Mittwoch, 27. Januar 2016

Adam McKay: The Big Short

Diesmal im Kino: The Big Short. Dabei geht es um die Finanzkrise 2007, als diese noch gar keine war. Wer nämlich genau hinsah, konnte bereits 2005 erkennen, dass sich am US-Häusermarkt eine gigantische Blase entwickelte, deren Platzen nur eine Frage der Zeit sein konnte.



Der Film basiert auf wahren Begebenheiten.


Er setzt eben im Jahr 2005 ein, als der Manager eines kleinen Fonds (Michael Burry) in Kalifornien bemerkt, dass die Hypotheken auf Häuser sowie deren Schuldner zu gut bewertet werden. Anders als die Banken, beschließt er, da einmal genauer hinzusehen. Seine Erkenntnisse sind erschütternd, zumindest für ihn. Die anderen wollen ihm nicht glauben, denn einerseits gilt der Hypothekenmarkt als sicher und als unsinkbares Schiff; und andererseits halten die etablierten Banker nicht allzuviel von diesem durchgeknallten Autodidakten (er ist eigentlich Arzt), der sich in kurzen Hosen und T-Shirt in seinem Kämmerchen einschließt und sich darin in voller Dröhnung heavy metal gibt, zu dem er noch dazu selbst das Schlagzeug malträtiert.

Es gelingt ihm aber letztlich doch, bei einigen Banken shorts (also Wetten) auf den Zusammenbruch des Häusermarktes zu platzieren; in Summe immerhin 1,3 Mrd. Dollar. Und es sind nicht irgendwelche kleinen Banken, sondern die ganz großen Namen: Goldman Sachs, JPMorgan Chase, Bear Stearns, Deutsche Bank und ähnliche Kaliber! Sie zögern zwar zunächst, freuen sich aber insgeheim dann doch über den Idioten, der soviel in diese dämlichen Wetten investiert, die er aus ihrer Sicht einfach nur verlieren kann.

Aber er bleibt dabei. Selbst dann noch, als die Investoren seines Fonds das Kapital abziehen möchten, weil ihnen das Risiko zu groß ist und ihnen ebenfalls der Glaube an den Zusammenbruch des Häusermarktes fehlt. In dieser heiklen Situation nutzt er beinhart eine Klausel des Vertrages und macht ein Abziehen der Investitionen einfach unmöglich.

Durch aberwitzige Zufälle bekommen zwei weitere kleine Fonds mit, welche Überlegungen Burry angestellt hat. Sie sehen ebenfalls genau hin, indem sie zum Beispiel tatsächlich in solche Siedlungen fahren und sich Häuser und Bewohner zeigen lassen. Sie sind ebenso erschüttert wie Burry und setzen ähnliche Aktionen: auch sie wetten in großem Stil auf den Zusammenbruch.

Im Frühjahr 2007 war es dann soweit, mit all den bekannten Folgen, die uns noch heute beschäftigen.

Der Film basiert weitgehend auf Tatsachen. Die genannten Personen und Firmen gab es wirklich und sie haben mit ihren Wetten tatsächlich gigantische Gewinne gemacht. Es werden viele Beteiligte behandelt:

  • die Rating-Agenturen mit ihren Gefälligkeits-Gutachten. Die befragte Analystin trägt eine schwarze Brille, angeblich wegen einer Augenuntersuchung. Der Film veranschaulicht dadurch aber recht gut die Blindheit, mit der alle beschlagen sind bzw. den Unwillen, sich mit der Überbewertung der Hypotheken zu beschäftigen.
  • die Banker, die einfach jedem Kredite gewähren, weil die ständig wertvoller werdenden Häuser als Sicherheiten herangezogen werden und die Bonität der Schuldner nicht berücksichtigt wird.
  • Banken verkaufen solche weichen Hypotheken (subprime) an andere Firmen (Schattenbanken) weiter, damit sie in den Bilanzen nicht aufscheinen und somit auch nicht der Finanzmarktaufsicht unterliegen.
  • die Finanzmarktaufsicht (SEC), die ihre Aufgabe nicht ernst nimmt und wegsieht
  • und nicht zuletzt die betroffenen Schuldner selbst; sie werden delogiert, obwohl sie ihre Miete regelmäßig bezahlen, aber der Vermieter seine Raten bei der Bank nicht damit begleicht, sondern sonstwas damit macht.


Der Film ist sehr flott und kurzweilig inszeniert und stellt an die Besucher doch einige Anforderungen an deren Aufmerksamkeit. Vor allem, wenn sie mit Begriffen wie short, CDO, swap, Leerverkauf, Hypothek, Derivat etc. nicht ganz sooo vertraut sind. Diese Begriffe werden zwar einfach und verständlich erklärt (einmal), sie schwirren aber ständig durch die Luft, Mitdenken ist also dringend angeraten, sonst verliert man den Faden!

Was schade wäre, denn der Film ist wirklich gut! Er ist zwar als Bester Film bei den Oscars 2016 nominiert. Die Frage ist nur, ob er sich gegen "The Revenant" durchsetzen kann. Denn dieser Film hier behandelt ein nicht gerade ruhmreiches Kapitel der jüngeren US-Geschichte, während der andere eine Heldentat aus der amerikanischen Folklore der Pionierzeit erzählt. Keine gute Ausgangsposition für "The Big Short", so wie ich die Academy einschätze...

Eine sehr gute Rezension gibt es übrigens auf der Seite der Frankfurter Allgemeinen!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen