Freitag, 29. September 2023

Irland-Rundreise - Teil 2

Wir haben noch viel vor in Teil 2! 

Auf uns warten noch die Cliffs of Moher, der Ring of Kerry, Dingle County, Cashel Rock und natürlich Dublin mit seinen zahlreichen Sehenswürdigkeiten!

Cliffs of Moher

Damit bei den vielen Orten und Namen die Orientierung ein wenig leichter fällt, hier noch einmal die Karte:



Von Galway nach Tralee ist es eine längere Busfahrt, die aber natürlich wieder durch einige Stopps unterbrochen wurde.

Muckinish West Tower House hab ich nur vom Bus aus im Vorbeifahren fotografiert

ebenso Dunguaire Castle.
Echt irische Regentropen an der Fensterscheibe!

Beim Burren (steiniger Ort) hielten wir uns nur kurz für ein paar Fotos auf. Die Aussicht von dort war aber schon  echt sehenswert! Zitat Stefan, das immer wieder kam: "Hier ist es ein bisschen schön!". Hat ja so Recht!

Das Plateau vor der Klippenkante ist sehr zerklüftet.
Die Rinnen sehen aus wie kleine Canyons. In ihnen herrscht ein ganz eigenes, windgeschütztes  Mikroklima.

Und stürmisch war es dort wirklich. Zu nahe durfte man der Kante nicht kommen ...

... denn es geht steil abwärts!


In der Felswand entdeckte eine Teilnehmerin unserer Gruppe ein Vogelnest!
(Bitte auf das Bild klicken, um es zu vergrößern)

Cliffs of Moher

Der Burren war nur ein Vorgeschmack auf die ganz in der Nähe liegenden Cliffs of Moher. Das ist eine steile Klippenlandschaft, die sich über mehrere Kilometer hinzieht. Es gibt dort ein großes Besucherzentrum und einen weitläufigen Besichtigungsweg, der gut gesichert ist.



Links oben erkennt man den weißen O'Briens Tower. An dieser Stelle ist die Klippe 200 m hoch!

Nach der Besichtigung "von oben" hatten wir noch eine "von unten" – sprich: eine Bootsfahrt entlang der Klippe.

Es war schon ziemlich windig und das Meer unruhig; noch dazu fuhr das Boot meistens quer zu den Wellen. Das hieß, es würde ein eher ruppiger Ritt über die See werden. Mehrere Male wurden wir gewarnt, dass man möglichst unter Deck gehen sollte, denn im Freien würde man garantiert nass! Nach der dritten Durchsage ging ich also doch runter. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis die, die dennoch draußen blieben, bis auf die Knochen durchnässt waren!



Ein ordentlicher Schwall trifft das Boot von der Seite.
Gut, die Fenster hielten dicht!

Der Moher Tower, in einer halbwegs trockenen Phase fotografiert

Tralee

Tralee war die einzige Station, wo wir während der Rundreise zwei Nächte im gleichen Hotel hatten.

Wir kamen erst am späten Nachmittag dort an und machten lediglich eine kleine Tour durch die Stadt auf eigene Faust.


Die "Trinkberater" mussten wir natürlich testen!

Wie sehr oft in den Pubs: Wirklich gute, stimmungsvolle Live-Musik!

Hier gibt's kein WiFi. Redet miteinander!

In diesem Pub hingen zwei interessante Fotos an der Wand, die jeweils einen irischen "Nationalheiligen" in den Mittelpunkt stellten.

Das erste zeigte die Familie des US-Präsidenten Kennedy, der irischer Abstammung ist (der Name Kennedy ist häufig in Irland). Zu ihm gibt's, glaub ich, nicht viel mehr zu sagen; seine Geschichte darf als bekannt vorausgesetzt werden.

Das zweite zeigte Roger Casement. Er war als Ire in diplomatischem Dienst der Briten. Er und ein befreundeter Journalist schafften es zum Beispiel, die Gräueltaten, die der belgische König Leopold II. im Kongo zu verantworten hatte, aufzuzeigen und letztlich sogar abzustellen. Weil er dabei so erfolgreich war, wurde er gleich noch einmal nach Peru geschickt, um dort mit den Zuständen in den Kautschuk-Plantagen aufzuräumen; hat er ebenfalls erfolgreich hinbekommen.

Er war aber halt auch Ire – und Blut ist nun einmal dicker als Himbeersaft. Und so beteiligte er sich am Kampf, der die Iren von den Briten unabhängig machen sollte. Er ließ sein Netzwerk spielen und besorgte Waffen – ausgerechnet in Deutschland, dem Gegner der Briten im Ersten Weltkrieg; und ausgerechnet während dieser Krieg noch im Gange war. Aber diesmal war er nicht erfolgreich: Die Sache flog auf und er wurde verhaftet. Das Vereinigte Königreich konnte und wollte diesen Hochverrat nicht dulden. Obwohl sich viele Prominente für ihn eingesetzt hatten, vollsteckten die Briten schließlich das Todesurteil. Die tatsächliche Unabhängigkeit der Republik (ausgenommen Ulster) 1923 hat er also nicht mehr erlebt.

Seine Geschichte hat Mario Vargas Llosa in seinem Roman "Der Traum des Kelten" sehr detailliert geschildert.


Die Kennedys; JFK stehend in der Mitte

Roger Casement

Ich greife jetzt vor, um das Kapitel "Tralee" nicht unnötig zu zerstückeln.

Am zweiten Abend nämlich hatten wir in unserem Hotel eine Vorstellung der "Celtic Steps": Irische Musik und Tanz, dargebracht von einer professionellen und international anerkannten Truppe. War schon toll, was die auf die Bühne gebracht haben!





Ring of Kerry

Der Ring of Kerry ist eine Panoramastraße, die eben im  County Kerry ringförmig die Küste entlang führt. Die Straße ist stellenweise so eng, dass Busse sie nur gegen den Uhrzeigersinn befahren dürfen; eine Begegnung wäre nicht möglich.


Torf-Museum Kerry

Torf ist in und aus Irland nicht wegzudenken; große Teile der Insel sind damit bedeckt. Früher war er das bevorzugte Heizmaterial; heute wird aus Umweltschutzgründen davon möglichst abgegangen. Nur die Whiskey-Destillerien brauchen ihn nach wie vor, weil der Torf-Rauch dem Malz seinen typischen Geschmack verleiht.

Hier, entlang des Rings, gibt es ein kleines Freilichtmuseum, das den Torf im Mittelpunkt hat.


Irischer Wolfshund

Alte Schmiede, mit Schilf gedeckt.
Die Schilfdeckung ist typisch für diese Gegend

Spezial-Spaten zum Torf-Stechen

Torf ist nach wie vor wichtig für die Whiskey-Produktion

Ein Suppentopf aus der Hungerzeit (s. Teil 1)

Im angeschlossenen Lokal gab es Irish Coffee

Ich glaube, Waterville sind wir nur wegen der Toiletten angefahren. Zu sehen gibt es dort eine Statue von Charlie Chaplin, weil er sich dort gerne aufgehalten hat. Und früher landete dort ein Unterseekabel an.

Es war kalt, windig und regnerisch!

Charlie Chaplin

Was könnte das sein?
Es ist eine Sonnenuhr. Mangels Sonne sind wir aber nicht draufgekommen

Erst Google Maps hat das Rätsel gelöst!

Hier landete einst ein Seekabel an

Doch, eines gibt's noch. Am Straßenrand verkaufte jemand selbstgeflochtene Brigid-Kreuze. Diese Kreuze sind ein Nationalsymbol Irlands – wie der dreiblättrige Klee oder die Harfe. Sie werden aus Binsen-Stängeln hergestellt, die die Schafe auf der Wiese verschmähen und daher stehen lassen.

Brigid-Kreuze

Nicht besucht haben wir die in der Nähe liegende Steinreihe Eightercua. Ich versteh's, denn, ehrlich gestanden, gibt's hier nicht mehr viel zu sehen.


Weiter geht's – zumindest bis zum Scariff Inn, bei dem wir unsere Mittagspause hatten. Aber vor allem gibt es hier eine fantastische Aussicht!


In Sneem hatten wir auch nur einen kurzen Aufenthalt. Immerhin gibt es dort einen kleinen Wasserfall mitten im Ort, einen guten Eissalon (!), sowie einen Steinbock (zumindest glaube ich, dass es ein Steinbock war).





Ladies View und Muckross House

Als sich Königin Victoria 1861 zu Besuch in Irland ansagte, suchte man im Vorfeld ein geeignetes Quartier sowie eine landschaftliche Schönheit, die einer echten leibhaftigen Lady würdig wäre.

