Sonntag, 5. November 2017

Barcelona 2017 - Teil 1

Ende Oktober besuchten Kathi, Jutta und ich Barcelona, die Hauptstadt der Autonomen Region Katalonien.

Jutta, Kathi und ich (v.r.n.l.) vor der Sagrada Familia


Der Termin stand schon im Sommer fest, da war von Unabhängigkeit Kataloniens oder Referenden noch keine Rede. Erst im Laufe des Septembers wurde es etwas hektischer, bis dann am 1. Oktober, dem Tag des Referendums, die Lage ziemlich eskalierte - die Fotos von damals sind sicher noch allen in Erinnerung. Es folgten Wochen der Unsicherheit und der unklaren Statements, sodass man in Madrid nicht so recht wusste, ob Katalonien sich jetzt nun für unabhängig erklärt hatte oder nicht. Ultimaten verstrichen ohne weitere Schritte, bis die Zentralregierung sich schließlich entschloss, den Artikel 155 der spanischen Verfassung anzuwenden, nach dem eine Region unter Zwangsverwaltung gestellt werden kann. Der Beschluss der Regierung war bereits gefasst, er musste eine Woche später nur noch vom Senat bestätigt werden.

Und genau in dieser Woche waren wir dort.

Wir sind in diesen drei Tagen doch ziemlich herumgekommen in  der Stadt, wo genau, zeigt diese Karte:

Achtung: Die Karte ist diesmal -nicht- interaktiv

So wie schon bei den letzten paar Reiseberichten gebe ich auch diesmal wieder das gesamte Fotoalbum frei; dort sind noch einige Bilder mehr zu sehen als in diesem Reisebericht. Und auch diesmal wieder der Hinweis auf die Gebrauchsanweisung des Bildbetrachters und dessen Möglichkeiten.


Mittwoch, 25. Oktober

Wir kamen am späteren Nachmittag am Flughafen an. Nach einem längeren Fußmarsch fanden wir die Station der Bahn, die uns ins Zentrum bringen sollte. Der Plan war, dass wir mit einem sogenannten "T-10-Ticket" die Bahn benützen würden. Doch leider, leider ist dieses (sehr kostengünstige) Ticket nicht gültig für Fahrten vom Terminal 1 (internationale Flüge) in die Stadt, sodass wir dann doch den Flughafenbus genommen haben. Kostet zwar das Sechsfache, aber wir wollten einfach möglichst rasch ins Hotel kommen.

Im Hotelzimmer lag gleich einmal ein Zettel, auf dem sinngemäß stand, dass sich Touristen wegen all der Unruhen keine Sorgen machen sollten. In Katalonien und Barcelona ginge das Leben seinen gewohnten Lauf, niemand müsse sich beunruhigen.

Das Hotel Regente liegt sehr zentral: im nächsten Häuserblock ist bereits die Casa Batlló, zu Fuß ist es nur fünf Minuten bis zur Placa Catalunya und zur berühmten Rambla, der Allee, die bis zur Küste hinunter führt. Genau diesen Weg gingen wir auch noch an diesem Abend.

Casa Batlló

La Rambla in der Dämmerung

Etwa in der Mitte der Rambla befindet sich die Markthalle "La Boqueria". Dieser Markt lag ursprünglich außerhalb der alten Stadtmauern, sodass hier keine Steuern der Stadt anfielen. Davon profitierten sowohl die Händler als auch die Kunden. Der Name leitet sich von den kleinen, mundgerechten Sardinen ab (boquerones), die man auch heute noch in Öl eingelegt oder frittiert bekommt (la boca - der Mund).

Markthalle "La Boqueria"

Schinken (jamón)

Schokolade in allen möglichen Variationen

Gummizeug

Der Fischmarkt ist im hinteren Teil der Halle. Leicht zu finden, einfach immer der Nase nach!

Die Temperaturen waren mild und frühlingshaft. Am Abend konnte man noch ohne Probleme im Freien sitzen - so wie hier auf der Placa Reial

Nach einem echt spanischen Abendessen mit Tapas und Paella marschierten wir wieder zurück zum Hotel.

Tapa (Deckel) heißen die kleinen Happen der Legende nach so, weil einmal eine besoffene und rabiat gewordene Soldateska in der Folge dazu vergattert wurde, vor dem Trinken auch was zu essen. Dazu wurden diese kleinen Mahlzeiten auf Tellern serviert und als Deckel auf die Bier- und Weingläser gelegt. Erst wenn diese Kostproben verzehrt waren, durften die Soldaten zum Flüssigen übergehen. Der vorhin verlinkte Artikel auf Wikipedia nennt außerdem noch andere Legenden.

Tapas

Donnerstag, 26. Oktober

Die Stadt ist sehr groß und weitläufig. Um einen ersten Überblick zu bekommen, beschlossen wir, eine Hop on / Hop off-Tour zu buchen. Der Bus zieht seine Runden durch die Stadt und man kann bei vielen Haltestellen aussteigen, was besichtigen, und später wieder in einen nächsten Bus einsteigen. Weil eben die Stadt so groß ist, dauert so eine Runde auch dementsprechend lange. Zwei solche Runden (Ost- bzw. Westteil) und der Tag ist mehr oder weniger gelaufen.

Start der Tour ist auf der Placa Catalunya, also nur ein paar Minuten von unserem Hotel. Hier noch ein paar Bilder von dem Weg dorthin:

Für die kleinen Kunden hat dieses Spielwarengeschäft einen eigenen Eingang vorsesehen!

Roller und Motorräder sind allgegewärtig. Normalerweise stehen sie auch noch auf den Gehsteigen.

Die "Wolke" ist ein Drahtgestell auf dem Dach der Fundació Antoni Tapies

Gestrickte (!) Decke

Überall in der Stadt gibt es fliegende Händler, die garantiert echte Handtaschen, Schuhe, Tücher und Sonnenbrillen verkaufen - selbstverständlich alle mit den teuren Logos versehen!
Bei Polizei- oder Finanzalarm sind die Bündel blitzschnell zusammengefasst und die Händler verschwunden.



Wir begannen mit der Ostrunde.

Wir sitzen schon im Oberdeck und beobachten den Verkauf der Tickets und die Ausgabe der Ohrhörer. Während der Fahrt wird erklärt, was es gerade zu sehen gibt. Sprache und Lautstärke sind individuell einstellbar.

Wer nach der Tour die Ohrhörer nicht mehr braucht, sollte sie in dafür vorgesehene Behälter im Bus werfen. Anscheinend macht es aber mehr Spaß, sie auf dem Dach der Haltestelle zu entsorgen.
Alter Hafen mit unzähligen Booten und Yachten

Die Barceloneta entstand, als Arbeiter und Fischer der neu zu errichtenden Festung weichen mussten. Die dafür errichteten Baracken wurden später durch gemauerte Häuser ersetzt. Früher ein Viertel mit hoher Kriminalität; in der Vorbereitung zu den Olympischen Spielen 1992 wurde es renoviert und gentrifiziert, sodass es heute auch von vielen Touristen besucht wird.

Strandpromenade im Anschluss an die Barceloneta

Hotel Arts

Im Hintergrund zu sehen "El Peix" - der Goldene Fisch: ein Kunstwerk des kanadischen Architekten Frank Gehry (Guggenheim Bilbao, Tanzendes Haus in Prag)

Torre Mapfre - ein Bürogebäude der gleichnamigen Versicherung.
In seiner Glasfassade spiegelt sich das gegenüber liegende Hotel Arts.

Der Torre AgBar (Agua Barcelona) schillert in vielen bunten Farben und ist inzwischen ein Wahrzeichen der Stadt

Seit der Stierkampf in Katalonien verboten ist, steht diese Arena leer

Die "Passionsfassade" der Sagrada Familia.
Dazu später mehr

Passionsfassade

Die Loslösung von Spanien war zu der Zeit, als wir dort waren, natürlich das Thema schlechthin. Viele Balkone waren mit katalonischen Fahnen geschmückt, die es in zwei Ausprägungen gibt. Einmal klassisch und offiziell (La Senyera): Vier rote Streifen auf gelbem Grund. Und zum anderen noch zusätzlich mit einem weißen Stern auf blauem Dreieck (Estelada - die Besternte). Diese Flagge hat eine gewisse Ähnlichkeit mit der kubanischen Flagge und soll andeuten, dass Katalonien ähnlich wie Kuba endlich die spanische Kolonialisierung abschütteln sollte.

Viele Balkone sind mit katalonischen Fahnen beflaggt

Viel seltener zu sehen: die spanische Flagge

Kurz vor der Placa Catalunya stiegen wir in den Bus für die Westrunde um. Gleich zu Beginn wurde uns gesagt, dass einige Ziele rund um diesen Platz nicht angefahren werden können, weil gerade eine Demo veranstaltet würde. Der Bus fuhr also einen kleinen Umweg und setzte dann seine gewohnte Tour fort.

