Samstag, 4. November 2017

Barcelona 2017 - Teil 2

Teil 2 bringt uns zunächst einen geführten Spaziergang durch die Altstadt und danach einen Besuch der Sagrada Familia. Diese berühmte Kirche ist das einzige Gebäude in Barcelona, das wir auch von innen besichtigen werden, für alle anderen hat die Zeit leider nicht gereicht. Den Tag beschließen werden wir auf einer Terasse auf dem Tibidabo, von wo aus man beinahe die gesamte Stadt überblickt.

Sagrada Familia


Freitag, 27. Oktober


Um 10:00 Uhr begann unsere Free Walking Tour durch die Altstadt von Barcelona. Von der Zeit her kein Problem, es sind ja nur ein paar Minuten Fußmarsch vom Hotel zur Placa Catalunya. Kurze Anmeldung und schon geht es los: Augustina, eine junge Katalanin wird uns durch die Stadt führen, die Tour wird auf englisch abgehalten werden.

Auf dem Weg zum Treffpunkt kommen wir wieder einmal an der Casa Batlló vorbei. Und wieder einmal ein paar Fotos davon ...

... diesmal bei Tageslicht

Die eigentliche Tour beginnt wie gesagt auf der Placa Catalunya und stoppt zum ersten Mal bei den Römischen Gräbern.

Römische Gräber, nicht sehr tief unter dem heutigen Niveau gelegen.

Wir gehen weiter bis zur Kirche "Santa Maria del Pi" (Pinie, nicht π). Die Legende erzählt, dass ein Blitz in eine Pinie an diesem Platz einschlug und den Baum spaltete. Und in diesem gespaltenen Baum erschien dann die Jungfrau Santa Maria. Was liegt also näher, als hier eine Kirche zu errichten! Und damit die Nachkommenden nicht vergessen, warum die Kirche so heißt wie sie heißt, wurde natürlich auch eine neue Pinie gepflanzt.

Die Kirche ist zwar gotisch, aber anders als bei uns üblich. Die Fassade ist nicht in die Höhe strebend, sondern beinahe quadratisch. Wir waren zwar nicht selbst drinnen, der Innenraum ist aber angeblich relativ dunkel.

Juden konnten neben den anderen Einwohnern relativ friedlich und unbehelligt leben - bis 1348 die Pest über Barcelona kam. Juden waren im Vergleich zu ihren christlichen Mitbewohnern immer schon reinlich und sie bestatteten vor allem ihre Toten nicht in der Stadt, sondern außerhalb - auf dem Montjuic (jüdischer Berg). Insgesamt lebten sie also in relativ besseren hygienischen Umständen als der Rest der Stadt und waren daher auch weniger von der Pest betroffen als die anderen. Das reichte in diesen Zeiten allerdings schon, um sie als Sündenböcke zu missbrauchen und furchtbare Pogrome zu veranstalten. Barcelona war da leider keine Ausnahme, es war damals praktisch überall so.

Augustina, unser tour guide durch die Altstadt, hier im jüdischen Viertel.
Sie hat ihre Sache ausgezeichnet erledigt!

Wie im "Leben des Brian": wir folgen der Flasche (Augustina, links unten)

Die Fassade der Kathedrale. Sie (die Fassade) wurde Ende des 19. Jahrhunderts im Eiltempo vor die eigentliche Kirche gestellt, um hohem Besuch eine schöne Kirche präsentieren zu können.

Die Kirche selbst stammt aus dem 14. Jahrhundert und entspricht schon eher dem Bild einer gotischen Kirche Zentraleuropas.


Fassade, dahinter die eigentliche Kirche

Reste eines römischen Aquäduktes bei der Kathedrale

Wilfried I. gilt als der Gründer Kataloniens. Sein Beiname "der Haarige" wurde bewußt als Gegensatz zu seinem westfränkischen (französischen) Lehnsherrn Karl "dem Kahlen" gewählt.
Dennoch wird er praktisch immer stark behaart dargestellt, so wie hier an der Rückseite der Kathedrale.

Der Rasen vor der Kathedrale darf nicht betreten werden!

Sehenswertes Tor zum Diözesanmuseum. Offen ...

... und geschlossen (Foto aus 2006)

Skulpturenpark neben dem Museum. Ameisen ...

... auf dem Baum (wie im Chinarestaurant)

Der Besitzer dieses Fahrrades muss aus Bayern kommen!
Die Placa del Rei war ab dem 15. Jahrhundert das Zentrum der Macht. Auf der einen Seite der Königspalast, gleich gegenüber das Folterzentrum der Inquisition, der Platz dazwischen Hinrichtungsstätte nach den peinlichen Befragungen. Der Platz ist von Gebäuden komplett umschlossen und wird wegen seiner Akustik heute gerne für Konzerte verwendet.

Das königliche Quartier.

In diesem Gebäude haben die peinlichen Befragungen der Inquisition stattgefunden

Blick in den Innenhof; von Inquisition glücklicherweise nichts mehr zu sehen.

Die Placa del Rei ist nicht zu verwechseln mit der Placa Reial, einem sehr markanten Platz der Innenstadt.
Foto aus 2006

Das heutige Zentrum der Macht (Generalitat) ist auf mehrere Plätze verteilt. Das Parlament befindet sich zwischen dem Triumphbogen und der Barcelonetta, der Präsidentenpalast auf der Placa de Sant Jaume.

Auf diesem Platz kamen wir auch zum ersten Mal mit der aktuellen politischen Situation in Berührung. Wir waren mit unserer Tour etwa um 12:00 Uhr dort. Zu diesem Zeitpunkt waren außer Touristen nur ein paar Kamerateams anwesend. Wie sich später herausstellen sollte, wurde hier kurze Zeit später tatsächlich die Unabhängigkeit Kataloniens von Spanien erklärt. Da waren wir aber schon wieder woanders.

Präsidentenpalast. Hier wurde an diesem Tag Geschichte geschrieben!

Erste Kamaerateams...

... und Sympatisanten warten auf den großen Moment

Einmal um die Ecke gegangen, begegnet uns ein sehr hohes, aber schlichtes Monument: es steht für den Volkssport der Castells, den schon erwähnten Menschen-Pyramiden.

Ein Drahtgeflecht stellt so ein Castell dar

Jutta, Kathi und Augustina führen vor, wie das geht.
Auf dem folgenden Video sieht man mehrere gelungene Castells, aber auch, dass das eine oder andere auch einmal zusammenbrechen kann:



Wir gehen noch weiter bis zur Placa Reial (s. oben), wo unsere Tour dann auch endet.

* * *

Unser nächster Fixpunkt an diesem Tag ist die Sagrada Familia. Wir wollen sie auch von innen besichtigen, daher haben wir schon von zu Hause aus Tickets dafür gebucht. Wir gehen also von der Placa Reial einmal zu Fuß zum Musikpalast und weiter bis zum Triumphbogen und fahren das letzte Stück dann mit der Metro.

Die Placa de Sant Felip Neri ist ein kleiner ruhiger Platz mitten in der Altstadt

Schule und Schüler bringen allerdings Leben auf den Platz

Der Musikpalast wurde Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet und ist bereits UNESCO-Welterbestätte

Sehr verspielte Fassade dieses Gebäudes der Moderne


Bedeutende Komponisten: Palestrina, Bach, Beethoven

Wagner


Kartenschalter direkt an der Straße

Der Innenraum war leider nicht zu besichtigen, ich hab aber noch ein paar Fotos von 2006, als das schon möglich war:





Nach einer kurzen Mittagspause gleich gegenüber des Musikpalastes gehen wir also weiter zum Triumpfbogen; er wurde anlässlich der Weltausstellung 1929 errichtet und begrüßte deren Besucher.

Arc de Triomf

Da fand gerade eine große Weinkost statt

Leider ohne uns - keine Zeit!


Jetzt ist es nur noch ein kurzes Stück mit der Metro bis zur Sagrada Familia. Diese Kirche ist Wahrzeichen der Stadt und das Hauptwerk des Architekten Antoni Gaudí. Der Bau wurde 1882 begonnen und ist immer noch nicht abgeschlossen. Neuester Fertigstellungstermin ist 2026, dem Jahr, in dem sich der Todestag Gaudís zum 100. Mal jährt. Die Errichtung wird übrigens nur aus Spenden und Eintrittsgeldern finanziert! Obwohl noch immer Baustelle, sind die Geburtsfassade sowie die Krypta bereits UNESCO-Welterbestätte!
Die letzten Jahre seines Lebens widmete Gaudí ausschließlich dieser Kirche, zuletzt wohnte er sogar dort. Nach seinem Tod wurde er in der Krypta beigesetzt.

Die Geburtsfassade ist die berühmteste Ansicht der Kirche. Die Passionsfassade liegt genau gegenüber.

Unterschiedliche Materialien und unterschiedliche Alter

Detail der Geburtsfassade

In Zeiten wie diesen ist der Eintritt leider nicht einfach so möglich, sondern erst nach einer Sicherheitskontrolle. Danach betritt man einen Kirchenraum, der so ganz anders aussieht, als ich ihn erwartet hätte. Mir persönlich ist die Geburtsfassade zu verspielt und überladen, aber im Inneren ist die Kirche vergleichsweise klar gegliedert und schlicht.

Querschiff


Mittelschiff. Die Säulen verästeln sich im oberen Teil baumartig








Tausende Fotos werden hier drinnen tagtäglich geschossen!

Auf der Baustelle gibt es schon noch Einiges zu tun!

Wir arbeiten uns weiter vor Richtung Norden zum Tibidabo; praktisch auf dem Weg dorthin liegt das "Krankenhaus zum Heiligen Kreuz und Sankt Paul" - wieder einmal eine Welterbestätte! Das Anfang des 20. Jahrhunderts erbaute Krankenhaus war als solches bis 2009 in Betrieb, bis es durch einen Neubau gleich nebenan ersetzt wurde. Nach einer Restaurierung wird es seit 2014 als Museum bzw. als Kulturzentrum genutzt.

Auf dem Weg zum Krankenhaus kommen wir an einem, sagen wir einmal, Anatomiegeschäft vorbei. Das Hirn musste ich für Kathi natürlich fotografieren!

Das also ist eine Rotzpip'n!

Gesamtansicht der Vorderseite. Das Krankenhaus selbst bestand aus mehreren Pavillons hinter dem Frontgebäude

Näher ran ging leider nicht, das Gebäude ist nicht öffentlich zugänglich.
Außerdem hätten wir eh keine Zeit dafür gehabt.

Wir kommen dem Tibidabo (ein Vergnügungspark vergleichbar mit dem Wiener Wurstelprater) immer näher. Noch eine kurze Fahrt mit der Metro; dann weiter mit der "Tramvia Blau", einer kurzen Straßenbahnstrecke, bis zur Talstation einer Zahnradbahn und dann eben mit dieser Zahnradbahn noch nach oben. Tramvia Blau und Zahnradbahn sind laut Reiseführer Freitag, Samstag und Sonntag in Betrieb; wir waren am Freitag da, also alles bestens.

Leider doch nicht ganz. Tramvia Blau fährt am Freitag doch nicht, wir haben statt dessen den Bus zu nehmen. Angekommen bei der Zahnradbahn müssen wir leider feststellen, dass sie nur am Wochenende bis in den späteren Abend fährt, an Freitagen ist um 18:15 Uhr Schluss. Es ist jetzt kurz nach 18:00 Uhr und die Talstation ist fest verschlossen. Einige Minuten später kommt tatsächlich von oben eine Bahn daher, aber leider war's das dann, heute fährt keine mehr nach oben, geschweige denn wieder nach unten.

Wir machen aus der Situation das Beste und setzen uns in ein Lokal mit Terrasse, sodass wir einen tollen Blick auf die Stadt haben, während es schön langsam dunkel wird. Und die Cava-Sangria waren wirklich ausgezeichnet!

Es war der Freitag der Unabhängigkeitserklärung und einer großen Demonstration / Feier im Stadtzentrum. Von der Terrasse aus konnten wir beobachten, dass bis etwa 21:00 Uhr ständig drei Hubschrauber über der Stadt kreisten. Als wir noch in der Stadt unten waren, hatten wir sie schon gehört, sie waren ca. ab 12:00 Uhr in der Luft.

Ganz modern: ein Metro-Bahnsteig mit Glaswand. Seltsamerweise waren aber die Türen offen.
Der Herr mit Brille wundert sich auch.

Außerdem endet die Wand in der Mitte des Bahnsteigs

Sangria mit Cava angesetzt. Ich konnte gar nicht schnell genug fotografieren, so gut war der!

Schon leicht dämmrig

Jetzt ist es dunkel

Ein wunderschöner und frühlingshafter Tag mit vielen Eindrücken geht zu Ende.

Aber wir haben ja noch den Samstag, und da haben wir ebenfalls viel vor. Eine Fahrt mit der Seilbahn auf den Montjuic, eine geführte Tour durch das Stadtviertel Raval (die war wirklich toll), und natürlich noch den Park Güell.



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