Montag, 5. Mai 2014

Wochenende in Florenz - Teil 1

Das vergangene lange Wochenende rund um den 1. Mai verbrachten Jutta und ich in Florenz.

Diese Geburtsstadt der Renaissance nimmt mit ihrem Quotienten "Kunstwerke pro Quadratmeter" sicherlich einen der vordersten Plätze in Europa ein; wahrscheinlich noch vor Rom, weil die "Ewige Stadt" wesentlich größer und weitläufiger ist. Der Vorteil von Florenz ist eben, dass der innere Stadtkern und somit alle wichtigen Sehenswürdigkeiten bequem zu Fuß zu erreichen sind.




Die Stadt war zwar in den letzten - sagen wir - 800 Jahren in unzählige Kleinkriege mit den anderen Stadtstaaten rundherum verwickelt, aber wirklich massive Zerstörungen wie wir sie aus den beiden Weltkriegen kennen, kamen hier nicht vor (eine Ausnahme ist zum Beispiel die Brücke Santa Trinita). Dementsprechend gut erhalten sind die Bauwerke im Zentrum: ein Palazzo neben dem anderen, eine Kirche neben der anderen, ein denkwürdiges Haus neben dem anderen - und alle einerseits trotz ihren hohen Alters (600 Jahre und mehr) gut erhalten und andererseits vollgestopft mit Kunstschätzen bis obenhin.

Weil das so ist, und weil wir in den dreieinhalb Tagen so viel gesehen haben und uns schon alles durcheinander kommt, fällt der Bericht diesmal etwas ausführlicher aus als sonst - reiner Selbstschutz.



Mittwoch, 30. April

Martin brachte uns zum Flughafen, der Flug selbst und der anschließende Transfer in die Stadt verliefen problemlos und unspektakulär; etwa um 14:30 Uhr kamen wir bei unserem Hotel an.

Hier gleich die erste Überraschung: wir wussten zwar, dass wir kein Hotelzimmer sondern ein Appartement gemietet hatten, wir wussten aber nicht, dass dieses in einem Palazzetto untergebracht ist. Und die nächste Überraschung war, dass wir den Dachbodenausbau samt Dachterasse bekommen würden - mit Blick über die Dächer von Florenz bis zum Dom und Palazzo Pitti! Wir waren begeistert!

Schild neben dem Eingang.

Eingangsbereich. Die Appertements sind nur mit Schlüssel für dieses Gitter zugänglich.

Blick aus einem unserer Fenster über die Dächer von Florenz. Im Hintergrund sieht man Campanile und Kuppel des Doms

Blick von der Terrasse in Richtung Palazzo Pitti (im Hintergrund mit den Fahnen)

Das Wetter wollte nicht so recht mitspielen - so konnten wir die Terrasse nur an zwei Abenden genießen

Wer das Flair so eines alten Hauses mag, dem können wir diese Unterkunft bestens empfehlen. Ein paar Abstriche muss man halt in Kauf nehmen: das Bad ist sehr klein, die Dusche ist niedrig und hat nicht den Überdrüber-Wasserdruck. Aber im Inneren war die Wohnung sehr nett eingerichtet und es war alles da, was man so braucht - Gelsenstecker und Moskitonetz über dem Bett inklusive!

Nachdem wir so früh am Nachmittag ankamen, nutzten wir den restlichen Tag für einen ersten Rundgang durch die Stadt.

Blick vom ponte Santa Trinita zum ponte vecchio ("alte Brücke" links), dem ältesten Übergang der Stadt über den Arno. Rechts anschließend das Häuseresemble in den gleichen Farbtönen wie die Brücke selbst.

Rund um den ponte vecchio herrscht bereits dichtes Gewusel

"Zum Golde drängt, am Golde hängt doch alles": Auf der Brücke gibt es zahlreiche Juwelier- und Lederhändler. Die Stände können mit einfachen Klappläden geschlossen werden.

Der ponte Santa Trinita: unsere "Heimbrücke", weil unser Quartier gleich links um die Ecke lag. Die Brücke ist übrigens die älteste mit ihrer Konstruktionsweise: auf die gesamte Länge sind nur drei "Korbbögen" notwendig!

Auf dem Weg ins Zentrum

Das Wetter war etwas durchwachsen


Auf dem Neuen Markt (mercato nuovo) gibt es hauptsächlich Lederwaren und Ramsch

Eine lokale Spezialität ist "Lampredotto": gekochte Kutteln (Labmagen), eingelegt in eine Art Semmel. Damit das Ganze nach irgendetwas schmeckt, kommen noch eine Sauce und viel Salz darauf.

Lampredotto. Im Deckel ist die grüne Sauce erkennbar. Muss man ausprobieren, wenn man nach Florenz kommt; aber einmal reicht.

Vom Mercato Nuovo ist es nicht mehr weit bis zur "Piazza della Signoria", dem "Platz der Herrschaft" mit dem alles überragenden "Palazzo Vecchio" ("alter Palast"). Dieser war Verwaltungszentrum vor und zu Beginn der Herrschaft der Medici, bis der Palast zu klein wurde und die Verwaltung in die neu errichteten Uffizien verlegt wurde.

Nicht alle Paläste in Florenz sind so groß und mächtig wie der Palazzo Vecchio, aber praktisch alle haben sie die gleichen Merkmale:

  • klarer rechteckiger (oder zumindest rechtwinkeliger) Grundriss, klare Stockwerks-Gliederung
  • glatte Fassade, nur ganz oben kann es einen etwas vorspringenden Kranz geben
  • Fenster und Türen mit Rundbögen, je nach Entstehungszeit können noch gotische Bögen oder Säulchen in den Fenstern dabei sein
  • massiver Steinbau, der den Eindruck einer Festung vermittelt und "innen" und "außen" klar voneinander trennt ("He Alder, du kommst da nicht rein!")
  • Farbe zwischen braun und grau (braun dominiert)
  • wenig Dachneigung oder überhaupt Flachdach



Palazzo Vecchio

Vor dem Palazzo: der Neptunbrunnen von Bartolomeo Ammanati...

... sowie die Statuen von David und Herkules

Michelangelos David (Nachbildung, das Original ist in der Akademie ausgestellt)

"Herkules tötet Cacus" von Baccio Bandinelli

Die Herkules-Gruppe noch aus einer anderen Perspektive. Sowohl Herkules als auch Cacus dürften viel Zeit in Fitness-Studios verbracht haben.

Die Loggia dei Lanzi (ebenfalls auf der Piazza della Signoria) diente zunächst für Empfänge, später aber der Unterbringung von Landsknechten (daher der Name).

Das Gebäude war übrigens Vorlage für die Feldherrnhalle auf dem Odeonsplatz in München.

Der Odeonsplatz in München


Das Original in Florenz: die Loggia dei Lanzi. Im Gebäude zu sehen:...

... "Der Raub der Sabinerinnen" von Giovanni Bologna, sowie ...

... "Perseus mit dem Haupt der Medusa" von Benvenuto Cellini

Der Lebenslauf von Benvenuto Cellini ist gelinde gesagt "bewegt" (s. Wiki-Artikel). Cellini ist übrigens auch der Schöpfer der berühmten Saliera, die 2003 aus dem Wiener Kunsthistorischen Museum entwendet wurde und später wieder aufgetaucht ist; sie spielt auch eine zentrale Rolle in Stefan Slupetzkys Krimi "Das Schweigen des Lemming".

Zwischen dem Palazzo Vecchio und der Loggia dei Lanzi befindet sich der Eingang zu den Uffizien. Wie oben bereits erwähnt, waren sie das spätere Verwaltungszentrum von Florenz (die "Büros"). Heute beherbergen sie eine der umfangreichsten und bedeutendsten Kunstsammlungen weltweit. Den Besuch des Museums haben wir ausgelassen, nachdem wir die Warteschlange gesehen hatten. Wir wussten zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass das eine der kürzeren war, die wir zu sehen bekommen...

Die Uffizien mit Blick Richtung Arno

Warteschlange vor den Uffizien

In den langen Wänden der Uffizien sind Nischen eingelassen, die Statuen bedeutender Florentiner beherbergen. Hier eine kleine Auswahl:

Cosimo "der Alte", genannt "Pater Patriae". Nicht zu verwechseln mit Cosimo I.

Dante Alighieri, der italienische Nationaldichter. Zu Lebzeiten war er aus Florenz verbannt, jetzt hat er dort zahlreiche Gedenkstätten.

Nicht minder berühmt und bedeutend: Francesco Petrarca

Der Weg führt uns vorbei am Orsanmichele, einem früheren Getreidespeicher, dann Kirche und jetzt Museum.

Orsanmichele

Weiter zum Dante-Haus, das aber erst nach Dantes Zeit dort errichtet wurde. Er selbst wurde wahrscheinlich in dem Haus geboren, das früher an dieser Stelle stand. Heute selbstverständlich ein Museum.

Dante-Haus

Gleich schräg gegenüber befindet sich die Kirche zur Hl. Margarethe, in der der junge Dante seine Muse Beatrice Portinari getroffen haben soll.

Sankt Margherita, erbaut 1032

Sankt Margherita: Hier soll Beatrice auch bestattet sein.

Sankt Margherita: Begegnung zwischen Dante und Beatrice

Sankt Margherita: Die Orgel über dem Portal ist nur über eine Leiter erreichbar!

Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Dom. Dieses Gebäude hat enorme Ausmaße und ist immer noch eine der größten Kirchen überhaupt. Besonders erwähnenswert sind die Kuppel, die von Filippo Brunelleschi in revolutionärer Bauweise errichtet wurde, der Campanile nebenan und die markante Marmorfassade. Wir werden später noch ausführlicher auf den Dom zu sprechen kommen.

Der Dom mit dem markanten Glockenturm (Campanile)

Die berühmte Kuppel des Florentiner Doms

Gleich gegenüber befindet sich die Taufkapelle (Baptisterium) San Giovanni, die wesentlich älter als der Dom ist. Leider ist das Gebäude derzeit komplett eingerüstet, nur der Eingang, der Ausgang und das berühmte Ost-Bronzetor sind freigehalten worden. Auch das Baptisterium wird später noch ausführlicher zur Sprache kommen.

Das berühmte Bronzetor...

... mit biblischen Szenen

Damit war der erste Rundgang einmal beendet. Nach dem Abendessen nutzten wir noch ein wenig die Terrasse, auch wenn es etwas kühl dafür war.

Blick von der Terrasse auf die beleuchtete Santo Spirito

etwas kühl, aber wenn man schon eine Terrasse zur Verfügung hat...

Der nächste Tag wird der sonnigste an diesem Wochenende, daher haben wir uns vor allem draußen aufgehalten.

Hier geht's zu Teil 2 des Reiseberichts

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