Das Rennen machte die Familie Herbert. Sie nahm viel Geld in die Hand, um Muckross House und  den dazugehörenden Garten kräftig zu erweitern. Zu viel, wie sich herausstellen sollte. Die Familie übernahm sich finanziell und musste letztendlich das Haus 1897 an die Gläubiger verkaufen.

Ladies View war dann der gesuchte Aussichtspunkt in der Nähe von Muckross House


Muckross House

Garten



Halbinsel Dingle

Die Halbinsel Dingle hält ähnlich wie der Ring of Kerry einige Sehenswürdigkeiten unterschiedlicher Art bereit. 

Grüne Wiesen und Schafe. Jeder weiße Punkt ein Schaf!


Da gibt es etwa einen Sandstrand (Inch Beach): großer, breiter Sandstrand, nur leider kalt und windig – zumindest, als wir dort waren. Nicht sehr einladend.






Einen kurzen Aufenthalt hatten wir bei den 4000 Jahre alten Beehive Huts, deren Bauweise an frühere Bienenstöcke aus Stroh erinnert. Diese Hütten kommen in dieser Gegend relativ häufig vor.




Hier kann's schon mal eng werden!

Große Fuchsienstöcke sieht man hier häufig



Gallarus Oratory ist ein Gebetshaus aus dem 8. Jhdt. Die Steine sind ohne Mörtel aufeinandergeschichtet!



Dingle ist der Hauptort auf der gleichnamigen Halbinsel

Der Delfin "Fungie" hat die Bucht von Dingle zu seiner Heimat erklärt!
Die Einwohner hatten ihn liebgewonnen und ihm ein Denkmal gesetzt.
Nach mehr als 40 Jahren wurde er nicht mehr gesehen, man nimmt an, dass er tot ist.

Fungie ist überall



Gut, dass da Piktogramme dabei sind. Allein von der Bezeichnung her wäre es uns schwer gefallen, die richtige Tür zu wählen!



Einschub Gälisch

Die Irische Sprache (oder Irisch Gälisch oder einfach Gälisch) ist eine alte keltische Sprache, die eng verwandt mit dem Schottisch-Gälisch und dem Manx ist. Sie ist neben dem Englischen Amtssprache in Irland. Sämtliche Ortstafeln, Wegweiser etc. sind zuerst in Gälisch und darunter in Englisch angeschrieben.

Allerdings spricht nur etwa 1% der Bevölkerung diese Sprache im Alltag. Englisch ist die wirkliche Sprache in Irland!



Rock of Cashel

Die lange Fahrt von Tralee nach Dublin wurde durch einen Halt beim Rock of Cashel unterbrochen.

Die Festung diente bereits den altirischen Königen als Sitz, bis St. Patrick sie im 5. Jhdt. zum Bischofssitz ausbaute. Die große Kathedrale folgte aber erst im 13. Jhdt. Im 16. Jhdt. wurde die Anlage anglikanisch, später noch einmal für wenige Jahre katholisch, um danach wieder anglikanisch zu werden. Mitte des 18. Jhdts. wurde die Anlage auf- und dem Verfall preisgegeben.

Von diesen alten Gemäuern stehen also nur noch Ruinen und der Rundturm. Aber selbst diese Ruinen sind noch echt beeindruckend!




Gut erhaltene Kapelle in einem Nebentrakt

An diesem Tag hat es wirklich heftig geregnet

Dublin

Dublin war die nächste und (für die Rundreise) bereits auch letzte Station. Gemeinsam machten wir noch eine kleine Busfahrt durch die Stadt, bevor Stefan uns beim Hotel absetzte. Damit war der offizielle Teil der Reise beendet.

Wie schon erwähnt, war uns das für Dublin aber zu wenig. Nach einer Nacht in diesem Hotel wechselten wir in ein anderes, das näher am Zentrum lag, und blieben dort drei weitere Tage. Die nutzten wir dann für intensiveres Sightseeing!

Guinness

Guinness entkommt man einfach nicht. Nicht in Irland und schon gar nicht in Dublin. Die Brauerei lag genau gegenüber am anderen Flussufer (Liffey) von unserem ersten Hotel in Dublin. Ihr Begründer, Arthur Guinness, bewies Weitblick, indem er 1759 die Brauereigründe für die folgenden 9000 (!) Jahre pachtete!




