Freitag, 9. Mai 2014

Wochenende in Florenz - Teil 4

Der Vormittag war richtig nass; trotzdem stiegen wir im Dom nach oben, besuchten Santa Maria del Carmine und Santissima Annunziata und ganz zum Schluss noch Santa Trinita.


Samstag, 3. Mai

Wir wollten endlich auf diese Kuppel rauf! Ohne Warteschlange! Also machten wir es ganz gescheit und waren gleich nach dem Frühstück um 8:30 beim Aufgang. Leider haben sich das geschätzte 500 andere auch gedacht, sodass wir die Kuppel schlicht und einfach aufgaben.

Gleich um die Ecke war der Aufgang zum Campanile - völlig überraschend ganz ohne Warteschlange. Also, rauf mit uns.

Der Campanile wurde noch von Giotto entworfen, auch den Beginn des Baues erlebte er noch, allerdings nicht seine Fertigstellung. Von den geplanten 115m Höhe blieben letztlich 85m übrig - immer noch ganz schön. Man kann übrigens bis ganz nach oben gehen und geht dann rund um das Dach herum. Irgendwann hab ich aufgehört, die Stufen zu zählen. Aber wenn man die Turmhöhe  als Berechnungsbasis nimmt, kommt man auf etwa 350 Stufen. Ganz oben und auch schon zwischendurch ist die Aussicht auf Florenz traumhaft schön; trotz leichten Regens hat man relativ weit gesehen.


Das Treppenhaus ist relativ schmal; bei Begegnungen kommt es schon zu Tuchfühlung.

Zwischenetage

Ausblick auf den Dom und die Kuppel...

... sowie auf das Baptisterium

durch ein Gitter zur nächst-tieferen Plattform runter fotografiert

Der Gebäudekomplex San Lorenzo (vorne), dahinter die Markthalle

Piazza della Signoria mit Palazzo Vecchio, Uffizien und Logga dei Lanzi

Santa Croce mit der Marmorfassade, rechts hinten das Tor Porte Niccoló

Blick zur Kuppel. Bis zum Ansatz der Laterne (Grenze zwischen rot und weiß) kann man rauf steigen.

Baptisterium

Der Regen hatte leider noch nicht aufgehört, wir machten uns aber nach dem Abstieg trotzdem auf den Weg zur Kirche Santa Maria del Carmine. Die Kirche ist ähnlich San Lorenzo von außen relativ unscheinbar, aber im Inneren sehr schön ausgebaut.

In Wirklichkeit kommt man aber gar nicht so sehr wegen der Kirche an sich dorthin, sondern wegen einer Seitenkapelle. Diese Brancacci-Kapelle ist vom Innenraum der Kirche aus zu sehen, wenn man aber näher ran möchte, muss man durch einen Seiteneingang samt Ticketverkauf.

Diese Kapelle enthält zahlreiche Fresken der Frührenaissance mit biblischen Szenen mit Schwerpunkt Apostel Petrus. Besonders hervorgehoben wird immer wieder das "Zinsgroschen-Fresko". Das Besondere daran sind die natürlich dargestellten Personen, das Meer und die Berge, sowie das Haus, das in Zentralperspektive gemalt ist. Die Räumlichkeit, die damit erzeugt wird, wurde von Giotto etabliert und ist ein grundsätzlicher Bruch zur früheren flachen, zweidimensionalen Darstellung.

Das Zinsgroschen-Fresko

Adam und Eva, noch im Paradies; beide mit Bauchnabel, obwohl sie doch die ersten Menschen sind, die geschaffen und nicht geboren wurden! Die Schlange hat einen Menschenkopf mit Renaissance-Frisur

Vertreibung aus dem Paradies

Auch hier gibt es wieder einen Kreuzgang und Seitenkapellen. In einer davon gibt es ein Abendmahl-Fresko mit Katze!

Abendmahl-Fresko

Der rechte Apostel dürfte was Schlechtes gegessen haben. Zu den Füßen des linken liegt eine Katze.


Inzwischen war es Mittag und der Regen hat aufgehört. Auf Empfehlung unserer Wirtin Claudia marschierten wir noch zur Kirche Maria Santissima Annunziata am anderen Ende der Altstadt. Unterwegs machten wir noch einmal Halt in der großen Markthalle bei San Lorenzo (ohne Bibliothek, grrrrr) und haben dort einen Happen gegessen. Bei Maria SS Annunziata haben uns noch einmal die Öffnungzeiten erwischt - eine Stunde Wartezeit, die wir teils durch Herumspazieren, teils in einem Cafe überbrückten.


