Mittwoch, 5. März 2014

Lars von Trier: Nymph()maniac

Gestern sah ich mir gemeinsam mit Philip den ersten Teil von Nymp()maniac an. Wegen der Länge des Films wird er üblicherweise in zwei Teile zerlegt, wobei der erste eben bereits in unseren Kinos ist. Der zweite Teil soll noch in diesem Frühjahr folgen.

Vieles hat man über diesen Film bereits gehört und gelesen, angeheizt wurde der Hype auch durch die Marketingmaschinerie, die so nach und nach Fotos und Video-Schnippsel veröffentlichte.



Da ich bereits einige Lars von Trier-Filme gesehen hab (Dogville, Antichrist, Melancholia), wollte ich auch diesen Film unbedingt sehen.

[Update: Verweis auf die Rezension in der Presse ergänzt]
Wie so oft bei diesem Regisseur, ist auch dieser Film in Kapitel unterteilt. Und wie so oft bei ihm, ist auch dieser Film etwas langatmig, hat aber einige ganz starke Szenen.


Und ja, er enthält auch einige ganz explizite Szenen, die ich aber nicht frauenfeindlich, sexistisch oder pornografisch bezeichnen würde; sie passen einfach zu diesem Film, und Männlein wie Weiblein werden gleichermaßen nackig dargestellt. Diese Szenen sind vielleicht in den USA - oder, wie ich gerade lese, in der Türkei - ein Thema, in Europa regen sie aber wahrscheinlich kaum jemanden auf.

Ganz kurz die Handlung: Ein älterer Junggeselle findet eine junge Frau (Joe) verletzt auf der Straße liegend. Sie möchte nicht, dass er Polizei oder Rettung ruft, daher nimmt er sie zu sich in die Wohnung mit. Er steckt sie ins Bett zum Aufwärmen, bringt Tee und setzt sich zu ihr ans Bett. Dabei erzählt sie in Rückblenden ihren Werdegang zur Nymphomanin, wobei sie sich oft in schlechterem Licht darstellt oder sieht, als ihr Zuhörer.

Die Kapitel, die mich am meisten berührt haben, sind
  • Mrs. H: Der Ehemann verlässt seine Frau und zieht bei der Protagonistin Joe ein. Kurz darauf kommt seine Frau mit den drei Söhnen im geschätzten Alter von 6-10 Jahren zu ihnen und sie zeigt ihnen das neue Zuhause ihres Vaters, vor allem das Schlafzimmer.
  • The Little Organ School: Im Kassettenrekorder steckt ein Kassette mit einem polyphonen Stück von Johann Sebastian Bach; Joe und der Junggeselle diskutieren über Polyphonie und den "cantus firmus". Joe stellt eine Analogie zwischen drei ihrer Männer und der Polyphonie her, wobei Jerome ihr "cantus firmus" ist. Das Ganze wird in sehr beeindruckenden Filmsequenzen dargestellt. Das Band endet, bevor noch das Stück ganz gespielt ist, die Musik endet abrupt, und mit ihr der erste Teil von Nymphomania.
    In diesem Kapitel spricht Joe zum ersten Mal davon, dass ihre Nymphomanie ihre Art ist, die Liebe zu suchen und diese drei Männer das am besten ausdrücken.
Der Film wurde zwar nur in einem kleinen Saal gezeigt, ich war aber trotzdem über den zahlreichen Besuch überrascht; bedingt durch die teilweise Länge und Langsamkeit haben allerdings geschätzte 20% der Zuschauer den Saal während der Vorstellung verlassen. Etwas, das ich schon lange nicht mehr beobachtet habe; ist aber auch eine Art von "Abstimmung mit den Füßen".

Ich finde ihn trotzdem sehenswert: er ist schön und leise gedreht, die Darsteller sind erste Liga, und er ist bei weitem nicht so reißerisch, wie es die Propaganda glauben lassen möchte. Eine enthusiastische Rezension, die vor allem mit dem Porno-Vorurteil aufräumt, findet sich übrigens in der Presse.

Der zweite Teil ist jedenfalls Pflichttermin, zumal bei den anderen Lars von Trier-Filmen die zweiten Teile immer noch die stärkeren waren!

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