Auf dem Olympiagelände am Hang des Montjuic findet sich der Torre Calatrava. Ein Funkturm, der in seiner Ausführung an einen Sportler erinnert, der die Olympische Fackel trägt. Die Handschrift von Santiago Calatrava ist unverkennbar.
Foto von 2006

Inzwischen waren wir bereits etliche Zeit im Bus gesessen - Zeit also für eine kleine Pause, um sich die Beine etwas zu vertreten. Da kam der Halt bei Poble Espanyol gerade recht!

In diesem "Spanischen Dorf" wurden Gebäude nachgebaut, die typisch für die einzelnen Regionen Spaniens sind. Es wurde anlässlich der Weltausstellung 1929 errichtet und sollte danach wieder abgerissen werden. Wegen der großen Beliebtheit blieb es dann aber doch bestehen und ist heute ein bedeutender Anziehungspunkt für Touristen.


Eingang zum Poble Espanyol

Gasse mit Häusern der unterschiedlichen Regionen

"Das ist kein Wasserhahn", oder?

An diesem Tor gibt es Kacheln, ...

... die die Geschichte des Hl. Georgs erzählen.
Der böse Drache verlangt regelmäßig ein Menschenopfer, diesmal soll es die Tochter des Königs sein. Herzzerreißender Abschied, die Bevölkerung beobachtet aus sicherer Entfernung, wie die Prinzessin ihrem Schicksal entgegen geht. Da kommt plötzlich der Ritter Georg angeritten und macht dem bösen Drachen den Garaus. In seinem Blut wachsen rote Rosen. Georg pflückt eine und übergibt sie der Prinzessin.

Bis heute hat sich der Brauch erhalten, dass am 23. April (Georgstag) der Mann seiner Angebeteten eine Rose überreicht; sie bedankt sich bei ihm mit einem Buch

23. April 2006: Rosen...

... und Bücher werden zum Verkauf angeboten.
Der 23.4. ist Feiertag in Katalonien, die Flagge ist daher noch präsenter als sonst.

In vielen Bäumen Barcelonas nisten frei lebende Papageien

Große Menschen-Pyramiden zu bauen ist Volkssport in Katalonien. Dazu sind viel Geschick, Mut und Training notwendig!

Poble Espanyol liegt am Hang des Montjuic, man hat daher einen schönen Blick auf die Stadt.
Links die Sagrada Familia, rechts der Torre AgBar

Andalusisches Viertel

Wer sagt, dass ein Zaun immer nur aus Brettern bestehen muss?

Kleine Helferlein im Garten

Nach unserem Besuch im Poble Espanyol setzten wir unsere Tour mit dem Bus fort. Die nächsten nennenswerten Ziele waren die Placa Espanya, das Stadion Camp Nou und der Park Miró.

Im Hintergrund der Nationalpalast, der auch das Nationalmuseum (MNAC) beherbergt, davor ein großer Brunnen mit zahlreichen Spritzdüsen (dazu später mehr).
Die vier Säulen zwischen Brunnen und Nationalpalast symbolisieren die vier roten Streifen auf der katalonischen Flagge. Während der Diktatur(en) waren die Säulen weg, sie wurden erst 2008 wieder auf ihren Platz gestellt.

Diese beiden Nachbildungen des Venezianischen Campaniles bilden den Eingang zum Weltausstellungsgelände.
Der Blick geht vom Inneren des Geländes Richtung Placa Espanya

Diese Stierkampfarena wurde zu einem Einkaufszentrum umgebaut. Vom Dach hat man einen schönen Ausblick auf die Stadt

Im Zuge des Umbaues wurde die gesamte Fassade um einige Meter angehoben (rote Stützen)

Joan Miró ist neben einem Museum nahe dem Olympiagelände auch ein eigener Park für seine Skulpturen gewidmet. Wir sind daran nur vorbei gefahren, vom Bus aus sieht man "Die Frau mit Vogel" (Foto aus 2006)


Camp Nou ist das Heimstadion ...

... des FC Barcelona. Nebstbei ist es das größte Fußballstadion Europas.

Am Abend machten wir noch einen kleinen Bummel durch den Hafen

Im Hintergrund das World Trade Center, im Vordergrund der "Sterngucker"


Noch später am Abend besuchten wir den großen Brunnen an der Placa Espanya (vor dem Nationalpalast). Der Brunnen zeigt jeden Abend, was in ihm steckt: diverse Formationen, passend zur begleitenden Musik.

Das Spektakel wird jeden Abend von tausenden (!) Zuschauern beobachtet


Einen ersten groben Überblick haben wir jetzt. Am Freitag gibt es zwei fixe Termine: einmal eine geführte Tour durch die Altstadt und am Nachmittag einen Besuch der Sagrada Familia.



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