Letzten Donnerstag und Freitag hatten wir wieder einen Kurzurlaub.
Die Reise führte uns diesmal zunächst nach Mistelbach, wo derzeit im MAMUZ eine Maya-Ausstellung zu sehen ist. Am nächsten Tag wollten wir dann nach Hadersdorf am Kamp, wo es ein Ausstellungshaus von und für Daniel Spoerri gibt. Und weil das für einen Tag doch etwas zuviel wäre, nahmen wir Quartier in Mautern an der Donau.
Aber fangen wir einmal mit Mistelbach an!
Maya-Ausstellung in Mistelbach
Von der
Maya-Ausstellung im
MAMUZ-Museum in Mistelbach war in den Medien in letzter Zeit einiges zu lesen. Mich selbst fasziniert dieses Thema ebenfalls (irgendwann muss ich nach Mexiko), und außerdem ist der Eintritt in das Museum in der NÖ-Card inbegriffen. Also: Nix wie hin!
Das Museum hat keinen eigenen Parkplatz, sondern die Besucher stellen ihre Autos in der Straße ab. Ein besonderer Zufall führte uns dabei zu einem Heurigen, der gerade ausgesteckt hat. Aber nicht mit einem Buschen aus Nadelreisig, wie bei uns, sondern mit einem Bündel Hobelspänen! Bei unserem Besuch im
Museumsdorf Niedersulz rätselten wir noch über das Zeichen beim alten Wirtshaus, aber inzwischen hat sich das eben geklärt.
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Nach Auskunft des Museums Niedersulz stellt dieses Zeichen beim Wirtshaus ein Bündel Hobelspäne dar. Sie gelten als Zeichen, dass ein Heuriger gerade ausgesteckt hat. |
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Stimmt! |
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Eingangsbereich |
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Eingang zur Ausstellung |
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Begrüßungs-Stele |
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Geschichtlicher Überblick über Aufstieg und Fall der Mayas;
eingebettet in den historischen Kontext Europas.
Die Ausstellung ist konsequent zweisprachig, allerdings nicht englisch sondern tschechisch. |
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Erinnert sich noch jemand an den Weltuntergang am 21. Dezember 2012?
Ein gefundenes Fressen für Qualitätsmedien. Monate davor waren sie voll davon, zahlreiche Esoteriker verfielen in Panik. |
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Das Siedlungsgebiet der Mayas liegt in den heutigen Staaten Mexiko, Belize, Honduras und Guatemala |
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Diese Karte zeigt die Maya-Sprachen, die heute noch gesprochen werden.
Fast identisch mit der oberen Karte! |
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Die Siedlungen waren eher aufgelockert: Häuser und Landwirtschaft in unmittelbarer Nähe. |
An der Ausstellung hab ich leider ein paar Punkte zu bemeckern.
Erstens die schummrige Beleuchtung. Absolut unnotwendig, erschwert nur das Fotografieren und vor allem das Lesen der Beschreibungen.
Womit ich schon (zweitens) bei den Beschriftungen bin. Es gibt leider nur wenige (größere) Objekte, die ausführlich beschrieben sind. Die allermeisten kleinen Objekte in den Vitrinen sind mit "No-Na"-Texten versehen. Hier hätte ich mir wesentlich mehr Mühe gewünscht!
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Eine dieser "No-Na"-Beschriftungen: "Weibliche Figuren". Ja, das seh ich selbst auch.
Alter und Fundort sind ja noch angegeben. Und, weiter? Wo gefunden: Haus oder Tempel oder Kaserne oder Grab oder ...? Zweck? |
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Kultische Beile |
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Sieht aus wie eine versteinerte Zigarre im Aschenbecher. Ist aber ein Mörser. |
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Weihrauchgefäß sowie einfaches Papier aus Baumrinde |
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Weihrauchgefäß |
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Bemalter Dreifuß-Teller ... |
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... leider wieder nur sehr unzureichend beschrieben. |
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Diese Stele B aus Machaquila ... |
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... ist wiederum sehr gut und ausführlich beschrieben. |
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Ebenso diese Treppenplatte.
Sie zeigt einen gefesselten Gefangenen. In Form dieser Treppenplatte ist er nicht mehr als ein Fußabstreifer. Aber genau diese Botschaft soll ja transportiert werden. |
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Dieser Gefangene ist auch nicht irgendwer, sondern Kawila Chana, König von Tikal! |
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Zahlen und Kalender.
Die Mayas verwendeten ein Zwanzigersystem (also Ziffern von 0 bis 19). Größere Zahlen als 19 wurden in einem Stellenwertsystem geschrieben wie bei uns. Sehr modern! |
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Die Maya hatten mehrere Kalender; der für das praktische Leben (Haab) hatte 18 Monate zu je 20 Tagen, sowie einen 19. Monat mit nur 5 Tagen. Macht in Summe 365. |
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Die Hieroglyphen können auch mehrteilig sein |
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Das Ballspiel war anscheinend sehr wichtig und populär.
Der Ball aus Kautschuk war sehr schwer und wurde nur mit Händen, Hüften und Beinen gespielt. |
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In der Mitte der schwere Ball aus Kautschuk.
Der rechte Spieler beschwert sich offenbar gerade über den Schiedsrichter. |
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Es ist auch ein echter Ball ausgestellt. Durchmesser etwa 20 cm, roher Kautschuk, daher etwas klebrig; sehr schwer. |
Die Mayas hatten für ihr Weltbild etwa 800 Götter parat. Einer der wichtigsten war der Maisgott, der jedes Jahr für reichen Ertrag an Mais zu sorgen hatte.
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Maisgott |
Ein recht gut erhaltener Fries wird in der Ausstellung ausführlich erklärt. Der erste Abschnitt befasst sich eben mit dem Maisgott.
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Der Maisgott mit Ehefrauen und Assistenten. |
Eine Frühform des Maisgottes, der göttliche Held Jun Ajaw ist auf diesem Fries zu sehen, wie er drei Opfer bringt, um für reiche Ernte zu sorgen. In allen drei Szenen bringt er auch ein Selbstopfer, indem er seine Genitalien mit einem rituellen Messer durchbohrt. Er wird jedesmal von einem mystischen Vogel beobachtet, der in einem Baum in der Nähe sitzt.
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Der Maisgott steht auf dem Wasser und durchbohrt sich selbst (links) und opfert einen Fisch (Mitte). Rechts der Vogel und der Baum. |
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Diesmal steht der Maisgott auf dem Boden und opfert einen Hirschen. |
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Hier schwebt er in der Luft und opfert einen Truthahn (nur schwer zu erkennen). Der Baum mit dem Vogel ist verloren gegangen. |
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Ein weiterer Teil des Frieses zeigt die Inthronisierung eines Maya-Herrschers. Hier wird ihm gerade eine Art Krone überreicht. |
Ein eigener Bereich befasst sich mit den Nachfahren der Mayas. Hier gibt es leider nur wenige reale Objekte, sondern hauptsächlich Fotos zu sehen.
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Sinnspruch von Rigoberta Menchú.
Leider kein Hinweis zu sehen, dass sie 1992 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. |
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Weberei |
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Einige Mayas der heutigen Zeit |
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Mir ist es bei diesen Klappen genauso gegangen. |
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Da hat sich keiner was gedacht dabei. Ärgerlich. |
Die Ausstellung ist recht interessant, meiner Meinung nach hätte man aber noch wesentlich mehr daraus machen können. Mein Urteil darüber ist also eher durchwachsen.
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Dem MAMUZ angeschlossen befindet sich das Museum für die Werke von
Hermann Nitsch. Naja, ist nicht gerade Meins. Das einzige, wofür ich ihn wirklich bewundere, ist sein Marketing-Geschick: Das muss ihm erst einmal einer nachmachen.
Nach einer Minute waren wir auch schon wieder draußen.
Nikolaihof in Mautern
Wir fuhren nach dem Besuch der Maya-Ausstellung nach
Mautern; dort hatten wir im "
ad vineas" Quartier, das zum historischen Weingut "
Nikolaihof" gehört.
Mautern und Nikolaihof deshalb, weil wir am nächsten Tag nach Hadersdorf am Kamp fahren und gleichzeitig ein wenig das schöne Wetter genießen wollten – am besten am Wasser. Ist ja schließlich Urlaub.
Das Wetter hat mitgespielt (es war der Beginn einer Hitzeperiode), sodass unser Plan wunderbar aufging!
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Der Schwimmteich war nach der Regenperiode etwas erfrischend, aber sehr angenehm. |
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Neben dem Teich gibt es einen frei im Garten stehenden Saunablock |
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Ruheraum mit tollem Ausblick! |
Zum Abendessen gingen wir nur ein paar Schritte bis zum Nikolaihof. Dieses Weingut gilt als eines der ältesten in Österreich und lässt sich etwa 2000 Jahre zurückverfolgen. Begonnen hat er eben als Weingut, zwischenzeitlich war er eine Klosteranlage, 1803 wurde es säkularisiert und seit 1894 ist er in Privatbesitz der Familie Saahs. Mehr Details gibt es auf der
Geschichtsseite des Nikolaihofes bzw. auf den Wikipedia-Seiten zum
Chorherrenstift St. Nikola bzw. zum
Nikolaihof selbst.
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Eingang zum Nikolaihof |
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Der Gastgarten (geschätzt 20x20 m) wird von einem einzigen Baum, der Kaiserlinde, beschattet.
Die Linde wurde 1908 anlässlich des 60. Thronjubiläums von Kaiser Franz Joseph gepflanzt. |
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Dieses alte Ziffernblatt ... |
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... könnte von der gegenüberliegenden Agapitus-Kapelle stammen.
Agapitius ist heute noch der Hausheilige des Benediktiner-Stiftes Kremsmünster, dem diese Anlage vor den Augustinerchorherren von St. Nikola gehört hatte. |
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Zur Abwechslung wieder ein wenig Food Porn.
Leberpasteten. |
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Mohnudeln mit Zwetschkenröster |
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Die Kaiserlinde bei Nacht |
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Der Ruheraum im Garten von ad vineas bei Nacht |
Spoerri-Haus in Hadersdorf
Gundi ist ja dem ORF-Aufruf gefolgt, Kunstwerke nachzustellen, und hat im Zuge dessen "Hahns Abendmahl" von Daniel Spoerri nachgebildet (
ich hab davon vor Kurzem berichtet).
Daniel Spoerri hat 2009 in
Hadersdorf am Kamp zwei Häuser erworben. Das ehemalige Kino ist heute das "Esslokal", das ehemalige Kloster beherbergt heute eine Dauerausstellung mit seinen Werken.
Beide Häuser liegen am beinahe kreisunden Hauptplatz von Hadersdorf. Bevor wir die Ausstellung besuchten, machten wir noch eine Runde um eben diesen Platz.
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Rechts das Wappen von Hadersdorf, das zwei hadernde (streitende) Landsknechte zeigt.
Der Name des Ortes leitet sich aber nicht vom Hader ab, sondern von den ehemaligen Besitzern, den "Haderichen".
Kaiser Maximilian I. wusste das allerdings nicht und hat 1514 den Hadersdorfern dieses Wappen verpasst. |
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Pfarrkirche mit Karner |
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Park & Pray vor der Kirche |
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Am Hauptplatz gibt es mehrere schön erhaltene Bürgerhäuser zu sehen |
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Sgraffitohaus |
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Das ehemalige Kino ist jetzt das "Esslokal" |
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Gegenüber dem Spoerri-Haus steht die Spoerri-Skulptur "Die Haderer" |
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Ratsherrenhaus ... |
Im
Ausstellungshaus Spoerri werden hauptsächlich eigene Werke des Künstlers gezeigt. Dazwischen gibt es aber immer wieder Stücke von anderen Künstlerinnen und Künstlern zu sehen; sie sind aber allesamt im Geiste Spoerris gestaltet und kaum von seinen eigenen zu unterscheiden.
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Porträt des Künstlers |
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Kurzbiografie |
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Infotafel zur Brotkunst |
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Mit diesen Brot-Objekten wendet er sich gegen die Verschwendung von Brot, die er in Paris erlebt hat. |
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Laura Nitsche: Einkaufszettel (und dessen Ergebnis) |
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Große Abendtafel, später eingegraben ... |
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... 20 Jahre später "fanden" Archäologen diese Tafel wieder |
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Weiß beginnt, Schwarz ...? Wo ist das Schwarz? |
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Mit der Landwirtschaft erstarkte das Patriachat. Der Pflug als Zeichen der Macht. |
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Innenhof mit einem der Haderer |
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Blick in den Garten |
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Baum ... |
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Hierzu fallen mir "Die Stühle" von Eugene Ionesco ein |
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Margarine-Skulptur von Sonja Alhäuser in einer Kühlvitrine im Keller des Hauses |
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Absurde Sprüche, gestickt, im Stil eines Erpresserbriefes. |
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Ei |
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Interessant ist der Boden, den es im ganzen Haus zu sehen gibt.
Zunächst dachten wir, das wären alte Steinplatten, überzogen mit einer Kunststoffschicht. |
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Tatsächlich ist es aber der nackte, saugfähige Betonboden, auf den die Fugen und Strukturen mit Farbe aufgebracht wurden.
Überzogen ist das Ganze dann wirklich mit einer Kunststoff-Masse. |
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Sammlung von Koprolithen (gehört auch irgendwie zum Thema "Essen" dazu). |
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Kuckuck! |
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Wir ließen dann den Tag mit einem späten Mittagessen im
Loibnerhof (Knoll) ausklingen.
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Loibnerhof |
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Eingang zum Gastgarten |
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Die Donau hat hier schon oft für Verwüstungen gesorgt.
Hochwassermarken an der Ecke ... |
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... zeugen davon |
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Wirklich sehr gemütlicher Gastgarten!
Gundi, Fritz und Jutta |
Nach diesen zwei schönen Tagen blieb uns nur noch die Heimreise. Wieder einmal viel Interessantes gesehen und erlebt und daneben auch noch Zeit für Entspannung am Teich gefunden. Und das alles in einer harmonischen Reisegesellschaft!
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