Samstag, 7. Juni 2025

Albanien-Rundreise 2025 - Teil 2

Nächste Station nach dem Ohridsee war Korça (das dortige Ikonenmuseum war schon in Teil 1 zu sehen).

In Teil 2 machen wir noch einen kurzen Spaziergang durch Korça, bevor wir auf einer langen Busfahrt das landschaftlich sehr sehenswerte Vjosatal durchfahren, bis wir letztlich in Gjirokastra ankommen. Am nächsten Tag geht es nach Butrint, das ebenso wie Gjirokastra UNESCO-Welterbestätte ist.

Vjosatal



Mittwoch, 7. Mai


Korça

Der Ohridsee (unsere vorige Station) liegt auf ca. 700 m, in Korça sind wir sogar noch ein wenig höher, nämlich auf 850 m! 

Drehen wir die Zeit kurz etwas zurück. 

Nach der Wende setzte eine ungeheure Auswanderungswelle ein. Von 3,2 Mio Einwohnern 1989 fiel die Zahl auf 2,4 Mio im Jahr 2023. Hunderttausende suchten ihr Glück im Ausland! Vor allem junge Leute, die heute an allen Ecken und Enden fehlen; die alten blieben hier. Ein demographisches Problem wie im gesamten Osten Europas tut sich auf.

Und hier in Korça fiel uns das bisher am deutlichsten auf: Viele verlassene Häuser, die dem Verfall preisgegeben werden, viele Industrieruinen, denen es genauso geht. Der erste Eindruck bei der Einfahrt am Vortag in die Stadt war: "trostlos".

Wir machten nur einen kurzen Spaziergang durch die Fußgängerzone vom Hotel bis zur Kathedrale und wieder zurück. Dabei lernten wir aber ein ganz anderes Korça kennen. Eine bunte Einkaufsmeile, Theater, Museen und eben die Kathedrale.

Theater

Bibliothek.
Für dieses Gebäude wurde in der Hoxha-Zeit eine Kirche abgerissen. Nach der Wende wurden deren Umrisse auf dem Boden eingezeichnet (weiße Linien).

Diese Fußgängerzone führt direkt ...

... zur orthodoxen Kathedrale
Sie ist recht neu (1995)


Innenansicht


Unserer 6-jährigen Enkelin hätten diese Brautmode und Auslagengestaltung sicher gefallen!
Fehlt nur noch das bunte Einhorn.


Nach diesem Spaziergang ging es weiter nach Gjirokastra. Auf dem Weg dorthin fuhren wir durch das landschaftlich wunderschöne Vjosatal. Jetzt kommen endlich auch ein paar Landschaftsfotos!





Auf der langen Fahrt machten wir bei diesem Bauernhof eine kleine Pause.

Diese beiden Gänseküken waren natürlich die Stars hier!





Blick auf Lesovik


Ginster in voller Blüte

Die Vjosa ist auch Grenzfluss zu Griechenland (links im Bild)

Auf der drüberen Seite ist bereits Griechenland

Über die Vjosa führen einige Hängebrücken







Ginster soweit das Auge reicht!



Gjirokastra

Gjirokastra, die Stadt aus Stein, hat einen ganz besonderen Stellenwert in Albanien. Hier wurden sowohl Enver Hoxha als auch Ismail Kadare geboren. Ihre Häuser sind sogar nur wenige hundert Meter voneinander entfernt. Während der eine sein Land mit einem stalinistischen Terror-Regime überzog, entwickelte sich der andere zu einem Schriftsteller von Weltgeltung!

Irgendwo beschreibt Ismail Kadare seine Heimatstadt als so steil, dass man auf einem Weg, der oberhalb einer Moschee vorbeiführt, seine Wintermütze auf das darunter liegende Minarett setzen kann. Kann ich nur bestätigen (die Steilheit, nicht die Wintermütze)!


Die Stadt samt Festung ist UNESCO-Welterbestätte!

Wir stiegen am Fuß des Stadthügels aus dem Bus und machten uns auf den Weg nach oben. Der Weg führte uns zunächst durch den Basar bis Geburtshaus Enver Hoxhas, das heute ein ethnografisches Museum beherbergt.