Einige weitere Straßenszenen:

Das Brazen Head ist das älteste Pub Irlands (gegründet 1198)


In Schottland gibt es farbige Stoffmuster für jeden Clan.
In Irland sind es unterschiedliche Strickmuster!





Weihwasser zum Selber-Zapfen



Von 1714 bis 1830 gab es in England vier Könige namens Georg. In dieser Zeit entstanden zahlreiche Häuser wie dieses; sie heißen deshalb "georgianische Häuser".
Mehrstöckiger Bau: Prachvoller Eingang zum Herrschaftstrakt für Erdgeschoß und darüber ...

... sowie eigener Eingang in den Kellertrakt für das Personal.



St. Patrick Church

Die St. Patrick-Kathedrale ist die größere der beiden großen Kirchen Dublins; sie ist aber nicht der Bischofssitz.

Um 450 hat hier bereits St. Patrick getauft, damals noch in einer kleinen Holzkirche. Die heute sichtbare Kirche entstand dann im 13. Jhdt. Im Zuge der Reformation wurde sie anglikanisch. Einer ihrer berühmtesten Dekane war der als Schriftsteller bekannte Jonathan Swift

Sein Buch über Gullivers Reisen ist eines meiner Lieblingsbücher. Das ist alles andere als ein Kinderbuch, für das es die meisten halten. Ganz im Gegenteil: Das Buch strotzt nur so vor Satire und Komik und aufklärerischen Anspielungen!

In seinem "Bescheidenen Vorschlag, wie man verhindert, dass Kinder der Armen ihren Eltern oder dem Land zur Last fallen" wendet er sich bissig bis zynisch gegen die gerade modern gewordene Bevölkerungs-Ideologie, in der Armut keinen Platz hat. Ziemlich starker Tobak!

Der Besuch dieser Kirche war mir also schon allein deshalb wichtig, weil es dort eine Swift-Ecke gibt.

Die Kirche von außen

Jonathan Swift

Plaketten im Fußboden.
Eine für Jonathan (links, gerade in Reparatur), rechts für Stella, seine heimliche Geliebte (oder Ehefrau – nicht geklärt)


Stammbaum der Familie Boyle

Diese Tür und das Loch darin haben eine besondere Geschichte.
Die Lords Kildare und Ormonde hatten 1492 eine blutige Fehde laufen.
Ormonde und die Seinen hatten sich in die Kirche geflüchtet und die Tür verriegelt. Kildare schlug ein Loch in sie und streckte seinen Arm zur Versöhnung durch. Ormonde nahm an und so konnte die Fehde beendet werden.
Auf diese Episode geht die Redewendung "seinen Arm für etwas riskieren" zurück. Denn ein großes Risiko war es für Kildare allemal: Ormonde hätte ja auch mit einer Axt antworten können.

Originelle Spendenbox für die Orgel!
Wir sind in Dublin, Guinness ist überall!


Christ Church

Nur ein paar Schritte von St. Patrick entfernt befindet sich die zweite große Kirche Dublins. Die Christ Church ist die ältere der beiden, ebenfalls anglikanisch und außerdem Sitz des Bischofs.

Die Kirche von außen

Ein Restaurator arbeitete gerade an einem Tür-Beschlag. Das Holz rundherum hat er mühsam und sorgfältig mit einer Folie abgeklebt.

Hauptschiff

Fußboden. Der äußerste Kranz dieser Rosette zeigt Füchse als Pilger. Füchse – warum auch immer.

Sehr große Krypta

Bei der Restaurierung der Orgel fand man die Mumien einer Katze und einer Ratte.
Die Ratte fiel in eine der großen Orgelpfeifen, die Katze hinterher. Beide kamen sie aus ihrem Gefängnis nicht mehr heraus.

Arbeit inzwischen abgeschlossen, Abdeckfolie entfernt.

Dublinia

Die Dublinia war früher Synodenhalle des Bischofssitzes. Das große "Neben"-Gebäude der Christ Church ist mit einer mächtigen Brücke über die Straße mit der Kirche verbunden. Es beherbergt heute ein Museum mit den Schwerpunkten "Wikinger" und "Dublin im Mittelalter". Die Wikinger suchten ab 820 die Gegend des heutigen Dublins immer wieder heim, bevor sie hier 841 eine eigene Siedlung gründeten.



