so vor.

Aber davor heißt es noch: sparen, sparen, sparen!


Ende des Reiseberichts!

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