Montag, 19. Oktober 2020

Wochenende in Kärnten

 Corona hat leider wieder einmal alles durcheinander gewirbelt.

Eigentlich hatten wir unser Quartier in Kärnten gebucht, weil wir dort zu einer Hochzeit eingeladen waren. Aber leider musste die bereits zum zweiten Mal verschoben werden. Wir haben unser Zimmer aber nicht abbestellt, sondern sind trotzdem gefahren.

Hochzeit gab's also keine, dafür haben wir das schöne Wetter genutzt und haben ein paar Ausflugsziele angesteuert:

  • Auf der Fahrt zu unserem Hotel besuchten wir die Burgbaustelle Friesach. Dort waren wir vor acht Jahren bereits einmal; wir wollten sehen, wie weit die Baustelle inzwischen fortgeschritten ist.
  • Nachdem die Gondelbahn auf das Goldeck bereits in den Herbstferien war, suchten wir eine Alternative. Nach kurzer Suche entschieden wir uns für einen Besuch des Speicherkraftwerkes im Maltatal.
  • Am späten Nachmittag blieb noch Zeit für einen wirklich kurzen Rundgang durch Spittal an der Drau.
  • Und auf der Fahrt nach Hause schauten wir in Bleiburg (Pliberk) vorbei. Dort läuft derzeit noch eine Ausstellung "Deix trifft Berg" im dortigen Werner Berg-Museum

Und zum Schluss sind wir noch ein Reiseziel in der Nähe angefahren, das wir aber erst beim nächsten Mal wirklich besuchen werden – wenn dann die Hochzeit wirklich stattfindet!

 


 


Burgbaustelle Friesach

Vor acht Jahren waren wir bereits einmal dort; ich hab damals ausführlich davon berichtet. Auch wenn dort nach alten Methoden gebaut wird, so bringt man in acht Jahren doch Einiges weiter – wie wir gleich an den Fotos sehen werden. Die Baustelle selbst kann nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden; es war also klar, dass wir dort das eine oder andere hören werden, das wir schon kennen. Aber wichtiger war in diesem Fall der Baufortschritt.


Steinmetz bei der Arbeit. An dieser Behaustelle werden die Steine nur grob zurecht gehauen.

Bereits behauene Steine

Im authentischen (eingezäunten) Gebiet sind solche Fuhrwerke für den Transport im Einsatz

Schmiede ...

... und deren Erzeugnisse

Zu Beginn mussten einmal Tausende Nägel geschmiedet werden, weil die überall an der Baustelle benötigt werden.
Hier sieht man Steinmetz-Meißel und Klampfen für die Zimmerer

Würfel. Kantenlänge ca. 20mm

Behaustelle für Holzbalken.

Die Axt ist groß und schwer, und vor allem sehr scharf. Daher die Beinschienen (aus eigener Erzeugung).

Sehr beeindruckend, wie genau der Balken gearbeitet ist!

Es dauert ca. zwei Tage, bis aus einem runden Stamm so ein Balken gehauen ist.

Diverse Verbinder

Auch die Wasserversorgung musste erst aufgebaut werden. Hier ein Lager für selbstgeschlagene Wasserrinnen.

Unser Führer durch die Tour zeigt uns Werkzeuge der Zimmerei.
Einmal ein Bohrer ...

... Dann ein Werkzeug, um Schindeln abzuspalten ...

... und eine "Wasserwaage" ohne Wasser.
Wenn der Balken genau horizontal liegt, ...

... dann steht das Lot genau über einer Markierung.

An dieser Behaustelle müssen die Steine sehr genau nach Maß bearbeitet werden.


Jeder Steinmetz hat ein eigenes Zeichen, das er in jeden seiner Steine einschlägt.
Damit ist gleich ersichtlich, wer den Stein behauen hat. Diese Info ist wichtig für die Qualitätskontrolle und die Bezahlung.

Die Weidenflechterei musste eingestellt werden, weil sich niemand mehr findet, der sie betreiben könnte.

In der Nähe gibt es eine gefasste Quelle, deren Wasser überall auf der Baustelle verteilt wird.

Die Rinnen und Tröge sind selbstverständlich selbst hergestellt.


Wir sind jetzt bereits ein paar Meter nach oben gewandert und nähern uns dem Kern der ganzen Baustelle – dem Bergfried.

Blick von oben auf Holzlager und Schmiede.


Der Bergfried: Von null auf 13 Meter Höhe in acht Jahren.
Auch hier wieder: Alles selbst hergestellt. Vom Kran bis zum Sicherungsgeländer.

