Sonntag, 26. März 2017

"Die Orestie" im Burgtheater

Die Orestie ist eine antike griechische Tragödie, die im Burgtheater auch sehr antik-nahe gebracht wird; das versprechen jedenfalls die Fotos der Bildergalerie. Die Darsteller sind allesamt weiß geschminkt, sodass sie als Person nicht mehr erkennbar sind.

Quelle: Burgtheater / Reinhard Werner

In diesem Fall genauer: die Darstellerinnen, denn diese Aufführung wird ausschließlich von Frauen getragen! Klingt jedenfalls nach einem interessanten Theaterabend der etwas anderen Art!

Schauplatz ist die Rampe vor dem Löwentor in Mykene [Quelle: sandwirt]




Eine ausführliche Inhaltsangabe gibt es in der Wikipedia. Auf einen Satz eingedampft: Aischylos schildert zunächst die endlose Kette von Rache, die weitere Rache nach sich zieht und präsentiert anschließend Athene als die Überbringerin der göttlichen Lösung, die diese Kette durchbricht - nämlich ein Gericht mit Geschworenen aus dem Volk.

Ein überaus moderner Ansatz, der uns Heutigen durchaus geläufig ist. Allerdings ist dieser Vorschlag bereits 2500 Jahre alt und wurde im antiken Griechenland zeitweise auch so gelebt. Dass es in der Zwischenzeit ganz andere Zustände gab und es sie immer noch gibt, muss ich wohl nicht extra erwähnen.

Zurück zur Aufführung im Burgtheater. Die sieben Damen sind hier einfach für alles zuständig. Sie bilden den Chor, spielen die Rachegöttinnen und die einzelnen handelnden Personen. Die Übergänge sind fließend, aber im Publikum ist immer klar, wer gerade wer ist. Die weiße Maske mit den roten Lippen ist so entpersonalisierend, dass ich von den sieben nur Maria Happel an ihrer Stimme erkannt habe.

Es gibt keine Kulissen, keine Requisiten. Als einzige Kulisse könnte man die Rampe erwähnen, die den Eingangsbereich des Palastes in Mykene darstellt. Ohne dieses optische Beiwerk ist die Aufführung daher äußerst textlastig und erfordert die ganze Zeit über Konzentration, sonst verliert man den Faden. Apropos Faden: es hilft schon einigermaßen, wenn man mit der Geschichte an sich vertraut ist und einem die Geschehnisse in Mykene nach dem Trojanischen Krieg nicht ganz fremd sind. Sie wird zwar sehr ausführlich und klar verständlich im Stück nacherzählt, aber schaden tut es trotzdem nicht.

Antikes Theater sieht man heute nur noch selten; es ist anstrengend und man muss das schon etwas mögen. Diese Inszenierung fand ich jedenfalls rundum gelungen - eben unter Berücksichtigung des Alters der Tragödie. Wer eine Aufführung des 18. Jahrhunderts oder später erwartet, der wird sicherlich schwer enttäuscht sein.

Die sieben Schauspielerinnen waren allesamt großartig und haben eine tolle Leistung geboten. Mehr gibt's dazu nicht zu sagen.

Sie wurden dafür auch mit einem großen Schlussapplaus belohnt!


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