Stadt aus Stein


Durch den Basar nach oben

Auf dem Weg nach oben bekommen wir noch einen Ausblick auf die Bektaschi-Moschee (goldene Kuppel).
Die Bektaschis sind ein besonders liberaler Zweig des Islams und sind in Albanien recht häufig anzutreffen. Eigentlich ist es einer der größten Orden der Aleviten, in dem Derwische ausgebildet werden.



Geburtshaus Enver Hoxhas, heute Museum


Blick von der Terrasse des Hauses auf Gjirokastra. Kann man gelten lassen!


Weil mir Ismail Kadare persönlich so wichtig war, durfte ich einen Solo-Abstecher zu dessen Geburtshaus machen. Erion zeigte mir auf der Karte, wo wir uns wieder treffen sollten, und so ging ich zu diesem Haus, während der Rest der Gruppe inzwischen zur Festung hinaufstapfte.

Museumswohnung


Rückseite des Hauses mit Eingang zum Museum


Sein Haus ist von der Festung aus leider nicht gut zu sehen.
Ich hab daher ein anderes fotografiert, das so ähnlich aussieht (links im Bild).
Auf dieser Seite gibt es aber viele schöne Bilder davon!


Nach diesem kurzen Abstecher dampfte ich die steilen Straßen rauf zur Festung und reihte mich wieder in unsere Gruppe ein.

Im 12. Jhdt gab es hier bereits eine Befestigung, 1418 wurde sie den Osmanen übergeben, die sie stark erweiterten, speziell Anfang des 19. Jhdts.


Steil, wie überall in Gjirokastra


Blick über die Stadt




1957 musste eine Lockheed T-33 der US Air Force in Albanien notlanden.
Ein gefundenes Fressen für das Regime.
Die Reste der Maschine werden auf der Festung ausgestellt.


Wir gingen wieder runter zu unserem Bus. Auf dem Weg dorthin probierten wir noch eine typische  Süßigkeit Gjirokastras: Oshaf. Das ist ein Schafsmilchpudding mit Feigen drin.

Oshaf

Wir fuhren ganz in den Süden Albaniens, bis Saranda. Dort hatten wir lediglich unser Hotel, eigentliches Ziel war dann am nächsten Tag Butrint.

Blick aus dem Hotelzimmer.
Am Horizont erkennt man bereits die griechische Insel Korfu.

Der Küstenstreifen im Süden von Vlora über Saranda bis Ksamil entwickelt sich unserer Meinung nach gerade zu einer Touristenhölle. Ein Hotel neben dem anderen, viele davon noch im Bau. Der Strand ist aber nicht sehr breit. Sobald diese Hotels also einmal befüllt sind, werden die Badegäste wohl in mehreren Lagen übereinander am Strand liegen müssen.


Donnerstag, 8. Mai


Butrint

Die kleine Halbinsel Ksamil schließt mit dem Festland eine Lagune ein, die durch einen Kanal mit dem Meer verbunden ist. Von Norden her ist Butrint auf dem Landweg erreichbar, von Süden kommend gibt es eine kleine Fähre. Im Westen trennt eine schmale Wasserstraße Albanien von Griechenland, Korfu ist hier nur 2 km entfernt!

Und ganz im Südosten dieser Halbinsel liegt Butrint  

Der rote Pin zeigt auf Butrint.
Ganz links die Insel Korfu, dann 2 km Meeresstraße, rechts davon die Halbinsel Ksamil, die mit dem Festland eine Lagune einschließt.

Dieser Ort hat eine bewegte Geschichte: Illyrer, Griechen, Römer, Byzantiner, Slawen, Normannen, Venezianer, ... Alle waren sie hier und alle haben an dieser Festung gebaut. Die Anlage bzw. das, was davon übrig blieb, ist daher dementsprechend groß!

Schwalbennester, überall.


Fähre über den Kanal, der die Lagune mit dem offenen Meer verbindet

Plan von Butrint

Amphitheater

Manche Sitzsteine haben Löcher, ...