Links die Dublinia, rechts die Christ Church, in der Mitte die Verbindungsbrücke

Die Dublinia


Die Wikingerschiffe waren klein und ließen nur wenig Platz für persönliche Gegenstände.
Die einfachen Krieger hatten nur eine Kiste mit ihren Habseligkeiten unter ihrer Ruderbank stehen

Die Wohlhabenderen hatten auch eine bessere Ausrüstung, wie etwa ein Kettenhemd


Elegante und teure Schuhe des Mittelalters

Die teuren Schuhe wurden hiermit vor dem Einsinken im Dreck der Straße bewahrt

Die Pest suchte auch Dublin heim

Kopfläuse waren auch damals schon ein Problem


Stimmungsvoller Ausklang des Abends im Pub

Auswanderer-Museum

Der Große Hunger zwang Millionen von Iren zur Auswanderung; die Lage im eigenen Land war hoffnungslos. 

Die Geburtenrate blieb aber auch danach (bis weit ins 20. Jhdt) außergewöhnlich hoch: 5-10 Kinder und darüber waren normal. Gleichzeitig gab es aber kaum Arbeit im Land; viele mussten als Wochenpendler zwischen Irland und England hin- und herfahren. Es war üblich, dass nur zwei Kinder im Land bleiben konnten, die weiteren wanderten aus. Und so ergab sich ein endloser Strom an irischen Auswanderern – hauptsächlich in die USA. Dementsprechend groß ist dort die irische Community.

Das EPIC-Museum widmet sich dieser Thematik. Hier geht es also von den Ursachen über die Reise selbst, die Aufnahme in der neuen Gesellschaft bis zu den berühmten Abkömmlingen.

Gegenüber dem Museum gibt es noch ein paar Skulpturen zum Thema Hunger

Lässt einen nicht kalt

Eingang zum Museum

Hunderte Fragen bei der Einwanderung

Erzählungen, wie die Lage und Stimmung in den Aufnahmegesellschaften waren

Einer der wesentlichsten Gründe zur Auswanderung: Der Große Hunger

Die Iren haben auch ihren Nationalsport Hurling mit in die neue Heimat gebracht

Unter den Auswanderern waren auch allerlei Abenteurer, Schurken und Kriminelle.
Hier wird etwa an Anne Cormac erinnert, die als Mann verkleidet Schiffe plünderte.



O'Connell Street

Die O'Connell Street ist die Haupt- und Prachtstraße in Dublin. Sie ist nach Daniel O'Connell benannt – dem Befreier. Er gründete eine Gesellschaft, deren Mitglieder nur einen Mini-Beitrag von einem Penny einzahlten. Damit erreichte er aber auch ärmere Schichten und somit die Massen.

Neben Armenfürsorge wurde aus diesen Mitgliedsbeiträgen ein Wahlkampf finanziert, der ihn und weitere Mitstreiter ins britische Unterhaus brachte. Er wollte das Mandat aber nicht annehmen, da er für diesen Sitz als Katholik einen Eid auf den englischen König als Oberhaupt der anglikanischen Kirche hätte leisten müssen. Um Unruhen zu vermeiden, wurde extra deswegen dieser Supremats-Eid abgeschafft, und O'Connell war drin! Damit verbunden waren aber auch noch weitere Erleichterungen, sodass die Katholiken schön langsam die gleichen Rechte bekamen wie die Anglikaner.

Bis auf den Zehnten, den die irischen Bauern immer noch an ihre anglikanischen Bischöfe abliefern mussten; der blieb noch.

Irland war durch die Unionsakte seit 1800 Teil des Vereinigten Königreiches. Um aus dieser Union herauszukommen, organisierte er Massenaufmärsche, um Druck zu machen. Als es im Oktober 1843 wieder einmal soweit war, untersagte der britische Premier diesen allerdings, worauf der streng auf Gesetzlichkeit achtende O'Connell diese Versammlung absagte. Er wollte keinen revolutionären Umsturz und nahm sich so selbst aus dem Spiel.

Eine jüngere Generation nahm den Kampf später wieder auf; sie schreckte vor Gewalt dann nicht mehr zurück.

Denkmal für Daniel O'Connell am Südende der Straße, die nach ihm benannt ist

The Spire ist eine 120 m hohe Aluminiumnadel, die an der Spitze nur 15 cm Durchmesser hat.
An ihrer Stelle (mitten auf der O'Connell Street) stand bis 1966 ein Denkmal für Lord Nelson, das die IRA sprengte.

