Alles in allem also beste Voraussetzungen für einen gelungenen Kinoabend! Gestern war es soweit.
Josef Hader spielt einen alternden Musikkritiker namens Georg Endl, der eines Tages überraschend gekündigt wird, weil er erstens zu teuer ist und außerdem seine Leser laut seinem Vorgesetzten "alle bereits tot sind". Seiner Frau Johanna erzählt er davon nichts: sie ist der Meinung, dass er nach wie vor täglich in die Redaktion geht. Tatsächlich hält er sich aber hautpsächlich im Wiener Prater auf. Wenn er nicht gerade mit Sachbeschädigungen im Zuge seines kleinen Rachefeldzuges gegen seinen ehemaligen Vorgesetzten beschäftigt ist.
Georg war als Kritiker durchaus gefürchtet. Wie man einer Szene mit einem japanischen Koch entnimmt, hat er sogar Karrieren mit seinen Kommentaren zerstört. An dieser Stelle fiel mir die Namensähnlichkeit auf: von Franz Endler zu Georg Endl ist es nicht sehr weit und ich halte diese Namenswahl auch für keinen Zufall. Franz Endler war als Kritker in der "Presse" und im "Kurier" ebenso gefürchtet wie Georg, seine Intimfeindschaft mit Gerard Mortier (ehemaliger Intendant der Salzburger Festspiele) war legendär.
Es kommt, wie es kommen muss: irgendwann kommt Johanna ja doch dahinter, dass Georg inzwischen die alte Hochschaubahn "Wilde Maus" betreibt und ist entsprechend enttäuscht und angewidert. Nach etlichen weiteren Verwicklungen kommt es zur finalen Aussprache zwischen den beiden. Das Ende des Films ist zwar offen, aber es sieht ganz so aus, als würden sie wieder zusammenfinden.
Der Film zerfleddert leider ein wenig in zu vielen Nebenhandlungen. Viele davon finden zwar wieder in den Hauptstrang der Erzählung zurück, einige aber nicht. So gibt es beispielsweise eine rumänische Freundin, die eine Zeit lang mitspielen darf, aber irgendwann nach Rumänien zurückkehrt; für den filmischen Handlungsablauf leistet sie keinerlei Beitrag.
Insgesamt aber ein recht unterhaltsamer Filmabend mit einigen sehr gelungenen, skurrilen Szenen! Eine der besten: Als Georg nach einer weiteren Sachbeschädigung festgenommen wird, outet sich der diensthabende Polizist als großer Fan von ihm und als wahrer Intellektueller. So empfiehlt er Georg die Gesamtausgabe von Alfred Polgars Kritiken: es sei so herrlich, wie der so manchen Künstler zur Sau macht, echt befriedigend!
Sprachlich bewegt sich der Film im ostösterreichischen Dialekt, was für uns und für Bayern kein Problem darstellt. Aber überall sonst braucht er Untertitel, sonst ist er schlicht und einfach nicht verständlich.
Sehr auffallend und gelungen finde ich die Auswahl der Filmmusik: von Vivaldi über Mozart und Beethoven bis Strawinsky reicht da das Spektrum. Passend zum Musikkritiker eben!
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