Sonntag, 19. März 2017

Literatur im Nebel 2017 (Heidenreichstein)

Spät, viel zu spät, hab ich die "Literatur im Nebel" entdeckt. 2014 war Ian McEwan zu Gast, da wäre ich wirklich sehr gerne dabei gewesen. Aber zu spät: ich bin erst ein paar Tage nach der Veranstaltung drauf gestoßen.

In Zukunft sollte mir das nicht mehr passieren, seither streiche ich mir jedes Jahr im Kalender einen Tag so Mitte September an, um zu sehen, wer denn als nächstes im Mittelpunkt stehen sollte.

Diesmal war Swetlana Alexijewitsch angesagt. Sie ist Nobelpreisträgerin 2015 und ich hab inzwischen drei ihrer Bücher gelesen (Secondhand-Zeit, Die letzten Zeugen und Der Krieg hat kein weibliches Gesicht). Klar, dass ich nach dieser Leseerfahrung im März nach Heidenreichstein musste - selbstverständlich in Begleitung von Jutta!

Swetlana Alexijewitsch [Quelle: Wikimedia (CC)]
Armband für den Zutritt zur Veranstaltung


Freitag und Samstag hatten wir also zwei sehr dichte und interessante Abende!



Literatur im Nebel ist so angelegt, dass jeweils eine herausragende Persönlichkeit der Literatur zwei Abende lang im Mittelpunkt steht. Alles dreht sich dann nur um sie: Lesungen, Vorträge und Gespräche.

So auch diesmal. Die Lesungen und Vorträge waren von durchaus unterschiedlicher Qualität. Einmal merkte man, dass die Vortragenden den Text zum ersten Mal sahen und dementsprechend oft hängen blieben. Das andere Mal gerieten sie zu einer wahren Performance. Eine davon möchte ich besonders hervorheben. Katja Lange-Müller, Franz Schuh, Elisabeth Orth und Rainer Wöss steigerten sich so richtig rein, gerade dass sie nicht aufstanden und eine szenische Inszenierung daraus machten! Phantastische Vorstellung, so muss es sein! Das Publikum war hier genau meiner Meinung und belohnte dieses Quartett mit einem jubelnden Applaus! Beide Abende wurden auf Video aufgezeichnet und kommen angeblich (hoffentlich) ins Archiv der Webseite. Diese Lesung werde ich mir bestimmt noch einige Male ansehen!

Es gab auch zwei Vorträge, wobei einer recht informativ war und sich mit dem Umfeld und der Entstehungsgeschichte der Bücher befasste. Der andere war einfach inferior, anders kann man es nicht ausdrücken. Ich möchte darüber nur noch den Mantel des Schweigens ausbreiten und werde daher auch keinen Namen nennen. Die, die dabei waren, wissen schon Bescheid.

Auch in den beiden Gesprächen mit der Autorin drehte sich natürlich nochmal alles um ihre Bücher und ihre Geschichte. Neben schon Bekanntem waren die herausragendsten Statements:


  • Sie hat jetzt alles zum Thema Krieg und Sowjetmenschen gesammelt und geschrieben. Sie möchte sich in Zukunft mehr um die existenziellen Themen Liebe und Altern kümmern.
  • Nein, sie könnte ihre Bücher nicht in einem anderen Umfeld als dem ihren schreiben, weil ihr die kulturelle Erfahrung, Werte, Historie etc. dafür fehlen würden. Sie kann nur über den russischen, weißrussischen und ukrainischen Menschen schreiben, weil sie selbst Teil dieser Kultur ist.
Immer wieder wurde die Frage behandelt, die ich (mir) selber auch schon gestellt hatte: ob es sich bei ihren Büchern um Literatur oder Journalismus handelt. Die Frage wurde für meinen Geschmack nicht endgültig beantwortet, ich selbst tendiere eher zu Journalismus. Im Gespräch meinte sie dann: "Jetzt haben wir ja Bob Dylan, in Zukunft darf er dann all diese Fragen beantworten!"

Zuletzt noch ein paar Fotos und Eindrücke rund um diese beiden Tage!

In Heidenreichstein ist die Literatur im Nebel...

...natürlich allgegenwärtig!

Da geht's lang!

Wer schon aller in Heidenreichstein zu Gast war (Ausschnitt mit Jorge Semprún und Margaret Atwood)


In der Margithalle, dem Veranstaltungsort

Bühne mit Hintergrund-Leinwand

In den Pausen gab es Livemusik...

... und Gelegenheit, Bücher signieren zu lassen




Die Beute!


Sehr schön auch, dass wir dort zufällig "alte" Bekannte trafen! Verzeiht mir bitte meine Ausdrucksweise aber liebe Grüße von hier aus an Charlotte und Martha!

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Einen ganz besonderen Dank möchte ich noch Alina und Roman aussprechen, die uns die beiden Tage beherbergt und bewirtet haben! War wirklich schön, euch wieder einmal zu sehen und Zeit mit euch verbringen zu dürfen!

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