Samstag, 31. Oktober 2015

"Wassa Schelesnowa" im Burgtheater

Gestern sahen wir im Burgtheater Maxim Gorkis Stück "Wassa Schelesnowa". Gespielt wurde die Urfassung aus 1910, die sich grundlegend von der späteren Fassung unterscheidet.

Ich hab lange gebraucht, um mich in diese Inszenierung einzuleben und in diesem Stück zurecht zu finden. Auch nach 2:45h Spielzeit weiß ich nicht so recht, was ich von dem Ganzen halten soll.

Foto: Burgtheater / Georg Soulek

Zunächst waren da einmal rein akustischen Probleme: sehr oft wurde relativ leise gesprochen, noch dazu untermalt von Musik oder sonstigen Geräuschen (bürsten der Holzbretter). Dann wiederum wurde derart gekreischt, dass ein Verstehen nur noch teilweise möglich war. Ich hab dadurch den ganzen ersten Akt gebraucht, um endlich die Personen auf der Bühne und ihre Beziehungen untereinander einordnen zu können.

Durch dieses Gekreische hab ich auch ganz wesentliche Elemente der Dramaturgie versäumt. Dass die - letztlich fehlgeschlagene - Vergiftung des Schwagers geplant und nicht nur ein Versehen war, hab ich erst hinterher beim Nachlesen im Programm erfahren. Und so ging es mir noch an einigen anderen Stellen. Mein Fehler, zugegeben; ich hätte das Programmheft vorher und nicht nachher lesen sollen...

Gespielt wurde auf einer Bühne auf der Bühne. Dieser Bretterverschlag war auf vier Seilen aufgehängt und wurde die ganze Zeit in seiner Steigung verändert oder auch geschaukelt; für die Darsteller sicher nicht ganz einfach. Warum genau die Bühne gerade jetzt mal steiler und mal flacher gestellt wurde, blieb mir verschlossen, bis auf eine Ausnahme: im dritten Akt konnte man die extreme Steilstellung als "jetzt geht's nur noch steil bergab" interpretieren.

Nach dem zweiten Akt gab es eine kurze Pause. Wir hatten zwar kurz überlegt, zu gehen, haben uns aber dann doch für's Bleiben entschieden. Aber nicht alle im Publikum haben die gleiche Entscheidung getroffen. Nach der Pause hatte geschätzt ein Viertel der Zuschauer die Flucht ergriffen - mehr als sonst üblich.

Wir hatten richtig entschieden. Im dritten Akt zog die Handlung endlich etwas an und die Charaktereigenschaften der einzelnen Figuren kam deutlicher zum Vorschein. Dass etwa Wassa ein richtiges Miststück ist und ihre Söhne wie selbstverständlich verstößt, kam dann richtig gut rüber. Dallas und Denver Clan im vorrevolutionären Russland.

Wie überhaupt die Schauspielerriege den Abend insgesamt noch gerettet hat. Wären da andere am Werk gewesen, wären wir wohl auch in der Pause gegangen.

Höflicher Applaus. Etliche Zuschauer wollten schon raus, es wurde aber noch ein weiterer Vorhang gegeben und so der Applaus künstlich verlängert.

Insgesamt also ein etwas durchwachsener Abend. Nicht gänzlich missglückt, aber wirklich berauschend war er nicht.


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