Samstag, 15. März 2014

"Die Krönung Richards III." im Burgtheater

Wir hatten uns schon tagelang geistig auf diesen Abend vorbereitet. Beginnzeit 17:00 Uhr für eine reguläre Abendvorstellung ist schon einmal verdächtig, und der Verdacht hat sich dann auch bestätigt: das Stück in der Regie von Frank Castorf dauert 6 (!) Stunden und es gibt 2 Pausen.

Wir hatten unsere Garderobe bereits abgegeben und waren auf dem Weg zu unseren Plätzen, doch dann kam alles plötzlich und überraschend ganz anders.

Zehn Minuten vor Beginn der Vorstellung erfuhren wir, dass sie kurzfristig abgesagt wurde. Das Burgtheater hatte ein Kommunikationsgenie ausgeschickt, dem man sämtliche Informationen mühsam und einzeln aus der Nase ziehen musste. Zu seiner Ehrenrettung muss man sagen, dass er wahrscheinlich auch erst vor wenigen Minuten von der Absage erfahren hatte.

"Warum wurde die Vorstellung abgesagt?" - "Wegen Erkrankung eines Darstellers."
"Wie geht es jetzt weiter? Wird es einen Ersatz geben?" - "Sie können sich bei der Kassa das Geld zurück holen."
"Wir sind Abonnenten" - "Dann setzen Sie sich bitte mit der Abo-Abteilung in Verbindung. Die werden das wahrscheinlich von sich aus tun."

Das alles in einem ausgewählt ruhigen und höflichen Tonfall. Und weiters: "Sie können aber auch in den Saal gehen: um 17.30 wird Martin Wuttke mit einer Lesung beginnen."

Wir haben dankend darauf verzichtet, haben das Auto aus der Garage geholt und sind zum Heurigen gefahren. Irgendwas musste mit dem angefangenen Abend ja geschehen.

Später hab ich dann geschaut, ob Zeitungen vielleicht etwas mehr herausgefunden haben als wir. Die einzige, die etwas darüber schrieb, war der Kurier: Vier Darsteller sind erkrankt, daher war eine Aufführung nicht möglich.

Dabei fällt es mir etwas schwer, zwei Dinge zu glauben bzw. zu akzeptieren:

  1. Von den 11 genannten Darstellern sind gleich 4 gleichzeitig krank geworden? Ist da in Wien eine Epidemie ausgebrochen und ich hab nix mitbekommen?
  2. Für die vier gibt es keinen Ersatz, der einspringen kann?
Ich kann mir nicht helfen, irgendwie erinnert mich diese Situation an den Sommer letzten Jahres, als der Hauptbahnhof Mainz wochenlang geschlossen war und nicht angefahren werden konnte. Damals sind von 15 Fahrdienstleitern 7 gleichzeitig krank geworden, 3 weitere waren im Urlaub und konnten nicht zurück in den Dienst geholt werden. Und die restlichen waren einfach zu wenige, um die Strecke zu betreuen. Alles natürlich purer Zufall, da eine konzertierte Aktion zu vermuten, wäre selbstverständlich eine böse Unterstellung und wurde damals - zumindest öffentlich - auch niemals in den Raum gestellt! Kein Manager würde sich jemals in solche Nesseln setzen!

Und auch im Burgtheater hat die Absage selbstverständlich gar nichts, aber schon wirklich gaaaar nichts mit den momentanen Turbulenzen im Haus zu tun!

Aber ein komisches Gefühl bleibt, in beiden Fällen.


So, dafür, dass es eigentlich nix zu berichten gibt, ist der Artikel doch relativ lang geworden. Fortsetzung folgt.

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