Auf dem Weg zu SS Annunziata kommt man bei der Akademie vorbei, in der das Original von Michelangelos David ausgestellt ist. Wir hatten ohnehin nicht vor, hinein zu gehen, aber hunderte andere schon - wieder einmal Warteschlange!

Bei Grabungsarbeiten werden die Pflastersteine sorgfältig herausgenommen und nummeriert und danach wieder genau so eingesetzt. Die Herzerlburg ist im Hintergrund ist eine mobile Baustellen-Toilette.

Reiterstandbild von Ferdinand I. auf dem Platz vor der Kirche

Claudia hat uns diese Kirche deshalb empfohlen, weil sie eine der wenigen barocken in Florenz ist. Unser Verständnis von Barock ist Freude, Verspieltheit, Farbe und vor allem Helligkeit! Nicht ganz so hier.

Flache Decke a la Renaissance aber barocke Ausgestaltung

Vertreibung aus dem Paradies. Die umlaufende Schrift bedeutet: "Durch einen Menschen kam die Sünde in die Welt und durch die Sünde der Tod"

Aber diese Kuppel ist schon sehr dunkel für Barock

Seitenkapelle mit einem Gemälde zur "Verkündigung". Auf dem Foto leider kaum zu erkennen: der Heilige Geist in Form einer Taube fährt gerade auf einer Art Seilbahn auf Maria herab. Das ganze sieht auf dem Foto viel heller aus als es in Wirklichkeit ist. Der Eindruck ist eher schwarz, dunkel, so ähnlich wie lange nicht geputztes Silber.

Dieser griesgrämige Geistliche ist sichtlich nicht begeistert, von der weltlichen Bühne abtreten zu müssen...


Am späten Nachmittag gingen wir wieder zurück zu unserem Hotel (kurzer Abstecher zur Eisdiele). Und endlich schafften wir es auch, in die Kirche Santa Trinita zu gehen, die doch so ganz in der Nähe unseres Quartiers lag!

Fresko und Tafelbild in Santa Trinita

Grabplatte mit schwarzem Hahn, einem Symbol für Florenz

Zum schwarzen Hahn gibt es eine Legende.
Florenz hatte wieder einmal Grenzstreitigkeiten mit Siena. Um die Angelegenheit ein für allemal zu lösen kamen beide Städte überein, dass an einem vereinbarten Tag bei Hahnenschrei aus jeder Stadt ein Ritter in Richtung der anderen Stadt losreiten sollte. Dort, wo sich die beiden Ritter treffen würden, wäre die neue Grenze.
Die Siener hatten einen weißen Hahn und fütterten ihn ganz normal. Bei Sonnenaufgang krähte er wie immer und der Ritter ritt los.
Die Florentiner hatten ihren schwarzen Hahn schon tagelang nicht mehr gefüttert, sodass das arme Tier schon lange vor Sonnenaufgang zu krähen begann. Der Florentiner Ritter ritt also viel früher los und kam beinahe bis vor Siena und so konnte die Grenze sehr weit vorgeschoben werden. Ein Nebeneffekt der neuen Grenzziehung war, dass jetzt das Chianti-Anbaugebiet geschlossen zu Florenz gehörte.
Und wenn sie nicht gestorben sind...

Noch heute ist der schwarze Hahn ein Qualitätssiegel für guten Chianti!


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Sonntag, 4. Mai

Nach einem gemütlichen Frühstück packten wir unsere sieben Sachen und fuhren mit dem Shuttle wieder zum Flughafen. Unser Flug war pünktlich und problemlos, Martin holte uns dankenswerter Weise wieder ab und um ca. 14:30 waren wir zu Hause.

Ein letztes Bild (speziell für Barbara C.): ja, wir waren wirklich dort!


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Ich hatte am Montag noch einen Urlaubstag, sodass ich mich um die vielen Fotos kümmern konnte. Das Schreiben dieses Reiseberichtes zog sich dann noch ein paar Tage hin, weil er diesmal doch recht ausführlich ausgefallen ist.

Im Falle von Florenz ist das aber auch dringend notwendig. Denn die Fülle von Architektur, Gebäuden, Fresken, Statuen, Namen etc. lässt meine Merkfähigkeit schon ziemlich an ihre Grenzen stoßen. Ich merke es beim Schreiben, dass mir viele Dinge schon durcheinander kommen und ich in einem Monat diesen Bericht wahrscheinlich nicht mehr verfassen könnte - einfach durch die schiere Menge!

Und dabei haben wir, wie schon erwähnt, die meisten Museen mit Gemälden und Skulpturen ausgelassen. Wenn man die auch noch dazu nimmt, verbringt man in Florenz nicht vier Tage sondern vier Monate - mindestens!

Ende

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