Sonntag, 29. Dezember 2013

"König Lear" im Burgtheater

Gestern Abend gab es im Burgtheater "König Lear" mit Klaus Maria Brandauer in der Titelrolle. Das Stück wurde anlässlich seines 70. Geburtstages ins Programm genommen.

Und siehe da: wenn Klaus Maria Brandauer den Klaus Maria Brandauer nicht heraus hängen lässt, ist er tatsächlich ein wirklich guter Schauspieler!

Ich nehme an, das haben wir wahrscheinlich Peter Stein zu verdanken, der als Regisseur genug Erfahrung hat, um mit Primadonnen umzugehen. Apropos Peter Stein: kaum zu glauben, dass das sein Regiedebüt am Burgtheater war!

Das Stück hat ein recht ansehnliches, umfangreiches Personenregister, und bei der Besetzung wurde nicht gespart: durchwegs tolle Darstellungen, ich möchte da gar nicht den einen oder anderen hervorheben, vielleicht mit diesen Ausnahmen:

  • Martin Reinke als Herzog von Cornwall hab ich manchmal etwas schlecht verstanden. Aber das trübt den Gesamteindruck nicht wirklich, das ist bereits Herummäkeln auf hohem Niveau
  • die Paraderolle des Narren wird von Michael Maertens wirklich köstlich gespielt; in all der Dramatik des Stückes wirklich ein helles, witziges Glanzlicht
Gespielt wurde auf komplett leerer Bühne wie zu Shakespeares Zeiten. Lediglich in einer Szene wird ein Zelt von oben herab gelassen und in einer weiteren wird eine Falltüre im Bühnenboden als Eingang zur Höhle benutzt. Requisiten wurden auf das absolute Minimum reduziert (Schwerter, Briefe etc.). Das Stück hat aufwändige Bühnenbauten aber auch gar nicht nötig, man erkennt als Zuschauer am Kontext ohnehin sofort, welcher Ort gerade dargestellt wird. Selbst ein schattenspendender Baum ist bloß die Bühnenwand; dass ein Baum gemeint ist, wird im Text sowieso erklärt ("...bleib hier unter diesem schattigen Baum").

Sehr hilfreich war die farbliche Gestaltung der Kostüme: grün für Goneril und Familie, rot für Regan und Familie und weiß für Cordelia. Die Bekleidung aller anderen war in braun und grau gehalten.

Nur der Zweikampf im Finale ist etwas zu lang geraten; da hat man dann schon gemerkt, dass das Publikum etwas unruhig wurde. Apropos Länge: über vier Stunden, eine Pause!

Alles in allem ein wirklich gelungener Theaterabend! Lang anhaltender Applaus, der erst durch den Vorhang beendet wurde. Bravorufe.

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