Mittwoch, 22. April 2015

"Die Affäre Rue de Lourcine" im Burgtheater

Jaja, die Zeit vergeht! Gestern war schon wieder die letzte Vorstellung in unserem Abo-Zyklus.
Diesmal sahen wir das Stück "Die Affäre Rue de Lourcine" von Eugène Marine Labiche. Bis vor ein paar Tagen sagten mir weder Autor noch Stück etwas; die Inhaltsangabe im Wiki-Artikel ist relativ kurz, auch die Beschreibung auf der Burgtheaterseite ist nicht wirklich länger. Aber die ersten Berichte nach der Premiere waren durchaus positiv und hoben vor allem die schauspielerischen Leistungen sowie den Humor der Inszenierung hervor.


Nicholas Ofczarek und Michael Maertens [Quelle: Burgtheater / Reinhard Werner]


Wir waren also gespannt.



Jutta haben es vor allem die angesprochenen schauspielerischen Leistungen angetan. Und tatsächlich konnte man im Publikum den Kater der beiden Protagonisten körperlich nachvollziehen. Wir haben Nicholas Ofczarek schon auch in anderen Rollen gesehen; aber wenn es galt, einen Betrunkenen zu geben, war er immer mit dabei! Das war schon bei "Was Ihr wollt" so, beim "Lumpazivagabundus" und eben diesmal wieder. Er scheint auf diese Typen abonniert zu sein. Auch den anderen scheint ihr Spiel sichtlich Spaß zu machen, insgesamt also eine saubere Leistung der Schauspielerriege.

Mir hat gleich zu Beginn recht gut gefallen, als die Frau des Hauses eine Strophe von Gustav Mahlers Kindertotenlied anstimmte:
"Nun will die Sonn' so hell aufgeh'n
als sei kein Unglück die Nacht gescheh'n"
Hat wirklich gut gepasst, denn ein Unglück ist die letzte Nacht ja tatsächlich geschehen!

Das war's dann aber auch schon.

Der Rest war einfach nur quälend: zermürbend langsame, übermäßig in die Länge gezogene Kalauer aus der Mottenkiste von Skikursabenden. Ein Stück, das bestenfalls auf einer Boulevardbühne aufgeführt werden sollte, so einfach und durchsichtig gestrickt ist es; noch dazu, wo sich zum Schluß alles in Wohlgefallen auflöst, weil - haha - eh alles nicht so schlimm ist. Wenn man die Kalauer auf ein Minimum reduziert, bleiben vielleicht netto 20-30 Minuten reine Spieldauer übrig. Tatsächlich wurde das Stück aber auf 90 Minuten ausgewalzt und ohne Pause gespielt, sodass nicht einmal Gelegenheit zur Flucht geboten wurde. Jetzt ist mir auch klar, warum die Inhaltsangaben so kurz sind: mehr gibt's einfach nicht, das Stück ist wirklich so dürftig.

Mir ist überhaupt nicht klar, warum die diversen Rezensionen von einem "vergnüglichen Abend" sprechen. Entweder war ich ein einem anderen Stück oder das Premierenpublikum ist wirklich mit allem zufrieden. Wenn einer zum wiederholten Male eine von Kohlenstaub geschwärzte Hand aus der Hosentasche zieht, ist das einfach nicht mehr witzig - jedenfalls nicht so witzig, dass das Gegackere auf's Neue losgehen müsste (so wie hinter mir). Auch der - zugegebenermaßen gekonnte - Gang eines Betrunkenen hat sich bei mir nach ein paar Minuten abgenützt und trägt keine vollen 90 Minuten. Solche und ähnliche Dinge meine ich, wenn ich von "Kalauern auf Skikursniveau" schreibe. Wenn ich sowas sehen möchte, gehe ich zum Tschauner.

Sorry, nicht mein Ding.

Wie schon erwähnt, haben mir Autor und Stück bisher nichts gesagt. Jetzt weiß ich auch, warum. Es wird mir nicht schwer fallen, beide auch wieder rasch zu vergessen.

Wäre da nicht dieser Blog-Eintrag.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen