Dienstag, 26. Dezember 2023

"Dantons Tod" im Burgtheater

Vor neun Jahren waren wir bereits einmal in "Dantons Tod". Das war damals eine der besten Aufführungen in der Zeit, als wir noch das Abo hatten.

Derzeit läuft eine neue Inszenierung, wieder im Burgtheater. 

Es gab durchaus Warnhinweise: Die Szenenfotos auf der Burgtheater-Website oder die Dauer von zwei Stunden ohne Pause (was immer extrem gefährlich klingt, denn das heißt: Keine Fluchtmöglichkeit).

Aber ich wollte unbedingt den Vergleich mit 2014 haben, und so waren wir gestern also doch dort.

Jetzt haben wir den Vergleich. Leider.

Foto: Burgtheater / Matthias Horn



Auf dem Spielplan steht eindeutig und unmissverständlich "Georg Büchner" und nicht "frei nach Georg Büchner". Denn das ist es in Wirklichkeit. Der Text ist extrem gekürzt; es werden sogar Elemente aus Büchners "Woyzeck" eingeflochten (die Hohlräume unter dem Boden); es gibt kein "Volk" mehr, das wurde auf eine einzige Person einreduziert, die auch als eine Art (kreischender, siehe unten) Erzähler fungiert; "Nationalversammlung" und "Wohlfahrtsausschuss" gibt's ebenfalls nicht mehr (nur noch als ein paar Klappsessel an der Rückwand der Bühne), sodass die urbrutale Rede des Scharfmachers Saint Just in ein paar Nebensätzen untergeht, und so weiter.

Kostüme und Maske: naja, damit konnte ich noch einigermaßen umgehen. In einem Halbsatz wird erwähnt, dass Leben und Politik sowieso nur Theater und wir alle nur Puppen an Fäden sind. Daraus wird dann die große Konsequenz für die Ausstattung gezogen.

Es gibt dann aber ein paar wirklich unerträgliche Elemente in dieser Inszenierung.

Das künstliche Herumgehopse und Geschlurfe, oftmals auch noch in unerträgliche Länge gezogen. Einmal läuft einer fünf Runden um die komplette riesige Bühne; warum, weiß keiner; jedenfalls hat er für diese sportliche Einlage Szenenapplaus bekommen. Die unsäglichen Musikeinlagen an Stellen, die ich für komplett unpassend hielt. 

Und dieses Gebrüll und Gekreisch sind dann wirklich nur noch ein einziges Ärgernis. Völlig sinnbefreite Lichtspiele führen bis zu gänzlicher Dunkelheit mitten im Stück, sodass Teile des Publikums bereits mit dem Applaus beginnen. Aber zu früh gefreut! Noch haben wir eine Stunde vor uns! 

Und warum wird die arme Lucile als kleines dämliches Trutscherl hingestellt? Hat sie wirklich nicht verdient! Weder nach ihrem realen Leben, noch nach Büchner.

Mir taten die armen Schauspieler leid, die dann am Schluss ihren höflichen Applaus abholten. Leider waren Dramaturg und Regisseur nicht anwesend. Ich bin sicher, dann wäre der Applaus ganz anders ausgefallen.

Zur Strafe sollten die beiden dazu verurteilt werden, jede einzelne Aufführung miterleben und dann auf die Bühne zu müssen.

In Summe war das leider einer der übelsten Abende, die wir im Burgtheater erleben mussten.


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