Freitag, 5. Mai 2017

Wochenende in Prag - Teil 2

Am Sonntag machten wir am Vormittag eine geführte Tour durch die Prager Altstadt, den Nachmittag verbrachten wir dann auf der Prager Kleinseite. Nach dem Abendessen ließen wir den Abend noch bei ein paar Cocktails ausklingen, wobei wir alle unsere Tschechischen Kronen bis auf 30 loswurden.

Am Montag blieb nur noch Zeit für einen kleinen Fotospaziergang durch das Jüdische Viertel, den Besuch der St. Nikolauskirche auf dem Altstädter Ring und eine Fahrt auf den Rathausturm.

Blick auf die Burg und die Stadt Prag


Sonntag, 30. April


Am Vormittag machten wir eine geführte Tour durch die Altstadt und das Jüdische Viertel. Wie schon in Breslau und Krakau entschieden wir uns auch hier für eine "free walking tour", bei der es keinen fixen Tarif gibt, sondern am Schluss alle Teilnehmer je nach Zufriedenheit ihren guide bezahlen. Bei uns war das Tate, ein junger US-Amerikaner, der seit zwei Jahren in Tschechien lebt. Er begann als Lehrer in Tschechien und der Slowakei, ist dann aber umgeschwenkt auf Fremdenführer. Toursprache war also englisch. Wobei es noch Angebote in spanisch gegeben hätte, aber keine in deutsch - interessanterweise. Es sind derart viele Touristen in Prag, dass alle zwei Stunden mindestens 5 Gruppen losstarten!
Tate fragte uns alle nach unserer Herkunft. Zwei Teilnehmerinnen waren aus Hongkong, von einer wollte er dann auch noch wissen, was sie beruflich machte. Nachdem sie für ein spanisches Unternehmen arbeitete, sprach sie also auch spanisch - nebst chinesisch und englisch. Respekt, die junge Dame kann sich also mit etwa einem Drittel der Weltbevölkerung einfach so unterhalten!

Tate führte uns durch die Stadt

Die Tour führte uns zunächst zum 8. Weltwunder, also der Rathausuhr; mit den üblichen Erklärungen der Uhr und den damit verbundenen Legenden. Von da weiter zum Rudolfinum, ins Jüdische Viertel, zum Pulverturm und zuletzt zur Universität.
Die Rathausuhr und den Pulverturm hatten wir bereits in Teil 1, bleiben also Rudolfinum, Jüdisches Viertel und Universität.

Das Rudolfinum wurde als Konzerthaus errichtet, und als solches ist es heute auch noch in Verwendung. Unmittelbar nach beiden Weltkriegen wurde es aber jeweils zum Parlament, solange, bis das eigentliche Abgeordnetenhaus zur Verfügung stand.

Das Rudolfinum bei Nacht

Auch in Tschechien wird gegen die Zustände in Ungarn protestiert. Das Land wird hier sogar auf eine Stufe mit Weißrussland gestellt!

Das Rudolfinum liegt am Rand des Jüdischen Viertels, von hier sind es nur noch ein paar Schritte zu den zentralen Gebäuden des alten Judentums in Prag.

Die Juden mussten in Prag (wie in vielen anderen Städten) in einem abgeriegelten Ghetto leben. Der Platz war also begrenzt, auch wenn die Bevölkerung wuchs. Auch hatte die nahe Moldau das Ghetto immer wieder überschwemmt, sodass die Lebensbedingungen durch schlechte Hygiene, Überbevölkerung und Armut geprägt waren. Erst das Toleranzpatent 1781 von Joseph II. (der Stadtteil ist heute nach ihm benannt) ermöglichte es den Juden, auch in andere Viertel der Stadt zu ziehen - was vor allem von den wohlhabenderen Bewohnern wahrgenommen wurde. Die Folge war eine weitere Verelendung mit zunehmender Kriminalität. Im 19. Jahrhundert ließ die Stadt moderne Wohnhäuser errichten, und so nach und nach verbesserte sich die Lage.

Berühmt ist das Jüdische Viertel vor allem für seine Altneu-Synagoge und den alten Jüdischen Friedhof. Der seltsame Name der Synagoge dürfte sich vom hebräischen "al tenai" herleiten, was soviel heißt wie "unter der Bedingung, dass"; Details bitte in der Wikipedia nachlesen.

Auf dem Dachboden der Altneu-Synagoge befinden sich der Legende nach noch die Überreste des Golem, den sich Rabbi Löw vor 400 Jahren erschaffen hat.

Es gibt im Jüdischen Viertel noch eine Reihe anderer bedeutender Synagogen und natürlich den berühmten Friedhof. Für all dies wären Eintritte und Führungen erforderlich gewesen, für die wir leider die Zeit nicht hatten. Dann beim nächsten Besuch in Prag eben!

Altneu-Synagoge

Jüdisches Rathaus mit zwei Uhren. Die linke untere ist hebräisch beschriftet und läuft konsequenterweise gegen den (üblichen) Uhrzeigersinn!

An diesem Souvenirstand kann sich jeder seinen Golem kaufen!

Jüdisches Zeremonienhaus neben dem Friedhof

Die Tour führte uns weiter zum Pulverturm (hatten wir bereits in Teil 1) und zur Karls-Universität. Sie ist die älteste in Mitteleuropa (1348) und wurde von Kaiser Karl IV. gegründet. War auch höchste Zeit. Vor allem in Südeuropa (Italien, Spanien, Portugal), in Paris und England waren Universitäten längst etabliert; nur das Heilige Römische Reich ließ sich Zeit. Wien war sogar noch später dran (1365).


Auf dem Weg zur Universität: Knize, der berühmte Schneider.

Noch eine kleine Erinnerung an Wien: eine Nebenstelle des Dorotheums


Karls-Universität

Endlich eine Sitzgelegenheit! Denn ansonsten ...

... ist das Sitzen auf Fensterbänken von Auslagen eher unerwünscht!


Direkt anschließend an das alte Gebäude der Uni ein modernerer Zubau

Gleich neben der Universität steht das Ständetheater. Hier wurde Mozarts Don Giovanni uraufgeführt.

Hier endete die Tour kurz nach Mittag. Nach einem kleinen Imbiss machten wir uns auf den Weg zur Prager Kleinseite und damit verbunden zur Burg, zur Loreto-Kirche und zum Strahov-Kloster.

Der Weg in die Kleinseite führt über die Karlsbrücke. Dieser Stadtteil war seit langem Villen- und Botschaftsviertel, weil es gleich unterhalb des Burghügels und somit dem Zentrum der Macht liegt.

Vor 15 Jahren waren wir noch ungehindert in den Burgbezirk gelangt, diesmal war das nicht möglich. Die erhöhten Sicherheitseinrichtungen lassen eine gigantische Warteschlange entstehen, die wir uns nicht antun wollten. So konnten wir die Burg nur streifen und den Veitsdom, der innerhalb der Burg liegt, nur von der Ferne sehen. Schade.

Auf dem Weg zur Burg kommt man an einer weiteren St. Nikolaus-Kirche vorbei

St. Nikolaus-Kirche in der Kleinseite

Die Fußgänger werden von diesen Wächtern beschützt


Das ist kein Bus, sondern eine moderne Straßenbahngarnitur!

Auf dem Weg von der Nikolauskirche zur Burg ...

... liegt unter anderem die Italienische Botschaft

Letzter Anstieg zur Burg

Der Vorplatz zur Burg. Bis hierher kamen wir.

Die Warteschlange für den Eintritt in den Burgbezirk war uns einfach zu lang! Das Foto erfasst nur ungefähr die Hälfte der Schlange!

Der Vorplatz zur Burg, im Hintergrund der Veitsdom

An diesem Vorplatz liegt auch der Schwarzenberg-Palast. Karl Schwarzenberg war bis 2013 tschechischer Außenminister.

Wir verließen die Burg also wieder und gingen weiter nach oben bis zur Loreto-Kirche und zum Strahov-Kloster.

Haus mit sehenswertem Eingang ...

... und blinden Fenstern

Loretokirche


Cernin-Palast, heute ein Regierungsgebäude.

Gleich neben dem Cernin-Palast eine Statue für Edvard Beneš. Seine berühmten Dekrete legitimierten die Vertreibung der Deutschen aus der neu entstandenen Tschechoslowakei und sind bis heute gültig.


Eingang zum Strahov-Kloster

Segways sind hier unerwünscht!

Klosterkirche

Im Kloster gibt es eine sehenswerte Bibliothek. Wieder einmal eine Warteschlange, die wir uns nicht antun wollten.

Statue des Heiligen Norbert von Xanten, von dem Reliquien im Kloster aufbewahrt werden.

Im Kloster wird spezielles Norbert-Bier gebraut ...

... das sogar antidepressive Wirkungen haben soll!

Noch einmal die Klosterkirche

Sehr schön gearbeitetes Tor

Klosterkirche

Unterhalb des Klosters gibt es eine große unbebaute Fläche, die einen herrlichen Ausblick auf die Burg und die Stadt Prag ermöglicht!

Prag vom Kloster aus gesehen

Wir genossen die schöne Aussicht auf Prag und verkosteten selbstverständlich das Spezialbier. Gut gelaunt (die antidepressive Wirkung machte sich bemerkbar) gingen wir den Weg durch die unterhalb liegende freie Fläche hinunter, bis wir wieder in verbautes Gebiet kamen.

Auf dem Weg hinunter

Wandmalerei

Ein letzter Blick auf die Burg

Wieder im verbauten Gebiet der Kleinseite

Die Deutsche Botschaft in Prag

Eingangstor

Hier gibt es noch deutsche Straßenschilder

Wir gingen bis hinunter zur Moldau. Dort trafen wir auf das Kampa-Museum, das nach der Insel Kampa in der Moldau benannt ist. Weiter die Moldau flussaufwärts entlang bis zur Brücke, die über die Kampa-Insel wieder auf die rechte Moldauseite führt.

Vor dem Kampa-Museum: Krabbelde Babys, ein weiteres Kunstwerk von David Černý, dem gleichen Künstler, von dem auch der Wenzel auf dem toten Pferd stammt.


Im Hof des Kampa-Museums

Nach dem verheerenden Hochwasser von 2002 wurde viel in Hochwasserschutz investiert. Auf der Kleinseite entlang der Moldau können in kurzer Zeit Schutzwände aufgestellt werden.

Blick auf die Kampa-Insel, im Hintergrund die Karlsbrücke

Ein Lift bringt einen von der Brücke zur Insel hinunter

Das Nationaltheater am Altstädter Ende der Brücke

Laterna magika, ein moderner Zubau zum Nationaltheater

Abendessen in einer Kleinbrauerei

Man kann hier auch in einem alten Sudkessel sitzen

Inzwischen war es dämmrig, wir machten uns auf zu einer Cocktailbar und ließen den Tag so ausklingen.

Ein weiteres Kunstwerk von David Černý: "Freud" baumelt an einem Arm an einem Balken, der aus dem Freud-Museum ragt.



Dämmerung mit Mond


Montag, 1. Mai

Viel Zeit blieb uns nach dem Frühstück nicht mehr, zu Mittag wollten wir wieder abfahren. Also gingen wir noch einmal ins Jüdische Viertel, um in aller Ruhe und ohne Stress noch ein paar Fotos zu machen. Sie waren weiter oben im Abschnitt zum Jüdischen Viertel bereits zu sehen.

Blieben nur noch zwei Stationen: Der Besuch der Nikolauskirche auf dem Altstädter Ring (die einzige Kirche, die wir auch von innen sahen) und eine Fahrt mit dem Lift auf den Rathausturm.

Nikolauskirche

Da werden gerade Hochzeitsfotos gemacht

Der Kelch gibt einen Hinweis auf Jan Hus, der ja unter anderem die Kommunion in beiden Gestalten (Brot und Wein) spenden wollte.

Eingangstür zum Senat ...

... und zum Präsidium (was immer damit gemeint ist).

Der Lift bringt einen nach oben


Für die letzten paar Meter gibt es eine Wendeltreppe mit Ampelregelung.

Es ist 10:40Uhr, erst Wenige vor der Rathausuhr

Blick auf das Strahov-Kloster auf der Kleinseite ...

... zur Burg

... auf die Teynkirche

...und zum Hus-Denkmal

Ein Selfie muss auch sein. Es war ziemlich windig da oben!

Kurz vor 11:00Uhr, das Schauspiel des 8. Weltwunders wird gleich beginnen!

Jetzt ist es soweit. Alle Kameras sind gezückt!

11:02 Uhr, die Menge zerstreut sich wieder

Zum Abschluss noch einmal die Wappen von Böhmen und Prag im Rathausturm (Mosaik!)

Der Rest ist schnell erzählt. Zu Mittag fuhren wir los und waren kurz vor 16:00Uhr wieder zu Hause.

* * * * * * *

Zwei Tage Prag sind eindeutig zu wenig! Ich musste an so vielen Stellen berichten, dass uns die Zeit zu knapp und die Warteschlangen zu lang waren! Man kann sicherlich Tage und Wochen in Prag verbringen, aber diese zwei Tage reichen gerade einmal für einen Überblick. Die Goldene Stadt an der Moldau ist jedenfalls immer eine Reise wert!

Ende des Reiseberichts!

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