Die Hauptpost (General Post Office, GPO) wurde im Osteraufstand 1916 von irischen Separatisten besetzt. Die Ausrufung einer Irischen Republik scheiterte damals allerdings noch.
In die Planung dieses Aufstandes war auch Roger Casement involviert, der uns weiter oben schon begegnet ist.

Einschüsse von damals sind heute noch zu sehen

Etwas abseits der O'Connell: Das Denkmal für den irischen Nationaldichter James Joyce (Ulysses, Finnegans Wake,...)


Oscar Wilde und St. Stephen's Green

Wir hatten noch ein wenig Zeit bis zum Höhepunkt des Tages. Also flanierten wir noch gemütlich zum Denkmal von Oscar Wilde und weiter zum Park St. Stephen's Green.


Samuel Becket Bridge. Unverkennbar die Handschrift von Santiago Calatrava
Der schräge Zylinder links im Bild ist das New Convention Center

Oscar Wilde. Seine zweijährige Haft, verbunden mit harter Arbeit, ruinierte seine Gesundheit. Er verstarb verarmt in Paris mit nur 46 Jahren. Das alles bloß wegen "homosexueller Unzucht".
Bekannteste Werke: Das Gespenst von Canterville, Das Bildnis des Dorian Gray, Lady Windermeres Fächer

In diesem Haus wurde Arthur Wellesley, der 1. Duke of Wellington, geboren.
Zusammen mit dem deutschen General Blücher schlug er Napoleon 1815 bei Waterloo vernichtend.


Noch einmal ein Haus aus georgianischer Zeit


St. Stephen's Green


Book of Kells und Long Room

Der Andrang zum Book of Kells ist derart groß, dass man Eintrittskarten nur für ein bestimmtes Zeitintervall bekommt. In unserem Fall war das am späten Nachmittag – der oben erwähnte Höhepunkt des Tages.

Das Buch ist im 8. oder 9. Jhdt. entstanden und ist ein Prachtexemplar von einem handgemalten Buch. Inhalt sind die vier Evangelien. Aber vor allem sind es die Initialen und Verzierungen mit alten keltischen Mustern, die dieses Buch ausmachen.



Das Book of Kells. Fotografieren verboten – eigentlich.

Einige Seiten aus dem Book of Kells





Im Obergeschoß des gleichen Gebäudes (Bibliothek des Trinity Colleges) befindet sich die Bibliothek "Long Room" 

Das Foto macht sofort klar, warum der Raum "Long Room" heißt.

Keltische Harfe mit charakteristischer, gebogener Säule.
Sie durfte als Logo von Guinness verwendet werden unter der Auflage, dass sie dort nur seitenverkehrt dargestellt wird.
Ähh, was ist denn nun die "richtige" Seite? Scherzkekse.


Proklamation der Irischen Republik nach dem Osteraufstand 1916 (s. oben).
Noch war es nicht soweit, das war es erst 1923.

Vor den Regalen sind zahlreiche Büsten aufgestellt.
Hier William Shakespeare

Eine der wenigen Frauen: Die Mathematikerin Ada Lovelace.
Sie programmierte bereits Computer, als es die noch gar nicht gab!

* * * * * * *

Das war er also, unser Besuch der Grünen Insel! Sehr viel Landschaft, sehr viel Geschichte, (leider) nur wenige Steine, dafür umso mehr Regen, und vor allem – sehr viele nette, fröhliche Leute kennen gelernt. 

Unvergessen der ältere Herr, der in einem Pub seinen Geburtstag feierte, zu unserem Tisch kam, uns alle per Handschlag begrüßte und uns willkommen hieß! Überhaupt die tolle Stimmung in den Pubs bei Live-Musik, die alle mitreißt. Allein das schon macht eine Reise nach Irland wert!

Zum Schluss noch eine Empfehlung:

Als Vorbereitung zu dieser Reise hatten wir uns alle das "Irische Tagebuch" von Heinrich Böll besorgt. Zwar schon in den 1950ern entstanden, bietet es aber doch eine unterhaltsame Einstimmung auf Land und Leute. Natürlich gibt es heute die darin beschriebene krasse Armut nicht mehr; auch muss man nicht mehr an Sonntagen in den Nachbarort radeln, um an Whiskey zu kommen. Aber doch: Heinrich Böll trifft den richtigen Ton! Wir können dieses Buch nur jedem angehenden Irland-Reisenden ans Herz legen!


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