Samstag, 30. Juni 2018

Schweizer Gletscherbahnen 2018 - Teil 1

Ende Juni besuchten Jutta und ich die Schweiz, zum ersten Mal übrigens. Die Anreise von Wien nach Chur erfolgte per Bus, was weniger schlimm war als befürchtet, weil wir ein paar interessante Zwischenstationen hatten und der Bus sehr neu und bequem war.

Eigentlicher Zweck der Reise waren aber die Fahrten mit den Gletscherbahnen, die wir vom Bahnhof Chur aus unternahmen. An drei aufeinander folgenden Tagen fuhren wir also
  • mit der Albula- und der Bernina-Bahn nach Tirano (liegt bereits in Italien)
  • die Plessur-Schlucht entlang nach Arosa
  • sowie mit dem Glacier-Express nach Andermatt und weiter mit der Schöllenenbahn bis nach Göschenen.
Alle drei Linien werden von der Rhätischen Privatbahn betrieben, und alle drei werden in den entsprechenden Prospekten als "Glacier-Express" bezeichnet. Der Glacier-Express im engeren Sinn ist aber die Bahn von St. Moritz über Chur nach Andermatt und Zermatt, wobei wir aber nur bis Andermatt gekommen sind. Sämtliche Strecken haben 1000mm Spurweite (meterspurige Schmalspur) und sind durchgehend elektrifiziert.

Jede Fahrt für sich war ein tolles Erlebnis, der Höhepunkt war unserer Meinung nach aber gleich der erste Tag über den Bernina-Pass.



Klar, dass es auch diesmal wieder viele Fotos gibt! Etliche davon werde ich direkt im Blog zeigen, aber noch mehr gibt es wie gewohnt in einem freigegebenen Web-Album. Wie man dieses bedient, zeigt eine kleine Gebrauchsanwendung.

Mittwoch, 20. Juni

Die Anfahrt begann für uns in Wien beim Parkplatz vor dem Schloss Schönbrunn. Dann ging's zunächst nach Salzburg, über das Kleine Deutsche Eck nach Lofer und Ellmau und in das Inntal. Das Wetter war günstig, sodass sich der Abstecher auf die Silvretta lohnen würde.

Wilder Kaiser bei St. Johann (Tirol)


Kurz nach Landeck fuhren wir also durch das Paznaun in Richtung Ischgl und Galtür. An beiden sind wir nur vorbei- bzw. durchgefahren. Speziell Ischgl dürfte nur was für Wintertouristen sein, im Sommer wirkt es mit seinen gigantischen Hotelburgen eher trost- und seelenlos. 

Lawinenmauer hinter dem Haus. Viele solche Lawinenschutzbauten wurden nach der großen Katastrophe in Galtür errichtet.


Das letzte Stück Straße auf die Silvretta (Bielerhöhe) wurde damals für den Bau der Staumauer angelegt und ist heute Mautstraße. Entlang der Strecke und oben angekommen bietet sich dem Betrachter eine beachtliche Landschaft!

Entlang der Silvrettastraße

Blick über den Stausee Richtung Piz Buin

Staumauer


Johann, unser Busfahrer, bei der Arbeit

Wolfgang, unser Reiseleiter.

Von der Bielerhöhe ging es zunächst steil bergab und durch das Montafon (Tal der Ill) Richtung Bludenz und Feldkirch. Von dort weiter über Vaduz (Liechtenstein), und danach waren es nur noch wenige Kilometer nach Chur, wo wir unser Hotel hatten.

Unser Hotel bietet seinen Gästen Parkplätze direkt vor dem Eingang

Für Freunde des Sichtbetons. Das Zimmer selbst war zwar sehr klein, aber freundlicher gestaltet als die Außenbereiche.

Nach dem Bezug der Zimmer und dem Abendessen war der erste Tag auch schon wieder vorbei. Am nächsten Tag sollte es dann richtig losgehen mit dem Bahnfahren!