Da die Gruppe nur aus uns beiden bestand, durften wir sogar auf den Bergfried hinauf- und in ihn hineingehen!

Eingang

Saubere Zimmermannsarbeit. Holznägel aus eigener Erzeugung!

Innenraum des Bergfrieds. Die Deckenträger sind bereits montiert, der Boden selbst ist noch nicht endgültig.

Kamin ist schon vorbereitet

Wenn man diese Treppe hinaufgeht, ...

... erreicht man die Ebene, auf der gerade gebaut wird.

Diese neumodische Gewindestange ist wohl ein Zugeständnis an die heutigen Sicherheitsvorschriften.

Eingangstür, diesmal von innen.

Steinmetzzeichen

Im Zuge des Abstiegs vom Bergfried ...

... kamen wir noch bei der Kalkbrennerei vorbei.
Zum Kalkbrennen ist jede Menge Holz notwendig.

In diesem Ofen wird aus Kalksteinen ein Iglu-artiger Hügel aufgeschichtet und mit Erde abgedeckt, ...

... der dann von innen befeuert wird. Nach einigen Tagen des Brennens folgt eine Phase der Abkühlung, während der die Steine zu gebranntem Kalk zerbröseln.

In dieser Hütte wird der gebrannte Kalk dann gelagert. Möglichst trocken, damit er zum Mauern verwendbar bleibt.

Friesach hat bereits eine Burg: Petersberg.

In der Kassenhalle.

Es war sehr spannend zu sehen, was in den letzten acht Jahres alles geschehen ist. Nach den mühsamen Jahren des Aufbaus der Infrastruktur (Rodungen, Gebäude, Schmiede, Zimmerei etc.) sieht man jetzt bereits sehr deutliches Wachstum an der Burg selbst.

Ich bin sicher, wir werden in ein paar Jahren wieder einmal vorbeischauen!

* * *


Blick aus unserem Hotelfenster in Lieserhofen






Malta-Stausee und Spittal an der Drau

Malta-Stausee

Laut Wettervorschau würde der Freitag der schönste der drei Tage werden. Wir haben daher kurzfristig im Hotel angerufen, ob wir auch einen Tag früher kommen können, damit wir eben jenen schönsten Tag für einen ganztägigen Ausflug optimal nutzen können. Nein, in Coronazeiten wäre das kein Problem, und so hatten wir wirklich einen schönen sonnigen Tag für uns. Die gleich folgenden Postkartenfotos werden das zeigen!
 
Plan A sah vor, dass wir mit der Gondelbahn auf den Hausberg Spittals an der Drau rauffahren werden, dort ein wenig wandern und die Aussicht genießen würden und anschließend noch ein wenig Zeit in Spittal selbst verbringen würden.
 
Die Gondelbahn auf das Goldeck war aber bereits in der Herbstpause und würde erst im Dezember ihren Winterbetrieb wieder aufnehmen.
 
Also Zeit für Plan B. Nach kurzer Durchsicht der Ausflugsziele in der Nähe entschieden wir uns für das Maltatal, die Kölnbreinsperre und den dahinter liegenden Stausee. 
 
Eine gute Entscheidung! Das Wetter oben war traumhaft schön, sonnig, und überhaupt nicht kalt!
 
Nach einer kurzen Orientierung im Inforaum des Verbundes gingen wir zunächst auf die Staumauer (die Kölnbreinsperre), stiegen zum Airwalk hinunter und gingen anschließend den Weg entlang des Stausees nach hinten. 

Nein, hier gibt es keine Kreuzritter, soviel ich weiß.

Von Gmünd fährt man eine ganze Weile relativ flach in das Maltatal hinein ...

... Bevor es auf der Mautstraße steil wird.
Der Speicher Galgenbichl fasst einerseits das Wasser, das von der oberhalb liegenden Kölnbreinsperre kommt, als auch das von seitlich einfließenden Bächen.

Die Mauer der Kölnbreinsperre ist etwa 200m hoch.
In der Mitte kann man an der Oberkante der Mauer den Airwalk erkennen.

Hotel und Aussichtsterrasse (oben), darunter ein kleiner Inforaum zum Kraftwerk.

Übersichtskarte im Inforaum


Die Staumauer, dahinter der See

Der Airwalk in luftigen 200m Höhe

Blick durch das Trittgitter nach unten

Wer das Trittgitter nicht verträgt, für den gibt es ja auch noch den Glasboden (rechts unten)

Blick entlang der Mauer zum Hotel

Der Galgenbichlsee unten ...

... die Staumauer (rechts vorne), dahinter der Stausee

Wir auf der Mauer


Blick nach hinten

Kurze Rast beim Kölnbreinstüberl

Frischer können die Fische kaum sein.


Stellenweise recht brüchige Felswände.
Teilweise wurde das lockere Material abgesprengt und beseitigt.

Eine Steinmauer soll wohl das Material daran hindern, direkt in den Stausee zu rollen.

Teilweise bleibt das Material locker dort liegen.

Wir sind jetzt schon ein ganzes Stück vom Hotel entfernt (Mitte links)

Mini-Mini-Schneerest

Deutlich erkennbare Spalten im Gestein

Man geht nur ein paar Meter weiter, um eine Kurve, und schon sieht das umliegende Panorama komplett anders aus!

Hier führt der Weg direkt die Felswand entlang. Die Wand ist daher mit Ankern gesichert.

Der Steinbruch von vorhin aus der Entfernung


Entlang des Weges gibt es auch eine Gedenkstätte für die Toten und Verletzten, die der Bau gekostet hat.

Die Stätte wurde unmittelbar vor uns winterfest gemacht, sodass wir leider nicht mehr hinein konnten.

Sieht aus wie eine einladende Badebucht! Bestimmt sehr erfrischend!


Wir sind jetzt schon so weit hinten, dass man das Hotel und die Staumauer nicht mehr sieht, dafür aber schon das andere Ende des Stausees.


An genau dieser Stelle war dann auch unser Wendepunkt. Wir mussten ja wieder zurück, wollten stressfrei noch  eine kleine Pause einlegen und anschließend noch nach Spittal fahren.


Spittal an der Drau

Es war inzwischen nach 17 Uhr, uns war also klar, dass sich nur noch ein kleiner Rundgang durch Spittal an der Drau ausgehen würde.

Wir parkten am Neuen Platz, also mitten in der Stadt. Der Platz ist von ein paar sehr markanten Häusern umgeben, vor allem aber sieht man schon das Schloss Porcia, das den Bereich Neuer Platz / Hauptplatz völlig dominiert und eben zum Hauptplatz weiterführt. Wir sind den Hauptlatz, den man nicht so sehr als Platz sondern mehr als Straße empfindet, entlang gegangen bis zum Stadttor, von dem es nur noch ein paar Schritte runter bis zur Lieser sind. Wir sind beim Tor rechts abgebogen, bis zur Pfarrkirche und wieder zurück zum Hauptplatz gegangen. Von dort am Rathaus und einigen sehr schönen Villen vorbei wieder zurück zum Neuen Platz.

Wenn wir dann wieder in der Nähe sind, müssen wir uns mehr Zeit für das Schloss Porcia nehmen. Italienische Renaissance mitten in den Alpen!


Alte Weinstube auf dem Neuen Platz

Raiffeisen Bank auf dem Neuen Platz


Pranger aus dem 16.Jhdt vor dem Schloss Porcia

Eingangsbereich

Eingang

Links vom Eingang: Erinnerung an die Zeit, als Südost-Kärnten und sogar Klagenfurt von SHS-Truppen besetzt waren (dazu später mehr).



Innenhof mit umlaufenden Arkadengängen

Toller Stiegenaufgang.
Mit einem entscheidenden Nachteil: Wenn man in die oberste Etage möchte, muss man einmal um den Arkadenhof laufen!





Durch den Handlauf lässt sich das Tor nicht mehr ganz schließen.
Ob das so gewollt war?



Stadttor am Ende des Hauptplatzes. Der Weg führt weiter bis zur Lieser.

Haus mit teils echten ...

... teil nur aufgemalten Fenstergiebeln


Am Platz vor der Pfarrkirche probt der Kameradschaftsbund schon sein "Ich hatt' einen Kameraden" für den nächsten Tag, den 10. Oktober (dazu später mehr).

Rathaus


Und wieder zurück am Neuen Platz



Bleiburg (Pliberk)


Samstag, 10. Oktober. Das ist in Kärnten nicht irgendein Tag, sondern es ist der Feiertag des Landes Kärnten. Am 10. Oktober 1920 (also noch dazu vor genau hundert Jahren) fand in Südost-Kärnten eine wichtige Volksabstimmung von historischer Bedeutung statt.

In den Wirren nach dem Ersten Weltkrieg besetzten Truppen des neu entstandenen SHS-Staates (vulgo Jugoslawien) dieses oben erwähnte Gebiet und stießen sogar bis Klagenfurt vor. In dieser Zeit mussten sogar das Landesparlament und die Landesregierung kurzfristig nach Spittal an der Drau ins Schloss Porcia verlegt werden.

Gedenktafel links vom Eingang zum Schloss Porcia

Die Siegermächte in Paris setzten letzlich eine Volksabstimmung an, in der entschieden werden sollte, ob das umstrittene und umkämpfte Gebiet (Kärntner Abwehrkampf) zu Kärnten und somit Österreich kommen sollte, oder ob es dem SHS-Staat zugeteilt werden sollte. In dieser Abstimmung am 10. Oktober 1920 entschieden sich  dann 59% der Wahlberechtigten, dass dieser Teil zu Kärnten kommen sollte. Aufgrund der Bevölkerungsverteilung konnte diese große Mehrheit nur zustande kommen, weil auch viele Slowenen für Kärnten gestimmt hatten!

Wenn  man jetzt noch die Zahlenspielerei von 10. Oktober und 10 + 10 = 20 dazunimmt, ist das also wirklich ein ganz besonderer Tag. Sehr beliebt für Feierlichkeiten, insbesondere Hochzeiten, sowohl mit Chancen (merk ich mir auf ewige Zeiten) als auch Gefahren verbunden. Also Vorsicht, Männer: Die Ausrede "Au weia, ich hab den Hochzeitstag vergessen" nimmt euch in späteren Jahren in diesem speziellen Fall definitiv niemand ab! Die Hochzeit, deretwegen wir eigentlich da waren, hätte ebenfalls am 10.10. stattfinden sollen. Corona hat leider anders entschieden.

Bleiburg liegt mitten in diesem Abstimmungsgebiet, also hat der Tag hier vielleicht noch einmal einen Tick mehr Bedeutung.

Am 10. Oktober-Platz ...

... sammelt sich gerade eine Hochzeitsgesellschaft zu einem Gruppenfoto

Der ganze 10. Oktober-Platz ist natürlich festlich beflaggt


Man konnte es auf den Fotos schon sehen: Überall in Bleiburg sind Riesenplakate mit Figuren von Manfred Deix und Werner Berg zu sehen. Grund ist die Ausstellung "Deix trifft Berg", die gerade im Bleiburger Werner Berg-Museum zu sehen ist. Beide nahmen sie Land und Leute auf ihre Weise aufs Korn, die aber immer wieder Ähnlichkeiten aufweisen. Werner Berg ließ sich 1930 im Kärntner Unterland nieder, während St. Pölten und Böheimkirchen die Zentren von Manfred Deix waren. 1968 wurde in Bleiburg ein leer stehendes Haus umgebaut auf eine Ausstellungsstätte für Werner Berg, während Manfred Deix im Karikaturen Museum Krems seine Dauerausstellung hat.









Das Museum nahm die Corona-Regeln sehr ernst. Ampelsystem


Direkte Begegnungen auf der Treppe vermeiden. Im Museum war Maskenpflicht.

Pinkler bei Werner Berg ...

... und Manfred Deix

Die Kirche war in den 1930er- und 1940er-Jahren natürlich ein großes Thema.
"Junger Geistlicher und Mädchen"

Kommunion (1960)

Slowenischer Bauer (1932)

Sänger (1934)

Sex im Alter bei Werner Berg ...

... und Manfred Deix

Prediger (1953)

Würstel mit Senf

Auf dem Dreikönigsmarkt (1962). Der Holzschnitt ...

... und dessen Abdruck

Schneemann bei Deix und Berg

Ausstellungsraum im Dachgeschoß


Wir hatten also drei sehr schöne Tage in Kärnten. Hochzeit gab's zwar keine, aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben. Termin gibt es noch keinen neuen, nur eins steht fest: Nach dem ganzen Coronatrubel!

Am frühen Nachmittag machten wir uns auf den Heimweg. Allerdings: Einen kleinen Abstecher machten wir noch.


Wir waren aber nicht drinnen. Das ist ein Ausflugsziel fürs nächste Mal!


2 Kommentare:

  1. Hat`s also doch Hochzeiten gegeben am 10.10..... waren DaWe und GeWe wohl zu voreilig mit Verschiebung auf unbestimmte Zeit :-)
    Grüße HaWe

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    1. Die Hochzeit in Bleiburg schien recht klein zu sein.
      Ich glaube, dass DaWe und GeWe richtig entschieden haben: Eine so große Gesellschaft wäre unverantwortlich gewesen (war ja doch schon Oktober und die Zahlen stiegen schon).
      Ist nur ewig schade um diesen Termin: 10.10.2020 kommt nie wieder ...

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