... die zwei Seiten verbinden

Äskulaptempel

Griechische Inschrift am Äskulaptempel


Baptisterium


Im Baptisterium gäbe es eigentlich ein Mosaik zu sehen.
Es ist allerdings mit einer 20 cm dicken Kiesschicht überdeckt. Es würde sich durch die Schwankungen von Temperatur und Feuchtigkeit aufwölben und kaputtgehen.

Die Große Basilika

Apsis

Kleines Mosaik


Sehr gemütlich!

Löwentor

Die Abbildung zeigt eine Mischung aus Löwen und Stier

Venezianischer Teil der Festung



Nach dem Besuch von Butrint fuhren wir nach Norden in Richtung Vlora.

Unterwegs machten wir Halt bei einem Restaurant, das direkt am Strand lag.


Strand? Da müssen wir doch sofort das Wasser probieren!


Porto Palermo

Nein, wir sind nicht auf Sizilien, sondern immer noch in Albanien!

Diese Bucht ist auf zweierlei Arten interessant. Einerseits gibt es dort eine Festung (ja, noch eine), andererseits einen in den Berg gebauten U-Boot-Hafen. Dieser Teil ist auch heute noch militärisches Sperrgebiet, lediglich das Einfahrtsportal ist von außen sichtbar.

Die Festung wurde (wahrscheinlich) Anfang des 19. Jhdts. von Ali Pascha Tepelena erbaut. Die Osmanen vertrauten ihm weitgehend und ließen ihm in seinem Gebiet freie Hand. Allerdings musste er dann auch selbst auf die Sicherheit und Verteidigung dessen achten – daher die Festung.

Später trieb er es aber zu weit, er unterstützte die Griechen bei ihren Unabhängigkeitsbestrebungen. Das sahen die Osmanen natürlich gar nicht gerne. Sie belagerten Janina, wohin er sich zurückgezogen hatte,  ein Jahr lang, aber erst 1822 wurde er bei einer Verhandlung zwischen den Osmanen und ihm ermordet. Seine drei Söhne wurden hingerichtet, seine griechische Lieblingsfrau Vassiliki (50 Jahre jünger als er) wurde verhaftet.


Einschub: Ali Pascha und seine junge Frau Vassiliki

Während ich diesen Post schreibe, wusste ich nur noch, dass es da eine Liebesgeschichte mit großem Altersunterschied gab, konnte mich aber an die Details nicht mehr erinnern. Ich hab daher Googles künstliche Intelligenz "Gemini" befragt.

Dieser Link führt zu Geminis Antwort, die mir sehr plausibel vorkommt; so ähnlich hatte ich die Geschichte in Erinnerung.

Zur Kontrolle hab ich auch noch eine zweite KI befragt, nämlich perplexity.ai. Die Frage war exakt die gleiche wie bei Gemini.  In dessen Antwort kommt irgendwie mehr heraus, dass Ali diese Festung für Vassiliki gebaut hätte.

So oder so, ich kann's mit den Mitteln, die mir zur Verfügung stehen, eh nicht überprüfen.



Grundriss der Festung



Wirklich dicke Mauern


An der Wasserlinie kann man das mit Beton eingefasste Einfahrtstor für die U-Boote erkennen.
Innen gibt es ein Trockendock und Platz für mehrere U-Boote.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Hügels fahren sie wieder raus.



Große Wolfsmilchbüsche rund um die Festung

Lieber nicht berühren!



Die weitere Fahrt nach Norden entlang der Küste bis Vlora war landschaftlich wieder sehr reizvoll!

Kleiner Boxenstopp


Da unten an der Küste wird grade das gigantische Ressort "Green Coast Residence" aus dem Boden gestampft!


Blick auf Dhermi

Diesmal sind's Ziegen, die auf der Straße herumlaufen.


Es war dann schon Abend, als wir in Vlora ankamen.




* * * * *


Für einen Post ist es, glaub ich, genug. Ich werde noch einen dritten Teil brauchen.

Es folgen nämlich noch Vlora selbst (nicht allzu viel), aber Appolonia und Berat sind noch einmal große Stationen, die in diesem Post nicht mehr Platz finden würden.


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1 Kommentar:

  1. danke für dievielen impressionen von albanien wie immer sehr professionell aufbereitet

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