Donnerstag, 21. Juni

Am Vormittag war also in Chur Abfahrt in Richtung Italien. Der Weg führt zunächst nach Westen den Rhein entlang bis Tamins und zweigt dann nach Süden ab ins Albulatal, wir befahren also die Albulastrecke, die uns bis Samedan bringt. Auf diesen 80km Länge muss eine Höhendifferenz von ca. 1200m überwunden werden (s. Steigungsprofil). Damit die Sache nicht zu einfach wird, gibt es auch noch zahlreiche Täler zu überwinden bzw. Berge zu durchqueren. Um diese Steigungen zu bewältigen, sind in den Berg sehr viele Kehrtunnel eingearbeitet, die sich schraubenartig nach oben winden (s. Steckenführung). Aufgrund dieser technischen Meisterleistung sind die Albula- und die Bernina-Strecke UNESCO-Weltkulturerbe!

Albula- und Berninabahn


von CHUR nach CHURCH

Diese modernen Panoramawagen ermöglichen schöne Ausblicke entlang der Strecke


Der Landwasser-Viadukt ist das Wahrzeichen der Albulabahn. Der Zug überquert auf 136m Höhe die Landwasserschlucht und fährt unmittelbar darauf in den Landwasser-Tunnel ein.




Nach Samedan führt die Albulastrecke eigentlich nach St. Moritz. Wir wechseln aber dort (ohne umzusteigen) direkt in die Berninastrecke. Die fährt weiter nach Süden den Berninapass hinauf, erreicht dort ihren höchsten Punkt und fährt dann weiter nach Tirano (Italien). Dieser Abstieg nach Tirano ist so steil (s. Höhenprofil), dass er wieder nur mit zahlreichen Kehrtunneln, Serpentinen und Viadukten zu bewältigen ist. Eine besondere Landmarke ist der Kreisviadukt bei Brusio. Dort ist keine Schlucht zu überwinden, sondern es geht hier nur um die Höhendifferenz; der Viadukt wurde einfach in die Wiese vor die Bergwand gestellt!

Lago Bianco kurz vor der Passhöhe

Bahnhof Alp Grüm kurz nach der Passhöhe

Ein Gegenzug kommt gerade nach Alp Grüm herauf. Zwischen Bahnhof und diesem Zug liegt nur eine Kehre!

See bei Poschiavo

Kreisviadukt bei Brusio. Der Zug ist hier extra langsam gefahren, damit die Fotografen zu ihrem Recht kommen!

Der Kreisviadukt steht einfach auf der Wiese

Ankunft in Tirano

In Tirano hat uns wieder der Bus abgeholt und wir fuhren praktisch die gleiche Strecke wie zuvor mit der Bahn auf der Straße - diesmal aber nach St. Moritz. Unterwegs gab es noch einen kurzen Fotostopp auf der Bernina-Passhöhe.

Das Ospizio Bernina auf der Passhöhe

Der Stausee Lago Bianco liegt direkt unterhalb des Ospizio

Die Passstraße ist bei Motorradfahrern sehr beliebt

Blick zum vergletscherten Piz Bernina


In St. Moritz hatten wir etwa 90min Zeit, die Stadt kennenzulernen. Diese Zeit ist völlig ausreichend, denn von dem alten Bergdorf ist praktisch nichts mehr übrig. Heute ist St. Moritz eine gesichts- und charakterlose Ansammlung von Hotels und Luxusgeschäften für die Reichen und Schönen. Mehr gibt es über diesen Ort leider nicht zu berichten.





Schweizer Preise!



Nach St. Moritz fuhren wir mit dem Bus zunächst nach Westen über den Julier-Pass, bogen dann nach Norden ab, fuhren bis Tiefencastel und mündeten dort wieder in das Albulatal ein. Durch dieses Tal dann wieder weiter bis zum Rhein und zurück nach Chur. Ab Tiefencastel fuhren wir also mit dem Bus wieder die gleiche Strecke wie am Vormittag mit der Bahn.

Obwohl wir fast den ganzen Tag in der Bahn und im Bus gesessen sind, waren wir am Abend ziemlich erledigt. Die vielen Eindrücke des Tages haben uns richtig müde gemacht. An den folgenden Tagen wird es uns übrigens nicht anders ergehen!

Gerade diese Strecke ist derart beeindruckend, dass wir bereits beschlossen haben, noch einmal hierher zu kommen; diesmal aber im Winter, das stellen wir uns als besonderes Erlebnis vor! Aber erst einmal sparen, denn die Schweiz ist wirklich teuer, das ist nicht bloß ein Klischee!

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