Donnerstag, 2. Mai 2019

Was vom Tage übrig blieb. Monatsrückblick April 2019

Es war wieder einiges los im April! Vieles davon hatte ich beinahe schon wieder vergessen, weil ein Ereignis das andere jagte und aus den Schlagzeilen wieder verdrängte. Hier eine kurze Zusammenfassung:

  • Wahlen in Algerien, Indien, Israel und der Ukraine
  • Brexit und kein Ende. Und damit zusammenhängend: Unruhen in Nordirland
  • Wladimir Putin trifft Kim Jong Un in Wladiwostok
  • Neuer Rekord an fake news
  • Heftige Einzelfälle mit Identitären und Gedichten
  • Harry Potter, der Gotteslästerer
  • Julian Assange musste sein Asyl verlassen
  • Google, die Verlage und das neue EU-Leistungsschutzrecht
  • Notre Dame durch Brand schwer beschädigt
  • Neue Zeitrechnung in Japan durch Kaiserwechsel
  • Frau kommt aus Wachkoma zurück
  • Ein Schwarzes Loch ließ sich fotografieren
  • Israelische Mondsonde kurz vor dem Ziel gescheitert
  • Druckerpatronen sind teuer
  • Selbsthilfe in Rom
  • Erdbeben in Südkorea


Schwarzes Loch
Quelle: pixabay




Politik


Der Langzeitpräsident Algeriens Abd al-Aziz Bouteflika trat nach 20 Jahren ab. Nicht freiwillig, sondern nach massiven Protesten auf der Straße. Ursprünglich wollte er bei den anstehenden Wahlen noch einmal antreten; wenn man die Bilder im Fernsehen gesehen hat, konnte man sich kaum vorstellen, dass dieser von einem Schlaganfall schwer gezeichnete Mann noch einen Staat leiten könnte. Die Wahlen wurden übrigens verschoben, bis dahin gibt es einen Übergangspräsidenten.


Brexit, die unendliche Geschichte. Erst wurden im Parlament alle vier alternativen Wege abgelehnt; dh. die Abgeordneten wussten zwar, was sie nicht wollten, allerdings nicht, was sie wollten. Dann gab es den EU-Gipfel, der eine neuerliche Verschiebung des Brexits brachte - diesmal sogar nach den EU-Parlamentswahlen. Der Fahrplan sieht jetzt so aus: sollten die Briten an diesen Wahlen nicht teilnehmen, muss das Vereinigte Königreich die EU bereits im Juni verlassen - egal, ob mit oder ohne Austrittsabkommen. Sollten sie an der Wahl doch teilnehmen, dann haben sie bis Ende Oktober Zeit. Dann ist aber wirklich Schluss - angeblich.


Sollte UK ohne das mit der EU ausgehandelte Abkommen austreten, gäbe es wieder eine harte Grenze zwischen der Republik Irland und dem britischen Nordirland. Was das bedeutet, wurde bei einer Schießerei in Londonderry deutlich, bei der eine unbeteiligte Journalistin getötet wurde. Die neue IRA hat also deutlich aufgezeigt, dass es sie noch gibt!


In Indien haben Parlamentswahlen begonnen, die sich über mehrere Wochen hinziehen wird. Grund für die lange Dauer ist, dass es einfach nicht genug Wahlhelfer und Sicherheitsleute gibt, um die Wahl in kürzerer Zeit abzuwickeln.


Wahlen gab es auch in Israel. Der amtierende Premier Benjamin Netanyahu wurde im wesentlichen bestätigt und kann weiter regieren.


Und noch einmal Wahlen, diesmal in der Ukraine, wo in einer Stichwahl der Komiker Wolodymyr Selenskyj als Sieger hervorging. Der bisherige Präsident Petro Poroschenko wurde jedenfalls deutlich abgewählt. Was der neue Präsident vorhat, ist noch weitgehend unbekannt.


Das freundschaftliche Verhältnis zwischen Donald Trump und Kim Jong Un ist ja inzwischen wieder ziemlich abgekühlt. Das freut natürlich Wladimir Putin und so hat er den Nordkoreanischen Diktator zu einem Gespräch eingeladen. Kim Jong Un fliegt nicht gerne, daher haben sie sich in Wladiwostok getroffen, dem äußersten Zipfel im südöstlichen Sibirien; das ist per Bahn von Nordkorea aus noch einigermaßen erreichbar (Luftlinie nicht ganz 700km). Sehr viel hat man nicht erfahren, was da besprochen wurde, mal sehen, was in nächster Zeit entwickelt.


Den Begriff "fake news" gibt es nicht erst seit Donald Trump. Die Washington Post führt seit Jahren eine Statistik von Falschbehauptungen und Lügen diverser Politiker. D.T. schießt in dieser Statistik aber den Vogel ab: in den gut zwei Jahren seiner Amtszeit hat er dort die Marke von 10.000 (in Worten: zehntausend) durchstoßen!


Einzelfälle


Als bekannt wurde, dass die Identitären eine Spende des Christchurch-Attentäters bekommen hatten, verlangte Bundeskanzler Sebastian Kurz eine deutliche Abgrenzung der FPÖ von dieser Gruppierung. Die kam zwar prompt vom Parteichef (er will ja Vizekanzler bleiben), in der zweiten und dritten Reihe fiel diese Abgrenzung aber schon deutlich schwerer; im Gegenteil, da gab es sogar trotzige Bekenntnisse zu ihr (Graz). Letztlich gab sich Kurz damit aber erstmal zufrieden - bis zum nächsten Mal.


Rund um den 20. April (Hitlers Geburtstag) veröffentlichte der Vizebürgermeister von Braunau (Hitlers Geburtsstadt) eine widerliche Zeichnung samt ebensolchem Gedicht, das Menschen mit Ratten verglich; gemeint waren wie immer vor allem "die Ausländer". Nach einer kurzen Abwehr wurde aber der innerparteiliche Druck für ihn zu groß, und der Vizebürgermeister trat als solcher zurück und sogar aus der Partei aus.


Gesellschaft


Die Meldung ist zwar vom 1. April, sie handelt aber ganz und gar nicht von einem Aprilscherz. Sondern in Polen haben katholische Priester Harry Potter-Bücher verbrannt, weil sie deren Inhalt als gotteslästerlich ansahen. Sie folgten dabei "dem Wort Gottes". Soll man bei solchen Meldungen lachen? Oder weinen oder zornig werden? Gehört sie unter die Überschrift "Gesellschaft" oder doch unter "Verblödung"?


Julian Assange, der Gründer von WikiLeaks, musste die Botschaft Ecuadors in London verlassen und wurde von den Briten prompt verhaftet (wegen Verletzung von Kautionsauflagen). Angeblich wurde er persönlich immer schwieriger und agitierte sogar gegen sein Gastland Ecuador. Inzwischen wurde er in UK erstmal zu 50 Wochen Gefängnis verurteilt, wie es danach weitergeht, ist noch offen. Die Community hält ihm aber offenbar weiterhin die Stange: innherhalb weniger Tage gab es 40 Millionen (!) Cyber-Angriffe auf Ecuadorianische Einrichtungen, die aus aller Welt gestartet wurden!


Das neue EU-Leistungsschutzrecht sieht ja vor, dass Verlage von den Suchmaschinen Geld verlangen dürfen, wenn diese Teile der Überschrift oder des Textes von Artikeln in den Trefferlisten anführen. In Deutschland ist das seit 2013 übrigens bereits geltendes Recht; allerdings nicht wirksam, weil sich etwa Google weigert, dafür zu zahlen - immerhin verschafft die Trefferliste ja Klicks auf die Verlagsseiten. Und um nicht totgeschwiegen zu werden, haben die Verlage den Preis daher einfach auf Null gesetzt. Dennoch hat der Verlegerverband diese Idee der Zahlungen wieder einmal aufgewärmt, Google hat wieder einmal abgelehnt. Wie naiv darf man eigentlich sein?


Chronik / Panorama


Am 15. April brannte die weltberühmte Kathedrale Notre Dame in Paris. Der Jahrhunderte alte Dachstuhl wurde dabei komplett zerstört, herabfallende Teile schlugen zwei Löcher in das Gewölbe, sodass auch der Kircheninnenraum in Mitleidenschaft gezogen wurde. Insgesamt ist der Schaden aber geringer als zunächst befürchtet, denn bis auf das Dach gab es eben nur wenige Beschädigungen. Die Rettung kam noch so rechtzeitig, dass der Sandstein, aus dem die Kathedrale besteht, Stand hielt und die Kirche eben nicht kollabierte. Inzwischen sind durch private Spenden mehrere hundert Millionen Euro bereit gestellt, sodass die Kathedrale wiederhergestellt werden kann. Der Zeitplan schwankt zwischen 5 und 15 Jahren.

Auch Donald Trump gab seinen Senf dazu ab. Er empfahl der Feuerwehr von Paris, die ja bekanntlich keine Ahnung von Brandbekämpfung hat, Wasser von Hubschraubern aus auf die Kirche zu lassen. Der Druck dieser Wassermassen hätte dem Gewölbe dann endgültig den Garaus gemacht...

YouTube hat übrigens Videos vom Brand als Fake News bzw. Verherrlichung von Terror eingestuft. Die automatischen Filter hatten Notre Dame mit den Twin Towers des World Trade Centers verwechselt. Wieder einmal ein kleiner Vorgeschmack auf die Upload-Filter, die wegen des neuen EU-Urheberrechts eingeführt werden...


In Japan endete eine Ära und eine neue begann. Kaiser Akihito dankte ab und übergab an seinen Sohn Naruhito. In einem genau festgelegten und strengen Zeremoniell bekamen die Japaner ein neues geistliches Oberhaupt. Denn das ist der Kaiser in erster Linie, denn politisch hat er nichts mehr zu sagen. Der ganze Vorgang sowie die religiöse Verehrung und Bedeutung des Tenno ist - wie vieles, das aus Japan kommt - für Außenstehende nur schwer nachvollziehbar. Ein Kommentator hat diesen Übergang verglichen mit dem Rücktritt des letzten und der Wahl des jetzigen Papstes. Damit wird das Ganze doch etwas fassbarer, für mich zumindest.


Dass jemand nach einigen Jahren aus dem Wachkoma wieder ins Bewusstsein findet, kommt angeblich immer wieder vor. Dass das aber nach 27 Jahren geschieht, ist aber schon äußerst selten. Dieses erfreuliche Ereignis hat sich in Bayern ereignet. Unglaublich.


Astronomie


Erstmals ist es gelungen, ein Schwarzes Loch zu fotografieren. Genau genommen kann man das gar nicht, weil es ja jegliches Licht schluckt; man sieht daher auf dem Foto die Reste eines kollabierten Sterns der Galaxie M87 (Sternbild Jungfrau) als hellen Ring und in der Mitte einen schwarzen Fleck - eben das schwarze Loch. Das veröffentlichte Bild ist eine Zusammensetzung aus zahlreichen Einzelbildern, die von einem ganzen Netzwerk von Radioteleskopen aufgenommen wurden.


Israel wollte eine Sonde auf dem Mond landen lassen. Das Unternehmen war bis zuletzt erfolgreich, nur im entscheidenden Moment versagte ein Motor, der die Landung der Sonde abbremsen sollte, sodass sie leider hart auf dem Boden aufschlug und zerschellte. So knapp vor dem Ziel zu scheitern ist schon echt bitter. Aber die nächste Sonde ist angeblich schon in Planung.


Auf dem Weg zur Verblödung


Wem gebührt die Krone in diesem Fall? Den Beratern von VW oder dem Vorstand, weil er sich von den Beratern diesen Schwachsinn einreden ließ? Ab sofort sind Ausdrucke in Farbe nämlich nur noch in extra zu genehmigenden Ausnahmefällen erlaubt! Ob diese drastische Maßnahme mit "enormem Sparpotenzial" VW die vielen Milliarden einbringen wird, die sie der Diesel-Skandal schon gekostet hat und noch kosten wird? Druckerpatronen sind teuer, aber sooo teuer?


Wie: Echt jetzt? Kurioses, Skurriles


Wenn die Stadtverwaltung seit Jahren versagt, ist viel Improvisation und Selbsthilfe gefragt. In Rom gibt es daher mehrere Trupps, die freiwillig und auf eigene Kosten Schlaglöcher stopfen!


Im November 2017 bebte in Südkorea die Erde; mit einer Stärke von 5,5 war das immerhin das zweitstärkste Beben in dieser Region. Wie eine Untersuchung jetzt bestätigen konnte, hatte es aber keine natürlichen Ursachen, sondern es wurde von Menschen ausgelöst. Tiefenbohrungen und vor allem das Hineinpressen von Wasser unter sehr hohem Druck (Stichwort fracking), brachte Gesteinsschichten zum Bersten und in weiterer Folge die Erde zum Schwingen!





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