Mittwoch, 9. Januar 2019

Bruegel-Ausstellung im Kunsthistorischen Museum Wien

Das war knapp. Am kommenden Sonntag endet die sensationelle Bruegel-Ausstellung im Kunsthistorischen Museum (KHM). Die Schau ist wirklich einmalig und wird in dieser Gesamtheit und Zusammenschau in den nächsten Jahrzehnten nicht mehr zu sehen sein.

Das spricht sich herum. Die Besuchermassen müssen sich für ein bestimmtes Zeitfenster anmelden, sonst kommt man gar nicht erst rein. Problem bis Sonntag: es gibt keine einzige Karte mehr zu kaufen. Wer also jetzt noch keine hat, wird auch keine mehr bekommen.


screen shot der KHM-Webseite


Glücklicherweise konnte ich heute doch noch rein. Der Kulturverein meiner Firma hatte bereits im Oktober (!) Karten reserviert und ich konnte eine davon ergattern. Das meine ich mit "knapp".



Aber trotz Zeitfensters schieben sich die Massen durch die Säle, sodass man zu manchen Bildern gar nicht nah genug ran kommt. Das sollte man aber, denn die meisten Gemälde Bruegels sind Wimmelbilder und enthalten kleinste und feinste Details (eine Liste der Gemälde gibt es in der Wikipedia). Wir konnten an einer Führung teilnehmen und unser Guide hatte ein Tablet dabei, auf dem er in das jeweilige Detail hineinzoomen und uns Teilnehmern zeigen konnte. Auf diese Art und Weise haben wir sicherlich mehr mitbekommen, als wenn wir einzeln auf dem Originalbild die winzigen Figürchen gesucht hätten - wenn wir überhaupt zum Bild gekommen wären.

Diese winzigen Figürchen und Details hatten Methode. Die Bilder waren sehr wahrscheinlich Auftragswerke und die Auftraggeber aus dem Kreise der obersten Tausend hatten viel Tagesfreizeit. Die nutzten sie dazu, um mit einer Lupe immer wieder neue Details auf den Bildern zu suchen.

Teilweise sind die Gemälde sehr düster und apokalyptisch und erinnern sehr stark an Hieronymus Bosch (etwa "Die Tolle Grete"). Und dann gibt es wieder sehr fröhliche Bilder, wie die berühmte Bauernhochzeit, auf der die Figuren sehr groß dargestellt sind. Ich hab mir zuvor, ehrlich gestanden, dieses Werk noch nie so genau angeschaut. Aber heute fiel mir auf, dass dort der Boden seltsam steril und sauber ist - wie frisch aufgekehrt. Gleichzeitig wirken die Personen wie in einer schlechten Fotomontage einfach hineingestellt und scheinen zu schweben, weil ihnen die Schatten auf dem Boden fehlen. Seltsam jedenfalls.

Was jetzt noch bleibt, ist, auf der Website die Eindrücke dieses Nachmittags noch einmal Revue passieren zu lassen. Allen, die keine Karten mehr bekommen konnten, empfehle ich ebenfalls die Website. Als Trost könnte man noch sagen, dass man sich im Internet das Geschiebe durch die Säle erspart. Klingt ein wenig nach "Fuchs und sauren Trauben", aber was soll's: besser als gar nix.


1 Kommentar:

  1. Auch ich habe auf den so ziemlich letzten Drücker noch 1 Karte + Führung ergattert.
    Ja, es war knüppelvoll (Freitagvormittag) - aber hat sich allemal gelohnt! Und auch die Führung fand ich, bei aller gebotenen Kürze, sensationell gut.

    Der Guide hat uns noch auf eine Website aufmerksam gemacht, auf der man nicht nur auf die klitzekleinsten Details anzoomen, sondern auch mithilfe der verwendeten Makrofotografie, Infrarot oder Röntgen anschauen kann. Hochinteressant!!
    https://www.insidebruegel.net/#p/v=udroom&lan=de&a=1017

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